Galaxien als Nachbarn

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Minshara

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Galaxien als Nachbarn
« am: 05. März 2006, 10:03:55 »
Es ist bewiesen, dass es bei Nachbargalaxien zu Kollisionen kommen kann; d. h. dass Galaxien sich aufgrund ihrer Gravitationskräfte gegenseitig anziehen und schließlich miteinander kollidieren. Die Hubble-Konstante besagt jedoch, dass alle Objekte im Universum voneinander wegdriften.
Wie kann es dann dazu kommen, dass zbsp. die Andromeda-Galaxie und unsere Milchstraße sich aufeinander zu bewegen?
Bedeuted es, dass die Anziehungskraft der Objekte stärker ist und den Wert von H aufhebt?
Und wenn die Andromeda uns immer näher kommt, dann müßte ihre tatsächliche Entfernung zu uns gegenwärtig doch weniger betragen als ihre sichtbare Entfernung von 2,2 Mio Lichtjahren.
Oder?

 :)
Minshara

deep7

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Re: Galaxien als Nachbarn
« Antwort #1 am: 05. März 2006, 15:29:59 »
Zitat
[...] Da die Expansion aber nicht ungehemmt, sondern durch die Gravitation gebremst wird [...]
(Hubble-Konstante - Wikipedia)

Diese Tatsache ist aber nicht der Grund dafür, dass unsere- mit der Andromeda-Galaxie irgendwann miteinander kollidieren, sondern sorgt lediglich für eine stetige Abnahme der Hubble-Konstante, die deswegen oft lieber Hubble-Term genannt wird. (So sollte sie eigentlich zur Zeit kurz nach dem Urknall wesentlich größer gewesen sein, was Messungen zur Ausdehnung des Universums jedoch widerlegt haben. Die Zunahme der Expansionsgeschwindigkeit des heutigen Universums wird daher mit der dunklen Materie erklärt.)

Das mit der tatsächlichen und sichtbaren Entfernung sehe ich erstmal genauso wie du.

Ausschlaggebend für die Aufeinanderzubewegung der beiden Galaxien ist jedoch letztendlich die Eigengeschwindigkeit der Andromeda-Galaxie und, verbunden mit der Hubble-Konstante, letztendlich die Radialgeschwindigkeit zu uns. (Die Radialgeschwindigkeit ist die Geschwindigkeitskomponente eines Himmelskörpers in Richtung der Sichtlinie eines Beobachters. Diese ist bei Andromeda übrigens erstaunlich groß.)

Hier mal mein Gedankenexperiment:
Die Hubble-Konstante beträgt ca. 72 Kilometern pro Sekunde je Megaparsec Entfernung. Ein Megaparsec entspricht dabei 3,262 Millionen Lichtjahre.

Die Andromeda-Galaxie ist optisch gesehen - wie gesagt - etwa 2,2 Millionen Lichtjahre von uns entfernt. Übertragen auf diese Entfernung nimmt der Abstand zw. uns und Andromeda, ungeachtet der Radialgeschwindigkeit letzterer, ca. 49,5 Kilometer pro Sekunde zu.

Dabei ist die Radialgeschwindigkeit der Andromeda-Galaxie eben der entscheidende Faktor. So bewegt sich die Andromeda-Galaxie gegenüber der Milchstraße mit einer Geschwindigkeit von -266km/s, bewegt sich also auf uns zu.

Man kann somit auf eine Eigengeschwindigkeit der Andromeda-Galaxie von V = 266km/s + 49km/s = 315km/s schließen. Die in der Radialgeschwindigkeit inbegriffene Hubblekonstante bleibt hier unberücksichtigt.

Sehen wir nun durch unsere Teleskope und messen eine Entfernung von 2,2 Millionen Lichtjahren (ich glaube dir mal, dass das die wirkliche optische Entfernung darstellt), benutzt man, wenn es um Entfernungen zw. Galaxien geht, die sog. fotometrische Parallaxe:
Zitat
Um diese Verfahren zu eichen, werden sogenannte „Standardkerzen“ verwendet. Das sind Sterne, die eine bekannte Relation zwischen Helligkeit und Entfernung besitzen. Dies trifft beispielsweise bei den Cepheiden zu.

Um schließlich die Ausdehnung des Universums zu vermessen, wird die Rotverschiebung der Galaxien bestimmt. So wird ein Bereich bis rund 1026 Meter erfasst.
(Entfernungsmessung - Wikipedia)
Wie ebenfalls auf Wikipedia zu lesen ist, beträgt die tatsächliche Entfernung zw. uns und der Andromeda-Galaxie, die genau nach obigem Verfahren errechnet wurde, allerdings immernoch über 2 Millionen Lichtjahre.
« Letzte Änderung: 05. März 2006, 16:05:35 von deep7 »

deep7

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Re: Galaxien als Nachbarn
« Antwort #2 am: 05. März 2006, 15:44:55 »
hmpf, ich glaub das, was da oben steht, ist zwar wahrscheinlich weitgehend mist, aber zumindest hab ich's mal versucht.

OK, ich hab den Fehler glaube ich erkannt. Und zwar ist bei der Radialgeschwindigkeit die Hubblekonstante schon berücksichtigt.
Demnach habe ich quasi eine Radialgeschwindigkeit von 217km/s für eine, so nicht existierende Andromedagalaxie, mit einer Eigengeschwindigkeit von 266km/s berrechnet.

Die echten Werte müssten also doch demnach so aussehen:
  • Eigenbewegung der Andromeda-Galaxie mit V = 315km/s
  • Radialbewegung derselbigen hin zu uns: V = 266km/s
Habe oben jetzt alles verbessert!!
« Letzte Änderung: 05. März 2006, 16:06:13 von deep7 »

deep7

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Re: Galaxien als Nachbarn
« Antwort #3 am: 05. März 2006, 16:15:55 »
Anzumerken bleibt noch, dass sich der größere Teil der kosmischen Objekte von uns wegbewegt, logisch. Betrachtet man die Eigenbewegung der Objekte, ist das Verhältnis wohl etwa 50:50. Die Hubblkonstante verringert aber den auf uns zu bewegenden Teil, bei dem die negative Eigengeschwindigkeit (also auf uns zu) durch die Hubblekonstante letztendlich eine positive Radialgeschwindigkeit ergibt (also von uns weg).

H.J.Kemm

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Re: Galaxien als Nachbarn
« Antwort #4 am: 05. März 2006, 18:59:57 »
Moin,

hattet Ihr diesen Beitrag eigentlich gelesen?






Jerry

Minshara

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Re: Galaxien als Nachbarn
« Antwort #5 am: 05. März 2006, 19:13:39 »
@deep7
Wow! Klingt sehr eindrucksvoll was Du schreibst, ich habe allerdings nicht alles davon verstanden. Ich wußte auch nicht, dass die Hubble-Konstante keine Konstante ist, sondern seit dem Urknall in ihrem Wert abnimmt. Das war mir neu.
Aber okay. Wieder was dazu gelernt!  :)

@ H.J.
Danke für den Hinweis auf die Andromeda-Beiträge!
 :)

L.G.
Minshara

rolli

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Re: Galaxien als Nachbarn
« Antwort #6 am: 05. März 2006, 20:21:11 »
« Letzte Änderung: 05. März 2006, 20:23:23 von rolli »

deep7

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Re: Galaxien als Nachbarn
« Antwort #7 am: 05. März 2006, 20:21:22 »
Zitat
ich habe allerdings nicht alles davon verstanden
was genau??

einfach erklärt ist es finde ich auch hier:
Zitat
[...] Bei fortschreitender Expansion konnten dann die Verdichtungen durch ihre stärkere Gravitation noch weiter Materie aus ihrer Umgebung abziehen, so dass der Masseanteil dort immer geringer wurde. Aus den Verdichtungen haben sich dann die Galaxien bzw. die Galaxienhaufen entwickelt.

Der Begriff der "Allgemeinen Galaxienflucht" ist im Grunde eigentlich falsch. Es sollte besser heißen "Flucht der Galaxienhaufen". Wie die Planeten im Sonnensystem oder die Sterne in der Milchstraße, sind die Galaxien gravitativ fest in Galaxienhaufen eingebunden (z.B. die Milchstraße in die Lokale Gruppe), es wird ein seltenes Ereignis sein, dass eine Galaxie einen solchen Verbund verlässt. Die Galaxienhaufen wiederum sind in einer höheren Ordnung organisiert, den Superhaufen oder Clustern.

Nun sind die Galaxien zwar fest in einen Haufen eingebunden, was aber nicht bedeutet, dass sie keine Eigenbewegungen machen dürfen. Das geschieht durchaus, und sie beeinflussen sich natürlich gegenseitig durch ihre Gravitation. Wenn bei diesen Bewegungen zufällig einmal durch zu große Annäherung die gegenseitige Anziehungskraft größer als die nach außen gerichtete Fliehkraft der Galaxienbahn wird, kommt es zur unvermeidlichen Begegnung und anschließender Durchdringung. Genau das wird auch der Milchstraße und der Andromeda passieren, sie werden in etwa 3 Milliarden Jahren miteinander verschmelzen.
(Quelle)
« Letzte Änderung: 05. März 2006, 20:43:40 von deep7 »

H.J.Kemm

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Re: Galaxien als Nachbarn
« Antwort #8 am: 06. März 2006, 01:39:41 »
Moin,



in unserer kleinen Diskussionsrunde stellte sich heute folgende Frage:

alle bekannten *Quasare* sind in einer sehr großen Entfernung von uns zu finden.

Sie haben in ihrem Zentrum ein überdimensionales *Schwarzes Loch*, dass nach unserem Verständnis im Verlaufe einer gewissen Zeit entstanden ist.

Da in näher befindlichen Galaxien dieses Phänomen nicht vorzufinden ist, stellt sich uns die Frage, ob diese *Quasar/Galaxien* viel älter sind als z.B. unsere Milchstrasse und die Galaxien in der ummittelbaren Nachbarschaft?

Wenn ja, stimmt dann die *Hubble-Konstante* noch bzw. überhaupt?






Jerry

deep7

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Re: Galaxien als Nachbarn
« Antwort #9 am: 06. März 2006, 02:21:05 »
Zitat
Da in näher befindlichen Galaxien dieses Phänomen nicht vorzufinden ist, stellt sich uns die Frage, ob diese *Quasar/Galaxien* viel älter sind als z.B. unsere Milchstrasse und die Galaxien in der ummittelbaren Nachbarschaft?

Wenn ja, stimmt dann die *Hubble-Konstante* noch bzw. überhaupt?
Je weiter man ins Weltall blicken kann, desto weiter blickt man auch in die Vergangenheit des Universums zurück. Quasare bezeichnen lediglich, so zumindest die Annahme, frühe Galaxien in der Anfangszeit des Universums.

Logische Schlussfolgerung: die, die wir sehen, gibt's schon längst nicht mehr, und sind nur zu sehen, weil das licht solange unterwegs ist (deswegen also die tatsache, dass die beobachtbaren quasare so weit von uns entfernt sind und wir in der nähe keine finden).

H.J.Kemm

  • Gast
Re: Galaxien als Nachbarn
« Antwort #10 am: 06. März 2006, 02:34:01 »
Moin Julian,

dann lass mich bitte die Frage etwas präzisieren:

Nach dem *Urknall*, die Zeitphasen der einzelnen Schritte sind ja bekannt, sind doch alle Galaxien gleichzeitig entstanden und mit der von Hubble errechneten Geschwindigkeit auseinander gedriftet.

Wir interpretieren hier in unserer Runde also, dass, wenn alle gleichzeitig entstanden sind und unsere Milchstrasse und auch M31, M 100 usw. *putzmunter* sind, dürfte doch eigentlich noch keine andere Galaxie des *natürlichen Todes* der Zeit wegen *dahingeschieden* sein.

Oder hakt bei mir etwas?


Jerry

deep7

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Re: Galaxien als Nachbarn
« Antwort #11 am: 06. März 2006, 03:00:34 »
Zitat
Wir interpretieren hier in unserer Runde also, dass, wenn alle gleichzeitig entstanden sind und unsere Milchstrasse und auch M31, M 100 usw. *putzmunter* sind, dürfte doch eigentlich noch keine andere Galaxie des *natürlichen Todes* der Zeit wegen *dahingeschieden* sein.
...würde ich eigentlich schon so sehen. Die heutige Gestalt des Universums ist eine klumpige, aus Galaxien und Galaxienhaufen bestehende Struktur. Am Anfang war der Doppelhelix ;) waren die Quasare und es herrschte weitestgehend Gleichförmigkeit. Wieso es heute keine Quasare mehr gibt weiß der Teufel. Mit zunehmender Entropie entwickelten sich diese besonderen Galaxien wahrscheinlich zu dem Mischmasch, den wir heute haben.

soweit meine sicht der dinge
« Letzte Änderung: 06. März 2006, 03:02:11 von deep7 »

H.J.Kemm

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Re: Galaxien als Nachbarn
« Antwort #12 am: 06. März 2006, 03:18:43 »
Moin Julian,

ich muss wieder etwas fragen:

Du bist sicher, dass am *Anfang* die Quasare waren?

Ich hatte das bisher so verstanden, dass lediglich *normale* Schwarze Löcher in den jungen Galaxien waren und die Quasare sich daraus entwickelt haben.


Jerry

*

Offline -eumel-

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Re: Galaxien als Nachbarn
« Antwort #13 am: 06. März 2006, 13:17:15 »
Sicher ist sich da momentan niemand - dazu wissen wir noch zu wenig.
In letzter Zeit wird es aber auch für möglich gehalten, daß zuerst die Quasare entstanden. Sozusagen als Vorstufe der Galaxien.
Aber es gibt noch keine Erklärung dafür, wie das abgelaufen sein könnte.
Was ist aus den gewaltigen Schwarzen Löchern der Quasar-Kerne geworden?

Schwarze Löcher unterliegen ja auch einer Entwicklung. Zunächst werden sie immer größer (oder sollte man sagen mächtiger?) weil sie immer mehr Materie in sich aufsaugen. Aber wie geht es weiter? Wird irgendwann die gesamte Materie in Schwarzen Löchern konzentriert sein? Oder wird irgendwann eine Schwelle überschritten,  an der sie beginnen, wieder Materie abzugeben?

Über die Jets an ihren Rotationsachsen wird doch auch Materie ausgestoßen.
Ich habe auch mal irgendwo gelesen, daß Schwarze Löcher möglicherweise 'verdampfen' könnten (weiss leider nicht mehr, wo ich das gelesen habe).

Wenn wir die Entwicklung der Schwarzen Löcher verstehen würden, wüßten wir vielleicht auch, ob sich aus den Quasaren die heutigen Galaxien entwickelt haben könnten.
« Letzte Änderung: 06. März 2006, 17:47:48 von -eumel- »

deep7

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Re: Galaxien als Nachbarn
« Antwort #14 am: 06. März 2006, 18:22:34 »
Zitat
Du bist sicher, dass am *Anfang* die Quasare waren?

Ich hatte das bisher so verstanden, dass lediglich *normale* Schwarze Löcher in den jungen Galaxien waren und die Quasare sich daraus entwickelt haben.
mag sein, dass du recht hast, aber das weiß man, wie eumel schon gesagt hat, auch nicht wirklich.
« Letzte Änderung: 06. März 2006, 18:23:11 von deep7 »

H.J.Kemm

  • Gast
Re: Galaxien als Nachbarn
« Antwort #15 am: 10. Mai 2006, 06:20:04 »
Moin,

und wieder gibt es 2 neue Nachbar-Galaxien.



Die zarte Zwerggalaxie im Sternbild Bootes wird erst nach statistischer Filterung der Beobachtungsdaten erkennbar. Bild: Courtesy Vasily Belokurov, Cambridge University, The Sloan Digital Sky Survey-II collaboration

Recht unscheinbar, wenn man mal vergleicht, wie die *kleine Magellan-Wolke* aussieht, und die ist auch nicht besonders groß:


Bild: Large Cloud of Magellan / Hubble

Mehr über die beiden neuen Mini-Nachbar-Galaxien gibt es unter >>>>>


Jerry
« Letzte Änderung: 10. Mai 2006, 06:26:13 von H.J.Kemm »

H.J.Kemm

  • Gast
Re: Galaxien als Nachbarn
« Antwort #16 am: 23. Juli 2006, 09:42:16 »
Moin,

diesen Artikel habe ich gelesen in DIE WELT.de Wissenschaft und meine, dass er hier gut reinpasst:

Galaxien durchdringen sich wie Wolken

Von Bernhard Mackowiak

Volker Springel erforscht am Max-Planck-Institut für Astrophysik in Garching die Entstehung und Entwicklung von Galaxien mit Computersimulationen. Mit ihm sprach Bernhard Mackowiak.

DIE WELT: Was genau können Sie am Computer simulieren?

Volker Springel: Wir können heute im Prinzip fast das gesamte Universum, genauer Ausschnitte mit Kantenlängen von ein bis zwei Milliarden Lichtjahren, verfolgen. Und zwar vom Urknall bis heute. Die größten Simulationen dieser Art berechnen die Entstehung von ganzen Galaxienpopulationen, nämlich von 20 Millionen Galaxien gleichzeitig. So können wir schon jetzt realistische Modelle des gesamten Universums erstellen, sowohl für den Inhalt aus Galaxien und ihren Sternen, aus Dunkler Materie sowie aus Gas und Staub, als auch für die Entstehung dieser Objekte.

DIE WELT: Was leistet Ihr Rechner im Vergleich zu einem PC?

Springel: Für unsere jüngste Berechnung - das ist ja auch die bisher größte Simulation des Universums - haben wir einen Monat gebraucht. Der von uns benutzte Computer der Max-Planck-Gesellschaft hat einen Hauptspeicher von einem Terabyte und besitzt 512 Prozessoren. Jeder ist etwa so schnell wie ein leistungsfähiger Heim-PC. Man könnte also die Rechnungen auch zu Hause durchführen, würde dann aber 38 Jahre brauchen. Allerdings würde der Speicher zu Hause nicht reichen.

DIE WELT: Stoßen häufig Galaxien zusammen?

Springel: Das passiert ständig. So bewegt sich unsere Milchstraße auf die zur Zeit noch 2,5 Millionen Lichtjahre entfernte Andromeda-Galaxie zu, und zwar mit einer Geschwindigkeit von 300 Kilometern pro Sekunde. Das ist recht schnell, und trotzdem wird es noch etwa fünf Milliarden Jahre dauern, bis es dann zum großen kosmischen Crash kommt.

DIE WELT: Wie kann man sich Galaxien-Crashs vorstellen?

Springel: Es ist kein Crash, bei dem Sterne selbst kollidieren, sondern es ist eher wie bei zwei Wolken, die sich durchdringen. Die beiden Galaxien verformen sich dabei und ändern ihre Gestalt. Aber zwischen ihren Sternen ist so viel Platz, daß die Sterne der einen Galaxie einfach in die Lücken der anderen passen. Der gegenseitige Schwerkrafteinfluß wird während der Kollision aber zahlreiche Sterne auf neue Bahnen lenken.

DIE WELT: Wie würde dann der Nachthimmel aussehen?

Springel: Es ist so, daß das Sonnensystem - wenn es noch existierte - einfach auf eine neue Bahn umgelenkt würde. Es läge dann auch nicht mehr in der galaktischen Scheibe unserer Galaxis, weil die Scheibe selbst auch aufgelöst werden würde. Genau dasselbe würde mit der Scheibe der Andromeda-Galaxie geschehen. Das bedeutet: Die Milchstraße, die wir heute noch sehen - dieses Sternenband gäbe es nicht mehr. Statt dessen wäre der Nachthimmel relativ gleichmäßig mit Sternen besetzt, und die gesamte Helligkeit würde sich nicht wesentlich verändern. Allerdings hängt es ein bißchen davon ab, wohin unsere Sonne gezogen würde: Käme sie näher ans Zentrum, wäre der nächtliche Sternenhimmel wohl etwas heller, geriete sie weiter weg, wäre er etwas weniger hell. Wir hätten dann in einer Richtung eine etwas höhere Helligkeit, nämlich in jener, wo das Zentrum dieser verschmolzenen neuen Galaxie läge. Dort würden wir dann mehr Sterne sehen.



Jerry

robinson

  • Gast
Re: Galaxien als Nachbarn
« Antwort #17 am: 14. November 2006, 17:00:53 »
Das mit den Galaxien fasziniert mich immer wieder. Jetzt habe ich da mal eine Frage:


Bild: NASA gov / Daniel Verschatse (Antilhue Observatory)

Man sieht hier 3 Galaxien als <Leo Triplet> mit <M 65> (unten rechts), <M 66> (unten links) und <NGC 3628> (oben), ca. 30 x 106 Lj entfernt, Sternbild <Löwe>.
Warum liegt der jeweilige galaktische Äquator nicht auf einer Linie? Warum sieht man die unterschiedlichsten Galaxien mal von der Seite und mal von oben/unten? Haben die sich erst später gedreht oder was war der ausschlaggebende Punkt, daß sie so im Raum sich entwickelten?   Robinson

rolli

  • Gast
Re: Galaxien als Nachbarn
« Antwort #18 am: 14. November 2006, 18:32:20 »
Hi Robby

Zitat
Warum liegt der jeweilige galaktische Äquator nicht auf einer Linie?

Warum sollten sie?
Es gibt keine grössere Kraft mehr, die die Galaxien irgendwie in eine Umlaufbahn zwingen. Die Galaxien sind schon die "grösstmöglichste" Ordnung von Sternen. Die einzige Gemeinsamkeit unter den Galaxien ist, dass sie sich vom ehemaligen Mittelpunkt: Sprich Urknall entfernen, und das nicht sehr geordnet.

Warum sollten sie also in irgend einer Form synchron ausgerichtet sein?

 ::)

Minshara

  • Gast
Re: Galaxien als Nachbarn
« Antwort #19 am: 14. November 2006, 18:53:51 »
Zitat
Die einzige Gemeinsamkeit unter den Galaxien ist, dass sie sich vom ehemaligen Mittelpunkt: Sprich Urknall entfernen, und das nicht sehr geordnet.

Warum sollten sie also in irgend einer Form synchron ausgerichtet sein?

 ::)

Aber welche Art von Gravitationskraft bewirkt, dass Galaxien sich in Galaxienhaufen formieren?

...fragt Minshara  :)

Junior

  • Gast
Re: Galaxien als Nachbarn
« Antwort #20 am: 14. November 2006, 20:25:02 »
Das hätte ich auch gern gewußt.

*

Online Volker

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Re: Galaxien als Nachbarn
« Antwort #21 am: 15. November 2006, 03:52:12 »
Zitat
Zitat
Die einzige Gemeinsamkeit unter den Galaxien ist, dass sie sich vom ehemaligen Mittelpunkt: Sprich Urknall entfernen, und das nicht sehr geordnet.

Warum sollten sie also in irgend einer Form synchron ausgerichtet sein?

 ::)

Aber welche Art von Gravitationskraft bewirkt, dass Galaxien sich in Galaxienhaufen formieren?

...fragt Minshara  :)

Galaxien, lokale Galaxiengruppen, Galaxienhaufen und sogenannte Super-Cluster sind durchaus durch Gravitation gebunden. Erst auf sehr grossen Skalen, so etwa bei >150 Mpc, beobachtet man die "ungestoerte" Ausdehnung des Weltalls. Die Groesse der groessten Strukturen in der Groessenordnung von 150 Mpc kann man z.B. direkt in der typischen Groesse von Variationen im kosmischen Mikrowellenhintergrund erkennen. Hier messen wir Strukturen mit einer typischen Groesse von 0.6 Grad. Diese Winkelgroesse entspricht im lokalen Universum (also heute) einer Laenge von 150 Mpc.
Aber Galaxienhaufen sind durch Gravitation gebunden. Kann man auch daran sehen, dass Galaxienhaufen im Allgemeinen durch heisses Gas gefuellt sind, das den Raum zwischen den Galaxien fuellt und direkt mit Roentgenteleskopen beobachtbar ist.

Gruss
Volker
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robinson

  • Gast
Re: Galaxien als Nachbarn
« Antwort #22 am: 15. November 2006, 04:56:10 »
Schade, ich hatte Fragen gestellt und Minshara und Rolli hatten da was zu gesagt und Volker hat diese Aussagen kommentiert, aber damit sind meine Fragen nicht beantwortet.
Ich darf meine Fragen noch einmal unterstützen: Ich habe mir gedacht, daß nach dem Urknall die vorhandene Materie sich in einer Form eines aufblähenden Balles befindet. In der Hülle konzentriert sich diese Materie und verklumpt. Dieses ist nach meiner Auffassung aber nur waagerecht zur Hülle möglich und nicht senkrecht. Somit <liegen< also alle neugeborenen Galaxien nebeneinander. Wenn dem so wäre, dann müßten wir doch alle Galaxien immer nur von einer Seite sehen. Robinson

Albert

  • Gast
Re: Galaxien als Nachbarn
« Antwort #23 am: 15. November 2006, 09:28:12 »
Hi robinson

rolli hat es ganz einfach erklärt: Es besteht überhaupt kein Zwang, für eine entstehende Galaxie sich zu irgendeiner anderen Galaxie irgendwie synchron zu zeigen. Wie auch und wozu?

Eine Galaxie entstand und entsteht teilweise durch zusammenballung von millionen von Sternen, die ihrerseits aus riesigen Materie-Nebeln entstehen. Ja, es entstehen auch heute noch neue Galaxien, in verschiedenen Formen, zum Beispiel Kugelgalaxien.
Die sind dann allerding in der von Robby gewünschten Form synchron... :o

Wer es etwas genauer wissen will, dem Empfehle ich das Buch von Heintzmann:

http://hera.ph1.uni-koeln.de/~heintzma/Skripten/1EINF1.pdf

Links auf das gewünschte Thema drücken...
« Letzte Änderung: 15. November 2006, 09:30:03 von Albert »

Albert

  • Gast
Re: Galaxien als Nachbarn
« Antwort #24 am: 15. November 2006, 09:37:43 »
Hallo Minshara

Zitat
Aber welche Art von Gravitationskraft bewirkt, dass Galaxien sich in Galaxienhaufen formieren?

Also welche Art; das weiss ich auch nicht, niemand weiss das.
Aber man weiss, dass die grossen Galaxien natürlich eine stärkere Anziehungskraft haben als kleinere, und daher ziehen sie dieselben an und bilden dann einen Galaxienhaufen, und dieser zieht dann auch wieder andere Welteninseln an.... ::)

Also die Grösse/Schwere machts, genau wie in unserem Sonnensystem...
 ;)