Nein, das kann man nicht. Wenn die Booster aus fast 50 Kilometern Höhe ungebremst aufschlagen, dann werden sie zerstört und versinken im Atlantik (hatte man übrigens schon mal, als die Fallschirme versagt haben). Wiw willst du dann feststellen, ob alle Dichtungen in Ordnung waren?
Wir reden da ein wenig aneinander vorbei. Die Sicherheit der Astronauten ist ein kostbares Gut, aber unbegrenzt kann man auch kein Geld hinein stecken. In diesem speziellen Fall stellt sich eben die Frage, ob ein minimaler Unterschied in der zu erzielenden Sicherheit mehr wert ist als eine Erhöhung der Nutzlast.
Meine Idee beruht aber eben darauf, dass man die bei den letzten Missionen eingesetzten Booster-Bauteile nicht mehr verwenden wird. Bevor man sie mit Hilfe von Fallschirmen heil auf die Erde zurück holt und sie danach ins Museum stellt, könnte man sie zerstörend verfeuern und die Nutzlast dafür erhöhen. Den Gewinn, den man durch Verzicht auf die Inspektion und durch die höhere Nutzlast erzielen könnte, müsste man gegen die reduzierte Sicherheit für die Astronauten (und den prinzipiellen Erkenntnisgewinn) abwägen. Die Reduktion wäre sicherlich nur minimal, aber durchaus vorhanden. Das hatte ich damit gemeint, als ich von der Quantifizierbarkeit der Sicherheit gesprochen hatte.
Da widerspreche ich.
Die Booster werden nach dem Flug penibel untersucht, die Elektronik, die Hydraulik, die Mechanik, die Hold down posts. Vor allem aber die Dichtungen der einzelnen Booster Segmente.
Das ist wichtig, weil man nur so feststellen kann, dass es keine unerwarteten Effekte, oder Fehler gegeben hat.
Wie wir ja schon öfter gesehen haben, gibt es auch nach 30 Jahren noch immer wieder neues zu lernen, das kann man aber nur dann, wenn man die Hardware untersuchen kann.
Die Booster werden aber auch deshalb so penibel untersucht, weil ihre Bauteile wiederverwendet werden sollen, und keines dieser Teil wird besser werden dadurch, dass es schon einmal verschossen worden ist. (Ob ein Einmalkonzept wie bei anderen Boostertypen nicht billiger und sicherer gewesen wäre, sollten wir an dieser Stelle natürlich nicht führen.) Man untersucht also die geborgenen Teile, um bekannte und unbekannte Fehler zu entdecken, damit beim nächsten Start die Astronauten sicher von der Rampe wegkommen. Die meisten gefundenen Fehler dürften inzwischen aber bekannt sein. Sie wären also bei den letzten zwei, drei oder fünf Starts nur für irgendwelche Statistiken interessant, nicht aber für die Sicherheit - die betreffenden Teile würden ja gar nicht mehr verwendet. Die zu beantwortende Frage wäre also, wieviel der NASA die Chance wert ist, eventuell kurz vor Projektabschluss noch völlig neue Effekte und Fehler zu entdecken. Die Wahrscheinlichkeit, etwas neues zu finden, dürfte sehr klein sein, aber natürlich deutlich über Null.
Diese Fragen hat man sich aber vielleicht intern auch schon gestellt, und da würde die Meinung der Astronauten sicherlich hohes Gewicht haben.