Hallo Daniel,
was das Planeten-Lithiumverlust-Modell angeht, zitiere ich mal aus dem Exoplaneten-Thread:
Doch wie könnte solch ein Zusammenhang zwischen der Anwesenheit von Planeten und der Abwesenheit von Lithium erklärt werden? Der Leiter des Experiments, Garik Israelian vom Institutos de Astrofisica de Canarias in Tenerifa, hält einen durch Migration des Planeten nach Innen stattfindende Drehimpulstransfer vom Planeten in die oberen Schichten des Sterns. Dies führe zu verstärkter Reibung zwischen den äußeren und inneren Regionen des Sterns, woraufhin das Lithium absinke und in tieferen, heißeren Regionen des Sterns zerstört werde.
Bei planetenlosen Sternen oder solchen, die nur über relativ kleine Begleiter von der Größe der Erde oder des Neptun verfügen, könne dieser Prozess nicht stattfinden.
Die Leute um das MPA gehen hingegen nicht nur von einem Zusammenhang zwischen Alter und Lithiumhäufigkeit, sondern auch zwischen Metallizität und Lithiumhäufigkeit aus. Je höher die Metallizität, desto größer die Konvektionszonen, die das Lithium ins Sterninnere befördern, desto weniger Oberflächenlithium. Weiterhin geht man davon aus, dass planetenreiche Sterne metallhaltiger sind. So ließe sich auch erklären, wie die Wissenschaftler um Garik die Anwesenheit von Planeten mit Lithium in Zusammenhang brachten. Daher: "Die geringe Lithiumhäufigkeit eines Sterns kann also einfach als metallizitätsabhängiger Alterungseffekt erklärt werden und hat nichts mit den Vorhandensein eines Planeten zu tun." (Zitat aus dem von Jerry verlinkten Artikel).
Also, wir haben als Erklärungsansätze für fehlendes Lithium:
- Drehimpulstransfer durch Planetenmigration (Garik et al.)
- Austausch zwischen Sonneninnerem und -oberfläche unter Einbeziehung von internen Schwerewellen und Rotationen
- Erhöhte Metallizität führt zu stärkerer Konvektion
Für die letzten beiden Prozesse braucht es keine Planeten, Planeten behindern den Prozess aber auch nicht. Die empirischen Ergebnisse von Baumann et al. scheineh zu bestätigen, dass unsere Sonne und andere Planetensysteme beherbergende Sterne nicht über weniger Oberflächenlithium verfügen als vergleichbare planetenlose Sterne.
Wenn Baumann et al. recht haben, spielt der Drehimpulstransfer für die Lithiumhäufigkeit keine signifikante Rolle. Schade eigentlich, es klingt doch recht überzeugend! Aber die Debatte ist sicher noch nicht zu Ende...