Gestern Nacht lief ich durch den Park und sah dabei nach oben, auch zu Orion.
Dabei kamen mir ein paar Fragen:
- Wenn es soweit ist, wie schnell geht es?
Laufe ich dann nachts umher und plötzlich wird es hell. Zuerst denke ich jemand hat die Straßenlampe angeschaltet, aber dann schaue ich nach oben und sehe, das Beteigeuze explodiert ist.
Oder wird das langsam innerhalb von Stunden oder Tagen heller?
Meiner Kenntnis der Vorgänge nach, dürfte es innerhalb weniger Minuten , evtl. sogar Sekunden zu einer enormen Helligkeitszunahme kommen.
Diese Helligkeit wird dann in den nächsten Tagen weiter zunehmen, bis ein Maximum erreicht ist.
Allerdings ist dabei noch einiges an Spekulation, da man ja dergestalt noch keine Supernova beobachten konnte, wenn sie beginnt und evtl. auch den Vorläuferstern beobachtet hat, den Prozess also bewusst wahrnimmt.
- Hätten Hobby Astronomen eine Vorwarnzeit und wenn ja wie lange?
Ich gehe mal davon aus, das Hobby Astronomen nur im Bereich des Sichtbaren Lichts beobachten.
Könnten die Profis also sagen "Wir haben viele Neutrinos/Röntgenstrahlung/Gravitationswellen gemessen, schaut mal nach oben." während optisch noch nichts los ist und dann können alle anderen das Spektakel von Anfang an beobachten?
Grundsätzlich hat man die Möglichkeit eine Supernova mittels Neutrinos festzustellen, bevor man sie optisch wahr nimmt. Dabei handelt es sich um Stunden, die die Neutrinos vor dem Licht ankommen.
Das ist deshalb möglich obwohl Neutrinos annähernd Lichtgeschwindigkeit haben (aber eben nur annähernd), weil der eigentlich Kollaps im Sterninneren statt findet, bei dem die enorme Menge an Neutrinos erzeugt werden. Während sich die Schockwelle durch die dichten Schichten nach Außen durcharbeitet, verlassen diese Neutrinos praktisch ungehindert, den eigentlichen Ort des Kollapses mit annähernd Lichtgeschwindigkeit. Sie sind also schon unterwegs, während sich die Schockwelle noch Stunden auf dem Weg zur Oberfläche durcharbeitet (einige astronomische Einheiten weit). Erst wenn diese "oben" angekommen ist, wird sie für uns mit einigen Stunden Versatz sichtbar.
Im em-Licht sehen wir also "nur" das was der Kollaps mit dem Rest des Sterns macht, bleiben also an der Oberfläche, während die Neutrinos uns direkt einen Blick in den Kern der Supernova liefern. Mittels der Neutrinos können wir also direkt den Kollaps "sehen". Den zweiten Blick erlauben uns die Gravitationswellen, welche wir bei so einem nahen Kollaps zu einem schwarzen Loch sicher detektieren würden.
Diese beiden Methoden würden uns den direkten Blick in den Abgrund liefern.
Interessanterweise wird bei einer Supernova, obwohl sie derartig hell erscheint, nur ein Bruchteil der frei werdenden Energie in Form em-Strahlung emittiert. Der Großteil der Energie wird in Form von Neutrinos emittiert.
Neutrinos wechselwirken so gut wie nicht mit Materie. Jede Sekunde durchfliegen jeden Quadratzentimeter unserer Haut hundert Millionen Neutrinos ohne dass auch nur eines in unserem Körper während unserer Lebenszeit mit nennenswerter Wahrscheinlichkeit "stecken" bleibt. Ein Neutrino durchfliegt eine 1Lichtjahr dicke Bleimauer mit 50% Wahrscheinlichkeit ohne dass es diese merkt.
Ich hatte mal gelesen, dass wenn Beteigeuze in Pluto-Entfernung stattfinden würde, dabei soviel Neutrinos emittiert werden, dass dann trotz dieser immens geringen Wechselwirkungswahrscheinlichkeit, uns alleine der Neutrino-Impuls töten würde (von allem anderen mal abgesehen).
- Ist es gefährlich für die Augen, das anzusehen?
Wahrscheinlich nicht. Es soll so höchstens so hell werden wie der Vollmond, vielleicht auch weniger. Den Vollmond kann ich auch ohne Sonnenbrille ansehen
Auch wenn sich "so hell werden wie der Vollmond" nicht sooo spektakulär anhört (immerhin wird die Nacht nicht zum Tag, die SN würde aber bei Nacht sicher Schatten werfen), schauen wir dabei auf eine punktförmige Lichtquelle mit der Helligkeit des gesamten Vollmondscheibe. Insofern kann ich mir durchaus vorstellen, dass es blendend wirkt und man die Augen zu kneifen würde.