So, hier ist die Originalmeldung zu den problematischen Sonnenmodellen:
http://www.sciencemag.org/cgi/content/full/329/5996/1144Es handelt sich um eine bereits seit mehreren Jahren andauernde Debatte unter Sonnenforschern. Stein des Anstoßes waren neue 3D-Simulationen der Sonnenatmosphäre durch Herrn Asplund, Direktor des MPI für Astrophysik. Vorherige Modelle vereinfachten die Sonnenkugel zu einer 2D-Scheibe.
Das neue Modell erklärte die Helligkeitsschwankungen auf der Sonnenoberfläche (Photosphäre) und die Intensität des Sonnenlichts bei verschiedenen Wellenlängen sehr gut. Die Frage war, ob es auch das Sonnenspektrum würde reproduzieren können. Dazu musste zusätzlich modelliert werden, wie Photonen unterschiedlicher Wellenlänge mit Gasen/Plasmen im Sonneninneren wechselwirken. Das Modell konnte das Sonnenspektrum sehr schön nachbilden. Das Problem war nur: Die Häufigkeit von Kohlenstoff, Sauerstoff und Neon war sehr viel geringer, als gemeinhin angenommen.
Mit diesen geringen Konzentrationen von schweren Elementen, verschiebt sich die Zone im Sonneninneren nach außen, die für die meisten Photonen undurchdringbar ist. Hier beginnen die Konvektionsströme der Sonne. Das wiederum stimmte nicht mit helioseismologischen Messungen überein. Die geringere Konzentration von schweren Elementen in dem neuen Modell passte nicht zur gemessenen Schallgeschwindigkeit in der Sonne und deuteten auf einen inneren Aufbau hin, der so nicht passte.
Asplund modifizierte daraufhin sein Modell und kam zu etwas höheren Konzentrationen, aber immer noch nicht genug, um zu den helioseismologischen Daten zu passen.
Und diese Diskrepanz besteht bis heute. Entweder sind hier grundlegend neue Prozesse am Werk oder mit den Modellen stimmt etwas nicht. Bedeutung erlangt das Ganze dadurch, dass die Sonne als Vorlage zur Untersuchung anderer Sterne, Galaxien und interstellarer Materie dient. Verstehen wir die Sonne nicht richtig, könnte es sein, dass allerlei angaben über andere Sterne und interstellare Gaswolken fehlerhaft sind.