Da wir offenbar keinen eigenes Thema zur nun wohl endgültig gestrichenen Mission SIM Lite haben, pack ich es mal hier rein.
Phillip Hozempa, ein Geologe, hat in "The Space Review" seinem Unmut über die letzte Astronomy and Astrophysics Decadal Survey, in der die Prioritäten für US-amerikanische Wissenschaftsmissionen in den nächsten 10 Jahre gesetzt wurden, Luft gemacht. Konkret geht es um SIM, eine Mission zum Aufspüren erdähnlicher Exoplaneten in der solaren Nachbarschaft. Diese Mission wird schon seit Ewigkeiten geplant und es wurden auch schon intensive Studien bis hin zur Phase B betrieben. Kurz vor dem Beginn der Implementierungsphase wurden dem Projekt jedoch die Gelder gestrichen und in der neuen Decadal Survey bekommt SIM zu Gunsten von WFIRST keine Priorität. WFIRST ist jedoch eher eine "Dark Universe"-Mission, als eine Exoplanetenmission, sodass Hozempa die gesamt Exoplanetenforschung gefährdet sieht, zumindest was die Möglichkeiten angeht, erdähnliche Planten um sonnenähnliche Sterne in unserer Nachbarschaft zu finden.
Ich finde es zwar auch schade, dass SIM wahrscheinlich nicht realisiert wird, würde die Lage aber nicht ganz so pessimistisch zeichnen wie Hozempa. Klar, er will mit aller Kraft für SIM plädoyieren, da muss man natürlich die Konsequenzen einer Streichung möglichst gravierend darstellen. Insgesamt sieht es auch nicht gerade gut aus, was weltraumbasierte Instrumente in der nahen Zukunft angeht. Das JWST wird zwar einiges im Bereich der Exoplanetenforschung leisten können, wird aber keinen substantiellen Fortschritt bei der Suche nach Zweiten Erden bringen. Ansonsten kommt bald GAIA, die den Methodenkoffer substantiell erweitert. PLATO, eine ESA-Transitmission hat noch reelle Chancen auf Verwirklichung, muss sich aber noch in einem Wettbewerbsverfahren gegen andere M-Class Missionen durchsetzen. Von Seiten der NASA haben wir ja zur Zeit KEPLER, aber da werden natürlich keine Planeten in der Nachbarschaft gefunden werden. Auch WFIRST wird Exoplaneten nachspüren können, allerdings nur mit dem sich für Folgebeobachtungen nicht eignenden Microlensing-Verfahren.
So schöne Missionen wie DARWIN und TPF sind ebenfalls schon seit Jahren unfinanziert oder eingestellt. Zum Glück sieht es am Boden besser aus: Das VLT bekommt bald seinen ESPRESSO - einen Spektrographen, der eine gegenüber dem HARPS-Spektrographen nochmal um den Faktor 10 gesteigerte Präzision ermöglicht. Um das Jahr 2020 herum wird ein Spektrograph am E-ELT die Präzision der Radialgeschwindigkeitsmessungen nocheinmal um eine Größenordnung verbessern. Gleichzeitig wird das E-ELT auch schon ganz gute direkte Beobachtungen anstellen können. Da müssen die Weltraumteleskope sich schon ganz schön ins Zeug legen, um da mitzukommen! Trotzdem wäre eine Interferometrie-Mission natürlich etwas Tolles...
Ach ja, hier noch der Link zum Artikel:
http://www.thespacereview.com/article/1711/1