Wissenschaft und Glaube schliessen sich natürlich aus! Das beste Beispiel dafür ist gerade dein Beispiel, tomtom, nämlich das Beispiel von Christi Himmelfahrt. Nach der christlichen Lehre fuhren Jesus Christus (und auch Maria) mit ihrem irdischen Leib in den Himmel auf (das heißt: nach oben). Diese Dinge konnte man so lange glauben, als nicht erforscht war (=Wissenschaft), dass "oben" nichts ist (v.a.: dort ist kein "Himmel", in den jemand "auffahren" kann).
Schönen Abend, Spaceshuttle1
Hallo Spacehuttle1
Erst einmal ist die "Leibliche Himmelfahrt" Christi und Marias katholisches Dogma und keineswegs "allgemeinchristlich" bzw. ökumenisch. Im Falle Marias sogar ein verhältnismäßig neues Dogma - die leibliche Aufnahme Mariens in den Himmel wurde erst am 1. November 1950 durch Papst Pius XII. verkündetet.
Dann ist es sehr fraglich, ob sich gläubige Katholiken unter "Christi Himmelfahrt" einen fahrstuhlähnlichen Vorgang im dreidimensionalen Raum vorstellen. Obwohl ich kein Katholik und nicht einmal Christ bin, traue ich so einen naiven Glauben allenfalls ganz extremen Fundamentalisten zu.
Das Missverständnis liegt darin, dass die Bibel eine Sammlung mythologischer Schriften ist, die weder als Geschichtsbücher noch als (prä-)wissenschaftliche Abhandlungen verstanden werden dürfen. (Dass es dennoch einige Fundamentalisten fertig kriegen, zu glauben, die Erde könne nur etwa 6000 Jahre alt sein, weil das ja aus der als Geschichtsbuch missverstandenen Bibel so hervorginge, oder die Evolution ablehnen, weil sich das Buch Genesis für eine konkrete Beschreibung biologischer und geologischer Vorgänge halten, steht auf einem anderen Blatt.
)
Vielleicht wird anhand eines Beispiels aus einem nicht-christlichen Kontext deutlicher, was ich meine:
Nach der altnordischen Mythologie entstand aus der Vermischung des Eises von Niflheim und aus dem Feuer von Muspelheim im gähnenden Urgrund Ginnungagap der Riese Ymir. Er ernährte sich von der Milch der Urkuh Auðhumbla.
Die ersten Götter, Odin, Vé und Vili töteten Ymir und erbauten aus seinen Körperteilen die Welt: Aus seinem Fleisch wurde die Erde, aus dem Blut das Meer, aus seinen Zähnen Steine und Felsen, aus seinem Haar die Bäume, aus seinen Augenbrauen Midgard, aus seinem Schädel der Himmel und aus seinem Gehirn die Wolken gemacht. Die vier Eckpunkte des Himmels werden dabei von den Zwergen mit den sinnigen Namen Norðri, Suðri, Austri und Vestri gestützt.
Eine ziemlich schräge Geschichte, wenn man sie wörtlich nimmt. Wir wissen aber, dass dieser Mythos im Island vor der offiziellen Christianisierung (im Jahre 1000 - eine Geschichtszahl, die sich ausnahmsweise mal gut merken lässt
) und wahrscheinlich noch eine ganze Weile danach von Isländern "geglaubt" wurde - obwohl diese Menschen nachweislich über die Kugelgestalt der Erde Bescheid wussten. Mythologische Texte arbeiten mit sprachlichen Bildern, mit Gleichnissen, mit Allegorien - und manchmal, wie im Falle der altnordischen Mythologie, mit Rätseln.
Ähnliches gilt für z. B. für die altgriechischen oder die indischen Weltentstehungsmythen. Ich vermute, es würde keinen Fundamentalismus geben, wenn die alten Hebräer sich nicht einer vergleichsweise nüchternen Sprache bedient hätten, sondern so losgelegt hätten, wie die met-seeligen Skalden Nordeuropas
Ist zwar jetzt
sehr OT geworden, aber ich denke, so ein kleiner Schwenker hilft, nicht ständig aneinander vorbei zu reden.
MartinM