Aber realistisch betrachtet gibt es keinen europäischen Markt, der ein wirklich starkes neues Unternehmen tragen könnte. Auch wenn die Zuschüsse im großen Bild eher geringfügig waren, ohne die COTS und Crew Zuschüsse und den CRS-Vertrag wäre SpaceX nicht da, wo sie sind. Könnte die ESA in Europa mit dem gleichen Geld etwas ähnliches erreichen?
Die Alternative zu dem, was sie da vielleicht machen wollen, wäre ein Rückzug aus dem Trägergeschäft und Konzentration auf wissenschaftliche Missionen. Das würde ich aber gar nicht als so verkehrt ansehen. Ein Gegengewicht zu Boeing in Form von Airbus werden wir im Bereich Raumfahrt wohl nicht schaffen können. Jedenfalls nicht ohne den Willen, eigene Großprojekte anzufassen.
Ich habe mich etwas unklar ausgedrückt. Mit europäischen Markt meine ich eher die europäischen Anbieter auf dem globalen / internationalen Markt, bei der Raumfahrt ist es schwer von nationalen Märkten zu sprechen - vor allem im zivilen Bereich.
Einen wirklich massiv beherrschenden Konzern in der Raumfahrt haben auch die USA nicht. Boeing und Lockheed halten sich in etwa die Waage, danach kommt SpaceX als starker Verfolger und die anderen mittleren Unternehmen wie Orbital, SNC usw.
In Europa gibt es allein Airbus und mit weitem Abstand kommen OHB, Thales Alenia Space etc.. Dass europäische Unternehmen auf dem internationalem Markt etwas reißen könnten zeigt die Beteiligung von Thales Alenia an verschiedenen US-Programmen. Orbital bezieht ja das Cargo-Modul von Cynus aus Italien. Das Leid der europäischen Industrie ist, dass man sich außerhalb der ESA bzw. Europa so gut wie gar nicht um Aufträge bemüht. Man sieht nahezu allein Europa als möglichen Kunden. Entsprechend kommt sehr oft der Eindruck auf, dass die europäischen Großkonzerne einzig das öffentliche "Safe Business" in Europa interessiert. Außerhalb von Europa könnten die Unternehmen aber weitere Märkte erschließen, notfalls durch eine Übernahme. In anderen Branchen funktioniert das bei Airbus doch auch: Eurocopter fliegen in der US Armee beispielsweise.
Immer mal wieder gab es zaghafte Versuche der europäischen Industrie sich auf den kommerziellen Markt der bemannten Raumfahrt zu engagieren. Astrium hatte mal einen Papiertiger samt Mock-Up eines suborbitalen Raumschiffs produziert, OHB beteiligte sich an SpaceDev (damals u.a. Dream Chaser vor Übernahme durch SNC) und EADS Astrium mischt noch an der Liberty-Rakete zusammen mit ATK mit. Leider waren all diese Versuche aber zu zaghaft oder vom Konzept her schlicht schwach. Was es bräuchte wäre ein starkes Commitment und entsprechend konsequente Handlungen. Leider sind sich in dieser Mentalität Airbus, Boeing und Lockheed nicht so fremd.
Humankapital hat Airbus mehr als genug. Würde man Mut und das vorhandene Geld in die Hand nehmen könnte man neue Geschäftszweige erschließen, expandieren und auf lange Sicht auch damit Gewinn erwirtschaften.
Wohlgemerkt ich rede hier von den Raumfahrttechnologie produzierenden Unternehmen, nicht Startanbietern wie Arianespace.
EDIT: Die wahrscheinliche Beteiligung von OHB am Dream Chaser sehe ich als willkommenen Lichtblick.