Mal ein paar prinzipielle Überlegungen...
-Wie viel Leistung muss man abführen?
Ich denke die Elektronik die man wirklich unbedingt kühlen muss kann man inklusive Kameras auf weniger als 10W Abwärmeleistung reduzieren. Der Leistungsverstärker der Sendeanlage ist wahrscheinlich die größte elektronische Abwärmequelle. Elektromotoren und andere elektromechanische Systeme können durchaus so konstruiert werden das sie Temperaturen über 500°C aushalten. Der Leistungsverstärker der Sendeanlage lässt sich eventuell auch so konstruieren das er die Umgebungstemperatur aushält, eventuell als Röhrenverstärker.
Zusätzlich zur Abwärme der Elektronik selbst muss man dann auch noch Wärme abführen die aus der Umgebung in das System strömt. Durch eine gute thermische Isolierung sollte man diesen Wärmeeintrag aber auf wenige Watt reduzieren können.
-Auf welche Temperatur muss man kühlen?
Gewöhnliche Halbleiterelektronik kann bei Temperaturen bis etwa 100°C eingesetzt werden. Es gibt zwar auch hochtemperatur-Halbleiterbauelemente die noch bei über 300°C funktionieren aber es gibt soweit ich weiß insbesondere keine Kamerasensoren die bei wesentlich mehr als 100°C noch funktionieren. Eventuell kann man Kamerasensor, Prozessor(en) und Speicher auf ein niedriges Temperaturniveau kühlen aber Leistungselektronik, idealerweise inklusive Leistungsverstärker auf einem höheren Temperaturniveau betreiben.
-Geht es auch ohne Kühlung?
Es gibt mittlerweile Hochtemperaturhalbleiterbauelemente die noch bei Temperaturen über 500°C funktionieren (auch wenn sie teilweise nicht dafür spezifiziert sind). Komplexere integrierte Schaltkreise die in dem Temperaturbereich funktionieren sind gegenwärtig nicht kommerziell verfügbar.
Alternativ zu Halbleitern könnte man auch etwa auf (mikro)elektromechanische Schaltkreise setzen.
Während es gegenwärtig keine halbleiterbasierenden Bildsensoren gibt die in diesem Temperaturbereich funktionieren könnte man vielleicht Bildaufnahmeröhren konstruieren die das schaffen, damit kenne ich mich aber zu wenig aus.
-Was für passive Kühlmöglichkeiten hat man?
Prinzipiell lässt sich die thermische Trägheit eines Kühlkörpers für einen begrenzten Zeitraum als Wärmesenke nutzen. Effektiver ist das Ausnutzen der Schmelzwärme eines bestimmten Stoffs. Wasser hat beispielsweise eine Schmelzwärme von 334kJ/kg, damit könnte man also eine Abwärme von 10W könnte man also gute 9 Stunden pro Kilogramm Eis als Wärmesenke auskommen bevor dieses vollständig geschmolzen ist. Es gibt neben Wasser auch noch andere Stoffe mit hoher Schmelzwärme aber fallweise höherem und daher eventuell geeigneteren Schmelpunkt. Auch eine Verdunstungskühlung ist eine Option, eventuell lässt sich auch beides kombinieren (Eis schmelzen, dann Schmelzwasser verdunsten).
-Was für aktive Kühlmöglichkeiten hat man?
Grundsätzlich kommen verschiedene Kältemaschinen in Frage sowie Peltier-Elemente. Peltierelemente sind einfach aufgebaut aber ineffizient. Als Kältemaschinen in Frage kommen neben mechanisch angetriebenen Kompressionskältemaschinen auch thermisch (etwa über eine Radionuklidwärmequelle) angetriebene Absorptionskältemschinen o.Ä. in Frage. Bei effizienten Kompressionskältemschinen dürfte der Leistungsbedarf der Kältemaschine angesichts der hohen Temperaturdifferenz bereits deutlich über der Abwärmeleistung der zu kühlenden Systeme liegen, bei weniger effizienten Varianten beträgt er eventuell ein Vielfaches.
-Wie kann man eine solche Sonde mit Energie versorgen?
Photovoltaik scheidet auf der Venus praktisch aus. Bei den hohen Temperaturen funktionieren gängige Solarzellen nicht, eine aktive Kühlung der Solarzellen hätte einen höheren Energiebedarf als Ertrag. Die dichte Wolkendecke erschwert die Nutzung von Sonnenenergie zusätzlich, auch solarthermische Varianten sind daher unpraktikabel. Für eine Sonde mit kurzer Lebensdauer kommen chemische Thermalbatterien in Frage. Bei längerer Nutzungsdauer entweder Windenergie deren Ertrag aber wohl schwer abzuschätzen ist oder eine Radionuklidbatterie.
Bei Radionuklidbatterien kommen insbesondere Varianten mit AMTEC Generator oder thermoionischem Generator in Frage. Diese sind bei hohen Ausgangstemperaturen (die Temperatur auf der "kalten" Seite liegt ja zwangsweise etwas über der Umgebungstemperatur) relativ effizient. Auch Stirlingmotoren sind sicherlich eine Option.
Dank der dichten Atmosphäre könnte man eventuell mit einer sehr kompakten Windenergieanlage relativ viel Energie gewinnen. Das Problem: Der Wind wehr nicht immer, das aktive Kühlsystem muss aber immer funktionieren. Eventuell könnte man eine Kombination aus einer Windenergieanlage und einem Batteriespeicher oder einem Kältespeicher umsetzen oder eine Kombination aus einer Windenergieanlage etwa für das Antriebssystem eines Rovers und einer Radionuklidbatterie die lediglich das Kühlystem und die Elektronik versorgt.