Klimawandel

  • 928 Antworten
  • 254882 Aufrufe
*

Online Nitro

  • Raumcon Moderator
  • *****
  • 6816
Re: Klimawandel
« Antwort #750 am: 15. November 2021, 12:22:54 »
Wenn man in der Erdgeschichte "stöbert" stößt man immer wieder auf sehr hohe CO2-Konzentrationen die nicht unbedingt mit gigantischen Temperaturanstiegen einhergehen.

Ach ja?

Also wenn ich mir die Temperaturkurve und die CO2 Konzentration in den letzten 800000 Jahren ansehe, dann korrelieren die beiden so hart dass es weh tut.  ;)



Bevor man einen Beitrag letztendlich abschickt sollte man ihn sich noch ein letztes Mal durchlesen und sich dabei überlegen ob man ihn genau in diesem Wortlaut auch Abends seinem Partner und/oder Kindern ohne Bedenken vorlesen würde.

Re: Klimawandel
« Antwort #751 am: 15. November 2021, 13:09:37 »
Vielleicht meint er die wesentlich höheren CO2-Gehalte vergangener Erdzeitalter. Damals war aber die Sonne auch noch schwächer. 2% weniger Sonnenleistung benötigt doppelt soviel CO2 um auf die selbe Temperatur zu kommen.
Siehe auch:
https://de.wikipedia.org/wiki/Kohlenstoffdioxid_in_der_Erdatmosph%C3%A4re#Verlauf_in_der_Erdgeschichte

Re: Klimawandel
« Antwort #752 am: 16. November 2021, 11:30:59 »
Ich fand die Antwort von Prodatron sehr interessant, danke, auch für den Link mit der Grafik. Das die Sonne langsam zulegt, könnte die Antwort sein. Und ich bin mir natürlich auch im Klaren, dass frühere Temperatur-CO2-Korrelationen (vor 100, 300 oder 500 Mio. Jahren, sicher nicht ganz einfach sind.

(Dann möchte ich noch mitteilen, dass ich eine Antwort, die mit "Ach ja?" beginnt, irgendwie unschön finde. Oder gibt es da eine Grundablehnung bestimmter Fragen aus ideologischen Gründen? Es ging mir ja ausdrücklich nicht um die letzten 800.000 Jahre sondern um frühere Erdzeitalter, hätte ich vielleicht genauer ausdrücken müssen. Verstehe ich jedenfalls nicht.)

*

Online Nitro

  • Raumcon Moderator
  • *****
  • 6816
Re: Klimawandel
« Antwort #753 am: 16. November 2021, 12:05:28 »
(Dann möchte ich noch mitteilen, dass ich eine Antwort, die mit "Ach ja?" beginnt, irgendwie unschön finde. Oder gibt es da eine Grundablehnung bestimmter Fragen aus ideologischen Gründen? Es ging mir ja ausdrücklich nicht um die letzten 800.000 Jahre sondern um frühere Erdzeitalter, hätte ich vielleicht genauer ausdrücken müssen. Verstehe ich jedenfalls nicht.)

Sorry, mir gehen bei diesem und aehnlichen Themen gerne mal die Emotionen durch. Und wenn jemand in der Richtung stochert, dass Klimawandel in der Vergangenheit nicht immer mit der CO2 Konzentration zusammenhing, dann laeuten bei mir die ersten Alarmglocken. Mit meiner persoenlichen Ideologie hat das wenig zu tun, wenn der direkten Zusammenhang von CO2 Konzentration und Temperatur durch aktuell 99.9% der weltweiten Klimastudien bestaetigt wird. Quelle: https://iopscience.iop.org/article/10.1088/1748-9326/ac2966

Man darf auch nicht vergessen, dass die abgesehen von der Intensitaet der Sonne, sicher auch noch damaligen Rahmenbedingungen auf der Erde selbst einen Einfluss auf die Temperatur hatten. Alleine die Menge an weltweiten Eisvorraeten und der Waermekapazitaet der damaligen Weltmeere sollte man z.B. nicht ausser Acht lassen.
Bevor man einen Beitrag letztendlich abschickt sollte man ihn sich noch ein letztes Mal durchlesen und sich dabei überlegen ob man ihn genau in diesem Wortlaut auch Abends seinem Partner und/oder Kindern ohne Bedenken vorlesen würde.

Offline Matjes

  • *****
  • 756
Re: Klimawandel
« Antwort #754 am: 16. November 2021, 13:10:46 »
Guten Morgen

Laut Wikipedia erhöht sich die Strahlungsleistung von Hauptreihensternen (wie unsere Sonne) um 1% alle
100 Millionen Jahre. Schaut doch mal bitte auf die Zeitskala in den obigen Diagrammen.

Die Temperaturänderungen wurden in den letzten 2 Millionen Jahren durch periodische Schwankungen der Bahn der Erde
um die Sonne verursacht. Der CO2 Gehalt ändert sich mit und ist aber nicht Ursache dieser Temperaturänderungen
(siehe Milankovic-Zyklen). Heute haut der Mensch soviel CO2 raus, beendet damit die Milankovic-Zyklen und macht
sich selbst zur Ursache des Klimawandels.

Siehe auch: Dan Britt: Orbits and Ice-Ages
https://www.bing.com/videos/search?q=dan+britt+orbits+and+ice-ages&view=detail&mid=8E49E830C031472FF8428E49E830C031472FF842&FORM=VIRE

Matjes

*

Offline Sensei

  • Raumcon Moderator
  • *****
  • 6540
Re: Klimawandel
« Antwort #755 am: 16. November 2021, 14:11:41 »
Bitte keine Diskussionen zum "Reizthema - Relativierung des Klimawandels". Löschwarnung in diese Richtung.

Bestehende Äußerungen kann ich als Missverständnis werten. Aber weitere, ausufernde Diskussionen möchte ich hier einen Rigel vorschieben.

EDIT: Mit meinem Moderationsbeitrag ist ausdrücklich nicht Matjes gemeint.
Seinen Beitrag fand in interessant, fundiert, klar und unemotional vorgetragen. Und war noch vorbildlich durch eine Quelle belegt. Geren mehr davon.
« Letzte Änderung: 16. November 2021, 21:24:37 von Sensei »

tonthomas

  • Gast
Re: Klimawandel
« Antwort #756 am: 17. November 2021, 17:13:00 »
Zur Info von der Uni Bayreuth:
"
Vortragsreihe „KlimaDiskurse" – Zoom-Vortrag mit Bernd Ulrich

Der Klimawandel stellt die Menschheit vor komplexe Herausforderungen und erfordert Anstrengungen und Lösungen in allen Lebensbereichen. In der Online-Vortragsreihe „KlimaDiskurse" wollen fünf Juniorforschungsgruppen des Bayerischen Klimaforschungsnetzwerks bayklif ganz verschiedene Facetten des Klimawandels thematisieren.

In Rahmen der Auftaktveranstaltung am Dienstag, 23.11.2021, 18.00 Uhr, referiert Bernd Ulrich (Journalist und Politologe, stellvertretender Chefredakteur DIE ZEIT) zum Thema „An die Wurzeln! Warum wird nicht entschieden, was nötig wäre?".

Datum/Zeit/Ort: Dienstag, 23.11.2021, ab 18.00 Uhr, öffentlich, gebührenfrei, Zoom.
Link zur Anmeldung und weitere Informationen auch zu den Folgevorträgen unter: www.bayklif.de/klimadiskurse

Bernd Ulrich wird in seinem Vortrag der Frage nachgehen, warum die notwendigen Entscheidungen zu einer wirksamen Bekämpfung des Klimawandels bisher ausgeblieben sind. Im monatlichen Rhythmus wird die Online-Veranstaltungsreihe „KlimaDiskurse" dann entlang der Spannungsfelder Politik, Gesellschaft, Wissenschaft und Kunst fortgeführt.

Junior-Professorin Dr. Lisa Hülsmann (Ecosystem Analysis and Simulation, Universität Bayreuth) ist Leiterin einer Juniorforschungsgruppe des Bayerischen Klimaforschungsnetzwerks bayklif und hat zusammen mit Kolleginnen und Kollegen diese Vortragsreihe organisiert, die sich an interessierte Bürgerinnen und Bürger, Studierende und Forschende richtet.

Die Veranstaltung findet in Kooperation mit der Jungen Akademie der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina statt.
"

Gruß   Pirx

Offline rok

  • *****
  • 3236
Re: Klimawandel
« Antwort #757 am: 17. November 2021, 22:05:55 »
Noch mal etwas zu der obigen Diskussion:

1. Der Zusammenhang zwischen CO2-Anteil in der Atmosphäre und der Strahlungsbilanz (wieviel von dem eingestrahlten Sonnenlicht wird nach der Umwandlung in Wärmeenergie durch das CO2 zurückgehalten) ist sowohl theoretisch, als auch experimentell und durch geologische Untersuchungen zweifelsfrei belegt. Daß es Abweichungen gibt, liegt an den schon erwähnten Änderungen in der Erdumlaufbahn und auch an den natürlichen Schwankungen der Eisbedeckung und damit der irdischen Albedo.

2. Es ist klar, dass die mittlere Temperatur der Erdoberfläche in früheren Zeitaltern, also vor hunderten von Mio. Jahren auch manchmal deutlich höher war als heute. Damals war die Erde sogar bis zu den Polen von Urwald bedeckt, deren Ablagerungen wir heute wieder als Kohle zur Energiegewinnung nutzen und damit den damals eingelagerten Kohlenstoff wieder in die Atmosphäre einleiten.

3. Das aktuelle Problem ist allerdings der Zeitraum aus den letzten ca. 12.000 Jahren, also seit dem Ende der letzten Eiszeit. Seitdem hat sich die menschliche Zivilisation aus der Steinzeit in die heutige Industriegesellschaft entwickelt und zwar bei einer (weltweit) sehr konstanten Temperatur, einem Meeresspiegel mit nur geringen Schwankungen und einer Nahrungsmittelproduktion, die auf diese Verhältnisse optimal angepasst ist.

Auch die Eisbedeckung der Erde und damit die Rückstrahlung der Sonnenenergie hat sich im Laufe der Jahrtausende auf ein Gleichgewicht eingestellt. Allerdings verändert der Mensch dieses Gleichgewicht derzeit mit einer Geschwindigkeit, die in der Erdgeschichte einmalig ist, abgesehen von dem Asteroiden-Einschlag vor ca. 66 Mio. Jahren.

4. Da die heutige Zivilisation sehr viel komplexer ist und wir bereits jetzt schon die letzten Resourcen mobilisieren müssen, um unseren Lebensstandard zu halten, kann jede kleine lokale Störung im System bereits globale Probleme erzeugen, siehe die aktuelle Transportkrise. Damit die menschliche Zivilisation in den nächsten Jahrzehnten einigermaßen überleben kann, müssten wir wirklich alles unternehmen, um das Klima möglichst stabil zu halten.

Allerdings gehört dazu viel, viel mehr, als nur ab und zu mit dem Fahrrad statt mit dem Auto zu fahren, da bedarf es schon massiver politischer Eingriffe in die persönlichen Freiheiten. Und das wird sicherlich nicht passieren.

*

Online Nitro

  • Raumcon Moderator
  • *****
  • 6816
Re: Klimawandel
« Antwort #758 am: 18. November 2021, 09:08:19 »
Sehr schoen geschrieben und zusammengefasst rok.  :)
Bevor man einen Beitrag letztendlich abschickt sollte man ihn sich noch ein letztes Mal durchlesen und sich dabei überlegen ob man ihn genau in diesem Wortlaut auch Abends seinem Partner und/oder Kindern ohne Bedenken vorlesen würde.

Re: Klimawandel
« Antwort #759 am: 19. November 2021, 14:26:34 »
Was mich bei all diesen richtigen Einschätzungen zum Klimawandel immer mehr verwundert ist, dass die einstigen Feststellungen, die auch sehr viel mit der heutigen Situation zu tun haben, komplett ausgeklammert werden:

https://de.wikipedia.org/wiki/Die_Grenzen_des_Wachstums#Reaktionen_auf_die_Ver%C3%B6ffentlichung_1972

Das Mantra, das Wohlstand schon für einen Rückgang des Bevölkerungswachstums sorgen wird, trifft m. E. deshalb nicht zu, da es einerseits zu spät kommen könnte und Wohlstand gleichzeitig auch höheren Verbrauch bedeutet. Ich habe aber auch keine  moralisch einwandfreie Lösung.

Wenn diese Wortmeldung zu sehr OT ist, bitte ich um Löschung.

*

Offline Rücksturz

  • Portal Redakteur
  • *****
  • 4449
Re: Klimawandel
« Antwort #760 am: 21. November 2021, 13:53:18 »
"Heiß, heißer, Stadt: OHB koordiniert Projekt CityCLIM

Neue Datenplattform soll Metropolregionen Anpassung an veränderte Klimabedingungen ermöglichen. Eine Pressemitteilung der OHB SE Bremen."



Weiter in der Pressemitteilung der OHB:
https://www.raumfahrer.net/heiss-heisser-stadt-ohb-koordiniert-projekt-cityclim/

Viele Grüße
Rücksturz
- vergiss niemals, dass auf der anderen Seite ein Mensch sitzt
- erst lesen, dann denken, dann posten
- eingebrachte Artikel sprechen für Dich 
- denke beim Schreiben Deines Beitrages an den Empfänger

*

Offline Rücksturz

  • Portal Redakteur
  • *****
  • 4449
Re: Klimawandel
« Antwort #761 am: 21. November 2021, 16:03:12 »
"BLE: Bewertung und Monitoring von Moorflächen

Moorböden sind die effektivsten Kohlenstoffspeicher aller Landlebensräume. In dem von der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) betreuten Verbundprojekt BEWAMO* werden derzeit wichtige Grundlagen für einen effektiven Moorbodenschutz gelegt. Eine Presseinformation der BLE."



Zusammengesetzte Radaraufnahmen der Sentinel-Satelliten vom Rhinluch, Brandenburg. Die Farbunterschiede innerhalb der Moorflächen spiegeln den Feuchtezustand der Moorböden wider und dienen als Arbeitsgrundlage zur Entwicklung von Methoden für das fernerkundliche Moormonitoring. (Quelle: ESA)

Weiter in der Pressemeldung de BLE:
https://www.raumfahrer.net/ble-bewertung-und-monitoring-von-moorflaechen/

Viele Grüße
Rücksturz
- vergiss niemals, dass auf der anderen Seite ein Mensch sitzt
- erst lesen, dann denken, dann posten
- eingebrachte Artikel sprechen für Dich 
- denke beim Schreiben Deines Beitrages an den Empfänger

*

Offline Rücksturz

  • Portal Redakteur
  • *****
  • 4449
Re: Klimawandel
« Antwort #762 am: 21. Dezember 2021, 17:35:56 »
"Universität Hamburg entwickelt neues Klimarechenmodell

Ein Forschungsprojekt der Universität Hamburg soll einen Quantensprung in der Qualität von Klimamodellierungen ermöglichen. Dafür fließen erstmals alle verfügbaren Mess- und Beobachtungsdaten der vergangenen 50 Jahre weltweit ein. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft fördert das Projekt mit 1,25 Millionen Euro. Eine Pressemitteilung der Universität Hamburg."



Der Ozeanograph Prof. Dr. Detlef Stammer von der Universität Hamburg bekommt 1,25 Millionen Euro für die Entwicklung eines neuen Klimarechenmodells. (Bild: D. Ausserhofer)


Weiter in der Pressemitteilung der Uni Hamburg:
https://www.raumfahrer.net/universitaet-hamburg-entwickelt-neues-klimarechenmodell/

Viele Grüße
Rücksturz
- vergiss niemals, dass auf der anderen Seite ein Mensch sitzt
- erst lesen, dann denken, dann posten
- eingebrachte Artikel sprechen für Dich 
- denke beim Schreiben Deines Beitrages an den Empfänger

Offline rok

  • *****
  • 3236
Re: TanDEM-X auf Dnepr
« Antwort #763 am: 30. Januar 2022, 12:17:49 »
Das Verfahren liefert wichtige Daten zur Berechnung des zukünftigen Meeresspiegel-Anstiegs.
 
Bis vor wenigen Jahrzehnten ging man davon aus, dass das oberflächliche Abschmelzen der Antarktis-Gletscher nur einen geringen Einfluss auf den globalen Meeresspiegel hat. Mittlerweile ist aber offensichtlich, dass das Problem an der Unterseite der Gletscher liegt.
 
Der Eisstrom, der vom Inneren der Antarktis rundherum ins Meer fließt, wird an vielen Stellen durch unterseeische Felsbarrieren abgebremst. Diese Felsen sind ein wichtiger Bremskeil für die nachdrängenden Eismassen und stabilisieren dadurch die „Aufsetzlinie“, also den letzten Kontakt des Gletschers bevor er als Schelfeis auf dem Meer schwimmt und dort in Eisberge zerbricht.

 Seit dem Ende der letzten Eiszeit vor rund 10.000 Jahren hat sich dadurch ein Gleichgewicht zwischen dem Anwachsen der Gletscher durch Schneefall und dem Abfließen der Eismassen ins Meer eingeregelt.
 
Mittlerweile ist allerdings bekannt, dass durch Salzwasser die Unterseite der Gletscher erodiert wird, so dass diese viel früher aufschwimmen und sich die Aufsetzlinie immer weiter ins Landesinnere zurückzieht. Bisher konnte man diesen Vorgang nur punktuell durch Bohrungen oder kleinräumig durch Befliegungen untersuchen.
 
Das geschilderte Auswerteverfahren der Radardaten macht es jetzt möglich, zu unterscheiden, ob sich unter dem Süßwassereis Felsen oder Salzwasser befindet, und das großräumig und in einer 4-wöchentlichen Wiederholungsrate. Man kann dadurch also den Rückzug der Aufsetzlinie für die gesamte Antarktis kartieren.
 
Die Messungen bestätigen, dass dort der erste Kipppunkt im Klimasystem aktiviert wurde. Das bedeutet, dass der gesamte Westantarktische Eisschild instabil wird und im Laufe der nächsten Jahrhunderte fast komplett ins Meer rutschen wird. Alleine dieser Vorgang soll den Meeresspiegel bis zum Ende dieses Jahrhunderts um ca. einen Meter ansteigen lassen, zusätzlich zu weiteren Quellen, wie dem Abschmelzen der Grönlandgletscher oder der thermischen Ausdehnung des Meerwassers.
 
Stefan Rahmstorf hat bereits 2014 auf diesen Vorgang hingewiesen:
 
https://scilogs.spektrum.de/klimalounge/westantarktis-ueberschreitet-den-kipppunkt/
 
Mittlerweile gibt es Anzeichen dafür, dass auch die Ostantarktis instabil wird. Das würde zu einem Anstieg des Meeresspiegels von ca. 60 m führen, wird aber erst in wenigen Jahrhunderten passieren. Ein kurzes Video aus 3sat/nano dazu:
 
https://commons.wikimedia.org/w/index.php?title=File%3AWarum_schmilzt_das_Schelfeis%3F.webm

*

Offline Sensei

  • Raumcon Moderator
  • *****
  • 6540
Re: Re: TanDEM-X auf Dnepr
« Antwort #764 am: 30. Januar 2022, 17:46:37 »
Nur ganz kurze Anmerkung:

Zitat
Alleine dieser Vorgang soll den Meeresspiegel bis zum Ende dieses Jahrhunderts um ca. einen Meter ansteigen lassen,

Das ist erschreckend und ein deutlicher Unterschied zu bisherigen, eher vorsichtigen Vorhersagen von einem Gesamtanstieg des Meeresspiegels bis 2100 von vlt. 50cm  :-\

Offline rok

  • *****
  • 3236
Re: Re: TanDEM-X auf Dnepr
« Antwort #765 am: 30. Januar 2022, 19:06:31 »
Die Einfluss der Kipppunkte (oder Kippelemente) ist auch erst seit wenigen Jahren in die Klimarechnungen entsprechend eingegangen. Früher sah man die klimatischen Vorgänge im Wesentlichen als linear an, d. h. bspw., eine Erhöhung der Temperatur erfogt etwa proportional zum CO2-Anteil in der Luft. Den Einfluss von radikalen, selbstverstärkenden Vorgängen hatte man völlig unterschätzt. Vor allem war man bisher auch davon ausgegangen, dass die Prozesse erst ab Temperaturen von ca. 3° - 4° C beginnen und fühlte sich bei dem "2°-Ziel" noch auf der sicheren Seite. Das hat sich als falsch erwiesen. Ein weiteres Problem besteht darin, dass die Temperaturerhöhung in einigen sensiblen und instabilen Regionen deutlich höher ausfällt als im globalen Durchschnitt, bspw. in der sibirischen Taiga, dem Nordpolarmeer, Grönland, wo die Temperatur teilweise um ein mehrfaches schneller ansteigt als im Durchschnitt der Welt.


Eine ausführliche Liste der erwartbaren Kippelemente gibt es hier (sollte man vielleicht nicht lesen, wenn man sowieso gerade schlecht drauf ist):

https://de.wikipedia.org/wiki/Kippelemente_im_Erdklimasystem

Aber das sollten wir bei Bedarf dann unter Erde/Klima ... diskutieren.

*

Offline Sensei

  • Raumcon Moderator
  • *****
  • 6540
Re: Klimawandel
« Antwort #766 am: 30. Januar 2022, 19:47:05 »
3 Beiträgen aus "TanDEM-X auf Dnepr" übernommen.
https://forum.raumfahrer.net/index.php?topic=8372.msg526467#msg526467


Danke, rok, für die guten Beiträge!  :)

Auch wenn man das Meiste schon kennen sollte - immer wieder schön, das so zusammengefasst zu lesen.

Offline rok

  • *****
  • 3236
Re: Klimawandel
« Antwort #767 am: 30. Januar 2022, 20:07:15 »
Danke, Sensei für das Verschieben, auch um den ursprünglichen "Tandem-X"-Thread sauberzuhalten.

Offline rok

  • *****
  • 3236
Re: Klimawandel
« Antwort #768 am: 07. Februar 2022, 12:11:48 »
Die NOAA hat ein Diagramm zum Meeresspiegelanstieg veröffentlicht, basierend auf den Satellitendaten von "Topex" und den "Jason"-Orbitern.




Allerdings zeigt die abgebildete Gerade denselben Fehler, den St. Rahmstorf bereits bei den entsprechenden Grafiken des Deutschen Wetterdienstes nachgewiesen hat.
Da die Änderungen eben nicht (!) linear verlaufen, ist eine Regressionsgerade nicht korrekt, was man hier bereits optisch erkennen kann. Der Anstieg in den 1990er Jahren verlief flacher, der Anstieg in den 2010ern dagegen steiler als bei einer einfachen linearen Beziehung. Der Meeresspiegelanstieg beschleunigt sich also.

Die Grafik stammt aus einem Telepolis-Artikel über das abschmelzende Grönlandeis:

https://www.heise.de/tp/news/Meeresspiegel-Groenlandeis-schrumpft-schneller-6351246.html

*

Offline Sensei

  • Raumcon Moderator
  • *****
  • 6540
Re: Klimawandel
« Antwort #769 am: 07. Februar 2022, 21:31:29 »
Quelle für den Eisverlust in Grönland:
http://polarportal.dk/en/greenland/mass-and-height-change/

Gerade in den letzten Tagen haben sich die Meldungen noch einmal gehäuft:
- Verlust von Gletschermasse sogar am Mount Everest
- fortschreitende Destabilisierung des Westantarktischen Eisschildes

Bisher war ich zumindest in Bezug auf den Meeresspiegelantstieg noch hoffnungsvoll, dass es nicht gar soo schlimm kommt. Aber da musste ich auch zuletzt meine Meinung ändern.

Re: Klimawandel
« Antwort #770 am: 08. Februar 2022, 10:10:23 »
Ich denke man muss langsam nachdenken, was man halten kann und was man aufgeben muss bei sagen wir 2 m Anstieg.

Offline rok

  • *****
  • 3236
Re: Klimawandel
« Antwort #771 am: 08. Februar 2022, 11:00:03 »
Es gibt bereits viele Regionen, die aufgegeben werden, das betrifft arme Länder, wie Bangladesh, die sich keinen effektiven Küstenschutz leisten können, viele Inselstaaten sollen aufgegeben werden, aber auch Bereiche in Europa. In der Südostecke Englands wurde den Bewohnern im Küstenbereich bereits mitgeteilt, dass die Deiche nicht mehr erhöht werden und sie daher in den nächsten Jahrzehnten mit einem dauerhaften "Landunter" rechnen müssen.

*

Offline Therodon

  • *****
  • 1337
Re: Klimawandel
« Antwort #772 am: 08. Februar 2022, 16:36:44 »
Ich denke man muss langsam nachdenken, was man halten kann und was man aufgeben muss bei sagen wir 2 m Anstieg.

2m ist aber realistisch auch übertrieben.
Ja, es gibt die eine Studie, die eine geringe Wahrscheinlichkeit errechnet hat, das man bis zum Jahr 2100 auf 2m kommt. Was immer noch eine ziemlich lange Zeit wäre, um in England Deiche zu erhöhen.

Selbst diese Studie, sowie sämtliche anderen gehen aber von wesentlich geringen Werten aus. Und wir reden bei den älteren schon von worst case Studien. Wenn jetzt also das Eis schneller in Grönland schmilzt, heißt das nicht man könnte jetzt einfach auf den höchsten Wert den man findet noch was draufrechnen. Selbst 1m ist bei den meisten Studien keinesfalls irgendwie mit hohen Prozentwerten belegt. Und bitte auch noch mal an das Jahr 2100 denken.

Jeder Meeresspiegelanstieg ist schlecht und jeder zieht viele Auswirkungen nach sich die über Dämme bauen hinausgeht. Aber wenn jetzt irgendein Politiker behauptet er KANN keine Uferbefestigung für den Meeresspiegelanstieg bauen ist das entweder Faulheit oder was wahrscheinlicher ist Populismus um irgendein anderes Projekt voran zu treiben.

honk

  • Gast
Re: Klimawandel
« Antwort #773 am: 08. Februar 2022, 17:38:31 »
Man sollte bei der Betrachtung solcher Überflutungs-Szenarien nicht vergessen, dass es hierbei auch nicht-klimabedingte Effekte gibt: zB hebt sich seit langer Zeit der skandinavische Schild im Bereich der Ostsee um 1 cm/Jahr, also 1m pro Jahrhundert; die amerikanische Ostküste dagegen sinkt um 0,3 cm/Jahr (0,3 m pro Jahrhundert), weil sich die Erdkruste nach dem Abschmelzen der Eisschilde der letzten Eiszeit wieder entspannt - das addiert bzw subtrahiert sich zu/von den Effekten der Wärmeausdehnung der Ozeane und dem Anstieg durch das Schmelzwasser.
Auch auf diese Langzeiteffekte musste man bereits reagieren, im Bereich der Ostsee zB durch Verlegen von Häfen etc.

Offline rok

  • *****
  • 3236
Re: Klimawandel
« Antwort #774 am: 08. Februar 2022, 18:33:49 »
Es gibt bereits Beispiele, die Niederländer verwandeln derzeit ca. 40 qkm landwirtschaftlicher Fläche in "Polder" also Flächen, die gelegentlich überflutet werden, d. h. sie geben den existierenden Deich auf und bauen einen neuen Deich weiter ins Hinterland. In England wird das Dorf Fairbourne nur noch bis 2045 geschützt, die Bewohner wurden aufgefordert spätestens ab dann ihre Häuser zu verlassen (ohne finanziellen Ausgleich). Auch im Gr0ßraum New York wird überlegt welche Flächen man noch durch eine Erhöhung der Deiche schützen kann.

Und wie gesagt, wir als relativ reiche Länder können uns die Entscheidung "deichen oder weichen" leisten, viele andere können es nicht, und die dort lebenden Menschen werden ihre Heimat verlassen müssen.