Ross Tierney, ein Mitglied der Gruppe, die sich für die DIRECT-Architektur mit Blick auf die Zukunft der bemannten US-Raumfahrt einsetzt, hat im NSF-Forum eine Idee erwähnt, die angeblich von der ESA stammt und die ich sehr interessant finde: das ESA Habitation Module.
Laut Ross würde die ESA anstreben, im Zeitrahmen bis 2017 ein Modul für die ISS zu entwickeln. Dieses Modul wäre autonom, d.h. mit eigenem Energie- und Lebenserhaltungssystem, sowie autonomer Lageregelung und was sonst noch so dazugehört. Der Sinn dieser Entwicklung wäre vielfacher Art.
Zum einen könnte dieses Modul als Kern einer Post-ISS-Struktur fungieren und so Kooperationsmöglichkeiten mit Russland, Japan und anderen an einer orbitalen Infrastruktur interessierten Partnern eröffnen. Gleichzeitig würde es für die verbleibende Zeit der ISS als Safe Haven dienen.
Zum anderen beinhaltet der (inoffizielle) Vorschlag der ESA, dieses Modul als Prototyp für weitere Module zu benutzen, die im Rahmen eines Explorationsprogramms der NASA Anwendung finden würden. NASA würde in diesem Szenario die Trägerrakete, die Earth Departure Stage, die Kapsel (Orion) und ESA ein solches modifiziertes Habitation Module, ausgelegt für langjährige Deep Space Missionen.
Perspektivisch könnte dieses Modul "mit ein paar Beinen" versehen, als Basis für künftige Mond- oder Marsoberflächeninfrastruktur dienen.
Ich finde das eine sehr überzeugende Idee, die der ESA in der bemannten Raumfahrt in eine strategisch äußerst günstige Position bringen würde.
Wir hätten sowohl eine Post-ISS-Struktur mit wesentlicher europäischer Beteiligung als auch sichere Plätze für ESA-Astronauten und Nutzlasten bei Explorationsmissionen der NASA. Letztere würden für die NASA durch die Beteiligung der ESA ein gutes Stück günstiger werden, unabhängig davon welche Architektur nun letztendlich gewählt wird.