Danke Ilbus.
Ohne deinen Beitrag hätte ich hier bald Zweifel bekommen.
Folgendes: Das Gerät (...für die Pro7-Sofa-Denker: DER GERÄT...) "Robonaut 2" ist keinesfalls ein sinnloses Spielzeug oder ein PR-Gag!
So manchem scheint es einfach an Geduld zu fehlen.
R2 ist vielmehr ein Technologie-Demonstrator mit der Option, ihn auch einsatzfähig zu machen. Nicht, das letzteres unbedingt nötig wäre - aber die Möglichkeit besteht.
Klartext: R2 wird auf der ISS nicht (zwingend) benötigt. Es/Er ist ein Forschungsprojekt wie jedes andere auch, etwa das LADA Gewächshaus im russischen Swesda-Modul.
Na guuuut.....und was KÖNNTE er nun noch so, ausser "in der Ecke hängen", labaer68? Wer sagt denn, das der mit Hochleistungsrechnern gesteuerte, semi-autonome Roboter R2 bis zum Verglühen der ISS nur Staub fängt? Geduld, Geduld....
R2 ist in seinem momentanen Betriebszustand noch an einen....äh..."Pfosten" gebunden, an dem er fixiert ist. Das macht ihn immobil - er kann bisher nur in Reichweite seiner Arme agieren.
Das lässt sich aber ändern. Später mehr dazu.
Zunächst geht es aber darum, nicht nur ein paar Tausend Einzelteile zu verschrauben und an die Computermodelle bzw erdgebundenen Tests zu glauben/ zu vertrauen, sondern Praxiserfahrung zu sammeln. Schritt für Schritt, was zunächst quälend langsam voranstatten zu gehen scheint.
Ich muss mich wirklich Wort für Wort zusammennehmen in Anbetracht der Reihe der letzten Beiträge hier....zum Vergleich: "Curiosity" ist grade mal auf dem Mars gelandet, und noch keinen Zentimeter weiter seitdem, aber alle finden das sowas von "historisch". Da ist R2 schon weiter....und zwar bedeutend....
(Ja. Ich bin auch begeistert von Curiosity. Das ist durchaus doppeldeutig zu verstehen.
)
Was hat also R2 bisher an Erkenntnissen gebracht, welche kommen noch, und wozu ist er überhaupt zu gebrauchen?
Die besonderen Feinheiten der Maschine könnt ihr euch selbst er-googeln, den Spass will ich euch nicht nehmen. Aber es gibt erwähnenswerte Besonderheiten, die ich mal näher beleuchten will. Besonders hilfreich ist, wie immer, ein Vergleich.
Ihr kennt alle diese Industrieroboter, die Autos anfertigen. Die schwenken Karosserieteile herum, als ob die nichts wögen, setzen sie punktgenau zusammen und verschweissen sie dann - und jepp, es wird ein schöner, neuer BMW. Zum Beispiel. Nun, und wenn jetzt ein ungeschickter Arbeiter in der Fabrik in den Arbeitskreis des Roboters hineintritt? Tjaaaa....dann wird er "der Karosserie hinzugefügt" - mit wahrscheinlich tödlichem Ausgang. Warum? Weil ein Roboter nicht intelligent ist, sondern nur ein Automat, das heisst: eine Ansammlung von Hebelarmen, Gelenken und Motoren vollführt immer wieder einen exakt gleichen Bewegungsablauf, völlig stumpf, aber als Ergebnis einer lang andauernden Einstellarbeit an seinem Steuercomputer.
(Zur Beruhigung: natürlich gibts in Fabriken Lichtschranken, die den Roboter stoppen, wenn sie jemand durchschreitet. Aber NUR DANN. Du musst die Lichtschranke....treffen.)
Robonaut 2 ist da anders: ich nannte ihn oben nicht umsonst semi-autonom. R2 bekommt eine Aufgabe, sagen wir: nehme Objekt "DINGSBUMS" mit der rechten Greifhand im Bereich "Rauminhalt A" auf (....das klingt so einfach, ist es aber überhaupt nicht. Dreht das DINGSBUMS doch mal, oder stellt es auf den Kopf....). Des weiteren bewege das Objekt DINGSBUMS zum Rauminhalt B. Orientiere das Objekt DINGSBUMS dort seiner Spezifizierung nach "senkrecht" und passe es in das Objekt "KLOTZ" ein. Zusätzliche Bedingung: es darf niemals eine Kraft von mehr als xy Newtonmeter an Gelenk A, usw. auftreten. (...sonst könnte etwa DINGSBUMS an KLOTZ verbogen und zerstört werden.) So...Robonaut "bemert" nun aber in jedem Augenblick, ob sich ein Kabel, ein herumschwebendes Objekt oder ein MENSCH in seinem Arbeitsbereich befindet, und stoppt sofort seine Bewegung - und das, ohne speziell auf dieses zufällige Ereignis vorbereitet zu sein. Wie macht er das? Seine Software arbeitet teil-autonom. Die Arbeitsanweisung wird er ausführen, das ist sicher. Wenn ihm aber etwas im Weg steht, brauchen seine Motoren etwa für einen Sekundenbruchteil "zu viel" Strom - woraus sich ein unerwartetes Hindernis ergibt. Die Kameras erlauben seiner Software ebenso, störende Hindernisse innerhalb seines Arbeitsvolumens zu erfassen. Er wird seinen Arbeitsablauf unterbrechen, bis sein Arbeitsbereich wieder frei ist. und ihn erst dann fortsetzen.
Für einen ISS-Bewohner bedeutet das: er/sie kann an R2 vorbeischweben, ohne das ihm/ihr etwas passiert - der Robonaut stoppt dann eben kurz - plus: der Arbeitsablauf des Robonauten wird ordnungsgemäss beendet.
Warum das so fortschrittlich ist? Nun, anderenfalls rammt dir der Roboter die Schraube, die er gerade flink rüberschwenkt, im Vorbeiflug in den Dickdarm. Deshalb.
OK, ein semi-intelligenter Roboter also....hmm. Wird da getestet, räumt DINGSBUMS senkrecht mit akkurater Kraft in KLOTZ hinein....war es das schon? Mitnichten.
Robonaut 2 ist, wie schon erwähnt, bisher an einem simplen Pfosten montiert. Es ist aber nur eine Frage der Finanzierung, ihm einen "Fuss" (ja, einer reicht...) zu verpassen, der mittels eines entsprechenden "Endeffektors" (so einer Art Greifmechanismus) die Fortbewegung erlaubt. Diese Art von Greifarm ist ja bereits im Einsatz und bewährt: der SSRMS etwa, oder die Arme des DEXTRE. Im Wechselspiel mit seinen hochentwickelten "Händen" besteht so die Möglichkeit, sich sowohl innerhalb als auch ausserhalb der ISS fortzubewegen und am Ziel Aufgaben zu erfüllen. Robonaut atmet nicht.
Seine Elektronik wurde bereits daraufhin ausgelegt, auch im Vakuum wohl temperiert zu sein.
Somit hätten wir einen semi-autonomen (nicht: "intelligenten"!!) Roboter, der ISS-Ausseneinsätze übernehmen KÖNNTE, wenn man ihm den Fuss "schenkt", oder auf dem Mars Proben sammeln könnte, oder auf Titan, oder....einem Asteroiden?
Und DAS soll ein PR-Gag sein?
Ich bitte euch....
Lieben Gruss vom letzthin stillen HAL
P.S.: Die obigen Zeilen haben mich etwa 1,5 Stunden gekostet. Ich bitte alle ungeduldigen, alle Jungen Wilden nur um etwa 1,5 Jahrzehnte, mehr nicht.