Habe die ARTE-Doku "Krise der bemannten Raumfahrt" endlich mal am Stück gesehen und bin schwer enttäuscht. Von Arte vor allem, da man dort qualitativ starke Dokumentationen macht, die beide Seiten sprechen lässt.
Aber was da an tendenzieller Berichterstattung zu finden ist, grenzt an RTL-Niveau. Eigentlich stellenweise sogar schlechter. Bei RTL hätte man Mars 500 halbwegs ernst genommen und nicht mit der verwendeten "Comedy"-Musik verstärkt ins lächerliche gezogen. Dazu noch hauptsächlich die "Spaß-Bilder" der Mars 500-Besatzung gezeigt, damit alles ja so spaßig (lies: unwissenschaftlich) aussieht.
Es kommen gefühlte 76 Gegner der bemannten Raumfahrt zu Wort und das lange. Stimmen der Befürworter kann man in der Doku an einer Hand ablesen. Bemannte Raumfahrt wird als Selbstzweck dargestellt. Von dem besseren Verständnis (mit Effekten für die Medizin auf der Erde!) des menschlichen Organismus durch die Mikrogravitation kein Wort. Auch die ganzen technischen Nebeneffekte der bemannten Raumfahrt (Computertechnik etc.) werden nirgends erwähnt.
Die ESA/CNES stilisiert sich hier eigentlich fast zu einem Gegner der bemannten Raumfahrt. Da wirken die gezeigten ESA-Astronauten wie werbewirksame Alibi-Raumfahrer. Das ist einfach nur traurig...
Dabei wird stellenweise auch faktisch einiges schlicht falsch dargestellt. Das Bild vom mit Mondstaub verdreckten und erschöpften Eugene Cernan ist schon länger öffentlich bekannt. Die ein Satz später aufgestellte Behauptung, das Mondstaub womöglich Krebserregend ist - ist so schlicht falsch. Richtig ist, dass bei längerem Einatmen eher eine Krankheit droht, die Bergarbeitern eine Berufskrankheit war: Tuberkolose. Aber um eine gefährliche Dosis an Staub abzubekommen, müssten die Astronauten Monate, wenn nicht gar Jahre dem Staub ausgesetzt sein.
Fazit: Für den in Sachen Raumfahrt wissenden Zuseher ist die Doku Zeitverschwendung. Für jemanden der sich dadurch erst bilden will, ist sie geradezu gefährlich...