Moin,
diesen Artikel habe ich gelesen in DIE WELT.de Wissenschaft und meine, dass er hier gut reinpasst:
Galaxien durchdringen sich wie Wolken
Von Bernhard Mackowiak
Volker Springel erforscht am Max-Planck-Institut für Astrophysik in Garching die Entstehung und Entwicklung von Galaxien mit Computersimulationen. Mit ihm sprach Bernhard Mackowiak.
DIE WELT: Was genau können Sie am Computer simulieren?
Volker Springel: Wir können heute im Prinzip fast das gesamte Universum, genauer Ausschnitte mit Kantenlängen von ein bis zwei Milliarden Lichtjahren, verfolgen. Und zwar vom Urknall bis heute. Die größten Simulationen dieser Art berechnen die Entstehung von ganzen Galaxienpopulationen, nämlich von 20 Millionen Galaxien gleichzeitig. So können wir schon jetzt realistische Modelle des gesamten Universums erstellen, sowohl für den Inhalt aus Galaxien und ihren Sternen, aus Dunkler Materie sowie aus Gas und Staub, als auch für die Entstehung dieser Objekte.
DIE WELT: Was leistet Ihr Rechner im Vergleich zu einem PC?
Springel: Für unsere jüngste Berechnung - das ist ja auch die bisher größte Simulation des Universums - haben wir einen Monat gebraucht. Der von uns benutzte Computer der Max-Planck-Gesellschaft hat einen Hauptspeicher von einem Terabyte und besitzt 512 Prozessoren. Jeder ist etwa so schnell wie ein leistungsfähiger Heim-PC. Man könnte also die Rechnungen auch zu Hause durchführen, würde dann aber 38 Jahre brauchen. Allerdings würde der Speicher zu Hause nicht reichen.
DIE WELT: Stoßen häufig Galaxien zusammen?
Springel: Das passiert ständig. So bewegt sich unsere Milchstraße auf die zur Zeit noch 2,5 Millionen Lichtjahre entfernte Andromeda-Galaxie zu, und zwar mit einer Geschwindigkeit von 300 Kilometern pro Sekunde. Das ist recht schnell, und trotzdem wird es noch etwa fünf Milliarden Jahre dauern, bis es dann zum großen kosmischen Crash kommt.
DIE WELT: Wie kann man sich Galaxien-Crashs vorstellen?
Springel: Es ist kein Crash, bei dem Sterne selbst kollidieren, sondern es ist eher wie bei zwei Wolken, die sich durchdringen. Die beiden Galaxien verformen sich dabei und ändern ihre Gestalt. Aber zwischen ihren Sternen ist so viel Platz, daß die Sterne der einen Galaxie einfach in die Lücken der anderen passen. Der gegenseitige Schwerkrafteinfluß wird während der Kollision aber zahlreiche Sterne auf neue Bahnen lenken.
DIE WELT: Wie würde dann der Nachthimmel aussehen?
Springel: Es ist so, daß das Sonnensystem - wenn es noch existierte - einfach auf eine neue Bahn umgelenkt würde. Es läge dann auch nicht mehr in der galaktischen Scheibe unserer Galaxis, weil die Scheibe selbst auch aufgelöst werden würde. Genau dasselbe würde mit der Scheibe der Andromeda-Galaxie geschehen. Das bedeutet: Die Milchstraße, die wir heute noch sehen - dieses Sternenband gäbe es nicht mehr. Statt dessen wäre der Nachthimmel relativ gleichmäßig mit Sternen besetzt, und die gesamte Helligkeit würde sich nicht wesentlich verändern. Allerdings hängt es ein bißchen davon ab, wohin unsere Sonne gezogen würde: Käme sie näher ans Zentrum, wäre der nächtliche Sternenhimmel wohl etwas heller, geriete sie weiter weg, wäre er etwas weniger hell. Wir hätten dann in einer Richtung eine etwas höhere Helligkeit, nämlich in jener, wo das Zentrum dieser verschmolzenen neuen Galaxie läge. Dort würden wir dann mehr Sterne sehen.
Jerry