Hallo,
zuerst möchte ich folgendes ausgezeichnetes Bild noch einmal posten, ursprünglich bereits von Jerry in dem von mir weiter oben verlinkten Thread gepostet:
Dieses Bild verdeutlicht alle relevanten Aspekte der Planetenentstehung sehr gut. Leider ist mir dieses Bild gestern Abend nicht weiter aufgefallen, deswegen hatte ich dazu nichts geschrieben.
Auf dem Bild sind 3 Möglichkeiten dargestellt wie Planeten (bzw auch Sterne als Begleiter) entstehen können. In der oberen Abbildung ist die klassische Kern-Akkretions Theorie dargestellt, so wie wahrscheinlich alle Planeten in unserem Sonnensystem entstanden, nach weitläufiger Meinung und allgemein akzeptiert. Jupiter stellt vielleicht noch Ausnahme dar, aber soweit passt eigentlich alles perfekt. Jedoch können die meisten bisher entdeckten Exoplaneten kaum so entstanden sein, da sind sich die Wissenschaftler einig. Entweder weil nicht genug Masse vorhanden ist/war, oder zu wenig Zeit, oder beides.
Dieses Problem löst die mittlere Abbildung im oberen Bild. Und es stellt genau das dar was ich in dem oberen Posting sagen wollte. Die Gasriesen entstehen als eigene kleine Systeme. Vielleicht habe ich mich schlecht oder unzureichend ausgedrückt, ich bin mir aber sicher das diese mittlere Abbildung hier etwas Licht ins Dunkel bringt: In der protoplanetaren Scheibe kollabiert ein Teilbereich in sich zusammen und es entsteht so etwas wie ein kleines "Sternensystem": zum Beispiel Jupiter mit seinen Monden. Mit dieser Theorie kann man die Gasriesen mit Massen grösser als Jupiter erklären, auch Hotjupiters welche später zum Stern wanderten. Aber wiederum kann man nicht erklären warum man relativ viele retrograde Hot Jupiters gefunden hat. Hier möchte ich noch anmerken, das nicht nur 6 von 27 untersuchten Hot Jupiters einen retrograden Orbit haben, sondern mehr als die Hälfte eine hohe Inklination aufweisen. Es gibt also nicht nur "schwarz" und "weiss", sondern auch viele "Graustufen" die einer Erklärung bedürfen.
Diese retrograden Hot Jupiters sollten eigentlich nur durch "externe" Effekte entstehen können, aufgrund der Drehimpulserhaltung, oder durch planetares "Billard". Eine Möglichkeit wäre also das Einfangen. Eine andere Möglichkeit wäre es, wenn man die Kollabierung von Teilbereichen der protoplanetaren Scheibe auf einen noch früheren Zeitpunkt legt, nämlich als die protoplanetare Scheibe noch eher eine Molekülwolke war. Wenn bereits in diesem Zustand die Molekülwolke in mehreren Teilbereichen ebenfalls kollabiert (bzw erst fragmentiert und diese Fragmente dann in sich kollabieren), und übergeordnet die gesamte Molekülwolke (also alle Fragmente) ebenso in sich kollabiert, dann könnte man damit nicht nur die vielen Mehrfachsternsysteme erklären, sondern auch die retrograden Hot Jupiters sowie Sternensysteme wie 2M044144 wo ein 10 Jupitermassen "Planet" einen 20 Jupitermassen "Stern" umkreist. Diese Möglichkeit der Entstehung ist in der unteren Abbildung dargestellt.
Zum Thema Planetenentstehung und Drehimpulserhaltung ein paar Anmerkungen von mir:
Der Grossteil des Drehimpulses steckt weder im Rotationsdrehimpuls des Sternes noch der Planeten, sondern im Bahndrehimpuls der Planeten. Und dieser Bahndrehimpuls ist völlig unabhängig von der Entstehung eines Planeten, also ob akkretiert oder kollabiert. Und all meine oberen Aussagen und Postings beziehen sich nur auf Gasriesen, nicht auf Neptun-artige Planeten und erst recht nicht auf terrestrische Planeten. Die Entstehung letzterer ist denke ich ausreichend geklärt (Staub --> Verklumpung --> Planetesimale --> Zusammenstösse --> terrestrische Planeten).
Drehimpuls kann übrigens auch durch mechanische (Viskosität) und magnetische (Ionisierung) Interaktion umgewandelt werden, ein vielleicht durchaus normaler Prozess bei der Planetenentstehung (Masse nach innen, Drehimpuls nach aussen).
Wenn jemand Informationen zu den 3 Modellen aus dem Bild findet bitte posten, denn ich habe nur wenig zu den unteren beiden finden können, würde mich aber freuen mehr darüber zu lesen.
Cosmo