Was war das wieder für ein Jahr für die Wissenschaft. Auch in Astronomie und Raumfahrt gab es einige Höhepunkte. Am Jahresende hält man Rückschau und fasst für sich das Wichtigste zusammen.
Dem Schwarzen Loch im Zentrum unserer Galaxis, Sagittarius A*, ist man wieder ein Stück näher gekommen. Seine räumliche Ausdehnung kann mittlerweile angegeben werden (ca. 1 AE). In seiner Umgebung vermutet man Tausende kleiner Singularitäten. Außerdem ließ sich anhand der Anregung einer nahen Gaswolke zurückliegende Aktivität nachweisen.
Der Saturn, sowie seine Monde und Ringe standen ebenfalls im Fokus der Forschung. Polarlichter und eine „Wärmekappe“ am Südpol des Planeten wurden gefunden. Enceladus hat eine dünne Wasseratmosphäre, die sich ständig erneuert. Sein Vulkanismus könnte Hauptursache für die Existenz der Saturnringe sein. Außerdem bricht auch heute noch seine eisige Oberfläche auf. Aus den Rissen hervorquellendes Wasser bildet neues, kristallines Eis (helle Tigerstreifen). Auf dem Titan gibt es offenbar keine Flüsse und Seen aus Methan. Wolken sind selten und lösen sich schnell auf. Auch Nebel konnte beobachtet werden. Offensichtlich ausgetrocknete Flussläufe und Küstenlinien führten zu der Vermutung, dass Regen eher selten ist, dann aber sintflutartig. Hyperion, ein weiterer Saturnmond, ist ausgesprochen porös und unförmig, er schlingert. Andere Monde, wie Prometheus und S/2004 S6, wirbeln die Ringe, die sogar eine sehr dünne Atmosphäre bilden, durcheinander und sorgen für spiralartige Strukturen und Speichen.
Wie beim Saturn fand man auch beim Uranus neue Monde und außerdem neue Ringe. Die komplexe Dynamik der Jupiteratmosphäre ist weitgehend geklärt. Auch beim Pluto hat man zwei kleine Monde gefunden. Außerdem gab es einige neue Planetenkandidaten sowie Asteroiden mit kleinen Begleitern. Im Spätherbst überraschte Hayabusa mit einer wechselhaften Asteroidenstory und überdeckte damit fast den Beschuss des Kometen Tempel 1 im Sommer.
Auf dem Mars leisten die kleinen Rover Spirit und Opportunity sagenhaftes. Die Anzeichen für eine feuchte Vergangeheit des Mars mehren sich. Mittlerweile wurden auch atmosphärische und astronomische Ereignisse auf dem Mars in die Untersuchungen einbezogen. Dazu gehörten ein Phobostransit und eine „Sternschnuppe“. Aus der Umlaufbahn hat man sowohl auf der Oberfläche als auch unter dem Marsboden Wassereis-Vorkommen entdeckt.
Auch die ESA kann auf ein erfolgreiches Jahr zurück blicken. Auf die Huygens-Landung auf dem Saturnmond Titan folgten der erste erfolgreiche Start der „Super-Ariane“ und die bemannte Mission Eneide des Italieners Vittori mit lebenswissenschaftlichen und technologischen Forschungen an Bord der ISS. Das Roboterexperiment ROKVISS sowie das Strahlungsmessexperiment Matroschka wurden in Betrieb genommen. Mars Express lieferte Bilder und Messwerte vom Roten Planeten, Venus Express machte sich auf den Weg zum Abendstern und das dritte und zukünftig genaueste Navigationssystem unseres Planeten, Galileo, erlebte zum Jahresende den Beginn der Testphase.
Alternativen in der Antriebstechnik werden diskutiert: Sonnensegel (Cosmos I), nuklear-elektrische Energieversorgung (Prometheus) für elektrische Antriebe (z. B. aus Stuttgart) und der Weltraumfahrstuhl (Elevator Games). Außerdem werden neue konventionelle Trägerraketen und Raumschiffe geplant und dies nicht nur von den „üblichen Verdächtigen“. Die private Raumfahrt bläst zum Angriff. Space Ship Two und CXV werden ebenso geplant wie der DreamChaser. Wie weit die Projekte kommen, wird die Zukunft zeigen. Gleiches gilt aber auch für die stattlichen staatlichen Pläne der Amerikaner, West- und Mitteleuropäer, Russen und Chinesen. Auf jeden Fall waren Kliper und CEV sowie die Mond- und Marspläne viel diskutierte Themen. Die zugehörigen Trägersysteme und die Zukunft der Internationalen Raumstation gehörten ebenfalls dazu.
2005 waren 17 Menschen aus 5 Nationen im Weltraum, die meisten an Bord der ISS. An den insgesamt rund 856 Lebens- und Arbeitstagen in der Schwerelosigkeit wurden neue Geräte und Techniken erprobt, die Auswirkungen der Schwerelosigkeit, Strahlung, Enge und Isolation auf Menschen und andere lebende Organismen untersucht, die Station weitgehend in Funktion gehalten und verschiedene biologische und physikalische Experimente ausgeführt.
Zum Schluss noch ein paar Ereignisse, die in die bisherigen Themen nicht so ganz reinpassten. Erstmals wurde (infarotes) Licht von einem Exoplaneten direkt aufgefangen (HD 209458b). Bei HD 18875 hat man einen großen Gasplaneten und zwei kleinere Sterne entdeckt. Es handelt sich also um ein Dreifachsystem mit einem Riesenplaneten. Außergewöhnlich außergewöhnlich. Kontrovers wurde über dunkle Materie und dunkle Energie diskutiert. Mittlerweile halten einige kluge Köpfe das „Konstrukt“ für überflüssig, andere erreichen Vereinfachungen, indem sie zusätzliche Dimensionen aus der String-Theorie in die Kosmologie übernehmen und damit gute mathematische Modelle erhalten. Auch wurden neue Kandidaten für die dunkle Meterie gefunden, die aber immer nur ein paar Prozentpunkte liefern. Im Zentrum der Andromeda-Galaxie fand man etwa 400 junge Sterne in der Nähe des zentralen Schwarzen Loches. Erde und Mond bestehen seit 4527 Millionen Jahren, unsere Galaxis ist eine Balken-Spiral-Galaxis und wir sind 6360 Lichtjahre vom nächsten Spiralarm entfernt, also in einer etwas entlegenen Gegend. Man diskutiert, gefährliche Asteroiden allein durch die Schwerkraft eines darüber schwebenden Raumschiffes abzulenken, Monstaub durch Mikrowellenbestrahlung zu verfestigen, als Mondstaub Sauerstoff und Material für Solarzellen zu gewinnen und in der Marsatmosphäre durch Ablassen fluorhaltiger Gase den Treibhauseffekt zu vergrößern und damit langfristig die Oberflächentemperaturen zu erhöhen.
Schon diese kurze Aufzählung ist länger geworden als ich dachte. Naja, was waren Eure Höhepunkte 2005?
Bin gespannt auf Eure Beiträge, GG.