Titel: From Polaris to Trident: the Development of US Fleet Ballistic Missile Technology
Author: Graham Spinardi
ISBN: 978-0-521-41357-2 (hardback)
ISBN: 978-0-521-05401-0 (paperback)
Jahr: 1994
Wie der Titel schon sagt, beschreibt das 194 Seiten starke Buch die Entwicklung seegestuetzter ballistischer Raketen in den USA von den Anfaengen des Polarisprogrammes in den 1950er Jahren bis hin zur Einfuehrung der Trident II D5 Anfang der 1990er Jahre. Das Buch beruht auf der Doktorarbeit des Authors. Der Fokus des Buches liegt auf der Frage, wie sich technische Entwicklung und Gesellschaft und Politik gegenseitig beeinflussen, und was wen antreibt. Das wird vor allem in detaillierten Beschreibungen der Entwicklung und Navigations- und Steuerungssysteme der Raketen und U-Boote ausgefuehrt, eine faszinierene Geschichte an sich.
Anders als bei landgestuetzten Raketen sind bei SLBM Geschwindigkeit beim Start, Lage, Position und das lokale Schwerefeld variablen, die alle die Genauigkeit der Rakete beeinflussen. Die Loesung dieser Probleme war um einiges komplizierter als die Entwicklung der Raketen und U-Boote selbst.
Technische Detailloesungen wie Sternensensoren wurde Gegenstand heftiger politischer Ausseinandersetzungen, oftmals eng verflochten mit Rivalitaeten zwischen US Air Force und US Navy. Selbst innerhalb der Navy gab es immer wieder Auseinandersetzung um die Ausrichtung des Programmes. Um sich von der Air Force abzugrenzen, verwendete man selbst andere Begriffe - Fleet Ballistic Missile (FBM) statt Sea Launched Ballistic Missile (SLBM), reentry body statt reentry vehicle usw..
Es ist auch interessant zu sehen, welchen Einfluss die Entwicklung dieses Waffensystems auf die Raumfahrt und Erfrorschung der Erde (bzw umgedreht) hatte. Das erste Satellitennavigationsystem Transit wurde fuer die Polaris U-Boote geschaffen, damit sie regelmaessig ihre inertialen Navigationssysteme an Bord aktualisieren konnten. Diese Satelliten waren auch wichtig fuer die Vermessung des Schwerefeldes der Erde, damit man die Raketen beim Start kalibrieren konnte. Ebenso wurden dafuer die Ozeanboeden im Detail kartographiert. Vor Transit war selbst die genaue Position von Kontinenten unbekannt, be Australien lag man um mehrere 1000m daneben.
Es ist ein wissenschaftliches Fachbuch mit vielen Referenzen im Anhang, laesst sich aber dennoch gut lesen. Es ist jedem empfohlen, der sich fuer die gegenseitige Beeinflussung von Technik, Wissenschaft und Politik interessiert sowie technische Entwicklungen im Bereich von Navigations- und Guidancesystemen.