Da will ich auch mal meinen Senf dazu geben.
Die Entscheidung ein so großes Flugzeug(projekt) für China umzusetzen ist ja nicht alleine von potentiellen direkten Raumfahrtprojekten abhängig. Hier liegt meiner Meinung nach eine ganz klare Bedarfsanalyse zugrunde, bei der wahrscheinlich rausgekommen ist …“ in den nächsten 15 bis 20 Jahren ein Bedarf von XXXXX Tonnen über eine Reichweite bis zu 15.000 km…“ ; Ladegutabmessungen LxBxH und Logistikbedarf für folgende Übersehgebiete und kooperative Partner...
Für Zivilmaschinen und Transporter im „mittleren Segment“ gab es in den letzten Jahren genügend neue Eigenentwicklungen, bei denen man wahrscheinlich gut erkannt hat, wo im Moment die Grenzen des Machbaren für die chinesische Luftfahrtindustrie liegen. Und hier handelt es sich um ein sehr sehr großes neues Projekt. Außer der Antonov geht da ja quasi nur noch die Lockheed C5 als Vergleich – und die ist auch in der Entwicklung nicht ohne gewesen
Also, wenn ich ein sehr großes Projekt neu anfange, sammle ich erst mal so viel wie möglich an verfügbaren Daten.
Wenn sich dann noch die Möglichkeit ergibt ein Hardwaremuster des „Wettbewerbers“ detailliert zu inspizieren oder sogar „Reste“ des Projekts aufzukaufen – umso besser.
An einer halb fertigen Zelle läßt sich so manches ablesen, was im fertigen Flugzeug maximal noch bei der Grundüberholung (D-Check) sichtbar würde. Der wird aber nur alle paar Jahre gemacht.
Interessant ist ja auch zu erkennen, wo was nicht so geklappt hat oder nachverstärkt wurde etc.
Wenn ein paar Strukturteile doppelt sind, kann man Schwingversuche oder statische Test bis Bruchtest machen, seine FEM entsprechend anpassen, Vergleiche mit neuen Werkstoffen etc. pp.
Das macht sich im Projektantrag unter der Rubrik „welche Risiken sehen sie und wie werden diese abgesichert“ als Maßnahmenpaket auch ganz gut.
Zu Antonov selbst bin ich seit dem Lesen eines Beitrags in der aktuellen Ausgabe der „Fliegerrevue“,
bei der die Selbstausbeutung, Fördergeldrichtungsleitung und Nachfolgeproduktion der AN 132D (aus AN 26 abgeleitet) ohne jede Illusion bezüglich Zukunft.
Sehr selbstbewußt wird von Antonov verkündet, daß dies das erste Flugzeug ist, welches ohne russiche Bauteile produziert wird. Nicht betont wird der Umstand, daß es nach den Prototypen oder Nullserie auch keine Produktion bei Antonov geben wird, sondern - und hier schließt sich der Bogen zur „chinesischen AN124/224“ – die Produktion bei einer ausländischen Gesellschaft inclusive Verwertung des Produkts erfolgen wird.
Zurück zur China und dem im Vorbeitrag angesprochenen alten sowjetischen Patenten:
Wenn die Erstflüge AN 124/224 mit 1982/1988 angenommen werden, man da die max. 21,5 Jahre draufrechnet, die steigenden Jahresgebühren zur Aufrechterhaltung der Schutzrechte in den letzten potentiellen Schutzzeiträumen unterstellt und die generelle Frage „wer hat Interesse aus diesem alten Projekt --- für was, heute noch Gebühren zu zahlen“, dann behaupte ich knallhart: Die Schutzrechte sind hier ALLE mindestens durch Nichtaufrechterhaltung erloschen.
Wenn der neue chinesische Großfrachttransporter erst mal flieg, ergibt sich da aus meiner Sicht für die Logistik der Raumfahrtindustrie ein sehr großes Potential. Sperrige Sektionen, Tanks, Strukturen können im Rumpf und oben drauf transportiert werden. Da sind für die Großraketenprojekte „Langer Marsch-9“ etc. gute Grundlagen da. Auch für den Transport größerer Strukturteile für die Bodenanlagen dieser riesigen Raketenfamilie kann so ein Flugzeug bestens eingesetzt werden.
Evtl. sollte man mal beobachten in welchen Bereichen demnächst besonders lange Start- und Landebahnen geplant und gebaut werden.
Da ist sicher noch viel Potential da.
dksk