In der Raumfahrt ist nichts wirklich einfach. Du hast insofern Recht, als etwa die Russen mit ihrer antiquiert wirkenden Technik, die ja auch tatsächlich vom Design her aus den 60er Jahren stammt, noch immer erfolgreich operieren. Aber natürlich wurde die Technik immer weiter entwickelt und kommt regelmäßig frisch aus den Fabriken.
Du begehst allerdings einen Denkfehler, wenn du davon ausgehst, alte Technik einfach so heute für wenig Geld einsetzen zu können. Es reicht nämlich nicht, ein paar Pläne und Dokumentationen von anno dazumals hervor zu kramen. Hinter einem startbereiten Raumschiff steckt ein ganzer hochkomplexer industrieller Prozess, der sich für die beteiligten Firmen aber natürlich auch lohnen muss. Für eingestellte Produkte wie Saturn oder Apollo gibt es diesen Prozess aber eben nicht mehr. Bei den russischen Sojus-Kapseln und -Rakten wie auch den Progress-Transportern ist er über Jahrzehnte am Leben gehalten und fortentwickelt worden.
Für die amerikanische Mondlande-Hardware gilt das leider nicht. Das fängt schon bei solchen Kleinigkeiten an, dass vermutlich in den Saturn-V-Unterlagen Bezug genommen wird auf banale Kleinteile wie Schrauben und Bolzen, deren Hersteller vielleicht schon seit vielen Jahren nicht mehr existieren. Ein Neubau einer Saturn V wäre also ein völlig neuer Entwurf, zumal sich das prinzipielle Wissen um den Raketenbau seit damals weiterentwickelt hat.
Ein Beispiel: Man kann nicht mal so eben den VW Käfer wieder vom Band rollen lassen, weil der industrielle Fertigungsprozess dahinter "tot" ist. Und wenn man bereit wäre, ihn wieder neu aufzusetzen, was wollte man dann mit so einem alten und veralteten Auto anfangen?