Es fängt langsam an, zu nerven - ganz nach dem Motto "Nur schlechte Nachrichten sind gute Nachrichten" wird blinde Panikmache verbreitet. Die Lage ist doch schon gefährlich genug! Wieso verbreiten Journalisten also völligen Blödsinn?
Ein tolles Beispiel gab es gerade auf N24. Die japanische Regierung hat eine Art Comic veröffentlicht mit Verhaltensmaßnahmen zur radioaktiven Bedrohung. Sicher, die Wirksamkeit kann bezweifelt werden. Man kann sich eben nicht immer in Schutzräumen aufhalten, und man muss essen und trinken. Aber wenn man eine erhöhte Strahlendosis abbekommt, kann die moderne Medizin helfen. (Man könnte sich höchstens fragen, ob es eventuell zu so hohen Opferzahlen kommt, dass das medizinische Personal nicht mehr Schritt halten kann.)
Der Kommentator hat aber wörtlich gesagt, dass die Lage völlig anders aussehen würde, und das ist eben Quatsch. Ja, die radioaktive Belastung in Tokio steigt, aber für akute Lebensgefahr reicht es nicht. Oder wo sind die Meldungen, dass die Tokioter massenhaft sterbend auf offener Straße zusammenbrechen? Eben, die gibt es nicht. Wir wollen natürlich hoffen, dass es nicht so weit kommen wird, aber meines Erachtens nach wird kein einziger Tokioter kurzfristig aufgrund der Strahlenbelastung sterben. Selbst bei den Leuten in Fukushima Daiichi gab es scheinbar keine größeren Todeszahlen, und dort ist es nun wirklich gefährlich. Nein, die Belastung für Tokio und andere Städte wird zu erhöhten Raten an Krebserkrankungen und missgebildeten Kindern führen, und einige Arbeiter vor Ort werden bei aller Vorsicht und bei allen Schutzmaßnahmen sterben. Das ist schlimm genug, keine Frage. Mit so einem Unsinn treibt man aber hier in Europa nur Leute dazu, sich mit Iod zu vergiften, um sich vor dessen radioaktiven Isotopen zu schützen, die ohnehin nicht in gefährlicher Dosis zu uns gelangen.
Was Sebastian Pflugbeil, den Präsidenten der Gesellschaft für Strahlenschutz, so antreibt, ist mir auch nicht klar. Der Mann hat angeblich die Schutzhülle des Reaktors von Tschernobyl selbst von innen besichtigt, und jetzt tut er so, als ob die kleinste Strahlendosis bereits tödlich sei, und als ob es keinerlei Schutzmaßnahmen und Behandlungen dagegen gäbe. Was kann man denn nun am Reaktor anders tun, als zu versuchen, den Strahlenaustritt erst zu begrenzen und dann einzudämmen? Wenn man Pflugbeil hört, sterben die Arbeiter massenhaft und erreichen überhaupt nichts.
Auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen: Die Gefahr ist schon hoch genug, und man sollte sie keinesfalls verharmlosen. Sinnlose Übertreibungen und Panikmache helfen aber eben auch nicht weiter.