Hallo Dave,
ich habe mal 2 Bilder erstellt, um die Kräfte zu verdeutlichen.
Am Boden:Die Rakete steht am Boden und ist mit ihrem Fuß verankert. Dadurch kann sie sich nur um diesen Fußpunkt drehen.
Es wirken 2 Kräfte:
- [tex]\vec{G}=m\vec{g}[/tex], die Gravitationskraft am Schwerpunkt
- [tex]\vec{F}_{_1}[/tex], die "Gegenkraft" vom Boden, um die Rakete zu halten.
Wenn die Rakete perfekt ausgerichtet ist, liegt der Schwerpunkt über dem Fußpunkt. Die beiden Kräfte gleichen sich genau aus: [tex]\vec{G}=-\vec{F}_{_1}[/tex] und es wird kein Moment um den Fußpunkt erzeugt, also keine Rotation/kein Kippen angestoßen.
Wenn die Rakete seitlich ausgelenkt ist, liegt der Schwerpunkt außerhalb des Fußpunkts. Die beiden Kräfte sind immer noch gleichgroß und entgegengesetzt: [tex]\vec{G}=-\vec{F}_{_1}[/tex], aber jetzt erzeugt [tex]\vec{G}[/tex] über seinen Hebelarm gegenüber dem Fußpunkt ein Moment und lässt die Rakete rotieren/kippen, immer weiter nach rechts. Damit destabilisiert der Schwerpunkt das Ganze von selbst immer weiter.
Das entspricht der "Besenstielanalogie".
Im Flug:Die Rakete fliegt frei. Sie ist nicht verankert und jetzt rotiert sie immer um ihren Schwerpunkt.
Es wirken 3 Kräfte (ohne aerodynamische Kräfte):
- [tex]\vec{G}=m\vec{g}[/tex], die Gravitationskraft am Schwerpunkt
- [tex]\vec{F}_{_1}[/tex], der Schub, der immer entlang der Längsachse der Rakete wirkt (Triebwerke schwenken nicht).
- [tex]\vec{F}_{_2}=m\vec{\ddot{x}}[/tex], die Trägheitskraft am Schwerpunkt durch die Beschleunigung.
Wenn die Rakete senkrecht ausgerichtet ist, liegt der Schwerpunkt über den Triebwerken. Die drei Kräfte gleichen sich genau aus: [tex]\vec{G}+\vec{F}_{_2}=-\vec{F}_{_1}[/tex] und es wird kein Moment um den Schwerpunkt erzeugt, also keine Rotation/kein Kippen angestoßen.
Wenn die Rakete seitlich ausgelenkt ist, wirken [tex]\vec{F}_{_1}[/tex] und [tex]\vec{F}_{_2}[/tex] immer noch entlang der Längsachse, [tex]\vec{G}[/tex] wirkt jetzt "seitlich schräg" (aus Sicht der Rakete). Alle Kräfte gehen aber weiterhin durch den Schwerpunkt, haben also keinen Hebelarm bzgl. des Schwerpunkts. Damit wirken auch keine Moment und es wird keine Rotation um den Schwerpunkt angestoßen. Hier destabilisiert der Schwerpunkt eben nicht weiter, er regt kein weiteres Kippen/Rotieren an.
Damit gilt hier nicht mehr die "Besenstielanalogie".
Gravitationsverlust:Was man auch noch sehen kann: Nach dem Kippen im Flug ist der Schub [tex]\vec{F}_{_1}[/tex] immer noch gleich groß, ebenso die Gravitation [tex]\vec{G}[/tex]. Wenn man das Kräftedreieck jetzt zusammensetzt (wo sich alle Kräfte ausgleichen müssen), sieht man dass die Trägheitskraft [tex]\vec{F}_{_2}=m\vec{\ddot{x}} [/tex]größer geworden ist. Das heißt die effektive Beschleunigung [tex]\vec{\ddot{x}}[/tex] ist nach dem Kippen größer geworden. Daran sieht man, dass das Kippen der Rakete nach dem Start die sog. Gravitationsverluste reduziert.