Das Verfahren liefert wichtige Daten zur Berechnung des zukünftigen Meeresspiegel-Anstiegs.
Bis vor wenigen Jahrzehnten ging man davon aus, dass das oberflächliche Abschmelzen der Antarktis-Gletscher nur einen geringen Einfluss auf den globalen Meeresspiegel hat. Mittlerweile ist aber offensichtlich, dass das Problem an der
Unterseite der Gletscher liegt.
Der Eisstrom, der vom Inneren der Antarktis rundherum ins Meer fließt, wird an vielen Stellen durch unterseeische Felsbarrieren abgebremst. Diese Felsen sind ein wichtiger Bremskeil für die nachdrängenden Eismassen und stabilisieren dadurch die „Aufsetzlinie“, also den letzten Kontakt des Gletschers bevor er als Schelfeis auf dem Meer schwimmt und dort in Eisberge zerbricht.
Seit dem Ende der letzten Eiszeit vor rund 10.000 Jahren hat sich dadurch ein Gleichgewicht zwischen dem Anwachsen der Gletscher durch Schneefall und dem Abfließen der Eismassen ins Meer eingeregelt.
Mittlerweile ist allerdings bekannt, dass durch Salzwasser die Unterseite der Gletscher erodiert wird, so dass diese viel früher aufschwimmen und sich die Aufsetzlinie immer weiter ins Landesinnere zurückzieht. Bisher konnte man diesen Vorgang nur punktuell durch Bohrungen oder kleinräumig durch Befliegungen untersuchen.
Das geschilderte Auswerteverfahren der Radardaten macht es jetzt möglich, zu unterscheiden, ob sich unter dem Süßwassereis Felsen oder Salzwasser befindet, und das großräumig und in einer 4-wöchentlichen Wiederholungsrate. Man kann dadurch also den Rückzug der Aufsetzlinie für die gesamte Antarktis kartieren.
Die Messungen bestätigen, dass dort der erste Kipppunkt im Klimasystem aktiviert wurde. Das bedeutet, dass der gesamte Westantarktische Eisschild instabil wird und im Laufe der nächsten Jahrhunderte fast komplett ins Meer rutschen wird. Alleine dieser Vorgang soll den Meeresspiegel bis zum Ende dieses Jahrhunderts um ca. einen Meter ansteigen lassen, zusätzlich zu weiteren Quellen, wie dem Abschmelzen der Grönlandgletscher oder der thermischen Ausdehnung des Meerwassers.
Stefan Rahmstorf hat bereits 2014 auf diesen Vorgang hingewiesen:
https://scilogs.spektrum.de/klimalounge/westantarktis-ueberschreitet-den-kipppunkt/ Mittlerweile gibt es Anzeichen dafür, dass auch die Ostantarktis instabil wird. Das würde zu einem Anstieg des Meeresspiegels von ca. 60 m führen, wird aber erst in wenigen Jahrhunderten passieren. Ein kurzes Video aus 3sat/nano dazu:
https://commons.wikimedia.org/w/index.php?title=File%3AWarum_schmilzt_das_Schelfeis%3F.webm