Ok ich versuche das ganze hier mal etwas einzuordnen:
Erstmal ist die Frequenz von US-EVAs nach Beendigung des Baus deutlichst zurück gegangen. Eigentlich will man nur noch eine US-EVA pro Jahr machen. Sein wir realistisch das ist nicht machbar. Warum? Es geht immer mal wieder irgendwas kaputt. So ist das bei so einer gewaltigen Maschine wie die ISS es nunmal ist nunmal. Manche Sachen wenn diese kaputt gehen erfordern diese ziemlich Zeitnah eine EVA. Hier spricht man von den "big 12" das sind 12 Fälle auf die jede ISS Crew trainiert ist im Notfall per EVA zu reparieren oder auszutauschen. Hierzu gehörte auch das Ammoniak Leck im Mai. Die meisten anderen Fälle sind Ausfälle die keine sofortige Handlung bedarf aber auch irgendwann erledigt werden müssen. Normalerweise nimmt man sich hierzu dann ausreichend Zeit vorraus planend eine Crew auf diese EVAs zu trainieren und bei dieser EVA dann möglichst viele kleinerer Problemchen zu lösen oder Aufgaben zu tätigen die nur per EVA gehen. Solcher Art waren die beiden EVAs die von Luca Parmitano und Chris Cassidy durchgeführt werden sollten. Keiner der Aufgaben waren wirklich zeitkritisch und die meisten wurden sogar erfolgreich durchgeführt, die übrig gebliebenen Aufgaben sind jetzt nicht so solch hoher Priorität, dass diese Zeitnah behoben werden müssten.
Das heißt es sind erstmal und waren auch vor dem Problem mit dem Wasserleck keine weiteren US- EVAs mehr geplant. Nun kann natürlich jederzeit ein größeres Problem der "big 12" auftreten und genau darum geht es bei dem Austausch und der zeitnahen Reperatur der EMUs auch. Die bei der Nasa für solche zuständigen Gremien diskutieren derzeit fiberhaft wie man in so einem hypothetischen Fall vorgehen will. Fakt ist das Problem kann bis die "root cause" also das Kernproblem nicht gefunden ist theoretisch bei jedem auf der ISS derzeit befindlichen EMU auftreten. Faktisch tritt es derzeit jedoch nur bei einem EMU auf. Dennoch ist die Nutzung der anderen EMUs bis der Fehler wirklich gefunden, verstanden und ein gleiches Auftreten bei anderen EMUs auszuschließen ist doch eher zu vermeiden wobei man wahrscheinlich in einem echten Notfall dieses Risiko eingehen würde.
Eine andere Option wäre in einem Notfall die Russen rausgehen zu lassen. Hier gibt es gleich mehrere Probleme: 1. keiner der Russen ist wirklich trainiert auf dem US segment EVAs durchzuführen. Die Junges wissen nicht wo die Griffe sind wo man sich wie Festseilen kann und wo man sein karabiner besser nicht dran fest machen sollte usw. zwar hat Fyodor Jutschikin eine EMU Ausbildung aus vorherigen Flügen damals war die ISS aber noch nicht in der Form ausgebaut wie sie es heute ist. Das heißt seine Zertifizierung hier ist abgelaufen. 2. Punkt ist, dass die Russen auch nicht soo gut englisch sprechen, heißt eine Kommunikation mit dem am Boden befindlichen Fachpersonal ist kritisch und besonders bei einer EVA mitunter doch Lebenswichtig.
Eine andere Option ist, dass die USOS Crew (also die Amis + Japaner und oder Europäer) bei einer US- EVA russische Orlan Anzüge benutzen. Der Vorteil ist, dass die US Luftschleuse Quest theoretisch dafür ausgelegt ist in dieser auch mit Orlan Anzügen raus zu gehen. Also die entsprechenden Anschlüsse usw. sind vorhanden. Problem ist hier wiederum, das die USOS Crew nicht auf Orlan Anzüge trainiert ist. Will man einen Astronauten in einem Anzug ins Vakuum schicken wo er den Anzug gar nicht kennt? Auch ein sicherheitsfaktor. Ich und das unterstreiche ich hier als meine persönliche Meinung würde mir wünschen, dass in Zukunft die Amerikaner auch eine Orlan Ausbildung während ihres Trainings am Boden bekommen. Wobei das hier natürlich perspektivisch für die Zukunft gedacht ist. Von wegen was kann man in Zukunft eventuell besser machen.
Derzeit sind wir aber in dem Dilemma eine US Crew an Bord der ISS zu haben die nur EMU trainiert ist und eine russische Crew die nicht für den US teil der Station EVA trainiert ist. Nu was machen in einem Notfall? Auch für die jetzt hoch fliegende Crew ist es für ihren Trainingsplan bereits zu spät hier Anpassungen vorzunehmen, dass diese noch auf Orlan trainiert wird. Meiner Einschätzung nach wäre dies frühestens ab Expedition 40, also ab Mai nächsten Jahres realisiserbar. Hier hat man zusätzlich den Vorteil, dass Alexander Gerst eh auf Orlan Anzüge trainiert ist da er als ESA Astronaut eigentlich die russischen EVAs machen soll die notwendig sind den ERA (european robotic arm) in Betrieb zu nehmen der mit dem MLM hoffentlich entwder im April oder September nächsten Jahres gestartet werden soll und das obwohl er eigentlich zur USOS Crew gehört und damit auch ein EMU Training hat. Das heißt man müsste hier zusätzlich nur Reid Wiseman zusätzlich trainieren der mit Alexander gerst fliegen wird.
Nun zu der Frage wieso treten solche Probleme eigentlich auf? Nun nun die EMUs wurden ursprünglich für das Space Shuttle Programm konzipiert, das heißt man wartet sie vor der Mission fliegt eine bis zu 30 tägige Mission mit dem Shuttle bei der dieser eingesetzt wird und danach kommt der EMU mit dem Shuttle wieder runter. Bis zur Beendigung des Space Shuttle Programms wurden durch die regelmäßigen Besuche von Space Shuttles an der ISS auch regelmäßig die EMUs auf der ISS ausgetauscht. Nun das ist seit 2011 nicht mehr passiert. Seitdem sind die EMUs dauerhaft im All und auch schon mehrmals eingesetzt worden. Wir hatten 3 EVAs im Letzten Jahr und mit der abgebrochenen EVA dieses Jahr auch 3. Nun haben wir natürlich mehr als nur 2 EMUs anbord der ISS sondern wenn ich es richtig im Kopf habe 3 plus einer in einzelteilen den man zusammen basteln müsste. Dazu kommt die dauerhafte Lagerung im All. Das ist alles für das Nasa EVA Team Neuland. Man hat keine Erfahrungen weder mit größeren Wartungsarbeiten an den EMUs im All noch was mögliche Fehler beinhalten.
Nun versucht man ja immer noch das eigentliche Problem zu verstehen. Das ist auch nicht leicht die Crew ist nicht wirklich ein Raumanzug Spezialist. Vergleichbar ist das mit einem Pilot und einem Techniker. Der Pilot versteht zwar sein Flugzeug doch der Techniker kennt die Einzelteile viel besser. Nu muss also eine Crew die gar nicht darauf trainiert ist nur mit Hilfe von Video kontakt und audiokontakt zu den Spezialisten auf der Erde den Fehler herausfinden und das auch noch so das möglichst wenig Crew zeit dabei verloren geht denn jede Minute welche die Crew planlos am EMU herum schraubt kann sie keine Experimente und andere Dinge tun und Crew zeit auf der ISS ist verdammt teuer und sollste nicht sinnlos verschwendet werden.
Derzeit baut man also mit Hochdruck an ein Gestell, sodass man mit der nächsten Dragon ein neuen EMU hoch schicken und den alten runter holen kann. Auch wieder ein Problem: wenn man ein EMU in die Dragon hinein packt kann man weniger Experimente rein packen. Deshalb hofft man immer noch die Crew kann den Fehler auch so finden und das problem damit von selber fixen. Man sieht also das Problem ist vielschichtig! Warum wird das Problem gerade von den Astronauten so locker genommen: nun ich denke die haben die wenigsten Credite in der Sache, die Jungs vorallem Luce dürfte heil froh sein noch am Leben zu sein und muss der Bodencrew vertrauen die richtigen Entscheidungen hier zu treffen. Wie soll mans denn sonst machen als mit Humor? Wenn man in solchen Situationen nicht locker bleibt hat man in dem Beruf des Astronauten nunmal nix verloren! Ich denke die Jungs und Mädels die derzeit Richtig Stress wegen der ganzen Sache haben wird das EVA Experten Team am Boden sein! Die dürfen und gehen mit sicherheit mit dem Problem ganz und gar nicht locker um! Dennoch muss man professionell in so einer Situation handeln und die Situation einschätzen und besonnen handeln. Ein bisschen Spaß muss sein besonders bei der Nasa! Und gerade bei den Astronauten! Gerade die 2009er Klasse der Europäer der Luca Parmitano angehört ist ne einzige Chaoten Bande ich mein die nennen sich "shenanigans" ich glaub ich muss an der Stelle nix weiter sagen, genieße jedoch jeden Tweet den Luca von der ISS schickt und auch die Tweets der anderen Jungs und Mädels der Shenanigans. Allgemein sind das umgängliche und lustige Typen das kann ich aus erster Hand bestätigen!
Das klingt so leicht und locker - aber das gibt doch sicher einen Haufen zerknüllter Pläne und ein viertel Jahr Verzug bei EVA's. Traurige Sache das....
Traurig ist hier gar nichts! Es ist wie es ist und man muss das beste draus machen! So ist das Leben man ist nicht immer mit optimalen Rahmenbedinungen ausgestattet. Deshalb muss man ja nicht gleich den Kopf in den Sand stecken.
Wie gesagt Pläne sind erstmal keine Zerknüllt allerdings wie oben bereits beschrieben hat das EINE MENGE Arbeit für die EVA Teams am Boden bei der Nasa bedeutet das kann ich dir flüstern.
Hoffe mit meinen nun doch etwas längeren Ausführungen etwas Licht ins Dunkel gebracht zu haben.
Grüße Gumdrop (Der auch schonmal anders hieß hier im Forum
)