Gut, gehen wir einmal von einem orbitalem Treibstoffdepot aus - scheint mir auch die interessantestes Anwendung zu sein.
Richtig. Man geht ja heute davon aus, Mond- oder Marsmissionen im Erdorbit zu komplettieren und von dieser Parkposition zum jeweiligen Ziel zu starten.
Im Erdobit angekommen ist die Oberstufe leer und wird als nutzlos abgetrennt.
Könnte man sie dort auftanken, kann man sie weiterverwenden als Transferstufe.
Nützlich wäre auch eine Tankstelle im Mondorbit.
Dann könnte man benutzte Mondlandefähren im Mondorbit parken, die Landestufe erneuern, die Aufstiegsstufe betanken und somit wiederverwenden.
Das Problem scheint in zwei Teile zu zerfallen: Einmal die Kühlung damit der Wasserstoff flüssig bleibt und einmal die Verhinderung des diffundierens. Sehe ich das richtig? Da das Vakuum um das Depot herum eh keine Wärmeleitfähigkeit hat, geht es bei der Kühlung weniger um "Dämmung" sondern vorallem darum die eingehende Wärmestrahlung zu reflektieren?
Aus diesen Gründen sollte die Lagerzeit für kryogene Treibstoffe (LH2) und Oxidator (LOX) möglichst kurz gehalten werden.
Diffundieren (also das durchdringen des Wasserstoffs durch die Tankwand) ist dabei das kleinere Problem und betrifft nicht so große Verlustmengen.
Wasserstoff hat bei Raumtemperatur (20°C) das größte Diffusionsvermögen.
Aber Raumtemperatur kommt eh nicht in Frage, weil wir ja möglichst große Mengen auf kleinen Raum brauchen - und das geht nur in flüssiger Form.
Wasserstoff ist nur bei einer Temperatur von -252 bis -259°C flüssig.
Bei dieser Temperatur ist das Diffusionsvermögen und die Molekularbewegung stark eingeschränkt und nicht mehr vordergründig.
Außerdem diffundiert Wasserstoffe durch verschiedene Materialien unterschiedlich stark.
Sehr gut kann es Tankwände aus Kunststoffen, wie Polyethylen, Eisen oder Platin durchdringen.
Weniger gut kommt es durch Werkzeugstahl (CrNi) und fast gar nicht kommt es durch Kohlenstofffaser-Komposit/Metall.
Viel wichtiger ist es, die extrem niedrige Temperatur zu halten, damit der Wasserstoff (und auch der Sauerstoff) flüssig bleibt.
Vor dem Start wird erstmal richtig runtergekühlt und dann muß man eigentlich nur verhindern, daß wieder Wärme hinzu kommt.
Wie knt schon richtig schrieb, hat das Vakuum keine Wärmeleitfähigkeit.
Es kommt also nur Wärmestrahlung in Frage.
Ein großer, vorgelagerter Sonnenschutzschirm kann die stärkste Wärmequelle recht wirkungsvoll abschirmen.
Wenn Wasserstoff und Sauerstoff direkt nebeneinander durch eine gemeinsame Tanktrennwand gelagert werden, wird kein Sauerstoff verdampfen, weil Sauerstoff für die flüssige Phase nicht so niedrige Temperaturen braucht.
Die äußeren Tankwände müssen durch verschiedene Materialien gut reflektiert und gedämmt werden.
Dann kann nur noch eine geringe Menge Wasserstoff verdampfen und die muß wieder aktiv herunter gekühlt werden.
Die Energie dafür könnte man durch Solarzellen auf den großen Sonnenschutzschirm gewinnen.
Für eine begrenzte Zeit - also missionsspezifisch sollte das durchaus machbar sein.