Proton Traegerrakete

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Re: Proton Traegerrakete
« Antwort #125 am: 10. Juni 2020, 18:01:37 »
Nein, die Geschichte geht etwas anders.
Es gab die Idee einer 100 Mega-Tonnen-Wasserstoffbombe, der "Zar der Bomben".
Das war die ultimative Weltuntergangswaffe. Mit 3 oder 4 solcher Bomben sollten die USA ausradiert werden, falls die Kapitalisten zu frech werden würden.
Zumindestens konnte man ihnen damit drohen. Die Sowjetunion fühlte sich (nicht zu Unrecht) von den Amerikaner eingekreist. Gegen die amerikanischen
Atombomber das Strategic Air Command hatte man nichts entgegenzusetzen.
Das Trägermittel der Zar Bomba sollte eine Mega-Rakete werden, die UR-500.
Tschelomej versprach sie zu bauen, aufgrund seiner Erfahrungen mit der UR-200. Sie sollte 25 Tonnen über interkontinentale Entfernungen schiessen können.
Und sie sollte in Silos stationiert werden.
In Baikonur begann man schon damit, einen Versuchssilo für die UR-500 auszuheben.
Dann kam alles anders.
Sowjetische Nuklearwissenschaftler, allen voran Andrej Sacharow, hatten große Bedenken, eine solche Superbombe zu bauen.
Sie konnten durchsetzen, daß  eine auf "nur" 50 Megatonnen verkleinerte Variante über Nowaja Semlja im Norden im Herbst 1961 getestet wurde.
Dieser Test machte klar: solche Bomben sind keine gute Idee, sie sind existenzbedrohend nicht nur für die Kapitalisten, sondern für die gesamte Menschheit.
Das Projekt wurde eingestellt, "normale" Wasserstoffbomben reichen auch.
Die UR-500 gab es nun schon. Kurzentschlossen wurde sie zu einer neuen Trägerrakete erklärt und weil die ersten Nutzlasten dieser Rakete PROTON hiessen, wurde die Rakete auch PROTON genannt.
« Letzte Änderung: 11. Juni 2020, 07:17:01 von wernher66 »

McPhönix

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Re: Proton Traegerrakete
« Antwort #126 am: 10. Juni 2020, 19:14:24 »
Sorry für meine etwas laxe Formulierung.
Ich hatte dabei die Frühzeit der Proton (UR500)  im Auge, wo ja die Entwicklung der Wasserstoffbomben auch noch nicht abgeschlossen war.
Der Aufbau war ja nicht damit getan, eine "Kapsel" mit "Wasserstoff" zur Fusion zu bringen.
Da war ja eine Menge mechanischen Aufwandes nötig. Es mußte der Fissionszünder (eine Bombe für sich) sicher und stabil und effizient (!) gebaut sein. Die oft gezeigten zwei Uran-Halbkugeln, die man aufeinander schoß genügten eben nicht. Der Fusionsteil war auch ein komplexer Aufbau, wo ein großer Aufwand nötig war, um hohen Wirkungsgrad / Ausnutzungsgrad des Materials zu erreichen, damit  nicht große Teile des kostbaren Zeugs zu schnell ohne Wirkung einfach verstreut werden. So billig war Plutonium, Lithiumdeuterid etc. nun auch nicht.
Letztlich mußte das Gebilde (zumindest im Ernstfall) wohl auch mal vom Transportwagen fallen können, ohne hochzugehen.
Also deshalb fragte ich mich, wie viel von der Bombe war eigentlich wirklich Bombe? Und wieviel Tonnen wurden für das Drumherum gebraucht?
Brauchte man die Proton eigentlich mehr wegen Letzterem ?

Re: Proton Traegerrakete
« Antwort #127 am: 10. Juni 2020, 22:18:12 »
Ich mache meine Antwort mal kurz:
für Kernsprengköpfe, ihren Aufbau und ihre Funktion ist dieser Thread und dieses Forum nicht geeignet.
Der Raketenkonstrukteur hat die Aufgabe bekommen, eine "Nutzlast" von 25 Tonnen über 10.000 km zu befördern.
Der genaue Aufbau dieser Nutzlast wurde ihm nicht mitgeteilt, nur die notwendigen Anschlüsse und das Verhalten der Nutzlast.
Die Vorgabe der Zar Bomba war 25 Tonnen.

Re: Proton Traegerrakete
« Antwort #128 am: 11. Juni 2020, 07:16:28 »
Noch eine kleine Ergänzung zur zweistufigen UR-500, der allerersten Version der Proton.
Als der erste Proton-Satellit 1965 damit gestartet wurde, wurde die Nutzlast mit 12,2 Tonnen angegeben.
Das war nur die halbe Wahrheit.
Damals erprobte die NASA gerade die Saturn-1 und die Sowjetunion wollte unbedingt eine stärkere Trägerrakete präsentieren.
Tatsächlich transportierte die 630 Tonnen schwere UR-500 nur eine Nutzlast von 8,5 Tonnen.
Man rechnete einfach die Masse der ausgebrannten zweiten Stufe zur eigentlich Nutzlast N-4 (Satellit Proton) hinzu.
Erst mit der Version UR-500K, die 3 Stufen hatte, konnte tatsächlich eine Nutzlast von 16 Tonnen erreicht werden.
Durch Verbesserungen wurde die Nutzlast im Lauf der Zeit auf knapp 21 Tonnen gesteigert.

Quellen:
u.a. Nowosti Kosmonawtiki (Zeitschrift) 1-6/1998

McPhönix

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Re: Proton Traegerrakete
« Antwort #129 am: 11. Juni 2020, 10:02:01 »
Zitat von: wernher66
Ich mache meine Antwort mal kurz:
für Kernsprengköpfe, ihren Aufbau und ihre Funktion ist dieser Thread und dieses Forum nicht geeignet.

Ich mache meine Antwort auch mal kurz ;)

Irgendwo hier wurde mal gesagt, man solle auch an die Leute denken, die noch nicht so lange hier mitlesen. Deshalb meine etwas weiter gefaßte Beschreibung, die ein bissel erlären sollte, warum man damals solche großen Raketen baute. Die jetzt freilich nützlich sind.

Re: Proton Traegerrakete
« Antwort #130 am: 11. Juni 2020, 11:48:48 »
Noch eine kleine Ergänzung zur zweistufigen UR-500, der allerersten Version der Proton.
Als der erste Proton-Satellit 1965 damit gestartet wurde, wurde die Nutzlast mit 12,2 Tonnen angegeben.
Das war nur die halbe Wahrheit.
Damals erprobte die NASA gerade die Saturn-1 und die Sowjetunion wollte unbedingt eine stärkere Trägerrakete präsentieren.
Tatsächlich transportierte die 630 Tonnen schwere UR-500 nur eine Nutzlast von 8,5 Tonnen.
Man rechnete einfach die Masse der ausgebrannten zweiten Stufe zur eigentlich Nutzlast N-4 (Satellit Proton) hinzu.
Erst mit der Version UR-500K, die 3 Stufen hatte, konnte tatsächlich eine Nutzlast von 16 Tonnen erreicht werden.
Durch Verbesserungen wurde die Nutzlast im Lauf der Zeit auf knapp 21 Tonnen gesteigert.

Quellen:
u.a. Nowosti Kosmonawtiki (Zeitschrift) 1-6/1998
In der Presse und der Fachliteratur wurden diese 12,2 Tonnen für die ersten 3 Proton-Satelliten lange so angegeben.
Erst nach dem Ende der Sowjetunion gab man zu, dass diese Satelliten 8,3 Tonnen wogen, was für damalige Verhältnisse natürlich auch beachtlich war.
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Re: Proton Traegerrakete
« Antwort #131 am: 11. Juni 2020, 13:43:12 »
Vielleicht noch ein paar mehr Ausführungen zur Entwicklung der Proton.
Tschelomej war ein völlig anderer Typ Konstrukteur als Koroljow.
Er liebte eine methodische, schrittweise Vorgehensweise.
Er konzipierte keine Einzelrakete, sondern eine Raketenfamilie. Sie sollte vielseitig einsetzbar sein (ballistische Interkontinentalrakete, Trägerrakete, Globalrakete). Daher die Bezeichnung UR für UniversalRakete.
Es wurden die Raketen UR-200,500 und 700 entworfen. Die Zahl steht für die projektierte Startmasse.
Ausgangspunkt der Entwicklung war die UR-200, eine Zweistufenrakete konventioneller Auslegung mit 200 Startmasse.
Aus ihren sollten die Oberstufen der nächsten Rakete, UR-500, werden.
Nötig wurde nun die Neuentwicklung einer sehr schweren Erststufe.
Universell für alle UR-Raketen war die Treibstoffkombination UDMH+NTO. Diese Kombination war damals beim Militär sehr beliebt, weil Raketen mit dieser Treibstoffkombination im Gegensatz zu Kerosin-Flüssigsauerstoff betankt gelagert werden konnten.

Re: Proton Traegerrakete
« Antwort #132 am: 11. Juni 2020, 13:49:14 »
Die UR-200 wurde erprobt und sie funktionierte.
Zunächst plante man, die neue Erststufe durch die Kombination von vier UR-200 herzustellen. Dieses Konzept stellte sie schnell als zu schwer heraus.
Dann wurde eine konventionelle Erststufe mit 4,10 m Durchmesser projektiert.
4,10 m ist eine magische Zahl in der russischen Raumfahrt.
Der Bahntransport begrenzt den Durchmesser aller Bauteile immer auf 4,10 Meter.
Die konventionelle Erststufe stellte sich als zu lang heraus.Man befürchtete Schwingungsprobleme mit der langen Rakete.
Tschelomej kannte das Konzept der amerikanischen Saturn-1 und es gefiel ihm.
So wurde die Idee des "Polyblocks" untersucht. Um einen 4,10 m breiten Zentraltank gruppierten sich sechs deutlich schmalere Tanks (Außentanks). Die einzelnen Blöcke (Module) konnten mit der Bahn zum Startplatz gebracht und dort montiert werden. Die Stufe war nun deutlich breiter, aber auch deutlich kürzer.
Das Konzept "Polyblock" erhielt 1966 sogar ein sowjetisches Patent.

Re: Proton Traegerrakete
« Antwort #133 am: 11. Juni 2020, 13:56:03 »
Die Triebwerke für die UR-Raketen hatte bisher immer Kosberg geliefert.
Kosberg´s Triebwerk leistete einen Schub von 50 Tonnen.
Das war genug für die UR-200 und genug für die Oberstufen der UR-500.
Für die Erststufe der UR-500 hätte man aber 16 Triebwerke dieser Klasse benötigt. Zuviel, meinte Tschelomej.
Zu dieser Zeit entwickelte Gluschko gerade ein Triebwerk der 150 Tonnen-Schubklasse.
Es sollte die Mondrakete N-1 von Koroljow antreiben.
Aber Koroljow wollte dieses Triebwerk nicht. Koroljow wollte die Treibstoffkombination Kerosin-LOX und 150 Tonnen Schub. Das geht nicht, sagte Gluschko, nur mit der Kombination UDMH+NTO geht das. Koroljow lehnte ab und suchte sich einen anderen Triebwerkskonstrukteur für seine Mondrakete.
Tschelomej nahm den 150Tonner gerne, er passte perfekt zu seiner UR-500.
Im ersten Entwurf sollte die Erststufe von vier starren Gluschko-Triebwerken und vier beweglichen Kosberg-Triebwerken angetrieben werden. Gluschko überarbeitete sein  RD-250 und bis heute treiben sechs schwenkbare Triebwerke von Gluschko (Energomasch) die erste Stufe der Proton an.

tonthomas

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Re: Proton Traegerrakete
« Antwort #134 am: 11. Juni 2020, 15:22:36 »
In der Presse und der Fachliteratur wurden diese 12,2 Tonnen für die ersten 3 Proton-Satelliten lange so angegeben.
Erst nach dem Ende der Sowjetunion gab man zu, dass diese Satelliten 8,3 Tonnen wogen, was für damalige Verhältnisse natürlich auch beachtlich war.
Aus Meyers Taschenlexikon Raketentechnik/Raumfahrt, Heinz Mielke 1967:
"Die Gesamtmasse der auf die Bahn gebrachten Nutzlast betrug 12,2t. Es war die bis zu diesem Zeitpunkt größte absolute Nutzmasse, die von einer einzelnen Trägerrakete in eine erdnahe Umlaufbahn gebracht worden war." (kursiv vom mir)

Ich für meinen Teil sehe da, dass 1967 zumindest von Mielke nicht behauptet wird, der Satellit habe 12,2 Tonnen gewogen.

Gruß   Pirx

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Offline Schillrich

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Re: Proton Traegerrakete
« Antwort #135 am: 11. Juni 2020, 15:32:39 »
Naja, das sind wohl die Feinheiten der gezielt verwundenen Formulierung ... wenn man die Hintergründe kennt, kann man diese Worte richtig interpretieren und sagen "aha, genau ...". Aber wenn man sie noch nicht kennt, gehen die Feinheiten zwischen "Gesamtmasse", "Nutzlast" und "absoluter Nutzmasse*. Man versteht eigentlich imme nur "was die Raketen in den Orbit bringt" und das ist im allgemeinen Verständnis die auszusetzende Nutzlast, nicht irgendeine Gesamtmasse. Also bewusst verschlungen und verschleiernd formuliert ...

*den Begriff verstehe ich auch jetzt nicht. Was ist die absolute Nutzmasse?
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Offline Schillrich

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Re: Proton Traegerrakete
« Antwort #136 am: 11. Juni 2020, 15:36:35 »
Vielleicht noch eine anekdotisch Ergänzung: in westlichen Publikationen wurden die Außentanks der Proton häufig/schnell als "Booster" interpretiert, wie sie in amerikanischen Raketen gängig waren. Da hat quasi die westliche, technische Brille den Autoren den Blick etwas getrübt, eben da es keine umfangreichen Informationen aus der UdSSR gab. Ich habe hier selbst noch ein gar nicht so altes Buch ...
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Re: Proton Traegerrakete
« Antwort #137 am: 11. Juni 2020, 16:02:17 »
Aus heutiger Sicht hat wohl Koroljow mit einigen seiner Entscheidungen zum Scheitern des sowjetischen Mondprogramms beigetragen.😢

Re: Proton Traegerrakete
« Antwort #138 am: 11. Juni 2020, 16:06:29 »
Das gehört hier nicht her, ist aber eventuell doch eine interessante Ergänzung zu den nicht korrekten Angaben des "Proton"-Satelliten Gewichtes.
Am 4.02.1961 sollte die erste sowjetische Venussonde gestartet werden.
Durch einen Trafo-Ausfall blieb die Kombination aus letzter Stufe und Sonde in der Erdumlaufbahn.
Trotzdem konnte man den Fehlschlag in einen Erfolg ummünzen, indem man den Start eines "Schweren Sputniks" meldete. Die Stufe mit der Sonde wog 6483 kg, das war für damalige Verhältnisse viel und sollte die Amerikaner zum Grübeln bringen.
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McPhönix

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Re: Proton Traegerrakete
« Antwort #139 am: 11. Juni 2020, 16:46:44 »
Diese kleine Abschweifung zur Venus hat mich dazu gebracht, nochmal Wiki und andere Seiten zu diesem "Venus-Hype" zu lesen. Alles hochinteressant und auch unterhaltsam.

tonthomas

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Re: Proton Traegerrakete
« Antwort #140 am: 11. Juni 2020, 16:53:43 »
Beim Tonage-Ugah-Ugah tat auch die USA mit. Ich erinnere an SCORE von 1958: "Die Gesamtmasse des SCORE-Satelliten, einschließlich der verbundenen Atlas-Rakete, betrug 3.970 kg,..." Quelle: Wikipedia.

Mei, und die vielen Kosmose, die "wissenschaftliche und technische Aufgaben erfüllten und ihr Flugprogramm abgeschlossen hatten" ... Mitdenken ist doch durchaus erlaubt. Beobachter, die sich näher mit dem Beobachtbaren beschäftigten, konnten auch anno Ding schon eins und eins zusammenzählen. Und gefühlter Zwang zum Erfolg ist ja auch nichts neues. Landung war zu 80% erfolgreich. Bloß keinen Fehler einräumen ... Argh ...

Gruß   Pirx

Offline proton01

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Re: Proton Traegerrakete
« Antwort #141 am: 11. Juni 2020, 17:07:24 »
Vielleicht noch eine anekdotisch Ergänzung: in westlichen Publikationen wurden die Außentanks der Proton häufig/schnell als "Booster" interpretiert, wie sie in amerikanischen Raketen gängig waren. Da hat quasi die westliche, technische Brille den Autoren den Blick etwas getrübt, eben da es keine umfangreichen Informationen aus der UdSSR gab. Ich habe hier selbst noch ein gar nicht so altes Buch ...
Stimmt. Auf dem ersten Bild (aus einem Video) auf dem man mehr als nur di eNutzlast sehne konnte waren die oberen Spitzen der Außenblöcke zu sehen. Di eSpekulation ging auch ob es sechs oder acht sind.
Daß diese automatisch zu boostern erklärt wurde ist in sofern verwunderlich da die Saturn 1B Unterstufe das gleiche Prinzip mit Bündelung der Tanks verwendete. Das Bauprinzip war also bekannt und wurde im Westen auch verwendet.

Re: Proton Traegerrakete
« Antwort #142 am: 11. Juni 2020, 17:27:56 »
Es ist für mich bis heute nicht erklärbar, warum die Proton solange streng geheim war.
Immerhin wurde die R-7 schon 1967 in Le Bourget gezeigt.
Andere sowjetische Trägerraketen (Kosmos, Zyklon) beruhten auf aktiven ballistischen Raketen, die Proton hatte keinen militärischen Konterpart.
Warum die Geheimniskrämerei bis Mitte der 1980er Jahre ?

Re: Proton Traegerrakete
« Antwort #143 am: 11. Juni 2020, 17:38:34 »
Das hängt wohl mit einem Wahn aus dem Kalten Krieg zusammen.
Alles muss geheim gehalten werden, die genaue Startzeit, die genaue Masse, die Seriennummer und erst recht irgend welche Fotos. Obwohl jeder wusste, wie eine Rakete aussieht und funktioniert.
Hold on to your dreams !

Re: Proton Traegerrakete
« Antwort #144 am: 11. Juni 2020, 19:18:28 »
Es sind auch immer noch Geheimnisse um die Rakete, bis heute. So sind fast alle Nutzlastverkleidungen der 8K82K wenig bekannt bzw. nie veröffentlicht.  Der Aufbau sehr vieler Raketen ist also unbekannt.
Von der neueren 8K82KM gibt es 17 verschiedene Baumuster, unterschiedlich im Aufbau! Das bei 108 eingesetzten Trägern.
"Die Gedanken sind frei" -Hoffmann von Fallersleben, 1842-

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Online roger50

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Re: Proton Traegerrakete
« Antwort #145 am: 11. Juni 2020, 22:23:29 »
Es ist für mich bis heute nicht erklärbar, warum die Proton solange streng geheim war. …...
Warum die Geheimniskrämerei bis Mitte der 1980er Jahre ?

Das habe ich mich damals auch gefragt. Ich war damals schon recht aktiv in der Raumfahrt unterwegs, aber zur Proton gab es (meines Wissens) im Westen bis 1994 kein einziges Foto der gesamten Rakete (Geheimdienstkreise ausgenommen). Bis dahin existierten nur Bilder der oberen Stufen der Rakete, auf denen nur noch der obere Ansatz der Seitentanks zu erkennen war, was dazu geführt hatte, daß man diese für 'Booster' hielt.

Erst 1994 erschien dann eine großartige Hochglanz-Broschüre von "S.P. Korolev Space Corporation Energia", mit der uns 'Normalverbrauchern' dann vieles in der russischen Raumfahrt viel klarer wurde. Von der R-1 bis Buran. Diese Publikation hat mir die Augen geöffnet.

Gruß
roger50

Re: Proton Traegerrakete
« Antwort #146 am: 11. Juni 2020, 23:06:42 »
Also die ersten guten Fotos der kompletten Rakete sind viel eher erschienen. Hier im Osten war das wohl Mitte der 80er. Und die Bücher von Stache und den anderen Autoren gab es auch im Westen zu kaufen, oft leichter, als im Erscheinungsland. Dein 1994er Buchhinweis war natürlich eine Superquelle für Fotos. Aber schon die VEGA-Sonden waren gut mit Startfotos dokumentiert. Die waren 1984 gestartet worden.
"Die Gedanken sind frei" -Hoffmann von Fallersleben, 1842-

Offline proton01

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Re: Proton Traegerrakete
« Antwort #147 am: 11. Juni 2020, 23:30:56 »

Also die ersten guten Fotos der kompletten Rakete sind viel eher erschienen. Hier im Osten war das wohl Mitte der 80er. Und die Bücher von Stache und den anderen Autoren gab es auch im Westen zu kaufen, oft leichter, als im Erscheinungsland. Dein 1994er Buchhinweis war natürlich eine Superquelle für Fotos. Aber schon die VEGA-Sonden waren gut mit Startfotos dokumentiert. Die waren 1984 gestartet worden.
Die ersten Bilder der kompletten Rakete wurden zum Start der beiden VEGA-Kometensonden im Dezember 1984 veröffentlicht, in der TV-Berichtserstattung des sowjetischen Fernsehens. Siehe z.B. Aviation Week & Space Technology (AW&ST) 7. Januar 1985. Allerdings wurde damals noch von einer Zentralstufe mit 6 boostern geschrieben. Der richtige Aufbau war spätestens 1987 bekannt, siehe AW&ST 5. Januar 1987, auch Stache-Buch 1987 usw.
Schöne Farbphotos gab es bereits im Bildband Kosmonavtika SSSR 1986.

edit:  Die Stache-Bücher usw gab es am einfachsten für den Mindestumtausch in Ost-Berlin. Den Bildband hab ich damals in Moskau im Antiquariat gefunden, da war es aber schon 1992. Aviation Week gab es z.B. im Amerika Haus oder in der Universität.

*

Online roger50

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Re: Proton Traegerrakete
« Antwort #148 am: 12. Juni 2020, 00:01:18 »
Ihr habt sicher alle Recht, ich schrieb hier nur aus (nachlassender) eigener Erinnerung. Aber das führt uns hier ohnehin nicht weiter.

Ohne die Proton hätte es jedenfalls die eindrucksvollen Missionen der späteren Mond- und Planetenmissionen, der DOS/OPS-Starts bis hin zu den russ. ISS-Modulen nicht gegeben.

Schade ist doch eigentlich nur, daß 2020 die Proton immer noch die leistungsfähigste Rakete Rußlands ist. Nach 55 Jahren seit dem Erststart.... :'(

Gruß
roger50

Offline proton01

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Re: Proton Traegerrakete
« Antwort #149 am: 12. Juni 2020, 00:32:54 »
Ihr habt sicher alle Recht, ich schrieb hier nur aus (nachlassender) eigener Erinnerung. Aber das führt uns hier ohnehin nicht weiter.

Ohne die Proton hätte es jedenfalls die eindrucksvollen Missionen der späteren Mond- und Planetenmissionen, der DOS/OPS-Starts bis hin zu den russ. ISS-Modulen nicht gegeben.

Schade ist doch eigentlich nur, daß 2020 die Proton immer noch die leistungsfähigste Rakete Rußlands ist. Nach 55 Jahren seit dem Erststart.... :'(

Gruß
roger50

Stimmt. Das ist nur eine Reminszenz an die Zeiten als wir versuchten aus den bruchstückhaften Infos ein irgendie passendes Gesamtbild zu konstruieren. Heute würde man das reverse engineering nennen.
Es ist allerdings wirklich traurig daß Russland mit der ANgara nicht vorran kommt, die wäre stärker als die Proton, aber anscheinend wird sie nicht wrklich gebraucht. Bzw. es fehlen Kunden die die Entwicklung finanzieren würden.