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  • ca. 12:00 Bundestag debattiert über Raumfahrt: 07. November 2014

Raumfahrt-Politik in Deutschland

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Offline tomtom

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Re: Raumfahrt-Politik in Deutschland
« Antwort #625 am: 17. August 2020, 08:11:49 »
Das BMWi bestätigt auf Anfrage von Katja Keul (B90/Grüne), dass die Bundesregierung seit Herbst 2019 mit dem BDI im Gespräch sei, die einen Raketenstartplatz in Deutschland (Nordsee) propagieren.

Das BMWi erklärt sich für zuständig und würde gerne wissen wollen, welche möglichen Inverstoren interessiert sind und wie hoch der zu erwartende Bedarf sei.

Der BDI will nach der Sommerpause ein Konzept vorlegen.

https://www.bmwi.de/Redaktion/DE/Parlamentarische-Anfragen/2020/8-32.pdf

Der niedersächsische Wirtschaftsminister hatte bereits Interesse bekundet.
https://www.presseportal.de/pm/58964/4665606
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Offline tomtom

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Re: Raumfahrt-Politik in Deutschland
« Antwort #626 am: 26. August 2020, 09:34:39 »
Vertreter des DGLR sind der Meinung, dass vor einer Gesetzesinitiative zur kommerziellen Nutzung des Weltraums zuerst einmal Klarheit darüber gewonnen werden muss, welche Strategie die deutsche Politik mit einer Gesetzgebung verfolgt.

Jede nationale Gesetzgebung kann in erster Linie nur Geschäftsaktivitäten regulieren, die durch deutsche Betreiber ausgeführt werden. Die politische Frage ist, in welchen technologischen Sektoren die Exportnation Deutschland autonom agieren und einen privaten Weltraumbetrieb lizensieren möchte.

Die geeignete Organisation von Interessen der Forschung, Industriepolitik und Verteidungspolitik erfordert weitere politische Diskussionen.

„Es muss festgelegt werden, welche staatlichen Strukturen die deutschen Weltrauminteressen auf der internationalen Bühne vertreten bzw. die entsprechenden Entwicklungen auf der nationalen Ebene begleiten und kontrollieren sollen.“

Die Auswahl eines Startplatzes bzw. die Herstellung von toxischen Hochleistungstreibstoffen in Deutschland nach Umweltrecht könnte so schwierig werden wie die Suche nach einem Endlager für Atommüll.

Die politischen und strategischen Richtlinien müssen schließlich umgesetzt werden in operationale Regeln und Maßnahmen.

Neben (kommerziellem) Wettbewerb werden Entwicklungen anderer Raumfahrtnationen und geopolitische Diplomatie eine Herausforderung darstellen.

https://spacewatch.global/2020/08/spacewatchgl-opinion-german-space-policy-the-need-for-a-strategy-and-a-corresponding-legislation/
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Offline tomtom

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Re: Raumfahrt-Politik in Deutschland
« Antwort #627 am: 26. August 2020, 22:53:25 »
B90/Die Grünen wollen von der Bundesregierung wissen, wie Deutschland und Frankreich zum Vorschlag von EU-Kommissar Breton stehen, ein satellitenbasiertes Breitband-Internet einrichten zu wollen.

Allerdings schaffen sie es dabei nicht, das Wort "Satteliten" richtig zu schreiben.

http://dipbt.bundestag.de/dip21/btd/19/216/1921654.pdf
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Offline tomtom

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Re: Raumfahrt-Politik in Deutschland
« Antwort #628 am: 28. August 2020, 21:50:04 »
Raumfahrtkoordinator Jarzombek wird interviewt und macht einige interessante Aussagen und ein paar - sagen wir - unlogische Sachen.
https://spacewatch.global/2020/08/space-cafe-webtalk-recap-thomas-jarzombek/

(Ich nenne mal die Themen/Aussagen und erlaube mir ein paar Kommentare.)

Bereits bekannt ist ja, dass er als Startup-Beauftragter natürlich am liebsten kleine neue Firmen fördern würde und das die Bundesregierung mehr von der ESA als von der EU hält.

Thema Safety&Security - ganz wichtiges Thema, weil Länder wie Russland Infrastruktur bedrohen könnten, Weltraumschrott Schäden anrichtet, etc.

Aussage: abgesehen von dem Nebenthema Cybersicherheit, die EU befaßt sich mit dem Thema SST und es ist erklärtes Ziel der Bundesregierung im Rahmen der EU-Ratspräsidentschaft das Space-Budget final zu bekommen. Er erwähnt auch gleich noch die Anwendung Internet-Megakonstellation, die der EU- Kommissar Breton gerne verfolgen würde, aber kein Geld hat.

Warum zeigt er sich hier aufgeschlossen, wenn Deutschland ansonsten bei der EU gebenüber der ESA auf der Bremse steht.

Thema EU ESA

Aussage: Er verspricht auf dem im November in Deutschland stattfindenden ESA/EU Council zu einer Lösung zu kommen, damit Doppelaufwand beider Organisationen vermieden wird.

Das hört man schon seit mind. 5 Jahre und oft auch von Herrn Wörner, aber die strittigen Themen sind nicht geringer geworden, der Start der EU Agency for the Space Programme in 2021 wird das kaum einfacher machen und das Amtsende von Wörner sicher auch nicht hilfreicher in dieseer Hinsicht.

Wie sich das die Bundesregierung konkret vorstellt und gestalten will, dazu erfährt man leider nichts. Man muß dann annehmen, dass im November das evtl. erarbeitet wird, so dass es noch keine Ergebnisse gibt oder man von dem ganzen Vorhaben noch nichts erfährt.

Thema Startups / Launcher

Aussage: nach Ariane 6 soll (muß) ein Wettbewerb zwischen verschiedenen Firmen und kommerzieller Kapitalbeteiligung erfolgen, am besten durch Startups. Er referenziert auf ein 10 Mrd. Zukunftsfonds, muß aber einräumen, dass dieser nicht raumfahrtspezifisch, sondern für alles mögliche und für 10 Jahre gelten soll.

Klar, er ist der Startup-Beauftragte, der aber vielleicht auch nur bis zur nächsten Wahl im Amt ist. Das ein Ariane 6 Nachfolgesystem durch Startups realisierbar und wettbewerbsfähig wäre, erfordert viel Phantasie. Ansonsten ist die Industriepolitik eher darauf angelegt, europäische Champions für die internationale Wettbewerbsfähigkeit zu schaffen und in der Erdbeobachtung spielt das mit Wettbewerb/Startups keine Rolle.
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Offline tomtom

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Re: Raumfahrt-Politik in Deutschland
« Antwort #629 am: 07. September 2020, 15:48:23 »
RFA bzw. OHB haben dem Wirtschaftsministerium das Konzept für eine Offshore-Startplattform für Miniraketen vorgelegt, die dem Handelsblatt vorliegen soll. (Es scheint sich eher um eine mobile Plattform/Schiff zu handeln.)

Der Bund soll für die Realisierung 30 Mio. € ausgeben für die ersten 6 Jahre.

Jetzt muß das BMWi schauen, was sie damit machen.

https://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/raumfahrt-ein-deutscher-weltraumbahnhof-ist-machbar-und-kostet-nicht-mal-viel/26162108.html?ticket=ST-15992668-rfuqcXHn4xhGPExuy9jc-ap2
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Offline tomtom

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Re: Raumfahrt-Politik in Deutschland
« Antwort #630 am: 08. September 2020, 01:10:49 »
Ui, die Süddeutsche zitiert Jarzombek mit der Aussage: "Wir brauchen keine Ariane 7"

https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/raumfahrt-wir-brauchen-keine-ariane-7-1.5023290

Was ist da bloß los?
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Offline roger50

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Re: Raumfahrt-Politik in Deutschland
« Antwort #631 am: 08. September 2020, 01:43:51 »
@ tomtom:

Zitat
Jarzombek forderte sogar, bei den Budgetverhandlungen der Esa-Ministerratskonferenz 2022 lieber mehr Geld an Start-ups zu vergeben, als weitere Millionen Euro in die Weiterentwicklung der großen europäischen Trägerrakete Ariane zu investieren. "Wir brauchen keine Ariane 7 ". Dass eine Ariane 7 entwickelt werde, die dann auf dem kommerziellen Markt erfolgreich sei, "dies wird nicht passieren", so Jarzombek. Mit den jetzigen Strukturen werde Ariane nicht mit dem amerikanischen Wettbewerber Space-X konkurrieren können. "Die neue Ariane 6 wird eine gute Rakete für institutionelle Starts und kann 20 Jahre fliegen", sagte er.

Hier muß ich dem Herrn sogar recht geben. Leider. Denn für die nächsten 20 Jahre reicht Ariane-6 für Europa tatsächlich aus.

Und es tatsächlich so, daß Firmen wie Airbus, die den Aktionären gehören und in erster Linie für diese jährliche Gewinne erwirtschaften sollen/müssen, nicht flexibel genug sind, um etwas wie SpaceX aus dem Boden zu stampfen. Ein CEO, der sich auf der Aktionärs-Jahreshauptversammlung hinstellt und sagt: "Sorry, dieses Jahr gibt es weniger Dividende, denn ich nehme jetzt mal 2 Mrd . aus dem Gewinn, um damit zu versuchen, eine wiederverwendbare Rakete zu entwickeln. Vielleicht klappt's, vielleicht auch nicht, dann ist das Geld eben weg!"  ist am nächsten Tag nicht mehr im Amt. Und das gilt ja auch für Boeing.

Uns fehlen in Europa einfach Selfmade-Milliardäre, die bereit sind, sich in der Raumfahrt zu engagieren. Oder allgemeiner: es fehlt Risikokapital, das kann wohl nur vom Staat kommen.

Und deshalb finde ich die Forderung, Start-Ups zu unterstützen, richtig. Vielleicht führt das ja zum Umdenken bei den Großkonzernen.

Gruß
roger50

Invicta

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Re: Raumfahrt-Politik in Deutschland
« Antwort #632 am: 08. September 2020, 07:07:21 »
Zitat
Uns fehlen in Europa einfach Selfmade-Milliardäre, die bereit sind, sich in der Raumfahrt zu engagieren. Oder allgemeiner: es fehlt Risikokapital, das kann wohl nur vom Staat kommen.

Diese Aussage kann ich so nicht stehen lassen, denn diese Ansicht ist schlichtweg falsch. Das Problem ist nicht das wir hier keinen Selfmade Millionär haben, das Problem ist die Struktur der Raumfahrt im Ariane Programm. Space-X, Blue Origin, Virgin... ja dies sind alles Millionäre die in einem nationalen Unternehmen jeweils Ihre eigene Technologie erfunden und entwickelt haben.
Ariane hingegen ist ein Konglomerat aus mehreren EU Staaten, unter der Federführung der Französen, die letztendlich bestimmen wo es langgeht. Ariane 6 basierte allein auf dem Willen von Frankreich um so Arbeitsplätze neu zu generieren und die Technologieentwicklung für deren Atomrakete M51 weiter kostengünstig finanziert zu bekommen. Denn die wenigsten wissen dass viele Bauteile aus der Avionik,  aus den Antriebskomponenten (GHSM bpsw.) und noch weitere Bereiche die hier nicht benannt werden dürfen sowohl in der Ariane als auch in der M51 verbaut sind. Eigentlich müsste es hier vom Jarzombek mal eine Nachfrage geben in wie weit ein ziviles Raumfahrtprogramm gleichzeitig mit einer militärischen Massenvernichtungswaffe gekoppelt sein kann und warum sich Frankreich dieses Vorrecht heraus nimmt.

Ariane 5ME war damals sehr weit fortgeschritten und wäre vom damaligen Stadpunkt her der weit günstigere und logischere Aspekt in dem fortlaufenden Programm gewesen, was Frankreich jedoch partout nicht wollte, da für die Franzosen "zu wenig" vom Kuchen abgefallen wäre. Als Interimslösung wäre Ariane 5ME perfekt gewesen um in Ruhe eine Nachfolgermodell für Ariane 6 konzipieren zu können. Denn das was wir bereits als neue Ariane 6 kennen hat wenig mit Innovation zu tun.

Auch die Wiederverwendbarkeit bei Ariane war ein Thema wo der damalige CEO (Alain Charmeau) meinte, dass ein finanzieller Gewinn nur darin besteht, immer neue Träger zu produzieren und diese zu verkaufen und eben nicht nur eine Flotte von wiederverwendbaren Raketen zu haben die man dann kostenintensiv wieder instandhalten muss. Obwohl der Markt damals schon den Trend zeigte wo es mal hingehen soll hat Frankreich auch hier wieder den Ton angegeben... Sorry... setzen... 6!

Und das zeigt das weitere bzw. eigentliche Problem, die Abhängigkeit von Frankreich und den anderen EU Staaten. Daher ist die Entwicklung, Umsetzung und Innovation so langatmig und nicht so ad hoc basiert wie bspw. bei SpaceX... weil es da eben nur einen Player gibt und nicht mehrere die mit aus der Suppenschüssel löffeln.

Die Idee mit dem Milliönar würde somt nur auf einer nationalen Ebene funktionieren (so wie es nunmal auch in den USA ist), wo es bene keine weiteren, ausländischen Teilgenossen gibt. Dann ließe es sich evtl. umsetzen. Aber, dies würde wiederum einen Aufschrei geben wenn Deutschland alleine eine Schwerlastrakete herstellen würde... hatten wir schonmal... und leider ist dieses dumpfe Denken noch so intensiv bei vielen drin dass wir sowas ja nicht mehr alleinig ohne Aufsicht von außen dürfen.

Die Förderung von kleinen Startups ist zwar ebenfalls ein guter Ansatz, allerdings schießen momentan so viele Kleinträger mit dem NewSpace-Hipster Ansatz wie Pilze aus dem Boden. Der Markt wird übersättigt und (meiner Prognose nach) es werden nur Startups überleben die sich dann wieder in eine EU Abhängigkeit begeben oder die bereits so sehr gefördert wurden dass Sie überleben konnten. Deutschland braucht nicht 20 Startups sondern mal eine klare Position in der internationalen Politik und gegen die Übermacht gegen Frankreich die sogar den Kurs bei ArianeGroup Deutschland mitbestimmt (bestes Beispiel auch hier: ArianeGroup DE ist in Teilen in Kurzarbiet... jedoch nicht in Frankreich weil da der Euro rollen muss)

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Offline Schillrich

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Re: Raumfahrt-Politik in Deutschland
« Antwort #633 am: 08. September 2020, 08:05:09 »

...
Oder allgemeiner: es fehlt Risikokapital, das kann wohl nur vom Staat kommen.
...

Aber auch das geht ja nicht "guten Gewissens". Steuergelder sind kein Spielkapital. Vor die Frage gestellt: wir spielen Roulette mit diesen Steuermillionen oder wir investieren sie gezielt mit einem planbaren Ergebnis?, kann der Staat nur die zweite Option wählen, alles andere wäre fahrlässig bis bösartig. Und wer streichte denn die Gewinne ein, wenn das Risiko sich auszahlt? ... Der potentielle Gewinner muss auch das Risiko eingehen!

Der Staat kann Technologien fördern, aber keine vollständigen/fertigen Produkte. Das ist Aufgabe der Industrie. Der Staat soll die Produkte auch nicht direkt subventionieren. Das führt zu Fehlentwicklungen auf dem Markt. Aber der Staat kann als Ankerkunde ("buy European") auftreten, der ein funktionierendes Produkt bei Bedarf nutzt/einkauft. Das reduziert das Risiko beim Investor. Genau das machen die USA mit ihren Beschaffungsbehörden auch vor ...
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Offline proton01

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Re: Raumfahrt-Politik in Deutschland
« Antwort #634 am: 08. September 2020, 12:38:02 »
Die Förderung von kleinen Startups ist zwar ebenfalls ein guter Ansatz, allerdings schießen momentan so viele Kleinträger mit dem NewSpace-Hipster Ansatz wie Pilze aus dem Boden. Der Markt wird übersättigt und (meiner Prognose nach) es werden nur Startups überleben die sich dann wieder in eine EU Abhängigkeit begeben oder die bereits so sehr gefördert wurden dass Sie überleben konnten.
Aber auch das geht ja nicht "guten Gewissens". Steuergelder sind kein Spielkapital. Vor die Frage gestellt: wir spielen Roulette mit diesen Steuermillionen oder wir investieren sie gezielt mit einem planbaren Ergebnis?, kann der Staat nur die zweite Option wählen, alles andere wäre fahrlässig bis bösartig. Und wer streichte denn die Gewinne ein, wenn das Risiko sich auszahlt? ... Der potentielle Gewinner muss auch das Risiko eingehen!
Die Förderung von mehreren start-ups, die das gleiche Ziel verfolgen (IsarAerospace, Rocket Factory Augsburg, HyImpulse) ist ja auch eine Risiko-Investition mit staatlichen Steuergeldern. Geplant sind bis zu 25 Mio Euro. Das Ergebnis dieser start-ups ist zwar bühnenwirksam vorgestellt, aber keinesfalls planbar realisiert. Und der Markt ist genauso wenig gesichert. ich bin ja mal gespannt ob es zu Konsolidierungen kommt, z.B. IsarAerospace oder HyImpulse baut das Triebwerk, Rocket Factory die Raketenstruktur, oder so ähnlich.

Deutschland braucht ... eine klare Position ... gegen die Übermacht gegen Frankreich die sogar den Kurs bei ArianeGroup Deutschland mitbestimmt  (bestes Beispiel auch hier: ArianeGroup DE ist in Teilen in Kurzarbiet... jedoch nicht in Frankreich weil da der Euro rollen muss)
Hier sollte man nicht vergessen daß Frankreich von der Corona-Epidemie deutlich stärker getroffen ist als Deutschland, und das dort zu Beginn (ca. März-Mai) größere Teile der Industrie quasi im lockdown waren, während in Deutschland die Arbeit per home office und Schichtarbeit quasi ungebremst weiterging. Daher hat Frankreich schön früher ähnliches wie jetzt die Kurzarbeit in D. durchgeführt.

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Offline alepu

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Re: Raumfahrt-Politik in Deutschland
« Antwort #635 am: 08. September 2020, 12:42:26 »
@Invicta hast natürlich vollkommen recht in dem was du in bezug auf Ariane 6 und die Rolle Frankreichs in der europ. Raumfahrt sagst.
Trotzdem liegst du in deiner Kernaussage m.M. nach falsch.
Denn gerade weil die Situation hier nun mal so ist wie sie ist, bräuchten wir einen Großinvestor, der unabhängig von politischen Interessen handeln könnte und würde.
Ist doch durchaus vergleichbar mit NASA/SLS. Auch dort wird ein anerkannter massen veraltertes Produkt aus rein politischen Gründen künstlich am Leben gehalten. Und wenn es dort nicht einen EM geben würde......
Das Problem ist allerdings, daß ein solcher Investor mindestens eine Kombination von EM und Jeff Bezos sein müsste. Und selbst dann ist SpaceX inzwischen soweit voraus, daß schon ein Raumschiff der übernächsten Generation kurzfristig gebaut werden müsste, um wenigstens den Hauch einer Chance auf finanzielle Rendite zu erhalten.
Sollte SS/SH wirklich demnächst wie geplant fliegen, werde alle anderen Träger kurz- und mittelfristig erstmal sehr alt ausschauen und im grunde genommen obsolet sein und nur noch aus rein politischen Gründen fliegen.

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Offline alepu

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Re: Raumfahrt-Politik in Deutschland
« Antwort #636 am: 08. September 2020, 12:47:17 »
Inzwischen ist ja auch eine deutsche Startanlage in der Nordsee im Gespräch!

Invicta

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Re: Raumfahrt-Politik in Deutschland
« Antwort #637 am: 08. September 2020, 12:56:54 »
Zitat
Denn gerade weil die Situation hier nun mal so ist wie sie ist, bräuchten wir einen Großinvestor, der unabhängig von politischen Interessen handeln könnte und würde.

Aufgrund der Finanzierung hinsichtlich des GeoReturns ist ein solcher finanzieller "Zuschuss" nicht möglich weil es dann um eine Wettbewerbsverzerrung gehen würde, zumindest im Ariane-Programm. Dann würde ganz schnell das Kartellamt auf der Matte stehen

Zitat
Inzwischen ist ja auch eine deutsche Startanlage in der Nordsee im Gespräch!

... die aber wiederum nur für microlauncher in der Größe von Texus/Maxus anzudenken ist. Einen vergleichbaren Träger in der Göße von Falcon 9 o.Ä. ist dabei Utopie

Zitat
Sollte SS/SH wirklich demnächst wie geplant fliegen

Was ist mit SS/SH gemeint, hab grad den Faden verloren

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Offline tomtom

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Re: Raumfahrt-Politik in Deutschland
« Antwort #638 am: 08. September 2020, 13:41:53 »
Bitte beim Thema bleiben und nicht auch diesen Thread noch mit pauschaler SLS-Kritik, Elon Musk- und Starship-Euphorie zumüllen. Ariane nur im Sinne des Themas behandeln, nicht die generelle Ariane-Diskussion wiederholen.
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Offline Schillrich

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Re: Raumfahrt-Politik in Deutschland
« Antwort #639 am: 09. September 2020, 07:47:54 »
...
Zitat
Aber auch das geht ja nicht "guten Gewissens". Steuergelder sind kein Spielkapital. Vor die Frage gestellt: wir spielen Roulette mit diesen Steuermillionen oder wir investieren sie gezielt mit einem planbaren Ergebnis?, kann der Staat nur die zweite Option wählen, alles andere wäre fahrlässig bis bösartig. Und wer streichte denn die Gewinne ein, wenn das Risiko sich auszahlt? ... Der potentielle Gewinner muss auch das Risiko eingehen!
Die Förderung von mehreren start-ups, die das gleiche Ziel verfolgen (IsarAerospace, Rocket Factory Augsburg, HyImpulse) ist ja auch eine Risiko-Investition mit staatlichen Steuergeldern.

...

Um den Punkt noch etwas klarzustellen. Ja, der Staat kann bei "Bundesinteresse" quasi ergebnisoffen fördern. Aber, die Bedingung ist, dass es kein marktnahes Produkt sein darf und Firmen müssen normalerweise einen Eigenanteil einbringen, je marktnäher, desto höher.
Das Kriterium "Marktnähe" ist jetzt nicht so glasklar, sondern muss am Einzelfall ausgeleget und interpretiert werden. Es darf aber nicht so sein, dass der Hersteller sein produkt morgen verkaufen kann und Geld verdient. Für so etwas muss er sich Geld auf dem Finanzmarkt zu den dortigen Konditionen holen. Aber immerhin ist dann ein Gewinn kalkulierbar.
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Offline proton01

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Re: Raumfahrt-Politik in Deutschland
« Antwort #640 am: 09. September 2020, 14:51:36 »
...
Zitat
Aber auch das geht ja nicht "guten Gewissens". Steuergelder sind kein Spielkapital. Vor die Frage gestellt: wir spielen Roulette mit diesen Steuermillionen oder wir investieren sie gezielt mit einem planbaren Ergebnis?, kann der Staat nur die zweite Option wählen, alles andere wäre fahrlässig bis bösartig. Und wer streichte denn die Gewinne ein, wenn das Risiko sich auszahlt? ... Der potentielle Gewinner muss auch das Risiko eingehen!
Die Förderung von mehreren start-ups, die das gleiche Ziel verfolgen (IsarAerospace, Rocket Factory Augsburg, HyImpulse) ist ja auch eine Risiko-Investition mit staatlichen Steuergeldern.

...

Um den Punkt noch etwas klarzustellen. Ja, der Staat kann bei "Bundesinteresse" quasi ergebnisoffen fördern. Aber, die Bedingung ist, dass es kein marktnahes Produkt sein darf und Firmen müssen normalerweise einen Eigenanteil einbringen, je marktnäher, desto höher.
Das Kriterium "Marktnähe" ist jetzt nicht so glasklar, sondern muss am Einzelfall ausgeleget und interpretiert werden. Es darf aber nicht so sein, dass der Hersteller sein produkt morgen verkaufen kann und Geld verdient. Für so etwas muss er sich Geld auf dem Finanzmarkt zu den dortigen Konditionen holen. Aber immerhin ist dann ein Gewinn kalkulierbar.

Danke für die Klarstellung und Erläuterung.
Da start-ups ja imer nur das Ziel verfolgen, eine Markt abzudecken mit einer neuen Technologie und/oder zu viel günstigeren Kosten, dürften die dann wohl nach den Bundesinteessen nicht gefördert werden. Die drei genannten start-ups verfolgen ja nun keine Grundlagenforschung. Zumindest IsarAerospace verkündet ja daß sie ab 2022 kommerziell starten wollen.
ABER:  die Förderung erfolgt wohl vom Freistaat Bayern, da gelten eventuell andere Regeln. Oder bricht auch dabei Bundesrecht das Landesrecht ?

Letztendlich kann man natürlich auch die Finanzierung der Ariane-Entwicklung über die ESA (und die dahinter stehenden Nationalstaaten) als eine marktnahe Förderung verstehen.

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Offline Schillrich

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Re: Raumfahrt-Politik in Deutschland
« Antwort #641 am: 09. September 2020, 14:53:41 »
Wie gesagt ... Auslegung, Interpretation ... und geschickte Darstellung des Falls ... das kann hier alles "helfen" ;).
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Offline TWiX

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Re: Raumfahrt-Politik in Deutschland
« Antwort #642 am: 15. September 2020, 18:43:57 »
Bundesregierung verbietet der Firma Mynaric, eine Ausgründung des DLR, durch einen Untersagungsbescheid Geschäfte mit China.

Vielleicht liegt es aber auch daran, dass man Geschäfte mit dem US Pentagon machen will.

https://www.welt.de/wirtschaft/article212710327/Mynaric-Bundesregierung-verbietet-Verkauf-von-Satellitentechnik-nach-China.html
SpaceNews greift dies heute in einem Artikel nochmal auf: https://spacenews.com/german-export-ban-blocks-mynarics-first-laser-terminal-from-launching-in-china/
Aufgemacht ist der Artikel mit der Meldung, dass die deutsche Regierung Mynaric verboten hat, seine Technologie an China zu verkaufen. Soviel war auch schon aus der Meldung von Welt bekannt. Laut SN wollte die Firma später dieses Jahr sein Laserterminal auf einem chinesischen Satelliten erstmals ins All bringen. Dies ist nun hinfällig und es wird wohl auch geprüft, inwieweit eine Kompensation durch die Regierung zu leisten ist. Die US-Geschäfte, über die im Welt-Artikel spekuliert wurde, haben sich unterdessen gut entwickelt, Mynaric USA soll für eine Comsat-Konstellation aus 10 Satelliten für die SDA (Space Development Agency), gebaut von York Space Systems und Lockheed Martin die Laserterminals für den Part von York liefern. Bei LM ist übrigens mit 10.6% des Auftragsvolumens von 187,5 Mio USD der schwäbische Laserkommunikationsspezialist Tesat Spacecom an der Arbeit beteiligt.

Und angesichts der Tatsache, dass Mynaric für den Start offensichtlich keine lokale Alternative hat, hier die ziemlich unsanfte Überleitung zur Förderung der Bundesregierung für Kleinstträger: Ich finde es wenig zielführend, wie hier gefördert werden soll. Meiner Meinung nach wäre es sinnvoller, wenn man die Branche schon unterstützen will, dass man sich als Kunde einbringt und Starts einkauft. Man könnte zum Beispiel garantieren, dass man bis zu drei, vier Starts einheimischer Anbieter pro Jahr über beispielsweise fünf Jahre hinweg abnimmt. Die Kapazitäten könnte man dann günstig an Universitäten, DLR, etc. weitergeben und so auch gleich den Markt fördern, den RFA und Co bedienen wollen...
Zudem frag` ich mich, wie das mit der Seeplattform funktionieren soll; Immerhin müsste die dann so ausgestattet sein, dass sie ohne größere Umbauten jede der (momentan drei) infrage kommenden Trägerraketen bedienen kann...
Aktuelle Meldungen aus Raumfahrt und Astronomie: www.raumfahrer.net

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Offline tomtom

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Re: Raumfahrt-Politik in Deutschland
« Antwort #643 am: 16. September 2020, 20:25:49 »
Die Bremer Bürgerschaft diskutiert über das Projekt Weltraumbahnhof Nordsee und verspricht sich davon Arbeitsplätze.

https://www.butenunbinnen.de/nachrichten/politik/raumfahrt-bremen-bremerhaven-100.html
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Online Rücksturz

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Re: Raumfahrt-Politik in Deutschland
« Antwort #644 am: 19. September 2020, 11:28:51 »
"M-V: Rostock-Laage als Weltraumflughafen?

Studie: Flughafen Rostock-Laage als Weltraumflughafen geeignet. Eine Pressemitteilung des Ministeriums für Energie, Infrastruktur und Digitalisierung der Landesregierung von Mecklenburg-Vorpommern."



Flughafen Laage, Eingang zum Terminal.
(Bild: Marcus Sümnick CC BY 3.0 via Wikipedia)


Weiter in der Pressemitteilung:
https://www.raumfahrer.net/news/raumfahrt/18092020094507.shtml

Viele Grüße
Rücksturz

PS. Es gibt ja jetzt tatsächlich ein paar Firmen in Deutschland die Kleinstträger entwickeln, aber gibt es auch eine Firma, die dafür ein Airlaunch-System konzipiert?
Das Logo passt jedenfalls schon mal  ;)
- vergiss niemals, dass auf der anderen Seite ein Mensch sitzt
- erst lesen, dann denken, dann posten
- eingebrachte Artikel sprechen für Dich 
- denke beim Schreiben Deines Beitrages an den Empfänger

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Offline tomtom

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Re: Raumfahrt-Politik in Deutschland
« Antwort #645 am: 20. September 2020, 09:58:09 »
Deutschland bewirbt sich um den Standort des NATO Space Centre of Excellence.

Das tut aber auch Frankreich und würde es in Toulouse ansiedeln, wo auch dessen nationales Raumfahrtkommando stationiert ist. Deutschland würde es in Kalkar ansiedeln, wo ein NATO-Kompetenzcenter für Luftstreitkräfte liegt.

https://esut.de/2020/09/meldungen/22801/kommt-das-nato-space-centre-nach-deutschland/
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Offline tomtom

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Re: Raumfahrt-Politik in Deutschland
« Antwort #646 am: 21. September 2020, 10:20:35 »
Verteidigungsministerin Kramp-Karrenbauer weiht heute das neue neue Air and Space Operations Center (ASOC) der Bundeswehr in Uedem (NRW) ein.

Es soll helfen, Satelliten vor Störungen und Angriffen zu schützen und auch Flugkörper beobachten, jedoch ohne Fähigkeiten, militärisch auf Angriffe zu antworten.

https://www.heise.de/news/Bundeswehr-stellt-Weltraumoperationszentrum-in-Dienst-4906457.html
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Offline Axel_F

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Re: Raumfahrt-Politik in Deutschland
« Antwort #647 am: 21. September 2020, 10:44:49 »
Vor zwei Jahren hat man über Trump gelacht. Jetzt zieht man im Stillen nach ...
"Denn ein Schiff erschaffen heißt nicht die Segel hissen, die Nägel schmieden, die Sterne lesen, sondern die Freude am Meer wachrufen." (Antoine de Saint-Exupéry)

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Offline HausD

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Re: Raumfahrt-Politik in Deutschland
« Antwort #648 am: 21. September 2020, 12:13:41 »
... Jetzt zieht man im Stillen nach ...
So neu ist eine solche Einrichtung auch nicht, die Ortschaft beherbergt schon seit den 70/80-ern relevante Einrichtungen ... nur hießen die nicht Raum- ... sondern Luft-...
Gruß, HausD

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Offline tomtom

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Re: Raumfahrt-Politik in Deutschland
« Antwort #649 am: 21. September 2020, 21:55:22 »
Die FDP möchte wieder von der Bundesregierung wissen, was sie in Sachen BDI-Initiative Weltraumbahnhof und nationales Weltraumgesetz getan hat bzw. welche Entscheidungen des BMWi zu erwarten sind.

Die FDP würde die Finanzierungsmöglichkeiten und Rahmenbedingungen für deutsche Raumfahrt-Startups verbessern wollen.

http://dipbt.bundestag.de/dip21/btd/19/224/1922442.pdf
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