Raumcon
Raumfahrt => Unbemannte Raumfahrt => Thema gestartet von: Rücksturz am 17. Mai 2016, 00:30:18
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So ganz traue ich dieser Meldung nicht, ich finde auch auf der ISRO-Website und bei Twitter keinen Hinweis.
Laut der Tiroler Tageszeitung (die verweist wiederum auf APA / dpa) plant die ISRO für den 23. Mai 2016 den Start eines ballistischen Wiedereintrittskörpers.
Zumindest würde ich diese Aussage so interpretieren: „Der Flug wird RLV-TD etwa 70 Kilometer über den Meeresspiegel führen und dient dem Test des Wiedereintritts in die Atmosphäre“.
http://www.tt.com/panorama/wissen/11508817-91/indien-will-wiederverwendbaren-weltraumtransporter-testen.csp (http://www.tt.com/panorama/wissen/11508817-91/indien-will-wiederverwendbaren-weltraumtransporter-testen.csp)
Die Aussage, Indien wolle diesen Monat einen selbstentwickelten, wiederverwendbaren Raumtransporter testen, würde ich dagegen eher in der Rubrik "Falsche Meldungen in der Presse" sehen. 8)
LG
Rücksturz
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Moin,
doch, das "Reusable Launch Vehicle" (RLV) existiert und wird/soll am 23.Mai starten. Es ist ein kleines Testfahrzeug, mit dem Indien aber viele für sie neue Techniken erprobt (TD=Technology Demonstrator). Sieht aus wie ein verkleinertes X-37B.
Hier ist ein kleines Video, in dem man das Fahrzeug gut sieht:
Bei NSF gibt's schon lange einen eigenen Thread dazu. Mit Bildern, aus denen dieser Test klar wird.
http://forum.nasaspaceflight.com/index.php?topic=35783.0 (http://forum.nasaspaceflight.com/index.php?topic=35783.0)
Die Mission besprechen wir dann aber im "Unbemannten" Bereich...
Gruß
roger50
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Die indische Raumfahrtorganisation ISRO plant am 23.05.2016 einen "Reusable Launche Vehicle - Technologie Demonstrator" (RLV-TD) zu starten.
Die Mission wird auch als "Hypersonic Experiment 01" (HEX-01) bezeichnet.
Die erste Stufe hat ca. 9 t Feststofftreibstoff.
Die zweite Stufe ist ein Technologiedemonstrator mit Flügeln und ohne Antrieb.
Bei dieser Mission soll der TD auf ca. 70 km Höhe steigen und dann aus dem hypersonischen Bereich den Wiedereintritt und div. Flugmanöver durchführen.
Der RLV-TD stürzt am Ende ins Meer und soll nicht geborgen werden.
(http://forum.nasaspaceflight.com/index.php?action=dlattach;topic=35783.0;attach=1116026)
(Quelle: ISRO)
Diese Mission ist ein erster Schritt in der Entwicklung eines wiederverwendbaren Raumfahrzeugs.
Weitere Experimente sind in Vorbereitung, z.B. ein "Landing Exp. Flight, LEX" und ein "Return Exp. Flight, REX".
Darüber hinaus soll ein Scramjet getestet werden.
LG
Rücksturz
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Hier gibt es noch einen aktuellen Artikel in The Hindu:
http://www.thehindu.com/news/national/isros-reusable-launch-vehicle-to-take-off-next-week/article8608302.ece?homepage=true (http://www.thehindu.com/news/national/isros-reusable-launch-vehicle-to-take-off-next-week/article8608302.ece?homepage=true)
LG
Rücksturz
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Ja Du hast Recht, das ist schon eine konkrete Mission, die schon lange geplant bzw. in Vorbereitung ist.
Deshalb habe ich einen Missions-Thread angelegt:
https://forum.raumfahrer.net/index.php?topic=14341.msg363027#msg363027 (https://forum.raumfahrer.net/index.php?topic=14341.msg363027#msg363027)
Vielleicht kann ein Admin die bisherigen Beiträge dort zusammenführen?
LG
Rücksturz
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The present design is basically “a flying test bed to evaluate various technologies, namely hypersonic flight, autonomous landing, powered cruise flight and hypersonic flight using air-breathing propulsion using a scramjet engine”, according to ISRO website.
Wenn ich das richtig verstehe, kann man das Maschinchen auf verschiedene Art ausrüsten, aber immer nur für ein Testziel?
Also
- Überschall
- automatische Landung
- gesteuerte Flugmanöver
- angetriebener Flug
aber (vorerst?) nie alles zugleich?
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Hyperschall und gesteuerte Flugmanöver sind bereits bei diesem ersten Test vorgesehen.
Für die anderen Testszenarien müssen neue Fluggeräte gebaut werden, zumindest bis eine erste Landung erfolgreich verläuft.
LG
Rücksturz
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Warum aber nach gesteuerten Flugmaneuvern dann ins Meer? Bei 70km Höhe kann das Ding doch nicht soweit weg vom Land sein? Und selbst wenns einen Crash gibt, kann man doch Materialuntersuchungen machen?
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Warum aber nach gesteuerten Flugmaneuvern dann ins Meer? Bei 70km Höhe kann das Ding doch nicht soweit weg vom Land sein? Und selbst wenns einen Crash gibt, kann man doch Materialuntersuchungen machen?
Weil keine vier bis fünf Kilometer lange Landebahn im vom Vehikel erreichbaren Gebiet vorhanden ist. Auf der Insel Sriharikota, wo das SDSC der ISRO ist, will man aber irgendwann eine passende Bahn bauen.
Gruß Pirx
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Ah so - alles klar :)
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N'abend,
damit niemand glaubt, daß dieser Test bislang an uns vorbeigegangen ist: wir hatten schon mal einen Thread dazu, bin selber zufällig heute darüber gestolpert:
https://forum.raumfahrer.net/index.php?topic=5275.msg93394#new (https://forum.raumfahrer.net/index.php?topic=5275.msg93394#new)
Foren mit mehr als einem Thread sind eben unübersichtlich.... >:(
8)
Aber den alten Faden machen wir jetzt nicht wieder auf... ;)
Gruß
roger50
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Die können schon beide sinnvoll sein. Hier ist ja eine konkrete, eher kurze Mission. Dort ist das Testvehikel an sich ... Technologie, Ziele, Perspektiven ... falls wir da mehr mitbekommen in den nächsten Jahren.
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Wird es einen livestream geben?
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Die können schon beide sinnvoll sein. Hier ist ja eine konkrete, eher kurze Mission. Dort ist das Testvehikel an sich ... Technologie, Ziele, Perspektiven ... falls wir da mehr mitbekommen in den nächsten Jahren.
Meine Prognose: genau wie bei IXV oder Expert oder Shefex wird da nicht zeitnah (in den nächsten 20 Jahren) ein Produkt draus. Man macht mal ein Experiment, sammelt die Daten und lässt diese dann in den Archiven verschwinden.
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Möglicherweise wird es hier einen Webcast von ISRO geben (aber sicher ist nix :-\):
https://live-24framesdigital.netdna-ssl.com/isro/webcast/230516/ (https://live-24framesdigital.netdna-ssl.com/isro/webcast/230516/)
LG
Rücksturz
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Die können schon beide sinnvoll sein. Hier ist ja eine konkrete, eher kurze Mission. Dort ist das Testvehikel an sich ... Technologie, Ziele, Perspektiven ... falls wir da mehr mitbekommen in den nächsten Jahren.
Meine Prognose: genau wie bei IXV oder Expert oder Shefex wird da nicht zeitnah (in den nächsten 20 Jahren) ein Produkt draus. Man macht mal ein Experiment, sammelt die Daten und lässt diese dann in den Archiven verschwinden.
Hm ... Indien ist nicht Europa. Da gibt es sicher auch eine ganze Reihe Umstände, die dafür sorgen, dass Dinge länger dauern als gewünscht, aber dass man dort Wissen im Tresor vergammeln lassen wird, ist imho überhaupt nicht ausgemacht.
Gruß Pirx
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Moin,
Meine Prognose: genau wie bei IXV oder Expert oder Shefex wird da nicht zeitnah (in den nächsten 20 Jahren) ein Produkt draus.
Also ich maße mir kein Urteil darüber an, wo Indien in 20 Jahren raumfahrttechnisch stehen wird. Ambitionen gehen ja schon seit Jahren auch in Richtung bemannter Raumfahrt. ;)
Aber zu dieser Mission: es ist natürlich nur ein technisches Experiment, aber ein sehr wichtiges zur Sammlung von Daten und zur Überprüfung der für Indien neuer Technologien. Zusammengefaßt ist folgendes geplant:
1) Ermittlung des Flugverhaltens einer Rakete mit einem geflügeltem Gerät an der Spitze bei Unter- und Überschall
2) Test des Verhaltens der neu entwickelten Thermalkacheln (über 600)
3) Test der neu entwickelten Carbon-Carbon Nase des Geräts
4) Sammlung von Daten zur aerodynamischen Charakteristik des Fluggeräts bei Überschall
Dies ist übrigens nur der erste Test eines vorläufig 4 Missionen umfassenden Entwicklungsprogramms:
A) HEX: Hypersonic Flight Experiment
B) LEX: Landing Experiment
C) REX: Return Flight Experiment
D) SPEX: Scramjet Propulsion Experiment
So, nun schaun mer mal... bzw. warten ab, denn eine Direktübertragung scheint es nicht zu geben. :(
Gruß
roger50
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Guten Morgen
Nach NasaSpaceflight (https://www.nasaspaceflight.com/2016/05/india-launch-reusable-launch-vehicle-demonstrator-mission/) hat der Test um 03:30MESZ stattgefunden. Nach einem 90 Sekundenflig ist der Raumflugkörper in der Bucht von Bengalen im Meer versunken. Der ganze Flug hat ungefähr 20min gedauert.
Grüße, James
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Hallo
Hier sind noch zwei Grafiken zu dem Experiment:
(http://forum.nasaspaceflight.com/index.php?PHPSESSID=25iotma70bqfct0vi3u6i77364&action=dlattach;topic=35783.0;attach=609356;image)
(http://forum.nasaspaceflight.com/index.php?PHPSESSID=25iotma70bqfct0vi3u6i77364&action=dlattach;topic=35783.0;attach=609352;image)
viele Grüße
Steffen
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Moin,
hier das Video vom Aufstieg.
https://twitter.com/ANI_news/status/734562461102178304 (https://twitter.com/ANI_news/status/734562461102178304)
Und ein Bericht mit Interview von NDTV.
[ Invalid YouTube link ]
Man erhofft sich langfristig eine Kostenreduktion auf ein 10tel.
Spaceflight101 hat auch einen sehr umfangreichen Artikel (http://spaceflight101.com/rlv-td-hex-preview/) verfasst.
Ich würde gerne wissen ob sie es auch geschafft haben das geplante Flugprofil abzufliegen.
Marcus
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Moin,
hier die offizielle Meldung von ISRO:
http://www.isro.gov.in/update/23-may-2016/india%E2%80%99s-reusable-launch-vehicle-technology-demonstrator-rlv-td-successfully (http://www.isro.gov.in/update/23-may-2016/india%E2%80%99s-reusable-launch-vehicle-technology-demonstrator-rlv-td-successfully)
Einige Photos gibt's auch, unter 'More..', z.B.:
(https://images.raumfahrer.net/up051750.jpg)
Gruß
roger50
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Der Flug auf dem kleinen Booster scheint mir energetisch noch nicht "am Ziel" zu sein: Wiedereintritt aus 65km Höhe, bei max. ca. Mach 5. Ob sie kommende Flüge mit mehr Energie/größeren Boostern durchführen werden? Für echte Wiedereintrittstechnologie brauchen sie "mehr". Wenn es nur darum geht "hypersonischen Flug" zu entwickeln, reicht das aber ggf. schon. Bei den Geschwindigkeiten können sie "von oben kommend" schon eine ScramJet zünden und testen.
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Moin,
hier die offizielle Meldung von ISRO:
http://www.isro.gov.in/update/23-may-2016/india%E2%80%99s-reusable-launch-vehicle-technology-demonstrator-rlv-td-successfully (http://www.isro.gov.in/update/23-may-2016/india%E2%80%99s-reusable-launch-vehicle-technology-demonstrator-rlv-td-successfully)
Einige Photos gibt's auch, unter 'More..', z.B.:
(https://images.raumfahrer.net/up051750.jpg)
Gruß
roger50
Wow, was für ein schönes Foto. Sowas will ich sehen!!! Hoffe doch sehr, dass es weitere Flüge gibt.
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Echt geniale Konfiguration so ohne Fairing.
Alle gewünschten Daten wurden in Echtzeit empfangen.
Bei Mach 2.5 wurde das Flugprofil mit Hilfe des Seiten-Ruders und der Elevons abgeflogen.
Die simulierte Landung konnte durchgeführt werden mit abschließendem PLATSCH.
Alles hat laut ISRO funktioniert wie geplant.
http://spaceflight101.com/rlv-td-hex-success/ (http://spaceflight101.com/rlv-td-hex-success/)
Das gibt ihnen sicher die Kraft und Motivation mit Vollgas daran weiterzuarbeiten.
Laßt uns die Inder mal nicht unterschätzen. Kann leicht sein das die uns mal rechts überholen.
Vorstellen könnt ich´s mir.
Gratulation an die ISRO.
Marcus
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Echt geniale Konfiguration so ohne Fairing.
Seh ich persönlich genau anders, das finde ich absolut hässlich! Hab ich mir auch schon beim Dream Chaser gedacht und bin froh, dass da aktuell das Konzept faltbare Flügen im Fairing vorsieht.
Beim Rest stimme ich dir aber absolut zu! Allerdings ist natürlich der Erfolg bei den Thermaltests nicht überzubwerten, immerhin war der Flug nur ein kurzer Hüpfer innerhalb der Atmosphäre. Da hat selbst New Shepard eine höhere Hitzebelastung. Es ist also noch ein weiter Weg bis zu Hitzekacheln für einen Reentry nach orbitalem Flug!
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Seh ich persönlich genau anders, das finde ich absolut hässlich! Hab ich mir auch schon beim Dream Chaser gedacht und bin froh, dass da aktuell das Konzept faltbare Flügen im Fairing vorsieht.
Jetzt rein optisch (Geschmackssache) oder hat das noch andere Gründe, warum ein Fairing besser wäre? Fairing (-) wiegt mehr, (-) würde wie erwähnt faltbare Flügel voraussetzen (=höhere Komplexität), (+) hat dagegen aber wahrscheinlich einen besseren CW-Wert.
Beim Rest stimme ich dir aber absolut zu! Allerdings ist natürlich der Erfolg bei den Thermaltests nicht überzubwerten, immerhin war der Flug nur ein kurzer Hüpfer innerhalb der Atmosphäre. Da hat selbst New Shepard eine höhere Hitzebelastung. Es ist also noch ein weiter Weg bis zu Hitzekacheln für einen Reentry nach orbitalem Flug!
New Shepard flog, wenn ich das richtig in Erinnerung hab, maximal Mach 4, also noch unter Hypersonic, wo es thermisch noch eher unkritisch ist.
Das RLV-TD soll aber bis Mach 5,5 gekommen sein, also Hypersonic und den damit verbundenen thermisch stark gesteigerten Problemen ab Mach 5.
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Echt geniale Konfiguration so ohne Fairing.
... Es ist also noch ein weiter Weg bis zu Hitzekacheln für einen Reentry nach orbitalem Flug!
[/
Aber auch der weiteste Weg beginnt mit einen ersten Schritt. :)
Mfg Collins
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Ich find das Teil ziemlich schnittig, hoffentlich führt diese Entwicklung tatsächlich mal zu einem bemannten System 8)
ABER, einen Fehler wiederholen sie, welcher auch das Space Shuttle so komplex und teuer machte:
[...]
2) Test des Verhaltens der neu entwickelten Thermalkacheln (über 600)
[...]
600 Kacheln bedeutet jede Menge Arbeit bei der Wartung und das Risiko das sich welche beim Start lösen. Kennen wir alles vom Shuttle... :P
Dream Chaser soll ein deutlich besseres, aus wenigen Teilen bestehendes Thermal-Protektions-System, bekommen, da hat man aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt.
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@Prodatron: Mir gings nur ums optische, bei den technischen Aspekten habe ich zu wenig Ahnung, um das gegenseitig abwägen zu können.
Aber ein Punkt, den man dazu noch erwähnen sollte: Durch die offenen Tragflächen hat man oben auf der Rakete einen Lifting Body sitzen. Man kriegt also zusätzlichen Auftrieb in bestimmte Richtungen, was den Gravity Turn verkompliziert. Das war ja soweit ich weiß auch einer der Gründe (neben dem Schubvektor), warum das Shuttle Kopfüber gefolgen ist. Dadurch wurde der Luftstrom verringert und somit der Auftreib verringert.
Dass Mach 4 und Mach 5 so einen großen Unterschied machen wusste ich nicht, danke! Ich hätte eher gedacht, dass New Shepard höhere Belastungen aushalten muss, da sie höher fliegt und dadurch länger wenig/ungebremst beschleunigt bevor sie auf die dichte Atmosphäre trifft. Danke für die Aufklärung!
@Collins: Absolut richtig, daher finde ich den Test auch sehr zu begrüßen!
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Der Auftrieb der Flügelchen ist doch bei RLV kein Auftrieb in dem Sinne. Allenfalls ein "Seittrieb". Da halte ich die Inder für schlau genug, das mit einem passenden Anstellwinkel des Gerätes zu kompensieren. Das kommt in dem Fall hier mit Sicherheit billiger, als heftigste (teure) Änderungen an der an sich billigen Rakete zu tun.
Bei größeren Geräten (irgendwann) kann das anders aussehen. Muß aber nicht. Die Zeit ist weitergegangen...
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Nachtrag meinerseits.
Die Konfiguration ohne Fairing finde ich sehr sportlich.
Im Kerbal Space Simulator hatte ich massive Probleme solch eine Nutzlast ohne Fairing nach oben zu bringen.
Deswegen freut es mich um so mehr das die Jungs und Mädels das aufs erste mal so hin bekommen haben.
Tragflächen erzeugen ja einen gewissen Auftrieb, und der verändert sich ja auch noch unter verschiedenen Geschwindigkeiten und Höhen. Das zu kompensieren ist sicher nicht ganz einfach. Ich vermute sogar das der Gleiter aktiv im Aufstieg das kompensiert hat.
Einfach den Anstellwinkel fest auf eine Seite einzustellen reicht meines Wissens nicht aus.
Ich freue mich schon auf die nächsten Missionen wenn sie den "ScramJet" mit dabei haben.
Marcus
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ABER, einen Fehler wiederholen sie, welcher auch das Space Shuttle so komplex und teuer machte:
[...]
2) Test des Verhaltens der neu entwickelten Thermalkacheln (über 600)
[...]
600 Kacheln bedeutet jede Menge Arbeit bei der Wartung und das Risiko das sich welche beim Start lösen. Kennen wir alles vom Shuttle... :P
Dream Chaser soll ein deutlich besseres, aus wenigen Teilen bestehendes Thermal-Protektions-System, bekommen, da hat man aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt.
Ich denke nicht, dass die Verwendung von Kacheln per se ein Fehler ist: Das Hauptproblem beim Shuttle waren nicht die Kacheln an sich, sondern die Konfiguration des ganzen Systems, wo der Orbiter seitlich am ET montiert war. Dadurch konnten herabfallende Teile der Isolation des ET, Eispartikel oder Teile der SRB die Kacheln sehr leicht beschädigen oder gar wegschlagen. Der schlimmste Fall vor STS-107 war STS-27, als sich Teile der Nasenverkleidung des rechten SRB lösten und über 700 Kacheln von Columbia beschädigten und eine sogar wegschlugen.
So lange ein RLV an der Spitze einer Trägerrakete und nicht seitlich montiert ist, können solche Schäden vermieden werden.
Mit Ausnahme von STS-1, als sich 16 der weissen Kacheln an den OMS-Pods während des Aufstiegs lösten, gab es meines Wissens keine weiteren Schäden oder Verluste von Kacheln, die nicht auf Kollisionen mit herabfallenden Teilen zurückzuführen waren.
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Der Auftrieb der Flügelchen ist doch bei RLV kein Auftrieb in dem Sinne. Allenfalls ein "Seittrieb". Da halte ich die Inder für schlau genug, das mit einem passenden Anstellwinkel des Gerätes zu kompensieren. Das kommt in dem Fall hier mit Sicherheit billiger, als heftigste (teure) Änderungen an der an sich billigen Rakete zu tun.
Bei größeren Geräten (irgendwann) kann das anders aussehen. Muß aber nicht. Die Zeit ist weitergegangen...
Nunja per Definition erzeugt ein Anstellwinkel bzw eine Anströmung die von der Flugrichtung abweicht Auftrieb in die eine oder andere Richtung. Ob der Flugkörper vertikal oder horizontal fliegt ist dabei egal.
Bei dieser Konfiguration dürften die an der Spitze liegenden Tragflächen des Gleiters eine Herausforderung für die aerodynamische Stabilität sein. Vermutlich liegt der Druckpunkt vor dem Schwerpunkt. Jeder Anstellwinkel erzeugt dabei eine Kraft die, falls nicht korrigiert, in Richtung des Anstellwinkels wirkt und sich dadurch selbst verstärkt. Eine solche Konfiguration ist in sich aerodynamisch instabil und muss durch Gegensteuern permanent am "Ausbrechen" gehindert werden.
Beim Durchfliegen von Scherwinden mit großer Geschwindigkeit dürften da beträchtliche Kräfte an den Tragflächen entstehen, welche durch Schubvektorsteuerung nicht mehr ausgeglichen werden können. Daher vermutlich die großen Steuerflächen am Ende der ersten Stufe.
Ästhetisch gefällt mir die Rakete ganz gut. Erinnert mich etwas an die frühen Raketengleiter Wernher von Brauns.
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Guten Morgen
@stillesWasser
...
Dass Mach 4 und Mach 5 so einen großen Unterschied machen wusste ich nicht, danke! Ich hätte eher gedacht, dass New Shepard höhere Belastungen aushalten muss, da sie höher fliegt und dadurch länger wenig/ungebremst beschleunigt bevor sie auf die dichte Atmosphäre trifft. Danke für die Aufklärung!
Das sind nicht zwingend viel größere Belastungen zwischen Mach 4 und mach 5, die sich da durch die Strömungsgeschwindigkeit ergeben. Es gibt aber Effekte in der Überschallströmung (im Gas), die man unter Mach 5 noch ignorieren kann, wenn man das Vehikel und sein Verhalten auslegt. Ab Mach 5 (also ab Hypersonie) sind diese Effekte aber deutlich spürbar und müssen in das Design mit einbezogen werden. Technologisch ist der Flug über Mach 5 also schon ein "Sprung nach vorne".
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Eine solche Konfiguration ist in sich aerodynamisch instabil und muss durch Gegensteuern permanent am "Ausbrechen" gehindert werden.
Ja , der Punkt ist wohl das einzige Problem dabei. Aber es gibt auch bei Flugzeugen die "Enten"flügel. Und da zeigte sich, daß es da Vorteile gibt und daß "Ausbrechen" beherrschbar ist. Nur daß bei Großflugzeugen wohl das Aufwand/Nutzen verhältnis nicht stimmte. So gibts das nur noch bei kleinen oder bei Militärmaschinen, wo Geld keine Rolle spielt.
Hier im Raketenbereich kann man sich den erhöhten Steuerungsaufwand wohl durchaus leisten.
Einmal, weil man (vereinfacht gesagt) das Geld für die Fairing und anderen Aufwand in die Steuerung stecken kann. Und zum Anderen, weil das hier ein Test auf einer Billigrakete ist, der erstmal auf 4 beschränkt ist. Später wird man sehen.
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Als Beitrag zur Diskussion über die Konfiguration habe ich noch diese schöne Grafik gefunden, zur aerodynamischen Instabilität und den resultierenden Anforderungen an die Steuerung, auch im Vergleich zu einer herkömmlichen Konfiguration (hier als Beispiel PSLV):
(https://images.raumfahrer.net/up051749.png)
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Der vollständigkeithalber der Hinweis auf den Portal-Artikel von Thomas Weyrauch:
"ISRO testet Technologiedemonstrator RLV-TD
Die indische Weltraumforschungsorganisation (ISRO) hat am 23. Mai 2016 einen Testflug ihres Demonstrators für ein wiederverwendbares, geflügeltes Raumfahrzeug durchgeführt."
Weiter geht es hier:
https://www.raumfahrer.net/news/raumfahrt/23052016191053.shtml (https://www.raumfahrer.net/news/raumfahrt/23052016191053.shtml)
LG
Rücksturz
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Hier das offizielle Startvideo von ISRO aus drei verschiedenen Blickwinkeln:
http://www.isro.gov.in/sites/default/files/videos/rlv-td_launch.mp4.mp4 (http://www.isro.gov.in/sites/default/files/videos/rlv-td_launch.mp4.mp4)
Quelle: ISRO
Es gibt auch ein onboard-Video. Man kann sehr gut die aktive Steuerung der Stummelflügel der 1. Stufe erkennen:
http://www.isro.gov.in/sites/default/files/videos/rlv-avis.mp4.mp4 (http://www.isro.gov.in/sites/default/files/videos/rlv-avis.mp4.mp4)
Quelle: ISRO
Noch mehr Infos gibt es auf dieser Website von ISRO:
http://www.isro.gov.in/rlv-td/rlv-take-videos-0 (http://www.isro.gov.in/rlv-td/rlv-take-videos-0)
LG
Rücksturz
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Viel hatten die Fins nicht zu tun, muß eine sehr gut ausgewogene Aerodynamik gewesen sein. Und trotz des prima Wetters wirds halt doch ein bissel Wind gegeben haben.
Nur 9 Tonnen Feststoff gebraucht - das muß auch "was Gutes" gewesen sein...
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Hallo,
bei den Startvideos hat mich das Teil sehr an die Nike Hercules Flugabwehr aus den 70ger Jahren erinnert.
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Ein Foto des RLV-TD auf dem Weg zur Startrampe:
(https://media.raumfahrer.net/upload/2023/10/30/20231030214548-a15e8c25.jpg) ISRO
Der Technologie-Demonstrator war 6,5 m lang und 1,5 t schwer.
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Wenn man bedenkt - allein die Nase aus CFC kostet im Bereich 100000 Dollar. Und nun liegt sie im Bach.....
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N'abend,
ISRO hat seine Projektseite aufgefrischt mit einigen interessanten Daten, Zeichnungen und Photos:
http://isro.gov.in/rlv-td (http://isro.gov.in/rlv-td)
(https://images.raumfahrer.net/up051993.jpg)
Gruß
roger50
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RLV LEX
WOW, die Landung ging gut nach dem "Drop Test", aber beachtet mal das Bremsen kurz vor Schluss.
Das war haarscharf. Der Linke Hax hat irgendwie nachgegeben.
https://twitter.com/DutchSpace/status/1642441844079353859 (https://twitter.com/DutchSpace/status/1642441844079353859)
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Ach ja, da hat Indien aber fleißig kopiert... ;D
Erinnert mich wehmütig an unseren deutschen Gleiter PHOENIX, der solche Tests bereits in 2004 in Nordschweden durchgeführt hat. Selbst die Dimensionen waren fast die selben:
https://de.wikipedia.org/wiki/Phoenix_(Raumgleiter) (https://de.wikipedia.org/wiki/Phoenix_(Raumgleiter))
Es gab 3 Flüge, bei allen klappte die Landung perfekt. Jedesmal stand Phoenix zum Schluß zentimetergenau auf dem Mittelstreifen der Landebahn.
Viele ehemalige und jetzige Foristen haben das Original von Phoenix bereits auf dem Werksgelände von Airbus bei einer Führung während der Forums-Jahrestagung in Bremen 2012? bereits gesehen. Leider wurde das Projekt aus Geldmangel nicht weitergeführt. Ich hoffe, die inder sind da erfolgreicher...
Gruß
roger
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Ein weiteres Testmodell dieses Projektes hat jetzt die erste automatische Landung auf einer festen Landebahn erfolgreich absolviert. Damit ist der zweite Punkt der auf vier Tests angelegten Baureihe absolviert.
(Auch der erste Test ist damals vor nun fast 7 Jahren erfolgreich verlaufen mit einer Landung im Meer.)
Bis ende dieses Jahrzehntes soll dieses Raumschiff wiederverwendbar orbital fliegen.
Beim jetzigen Test wurde das 6,5 m lange Testobjekt von einem Hubschrauber in 4,5 km höhe abgesetzt und landete wie geplant mit 350 km/h
https://www.space.com/india-space-plane-landing-test-success (https://www.space.com/india-space-plane-landing-test-success)