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Die Region der Tigerstreifen ist eine Senke, ca. 500m tiefer als das Umland. Die umschließende Bergregion wird dadurch erklärt, dass der Südpol eine Wachstumszone ist, dass dort also neues Material an die Oberfläche drängt und eine Art Plattentektonik in Gang ist. Das deckt sich auch mit dem "fehlenden" Alter der Oberfläche dort, also den fehlenden Kratern.
Die große Frage ist (und die stellen wir uns hier ja auch): Wie kommt diese tektonische Aktivität bei einem so kleinen Körper zu Stande und warum nur am Südpol?
Eine innere Wärmequelle rein durch radioaktiven Zerfall kann bei einem so kleinen Körper ausgeschlossen werden, also bleibt nur noch die Gezeitenwirkung des Saturns, welche durch den Mond Dione (Resonanz 1:2) unterstützt wird, da er die Exzentrizität von Enceladus Umlaufbahn aufrecht erhält. Die durch Saturn so eingespeiste "Gezeitenleistung" ist aber ca. um den Faktor 5 kleiner als das, was notwendig ist um die Vorgänge am Südpol zu erklären. Man versucht das Ganze durch ein Nichtgleichgewichtsmodell mit Zyklen und Annahmen zur inneren Beschaffenheit des Mondes zu erklären.
Durch Risse in der Kruste kann das Material lokal stärker arbeiten/reagieren, so dass u.a. durch Reibung dort lokal höhere Wärme entsteht. Ein anderes Modell besagt, dass der gesamte Mond durch Erwärmung elastischer wird.
Das Ganze findet dann in einem Wechselspiel statt:
- Enceladus befindet sich auf einer perfekten Kreisbahn, die Gezeitenkräfte sind minimal, er ist kalt oder kühlt aus.
- Dione zwingt ihn auf eine extzentrische Bahn, die Gezeitenkräfte nehmen zu, mehr Wärme wird eingespeist als abgegeben wird und Risse entstehen im geschwächten Material, was die Wirkung der Gezeitenkräfte multipliziert. Reibung entsteht und "heizt" das Ganze weiter an.
- Durch die starke Reibung im Inneren verliert Enceladus Drehimpuls, der Orbit wird wieder zirkularisiert und die Gezeitenkräfte nehmen ab. Der Mond kühlt wieder aus.
Als Beispiel für diesen Nichtgleichgewichtsprozess gilt Io, der anscheinend auch nicht im Wärmegleichgewicht ist.
Dieser Zyklus lässt sich mit zwei Krustenmodellen zusammen bringen:
- (globale) Risse
- lokale Schwachstellen (Südpol)
Der Südpol könnte ein Gebiet sein, welches ein mal durch ein Ereignis geschwächt wurde, evtl. durch einen großen Einschlag. Das Modell funktioniert aber nur (am Südpol), wenn man annimmt, dass der Eispanzer vom Kern entkoppelt schwimmt. Dadurch kann der Eispanzer auf äußere Einflüsse (Gezeiten + Einschlag) stärker reagieren. Dieses Modell würde aussagen, dass eine beliebige Oberflächenregion durch eine Einschlag getroffen wurde. Dadurch wurde sie geschwächt, wodurch die Gezeitenkräfte in ihr stärker wirken konnten. Durch Zentrifugalkräfte wurde diese Region
geringerer Dichte zum Südpol getrieben und konnte dort lange in Gang gehalten werden.
Das Ganze würde bedeuten, dass die interessante Tektonik auschließlich im Eispanzer abläuft, vollkommen losgelöst vom Kern. Außerdem wäre sie evtl. durch ein einzelnes Ereignis angestoßen worden.
Warum der Südpol als Schwachstelle weniger dicht sein soll, ergibt sich aus dem Artikel leider nicht, evtl. durch großräumige Risse nach dem Einschlag?