Exoplaneten

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Offline pikarl

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Re: Exoplaneten
« Antwort #575 am: 18. März 2010, 22:45:42 »
Vielen Dank für Eure Einwände, Mirko und Cosmo. Ich sehe ein, dass die habitable Zone ein Schnellschuss war. Eine Temperatur sagt eben bei weitem nicht alles. Es gibt nun ein Erratum in der Meldung.

So richtig will aber nicht in meinen Kopf, warum gerade ein Gasriese deutlich kühler sein soll als ein starrer Gesteinsplanet. Wobei, Gase haben einen höheren Wärmefluss als feste Körper, d.h. ein Gasriese kühlt sich gewissermaßen viel effektiver. Ist es so einfach?

Cosmo

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Re: Exoplaneten
« Antwort #576 am: 19. März 2010, 00:14:06 »
Vielen Dank für Eure Einwände, Mirko und Cosmo. Ich sehe ein, dass die habitable Zone ein Schnellschuss war. Eine Temperatur sagt eben bei weitem nicht alles. Es gibt nun ein Erratum in der Meldung.

So richtig will aber nicht in meinen Kopf, warum gerade ein Gasriese deutlich kühler sein soll als ein starrer Gesteinsplanet. Wobei, Gase haben einen höheren Wärmefluss als feste Körper, d.h. ein Gasriese kühlt sich gewissermaßen viel effektiver. Ist es so einfach?
Vollkommen erklären kann ich dir das leider auch nicht, hier fehlt mir ebenfalls das Wissen. Ausserdem glaube ich dass noch nicht allzu viel über diese Effekte bekannt ist.
Zumindest bei Gasriesen geht man davon aus, das ein Teil der eingestrahlten Energie in kinetische Energie dissipiert wird, also z.B. Winde. Das könnte auch erklären warum man einige Jupiter-ähnliche Planeten entdeckt hat welche für ihre Masse einen deutlich zu grossen Radius besitzen (HD209458b). Ausserdem bestehen Gasriesen zum Grossteil aus Wasserstoff und Helium, ganz im Gegensatz zu erdählichen Planeten dessen Atmosphären vermehrt aus Treibhausgasen bestehen.
Bei letzteren, insbesondere mit Wasser (was der entscheidende Faktor ist, da es um habitable Monde geht), ist die Sache klarer. Mit steigender Sonneneinstrahlung verdampft immer mehr Wasser, es bildet sich eine Wasserdampfatmosphäre. Und Wasserdampf ist das beste Treibhausgas, denn es ist für den Infrarotbereich kaum durchlässig, weshalb das Abstrahlungsvermögen von der Oberfläche mit Temperaturen jenseits von 500K nicht mehr zunimmt, bis etwa 1500K. Erst dann kann der Planet wieder vermehrt Energie abstrahlen, im nahen Infrarotbereich. Dies nennt man "Runaway Greenhouse" und passierte vermutlich mit Venus.
Da CoRoT-9 sehr unserer Sonne ähnelt ist die Einstrahlungsenergie sicher ähnlich und damit in 0.4 AU sehr hoch. Letztendlich hängt die Sache aber am Albedo. Ist diese sehr gross kann es durchaus Erdtemperaturen haben.

Bei dem Abstand zwischen CoRoT-9b und Stern muss man auch noch in Betracht ziehen dass der Planet synchron rotieren könnte (also immer die gleiche Seite zum Stern zeigt), insbesondere bei nahezu kreisförmigen Orbits. Das würde deutliche Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nachtseite verursachen. Hat man die Rotation von CoRoT-9b schon ermitteln können?

GG

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Re: Exoplaneten
« Antwort #577 am: 19. März 2010, 08:19:41 »
Während in festen Körpern die einmal aufgenommene Wärme durch Wärmeleitung auch in tiefere Schichten gelangt und dort quasi gespeichert werden kann, gibt es in Gasen unter Gravitationseinfluss Konvektionsströme. Warme Gase tendieren also zur Oberfläche, von wo aus sie ihre überschüssige Wärme effektiver ins All ausstrahlen können. Möglicherweise trägt auch diese Tatsache dazu bei, dass Gasplaneten im Vergleich zu Gesteinsplaneten unter gleichen Umständen kühler sind.

Kreuzberga

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Re: Exoplaneten
« Antwort #578 am: 19. März 2010, 11:49:29 »
Hallo Mirko, Cosmo und GG,

danke für die Klarstellungen. Vielleicht sollten wir auch die ESA darauf hinweisen, dass ein terrestrischer Planet um einen G3V-Stern nicht in der habitablen Zone liegt, wenn er auf einer merkurähnlichen Bahn unterwegs ist.

Kreuzberga

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Re: Exoplaneten
« Antwort #579 am: 19. März 2010, 16:57:02 »
Schon geht es weiter bei den Exoplaneten. Nach der schönen photometrischen Entdeckung durch CoRoT, ist nun wieder die Doppler-Spektroskopie dran. Mehrere Wissenschaftlerteams haben unter dem Einsatz diverser Teleskope insgesamt 11 neue Exoplaneten entdeckt.

Ein amerikanisches Team widmete sich speziell der Suche nach Planeten, die durch zukünftige, direkt abbildende Instrumente gut beobachtbar wären. Das heißt insbesondere: möglichst groß und möglichst weit vom Mutterstern entfernt. Bei ihrer Untersuchung mit dem HIRES Spektrometer am Keck Observatorium von über 500 Sternen stießen sie auf insgesamt 7 neue massereiche Planeten um 7 verschiedene Sterne. Die bisherigen Erfolge bei der direkten Abbildung, bei HR 8799 und Fomalhaut, könnten darauf hindeuten, dass sich Planeten mit sehr großen Abständen vom Stern eher um sonnenunähnliche Sterne vom Typ A bilden. Sowohl Fomalhaut als auch HR 8799 sind Hauptreihensterne der Klasse A. Nur etwa 3 Prozent der Sternpopulation der Milchstrasse gehört zu diesem Typ. Dies im Hinterkopf nahmen sie vor allem Sterne in den Blick, die mehr als das 1,5fache der Sonnenmasse verfügen.

Die auf diese Weise entdeckten sieben Planeten sind allesamt mindestens 1,19 AU von ihrem Zentralgestirn entfernt und recht massereich. Der kleinste von ihnen hat eine minimale Masse von 1,2 und der schwerste eine von 3,3 Jupitermassen.

Drei weitere, neue Exoplaneten wurden im Rahmen der California Planet Search (CPS) ebenfalls am Keck Obervatorium dingfest gemacht. Auch hierbei handelt es sich um Gasriesen mit langen Umlaufperioden. Die Massen der drei Planeten liegen zwischen 0,38 und 1,9 Jupitermassen, die Umlaufperioden bei 2,9-11,5 Jahren und die großen Halbachsen zwischen 2,1 und 5,2 AU.

Ein weiterer Planet, entdeckt im Rahmen der NASA-UC Eta-Earth Survey, fällt hier ein wenig aus der Reihe. Es handelt sich nämlich um eine Supererde mit einer Minimalmasse von 4,15 Erdmassen. Dieser Planet, HD156668b, umrundet seinen etwa 77 Lichtjahre entfernten Stern in nur 4,6 Tagen, wobei die gr. Halbachse lediglich 0,05 AU, also etwa 7,5 Mio. km, beträgt.

Quellen:

CPS: http://fr.arxiv.org/PS_cache/arxiv/pdf/1003/1003.3488v1.pdf

NASA-UC Eta-Earth: http://fr.arxiv.org/PS_cache/arxiv/pdf/1003/1003.3444v1.pdf

Keck: http://fr.arxiv.org/PS_cache/arxiv/pdf/1003/1003.3445v1.pdf

Eldamer

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Re: Exoplaneten
« Antwort #580 am: 20. März 2010, 15:38:20 »
Wenn das so exponential weitergeht (mit der anzahl der Entdeckungen), da knacken sie schnell die 100 Entdeckungen pro jahr^^...aber auch kein Wunder bei sovielen Sterne die es da draussen gibt :)

nur weiter so

Kreuzberga

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Re: Exoplaneten
« Antwort #581 am: 21. März 2010, 14:42:34 »
Nochmal kurz zurück zu Corot-9b. Die Autoren des Nature-Papers hatten ja eine gewisse, mögliche Temperaturbandbreite für den Planeten angegeben. Je nach atmosphärischer Zusammensetzung wäre die mittlere Temperatur entweder höher oder niedriger. Die unterstellen Modellannahmen orientieren sich dabei an dem  Sudarsky-Klassifikationssystem für Gasplaneten.  Jupiter und Saturn sind Planeten der Klasse I. Klasse I ist die Klasse der wirklich kalten Gasriesen. Außer den beiden in unserem Sonnensystem kennen wir inszwischen eine Handvoll Exoplaneten, die wahrscheinlich der Klasse I angehören.

Die Autoren des Nature-Papers gehen für Corot-9b von einem Planeten der Klasse II oder III aus.

Klasse II ist zu warm für Ammoniak-Wolken, wie wir sie von Jupiter und Saturn kennen. Stattdessen bestehen Wolken hier vorrangig aus Wasser, wie wir sie hier von der Erde kennen. Diese Wasserwolken reflektieren Licht sehr gut, sodass sie eine kühlende Wirkung haben. Hauptbestandteile der Atmosphäre sind natürlich nach wie vor Wasserstoff, Helium und vielleicht Methan. Diese Klasse von Planeten korrespondiert mit dem im Paper angegebenen Temperaturbereich von -20° C bis +20° C für Corot-9b. Diese Klasse reicht hinunter bis etwa -120° C.  

Klasse III ist entsprechend wärmer und besitzt gar keine Wolken, da es zu warm wird. Wenn Corot-9b dieser Klasse angehört, bewegen sich die Temperaturen zwischen 110° C und 160° C, obwohl Planeten dieser Klasse bis zu 530° C warm werden können.

Bei den meisten der bisher entdeckten Gasriesen, den sogenannten "Hot Jupiters", düften wir es mit Vertretern der Klassen IV und V zu tun haben. Klasse V, bei über 1100° C, könnte Eisen- und Silikatwolken besitzen, welche zumindest ein wenig "Kühlung" bewirken. Die obere Atmosphäre, also der für Spektroskopie relevante Bereich, bei der Klasse IV wird dagegen von Kohlenstoffmonoxid und Alkalimetallen dominiert.

Für Nicht-Gasriesen gilt natürlich ein anderes Klassifikationsschema. Eines, das es noch zu entwickeln gilt. 

Weiterführende Quellen zur Klassifikation von Gasriesen (eng.): http://iopscience.iop.org/0004-637X/538/2/885/pdf/0004-637X_538_2_885.pdf
http://en.wikipedia.org/wiki/Sudarsky_extrasolar_planet_classification

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Offline pikarl

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Re: Exoplaneten
« Antwort #582 am: 21. März 2010, 16:50:48 »
Danke Timo fürs Einlesen. Ich finde das ausgesprochen spannend.

Zitat
Klasse II ist zu warm für Ammoniak-Wolken, wie wir sie von Jupiter und Saturn kennen. Stattdessen bestehen Wolken hier vorrangig aus Wasser, wie wir sie hier von der Erde kennen. Diese Wasserwolken reflektieren Licht sehr gut, sodass sie eine kühlende Wirkung haben. Hauptbestandteile der Atmosphäre sind natürlich nach wie vor Wasserstoff, Helium und vielleicht Methan. Diese Klasse von Planeten korrespondiert mit dem im Paper angegebenen Temperaturbereich von -20° C bis +20° C für Corot-9b. Diese Klasse reicht hinunter bis etwa -120° C.

Die Temperaturen beziehen sich sicher auf die "Oberfläche", also die obersten Gasschichten, oder? Oder ist das eine mittlere Temperatur für den gesamten Planeten? Im ersten Fall wäre es nämlich unwahrscheinlich, dass bei -20°C oder gar -120°C noch Wasserdampfwolken existieren.

Im Übrigen ist Wasserdampf soweit ich weiß auf Gesteinsplaneten ein starkes Treibhausgas. Kühlung verschafft es thermodynamisch durch den Phasenübergang und den Transport von Energie als latente Wärme in weniger heiße Regionen.

Soweit so klar. Aber kann das bei großem Wasserdampfgehalt den Treibhauseffekt ausgleichen? Oder brauch man für einen effizienten Treibhauseffekt überhaupt erst eine feste bzw. flüssige Oberfläche, die Wärmestrahlung reflektiert (und die dann von den Wolken reflektiert wird, wie auf der Erde)?

Zitat
Klasse V, bei über 1100° C, könnte Eisen- und Silikatwolken besitzen, welche zumindest ein wenig "Kühlung" bewirken. Die obere Atmosphäre, also der für Spektroskopie relevante Bereich, bei der Klasse IV wird dagegen von Kohlenstoffmonoxid und Alkalimetallen dominiert.

Die Vorstellung einer kühlenden Eisenwolke ist schon relativ skurril, wenn man mal sein physikalisches Grundwissen ausschaltet.

Kreuzberga

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Re: Exoplaneten
« Antwort #583 am: 21. März 2010, 18:20:16 »
Hallo Karl,

bei den Temperaturangaben handelt es sich zunächst mal um die effektive Temperatur, also um diejenige Temperatur, die ein schwarzer Körper haben müsste, um die gleiche Menge an Energie pro Fläche abzustrahlen, wie der Planet.

Ansonsten muss man ein Temperatur-Druck-Profil für jede Planetenklasse erstellen. Sudorsky et al. haben das in dem oben verlinkten Paper z.B. auf S. 888 (S.5) gemacht. Mit eingezeichnet sind dort auch die Kondensationslinien einiger wichtiger Stoffe, wie Wasser und Methan.

Da es sich ja um einen Gasplaneten handelt, können "Wolken" auch mitten im Planeten existieren. Wenn das Temperatur-Druck-Profil derart gestaltet ist, dass meine Wasserwolken erst in einigen hundert Kilometern Tiefe unter den obersten Schichten existieren, fällt die kühlende Wirkung natürlich weitgehend flach.

Die Frage mit den Treibhausgasen in Gasplaneten finde ich sehr spannend. Ich kann mir aber auch gerade nicht richtig ausrechnen, welche Konsequenzen das Fehlen einer festen Oberfläche hat. Tendentiell würde ich sagen, dass sich die Frage nach einem Treibhauseffekt in Gasriesen gar nicht so richtig stellt. Dadurch, dass es keine feste Oberfläche gibt, die ohne Treibhaus stark abkühlen würde und eine Barriere zum warmen Planeteninneren darstellt, könnte man vielleicht sagen, dass sich Gasriesen ohnehin in einem Zustand des permanenten Treibhauses befinden, also nur wenig Wärmestrahlung aus dem Inneren nach draußen gelangt.

Gruß, Timo

Ergänzung: Wasser soll hier vor allem durch seine Reflektionseigenschaften, weniger durch seine thermodynamischen Eigenschaften Kühlung verschaffen. Die Wasserwolken sind eben im Vergleich recht hell. (Auch wenn sie vor meinem Fenster gerade ganz schön dunkel daherkommen...  ;))

Kreuzberga

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Re: Exoplaneten
« Antwort #584 am: 23. März 2010, 20:31:31 »
Den letztes Jahr publizierten Exoplaneten BD +20 1790 b (siehe hier im Thread) scheint es nach einer neuen Untersuchung mit dem CORALIE-Spektrografen laut dieses Preprints doch nicht zu geben: http://fr.arxiv.org/abs/1003.3678

Die Radialgeschwindigkeitssignatur deutet demnach auf ein stellares und kein planetares Phänomen hin.

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Offline redmoon

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Re: Exoplaneten
« Antwort #585 am: 03. April 2010, 09:49:46 »
Hallo,

falls Ihr über Ostern lange Weile haben solltest, dann schaut doch mal hier rein : 
http://online.kitp.ucsb.edu/online/exoplanets_c10/ 

In Santa Barbara fand gerade eine Konferenz über Exoplaneten statt. Die einzelnen Vorträge kann man hier als Video abrufen. Einige der Themen sind : Status und neue Erkennntnisse von Kepler, Spitzer und CoRoT, Entdeckungen durch die Transitmethode, spektroskopische Untersuchungen von Exoplaneten, Microlensing, Struktur und Entwicklung von Gasplaneten, Braune Zwerge, JWST..........

Viel Spaß beim Reinhören und Zuschauen!

Schöne Grüße aus Hamburg - Mirko
Nicht ewig bleibt die Menschheit auf der Erde - Konstantin Eduardowitsch Ziolkowski

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Offline pikarl

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Re: Exoplaneten
« Antwort #586 am: 03. April 2010, 16:55:49 »
Dass Vorträge online gestellt werden, kannte ich bisher nur von Internet- und Technikkonferenzen. Super-Sache!

Offline Matjes

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Re: Exoplaneten
« Antwort #587 am: 08. April 2010, 17:39:47 »
An Redmoon

Noch einmal auch von mir ein Dankeschön für diesen Link zur KITP Konferenz. Viele der Vorträge waren ganz toll. Erinnerungen an die Unizeit kamen da wieder hoch. Ich werde jetzt aber nicht versuchen 16 h wissenschaftliche Vorträge zusammenzufassen oder zu beurteilen. Es ist also ganz subjektiv, was ich jetzt sagen möchte.

In einigen Vorträgen ging es aktuelle Messungen von CoRoT oder Herschel. Man konnte gut die Statistik der bisher gefundenen Planeten sehen. Meistens wurde Umlaufzeit gegen Exzentrizität oder Umlaufzeit gegen Größe aufgetragen. Da werden vor allem große Planeten auf engen Umlaufbahnen gemessen (Hot Jupiters). Je kleiner der Stern ist, desto kleinere Planeten können gemessen werden. Deshalb sind besonders die Zwergsterne interessant. Bei denen könnte es in Zukunft gelingen, in etwa erdgroße Planeten in der bewohnbaren Zonen zu entdecken. Und die Metallizität der Sonne scheint eine große Rolle zu spielen. So werden nur sehr wenige Planeten bei metallarmen Sternen entdeckt. Is ja auch klar, wenn man man darüber nachdenkt.

In anderen Vorträgen ging es um die Entstehung von Sonnensystems. Die Kant´sche Nebularthese (direkte Bildung) scheint gegen LaPlace - Safronov keine Chance mehr zu haben. Um einen Gasgiganten zu bekommen, brauche ich erstmal einen erdgroßen Planeten, auf den dann das Gas herabregnet. Und nicht umgekehrt.

Ich finde ja besonders das Problem des Wachstums der Planetensimale (erfunden von meinen Lieblingsrussen: Otto Schmidt und Victor Safronov) interessant. Bei einer Größe von einigen Zentimetern ist Schluß mit Wachstum. Und erst ab einer Größe von einigen Kilometrn setzt dann das gravitative Wachstum ein. Auf der Konferenz kam dies Thema in zwei Vorträgen vor. Zum Einen wurde ganz allgemein ein langsamer Prozeß gesucht, damit man erklären kann, wieso im Sonnnensystem nicht alle Kometen und Asteroiden zur gleichen Zeit entstanden sind. Und zum Anderen wurde ein Prozeß gesucht, der überhaupt etwas zu Stande bringt. Es wurden verschiedene Modelle vorgestellt, die aber für mich zu anschaulich, vage und ohne quantitative Rechnungen blieben.

Viele der Vorträge beschäftigten sich mit mathematischen Modellen, deren vielseitige Probleme und einzelen Unterschiede ich nicht beurteilen kann und will.

Spannnend fand ich einen Vortrag zu dem Problem, woher das Wasser auf der Erde kommt. Als Quelle wurde der Asteroidengürtel benannt. Das fand ich echt spannend.

In anderen Vorträgen kam die Migration von Planeten vor. Danach ist besonders die Migration Typ1 (Protoplanet fliegt direkt in der Gasscheibe) gefährlich (Der Orbit wird nämlich zügig kleiner). In der weiteren Entwicklung unseres Sonnensystems scheint Jupiter durch nahe Begegnungen mit Objekten von Kuiper Belt näher rein- und Neptun weiter rausgegangen zu sein.

Als Ausblick in die Zukunft wurden besonders das James Webb Space Telescope gewürdigt. Aber ein Bild eines extrasolaren Planeten oder gar ein Spektrum, an dem man ablesen könnte, ob es dort Leben gibt, ist damit leider nicht möglich. Natürlich wurden auch Methoden für einen Okulter und ein Interferometer ausführlich vorgestellt, mit denen so etwas möglich wär. Leider haben die Banken das Geld dafür aber schon ausgegeben.

Gruß
Matjes

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Offline pikarl

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Re: Exoplaneten
« Antwort #588 am: 10. April 2010, 18:22:57 »
Hallo Matjes,

danke für deine Zusammenfassung. Wieviele Stunden hast du denn vor den Videos verbracht? :o

Zitat
In anderen Vorträgen kam die Migration von Planeten vor. Danach ist besonders die Migration Typ1 (Protoplanet fliegt direkt in der Gasscheibe) gefährlich (Der Orbit wird nämlich zügig kleiner). In der weiteren Entwicklung unseres Sonnensystems scheint Jupiter durch nahe Begegnungen mit Objekten von Kuiper Belt näher rein- und Neptun weiter rausgegangen zu sein.

Es klingt schlüssig, dass die Reibungskräfte in Sonnennähe den Drehimpuls verringern und damit den Bahnradius reduzieren. Aber wie konnte Neptun seine Bahn vergrößern? Hat er Masse abgeworfen? Und wie kommt man zu diesem Schluss?

Insgesamt scheint die Entwicklung extrasolarer Planetensysteme noch viel Forschungsbedarf zu haben - und u.a. mit den neuen Infrarotteleskopen und besseren Spektrographen gibt es da zukünftig sicher auch deutlich mehr Datenmaterial.

Offline Matjes

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Re: Exoplaneten
« Antwort #589 am: 10. April 2010, 19:51:09 »
Hallo Pikarl

Wie kann Neptun seine Bahn vergrößern? Erst einmal gibt es dafür keine harten Beweise, sondern dies Ergebnis ist ein statistisches.

Wir machen ein Modell des Sonnensystems und nehmen einen Satz von Daten von n-Körpern mit Anfangs-Positionen und Anfangs-Impulsen. Dann lassen wir Isaac Newton ans Steuer - im Rechner läßt man einigen Milliarden Jahre vergehen. Zum Schluß schaut man sich die Bahnen der Planeten an. Danach nimmt man einen leicht geänderten Datensatz und rechnet wieder. So geht es dann weiter und weiter. Viele tausend Datensätze werden durchgerechnet. Zum Schluß werden die Ergebnisse statistisch ausgewertet.

Ergebnis war im Mittel, daß Objekte aus dem Kuiper Gürtel irgendwann einen Streuprozess mit Neptun machen. Da die Kuiper Objekte von weiter außen kommen werden sie in Richtung inneres Sonnensystem abgelenkt. Als Belohnung bekommt Neptun einen kleinen Dreh-Impulsübertrag. Nach tausenden von Streuprozessen ist Neptun dann auf einer größeren Bahn.

Die abgelenkten Körper machen im Mittel noch einen zweiten Streu-Prozess diesmal mit Jupiter und werden aber aus dem Sonnensystem ganz rausgeschmissen. Wieder ein Impulsübertrag. Aber diesmal mit umgekehrtem Vorzeichen. Jupiter verliert Drehimpuls. Also Neptun raus und Jupiter rein.

In dem Vortrag kam zur Sprache, ob man für diese Theorie Beweise finden kann. Und die Forscherin hat in der elliptischen Bahn von Pluto Resonanzen mit Neptun gefunden, die Sie als Beweise ansieht.

Matjes

Sirius_Alpha

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Re: Exoplaneten
« Antwort #590 am: 21. April 2010, 05:38:05 »
Eklipse von Kepler-7 b (und Kepler-5 b?), und Exzentrizität für die Umlaufbahn der Planeten Kepler-4 b entdeckt (e = 0,19).
http://arxiv.org/abs/1004.3538

Sirius_Alpha

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Re: Exoplaneten
« Antwort #591 am: 25. April 2010, 07:07:17 »
Keine spektroskopische Detektion von Methan auf Gliese 1214 bei Spitzer.
http://www.nature.com/nature/journal/v464/n7292/abs/nature09013.html

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Offline redmoon

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Re: Exoplaneten
« Antwort #592 am: 26. April 2010, 21:40:41 »
Hallo,

und mit etwas Verzögerung hier dann auch die entsprechende Meldung auf unserer Portal-Seite :
Das ermittlelte "Methandefizit bei Gliese 436b"
http://www.raumfahrer.net/news/astronomie/26042010213221.shtml

@ Sirius_Alpha :  Danke für den Link!!!  :D

Schöne Grüße aus Hamburg - Mirko
Nicht ewig bleibt die Menschheit auf der Erde - Konstantin Eduardowitsch Ziolkowski

Sucher42

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Re: Exoplaneten
« Antwort #593 am: 26. April 2010, 23:20:22 »
???
Ja Hallo,

gerade zu dem Beitrag "Methandefizit bei Gliese 436b" hätte ich mal eine anmerkende Frage:
Wieso vermutet man ausgerechnet bei einem Planeten, der sich so nahe an seinem Zentralstern befindet, eine größere Menge freien Wasserstoffs ?
Mal angenommen der Planet war schon den Großteil seiner Zeit auf einer so engen Umlaufbahn, müsste sich sein Wassrstoff bei 500 ° C doch schon längst verflüchtigt haben. Ähnliche Beispiele in dieser Richtung haben wir ja auch in unserem Sonnensystem: unsere Inneren Planeten. Erst die Planeten jenseits des Asteroidengürtels konnten eine größere Menge freien Wasserstoffs halten.
Ich denke, beim System Gliese 436 wird das ähnlich sein.


Peter

websquid

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Re: Exoplaneten
« Antwort #594 am: 27. April 2010, 16:26:40 »
Da gibt es aber einen wichtigen Unterschied: Die inneren Planeten des Sonnensystems sind sehr viel leichter als Gliese 436b. Außerdem ist Gliese 436 ein roter Zwerg, hat also kaum Sonnenwind oder so etwas, dementsprechend wird die Gashülle nur gering beeinflusst.

mfg websquid

Hofi

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Re: Exoplaneten
« Antwort #595 am: 21. Mai 2010, 08:48:20 »
Hi!

Neue Erkenntnisse über den Exoplaneten WASP-12b. Artikel hier.

Der Exoplanet WASP-12b um den rund 600 Lichtjahre entfernten Stern WASP-12, der 2008 entdeckt wurde, verliert seine Atmosphäre, die vom Stern aufgesaugt wird. Voraussichtlich wird er nur noch 10Mio. Jahre existieren...

lg

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Offline redmoon

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Re: Exoplaneten
« Antwort #596 am: 26. Mai 2010, 19:11:26 »
Hallo,

mittels der Aufnahmen des Hubble-Teleskops haben Astronomen festgestellt, dass das Planetensystem von Ypsilon Andromedae etwas "aus der Bahn" geraten ist. Hier der entsprechende Portalbericht von Thomas Hofstätter : 
http://www.raumfahrer.net/news/astronomie/25052010203029.shtml 

Schöne Grüße aus Hamburg und bis Freitag in Berlin - Mirko
Nicht ewig bleibt die Menschheit auf der Erde - Konstantin Eduardowitsch Ziolkowski

websquid

  • Gast
Re: Exoplaneten
« Antwort #597 am: 01. Juni 2010, 15:46:42 »
Auch über den Exoplaneten 55 Cancri e gibt es neue Erkenntnisse. Anscheinend hat man die Umlaufzeit ursprünglich falsch berechnet. Statt etwa 3 Tagen, wie ursprünglich angenommen, sind es nach der Meldung von NewScientist nur 17h 41min. Damit hat 55 Cancri e das kürzeste Jahr aller bekannten Planeten (ausgenommen vom nicht bestätigten SWEEPS10). Ist nur die Frage, wie lange das dauern wird, bis man einen mit kürzerer Umlaufzeit findet. Dass das passiert, ist sehr wahrscheinlich, da das Minimum bei 3 Stunden liegen könnte (um einen Stern), um braune Zwerge, schwarze Löcher usw sind noch kürzere Jahre denkbar.

mfg websquid

Kreuzberga

  • Gast
Re: Exoplaneten
« Antwort #598 am: 24. Juni 2010, 14:55:01 »
Astronomen haben mit dem Very Large Telescope (VLT) der Europäischen Südsternwarte (ESO) zum ersten Mal deutliche Hinweise auf ein aktives Wettergeschehen auf einem Exoplaneten aufgespürt. Untersuchungsobjekt war der Hot Jupiter HD 209458 b, welcher seinen Mutterstern in nur 3,5 Tagen und damit sehr nah umläuft. Auf Grund der geringen Distanz rotiert der Planet gebunden, d.h. er zeigt dem Stern immer nur eine Seite. Daher herrscht zwischen beiden Hemisphären eine große Temperaturdifferenz, was zu gewaltigen Stürmen mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 10.000 km/h führt.

Anzeichen für eben diese Stürme konnten nun mit Hochpräzisionsspektrographen CRIRES am VLT gefunden werden. Dabei wurde sich der Umstand zu nutze macht, dass der Planet Transits vollzieht, also aus unserer Sicht einmal pro Umlauf direkt vor dem Stern entlang zieht. Dabei durchläuft ein Teil des Sternenlichts die Atmosphäte des Planeten, was die spektrographische Untersuchung der Bestandteile der Planetenatmosphäre ermöglicht. In diesem Fall löste CRIRES die Spektrallinie des in der Atmosphäre häufig vorkommenden Kohlenstoffmonoxids hochgenau auf. Windgeschwindigkeiten können nun mit Hilfe des Dopplereffekts gemessen werden, welcher von der Geschwindigkeit des Kohlenmonoxids abhängt.

Den Wissenschaftlern gelang es so, nicht nur die Windgeschwindigkeit zu messen, sondern zugleich die Geschwindigkeit des ganzen Planeten direkt zu messen - eine weitere Erstlingsleistung.

Nice Job, CRIRES!  :D

http://www.eso.org/public/news/eso1026/

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Offline redmoon

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Re: Exoplaneten
« Antwort #599 am: 25. Juni 2010, 00:09:47 »
Hallo,

und hier der entsprechende Beitrag von unserer Portalseite : 
http://www.raumfahrer.net/news/astronomie/25062010000450.shtml 

Schöne Grüße aus Hamburg - Mirko
Nicht ewig bleibt die Menschheit auf der Erde - Konstantin Eduardowitsch Ziolkowski