NASA und IP

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NASA und IP
« am: 28. August 2014, 11:54:15 »
Hallo an alle,
mir ist gestern beim Schreiben eines Beitrags hier ein Gedanke gekommen, über den ich bisher wenig nachgedacht habe:
Wenn die NASA eigene Arbeiten anstellt und in ihren Labors etwas entwickelt, dann können sie die Technologie offensichtlich verkaufen oder lizensieren. Siehe die Geschichte mit der Transhab-Technologie an Robert Bigelow.
Klar ist für mich auch, dass wenn die NASA im Rahmen eines Förderprogramms Mittel an Unternehmen wie SpaceX gibt, um z.B. die Entwicklung der Fähigkeit zum Personentransport zu unterstützen, liegen die Rechte des geistigen Eigentums (oder IP, wie der Engländer so schön sagt) bei der Entwicklerfirma, da die NASA ja nur Steuergelder...Fördermittel verteilt. Ansonsten hat die NASA ja eher wenig ingenieurstechnischen Einfluss auf das Ergebnis. Siehe eben CCDev.

Wie sieht es aber aus, wenn die NASA:

a) schon ordentlich theoretische Vorarbeiten bzw. Machbarkeitsanalysen und Vorversuche gemacht hat und an ein Unternehmen den Realisierungsauftrag eines Prototypen gibt? Siehe z.B. der Auftrag für Altius Space Machines hinsichtlich der Plasma Magnetoshell.

b) im Rahmen eines Forschungsprojektes ordentlich Geld an ein Unternehmen gegegeben wird und in enger Kooperation mit denen eine Fertigungstechnologie entwickelt wird? Siehe die 23 Mio US-$ an Boeing für die Komposittanks.......nebst "gratis" (da ebenfalls mit Steuergeldern finanziert) Strukturtests durch die NASA?

Gehören dann die IP- und somit Vermarktungsrechte ebenfalls ausschließlich den Unternehmen?

Darf z.B. Boeing zukünftig kryogene Komposittanks für Wettbewerber anbieten? Dürfen sie die Technologie vollkommen exklusiv für ihre zukünftigen Startsysteme verwerten? Natürlich weiß auch ich, dass wenn SpaceX gelernt hat, aus Al-Li-Legierungen Tanks zu bauen und bereits eigenes Know-How mit Kompositmaterialien gesammelt hat (Verkleidungen der Landebeine, Interstage, etc.), dürften sie kryogene Komposittanks mit Sicherheit auch hinbekommen. Dann aber eben vollkommen eigenfinanziert und mit einigem an investierter Zeit.

Oder gehören die IP-Rechte dann auch der NASA und die könnten bei einem zukünftigen Förderprojekt/Kooperation SpaceX da u.U. wertvolle Hilfestellung geben. In CCDev darf ja auch jeder Vertragspartner (eine unbestimmte Anzahl?) Anfragen zu techn. Informationen an den NASA-Wissenspool stellen. Wie DAS geregelt ist würde ich auch nur zugerne wissen. Ist aber ein anderes Thema.

Frage mich jedenfalls wie das alles bei der NASA IP-rechtlich geregelt ist und bevor ich mir das Bürokratenenglisch bei der NASA selbst antue, frage ich kurzerhand hier.
Douglas Adams: "In an infinite universe, the one thing sentient life cannot afford to have is a sense of proportion."

Re: NASA und IP
« Antwort #1 am: 28. August 2014, 12:00:42 »
Arg....falscher Fragen-Bereich. Habe leider keine Berechtigung zum Löschen des Threads. Wollte eigentlich zur Raumfahrt.... :'( :'(.
Help...:-\
Douglas Adams: "In an infinite universe, the one thing sentient life cannot afford to have is a sense of proportion."

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Online Nitro

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Re: NASA und IP
« Antwort #2 am: 28. August 2014, 13:22:37 »
Habs hierher verschoben.  :)
Bevor man einen Beitrag letztendlich abschickt sollte man ihn sich noch ein letztes Mal durchlesen und sich dabei überlegen ob man ihn genau in diesem Wortlaut auch Abends seinem Partner und/oder Kindern ohne Bedenken vorlesen würde.

Re: NASA und IP
« Antwort #3 am: 28. August 2014, 13:25:04 »
Danke Nitro...:D
Einmal falsch geklickt...
Douglas Adams: "In an infinite universe, the one thing sentient life cannot afford to have is a sense of proportion."

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Offline fion1

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Re: NASA und IP
« Antwort #4 am: 29. August 2014, 07:49:55 »
Dafür gibt es Kooperationsverträge. So wird es auch in der deutschen Industrie gehandhabt. Da drin wird alles über IP, Nutzung, Exklusivität etc. vereinbart. Pauschal kann man das nicht beantworten. Bis so ein Vertrag unterschrieben wird werden viele, viele Versionen produziert.

Führerschein

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Re: NASA und IP
« Antwort #5 am: 29. August 2014, 08:33:49 »
Grundsätzlich steht NASA-Knowhow der amerikanischen Industrie zur Nutzung zur Verfügung. Beispiel ist PicaX, das aus dem NASA-Material Pica entwickelt wurde. Soweit ich weiß, hat Boeing sein CST-100 Hitzeschild auf der gleichen Basis entwickelt. Beide Materialien sind dann propreitär. Aber jeder kann auf der gleichen Basis, dem NASA Knowhow, sein eigenes Material entwickeln.

Ob die Fertigungstechnik für cryogene Composite-Tanks in diese Kategorie fallen, weiß ich nicht. Das ist abhängig von der Art des Vertrages mit dem entwickelnden Unternehmen. Wenn NASA der Auftraggeber für die komplette Entwicklung ist und auch komplett finanziert hat, müßte es für die gesamte Industrie verfügbare Technologie sein.

Re: NASA und IP
« Antwort #6 am: 29. August 2014, 09:45:36 »
Das ist es ja gerade. SpaceX befand sich bezüglich des Hitzeschilds seinerzeit bereits in den COTS-Vereinbarungen. Wieviel Wissenstransfer dort zwischern SpaceX und NASA praktiziert wurde, kann man nur vermuten. Wahrscheinlich in gleichem Umfang wie bei CCDev. Ich kann mich gut an eine Pressekonferenz zu CCDev erinnern, in der der NASA-Verantwortliche in der Einleitung konkrete Zahlen zu den einzelnen techn. Anfragen aus den Unternehmen Boeing, SpaceX, Blue Origin und SNC genannt hatte.
Ansonsten kann eine Firma ja nicht einfach Know-How bei der NASA abrufen, sondern muss dafür bezahlen.....siehe Bigelow Aerospace.

Was CST-100 angeht, so hat Boeing doch zwei selbstentwickelte Hitzeschild-Technologien, den BLA (Boeing Lightweigth Ablator) und den BPA (Boeing Phenolic Ablator), wobei meines Wissens der BLA für CST-100 eingesetzt wird. Dass einer der beiden oder beide auf PICA basieren sollte, ist mir neu. Zumindest BLA wurde vor CCDev entwickelt, kommt z.B. bei der X-37 zum Einsatz, und wurde somit außerhalb eines vertraglichen Wissenstransfers entwickelt.

In diesem Zusammenhang muss ich immer wieder an den metallischen Hitzeschild für die X-33 denken, der von Goodrich in Zusammenarbeit mit NASA entwickelt wurde und scheinbar sooo wahnsinnig knuffig sein soll, dass von allen technischen Neuerungen des X-33-Projekts (SSTO, Aerospike, Komposittanks, etc.) der Hitzeschild von einigen damals am höchsten eingeordnet wurde, liegt seitdem bei Goodrich in der Schublade, da offensichtlich dort die IP-Rechte sind.

Douglas Adams: "In an infinite universe, the one thing sentient life cannot afford to have is a sense of proportion."