Zunächst einmal: Man schlägt sich nicht seit 1978 mit dem Problem herum, sondern erst seit 1. Februar 2003. Vorher war den Verantwortlichen das bisschen abplatzendes Isolationsmaterial schlicht und einfach egal, weil man es für belanglos hielt.
Ich korrigiere meine Formulierung: das Problem besteht seit der Fertigung des STS, aber man nimmt es erst seit 2003 als Problem wahr. So weit ist Dein Einwand korrekt. Wir wissen aber heute, dass es ein Problem war und die NASA einfach Glück hatte... bis 2003. Nichts desto trotz war die Isolierung, neben den bedeuteren Problemen mit dem Haupttriebwerk und dem Hitzeschutzschild, bereits ein Troublemaker als das Shuttle mit dreijähriger Verzögerung erst 1981 zum Erstflog abhob.
(Liste des Schaumversagens einzusehen unter
http://en.wikipedia.org/wiki/Space_Shuttle_external_tank - Kapitel: thermal protection system)
Das Gewichtsproblem, das Du ansprichst besteht, jedoch besteht da auch ein Gewichtsspielraum. Der ET von STS-1 und STS-2 war rund 200 Kilo schwerer als bei STS-3... der eleganten, aber überflüssigen weißen Farbe wegen. Hätte die Farbe bleiben müssen, es gäbe keine Diskussion betreffs der 200 Kilo fehlender Nutzlast. Es sollte sie ebenfalls nicht geben bei der Frage von eventuell möglicher zusätzlicher Sicherheit zugunsten möglicher Nutzlasteinbußen. Was notwendig ist um Glück zu ersetzen ist einfach notwendig.
Ich kann Dir keine Wirtschaftlichkeitsstudie anfertigen inwieweit sich die Kosten für eine schwerere Isolation und deren Entwicklung gegen die Kosten der weiterhin problematischen Isolierung seit der Überarbeitung nach 2003 und dem weiterführenden Flugbetrieb seit 2005 verhalten.
Das Ergebnis wäre aber vielleicht nicht uninteressant.
Fakt bleibt: bereits 2005 bescheinigte ein unabhängiges Kontrollgremium der NASA anläßlich der return to flight Mission STS-114, dass drei der wesentlichsten Sicherheitsforderungen unerfüllt geblieben sind.
So sollte verhindert werden, dass sich beim Start Teile der Außenverkleidung lösen. Ebenso wenig sei die Möglichkeit geschaffen worden, die Raumfähre im All zu reparieren. Und auch der Schutz vor Schäden durch Trümmerteile sei nicht verbessert worden. (
http://www.stern.de/wissen/kosmos/nasa-kritik-sicherheit-dem-zeitplan-geopfert-544480.html)
Kritikpunkt Nummer eins, die Außerverkleidung, hat aktuell nicht einmal den Betankungsvorgang überstanden. Ohne die 30,16 MN Schubkraft inklusive Vibrationen abzubekommen.
Mir ist vollkommen klar, dass es nunmehr bei genau dieser Schaumisolierung bleiben wird, fraglos. Mein Kritikpunkt ist, dass die NASA in dieser Frage, trotz aller Sicherheitsupgrades des Shuttle-Systems, heutzutage im Grunde immer noch nach dem Glücksprinzip fliegt. Sich das aktuell mal wieder betrachten zu dürfen ist schlichtweg ärgerlich.
Mein Kritikpunkt hingegen ist übrigens nicht, wie hier verschiedendlich geäußert, dass das Shuttle nun mal nicht wie eine Kapsel auf der Spitze seines Trägersystems fliegt. So war es niemals konzipiert oder angedacht (
http://www.bernd-leitenberger.de/space-shuttlegeschichte.shtml). Es ist nunmal keine Kapsel und kein herkömmliches Raketensystem. Wenn es das wäre, dann sähe die ISS anders aus und Hubble... wäre immer noch kurzsichtig und sowieso längst nicht mehr.