Hallo,
man muss aufpassen, dass man hier nicht Sachen durcheinander bringt. Der Orionarm ist ein Bereich unserer Milchstrasse in "Sonnennähe", aber natürlich weit ausserhalb unseres Sonnensystems. Auch unsere Nachbarsterne (Alpha Zentauri, Barnard's Pfeilstern, Sirius, Tau Ceti u.s.w.) sind alle in einem Bereich "in der Nähe" des Orionarmes. Das hat nichts mit dem Kuipergürtel zu tun.
Der Kuipergürtel ist grob gesprochen ein äusserer Planetoidengürtel jenseits der Neptunbahn, wobei im neuesten Sterne und Weltraum ganz interessante Simulationsrechnungen zu diesem Thema beschrieben sind. Dieser "äussere Planetoidengürtel" enthält auch viel grössere "Planetoiden" als der Planetoidengürtel zwischen Mars und Jupiter, dessen grösster Vertreter Ceres knapp 1000 km gross ist. Man kennt heute über 1000 solcher Kuipergürtel-Planetoiden, von denen 7 sogar grösser als 1000 km sind, zwei davon sogar grösser als 2000 km, nämlich der Pluto (2400 km) und der im Juli veröffentlichte 10.Planet "Xena" (2700 km). Die übrigen über 1000 km grossen Kuipergürtel-Planetoiden sind der Quaoar, die Sedna, der Orcus sowie die beiden ebenfalls im Juli veröffentlichten "Santa" (2003 EL61) sowie "Easterbunny" (2005 FY9); letztere beide haben ihre Codenamen von ihrem Entdeckungszeitpunkt, also der "Santa" wurde um St.Niklaus entdeckt und der "Easterbunny" um Ostern.
Diese 7 Grossen gehören ganz unterschiedlichen "Gruppen" an: Der Quaoar ist ein "klassischer KBO", d.h. er hat eine beinahe kreisrunde Bahn bei 43 AE. Der Pluto und der Orcus sind zwei "Plutinos", d.h. sie umlaufen unsere Sonne zweimal in der Zeit, in der der Neptun sie dreimal umläuft. Solche "2:3-Resonanzen" sind sehr bahnstabilisierend.
Der "Santa" und der "Easterbunny" sind irgendwie "normale" KBO's, also mit so mittelgrosser Exzentrizität. Der 10.Planet "Xena" indes ist ein "Scattered Disk Object", d.h. er hat eine stark exzentrische Umlaufbahn und befindet sich derzeit bei fast 100 AE Abstand. Trotzdem ist er der viert-hellste KBO. Noch schwieriger ist die Sedna zu klassifizieren; ich sage gerne, dass sie ein "Scattered Disk Object" der Sedna-Gruppe ist. Sie ist derzeit 90 AE entfernt; trotz der grossen Entfernung ist sie 7.hellster KBO. Überhaupt machen die "7 Grossen" die sieben ersten Plätze bezüglich der scheinbaren Helligkeit unter sich aus.
Gemäss gängiger Modelle wurden die KBO's im Verlaufe der Zeit unseres Sonnensystemes einige Male aus ihrer ursprünglichen Umlaufbahn abgelenkt; meistens jedoch "fallen" sie in die Nähe ihres sonnennächsten Punktes ("Perihel") zurück. Tatsächlich kann man sehen, dass es KBO's bis zu einer Periheldistanz von knapp 47 AE gibt und dann ist abrupt fertig. Dann folgt bis 51 AE nichts, dort umläuft ein erst kürzlich veröffentlichter KBO namens "Buffy" - ein KBO mit ca. 800 km Durchmesser - die Sonne und bei 76 AE umläuft die Sedna die Sonne, letztere auf einer hochelliptischen Bahn, die sie bis fast auf 1000 AE hinausträgt. Es gibt sogar einen KBO der Pluto/Xena-Gruppe, der auf 1014 AE hinausgetragen wird: 2000 OO67.
Man redet deswegen bei KBO's mit hoher Exzentrizität und Periheldistanzen grösser als 40 AE gerne von "Inner Oort Cloud"-Objects, verkennt dabei aber, dass die Oort'sche Wolke bei 50000 AE vermutet wird, also nochmals vielfach weiter entfernt ist; zudem sind die KBO's "disk Objecte, d.h. sie liegen ungefähr in der Planetenebene. Das gilt auch für Sedna und Buffy.
Man muss sich dabei auch bewusst sein, dass ein KBO in Erdgrösse in einem Abstand von 700 AE nicht heller als die Sedna leuchtet; wir kennen also den Bereich bis ca. 45 AE "verhältnismässig gut", bis 60 AE kennen wir ein bisschen und weiter ausserhalb kennt man nur die Sedna und den 10.Planeten Xena. Die sind innerhalb von 100 AE. Noch weiter draussen hat man bislang mit unseren heutigen Beobachtungstechniken keinen KBO sehen können.
Freundliche Grüsse, Ralf