Meine Frage ist eigentlich recht einfach:
Ließe sich nicht auch eine Variante der zweiten Stufe der F9 bauen, die ähnlich der zweiten Stufe der BFR funktioniert? (Die erste Stufe erfüllt faktisch ja bei beiden Systemen unter normalen Bedingungen die selbe Funktion. Daher ziehe ich sie nicht in die Betrachtung mit ein.)
Dazu müsste diese zweite Stufe folgendes können:
1. Den Orbit erreichen. (das kann sie schon heute)
2. Im Orbit aufgetankt werden.
3. Deorbiten.
Wäre das möglich, könnte SpaceX bereits mit der F9 einen höheren Grad an Wiederverwendbarkeit erreichen.
Eine normale Mission würde dann aus mehreren F9 Starts bestehen und in etwa so aussehen:
- F9 Stufe 2 Nummer 1 bringt Satelliten in LEO.
- F9 Stufe 2 Nummer 2 bringt Treibstoff nach, tankt Nr. 1 auf. Behält aber Resttreibstoff zu Landung.
- Nr. 2 landet mit Resttreibstoff.
- Nr. 1 setzt Satelliten aus. Begibt sich dafür evtl. in höheren Orbit.
(- falls nötig bringt eine Nr.3 weiteren Treibstoff für Nr.1 und landet danach.)
- Nr. 1 landet wieder.
Mit der entsprechenden Payload Bay wäre eine Wiederverwendbarkeit, auch der zweiten Stufe, samt Fairing, erreicht.
Also woran liegt es, dass Musk keine F9 ala BFR baut?
Ich sehe im Moment nur folgende Gründe:
1. Man hat nicht daran gedacht. Würde mich aber sehr wundern.
2. Man arbeitet mit der F9 bereits so nah an den Limits, dass sich ein BFR Konzept damit nicht mehr realisieren ließe. Aber ich denke, dass sich dieser Punkt entkräften lassen müsste: Die F9 fliegt heute hauptsächlich 2 Arten von Missionen: kleinere Massen in den LEO, oder größere in den GEO. Die kleineren Massen für den LEO könnte man auf mehrere Missionen aufteilen. (evtl. mit Ausnahme der Dragon Missionen) Die größeren Lasten für den GEO (genauer GTO) könnte man erst in den LEO befördern. Und dann, nach Betankung, weiter in den GTO.
3. Die Kosten für ein neues Design der zweiten Stufe wären zu hoch. Da baut man lieber eine FH, die beim Missionsprofil der F9 evtl. sogar ohne Neubetankung eine Landung der zweiten Stufe ermöglicht - mit entsprechendem Re-Entry Burn und Hitzeschild. (Bzw. man setzt gleich auf die noch größere BFR.)
4. Aufgrund der Größe ist die BFR (und teils FH) wesentlich effizienter, und damit interessanter.
5. Man will insb. Blue Origin zuvorkommen. Um diese nicht als erste den Vorteil von großen, wiederverwendbaren Raketen nutzen zu lassen. Oder auch um möglichst bald groß dimensionierte Lasten befördern zu können, und eventuell in deren Abmessungen auch Standards setzen zu können, anstatt sich später der Konkurrenz anpassen zu müssen.
6. Man ist sich wirklich so sicher, dass die BFR funktionieren wird, dass sich der Sprung ohne mehr Zwischenschritte lohnt.
7. F9 ala BFR würde den Zeitplan der BFR nach hinten verschieben, und damit die Mission von SpaceX aufhalten.
Woran liegt es also?