So, die 500-seitige Lektüre ist beendet: Sie hat sich gelohnt.
Dressler beschreibt in seinem Buch den Weg zur Entdeckung des grossen Attraktor, mit seinen vielen Umwegen, Enttäuschungen, Eifersüchteleien, und im Konkurrenzkampf mit vielen anderen Astronomen/Physikern.
Die ersten 250 Seiten sind ein Überblick über die Zusammenarbeit von 7 Astronomen (Ein Journalist hat dann den Ausdruck die sieben Samurai kreiiert, der ist dann natürlich geblieben) in den 80-igern bis in die 90-igern Jahre, mit all seinen Höhen und Tiefen.
Als Laie macht man sich keinen Begriff, wie unglaublich schwierig und kompliziert diese "Materie" ist; bis eine Theorie steht, bis die Beweise sich verdichten, bis die Wahrscheinlichkeit des positiven Faktum steht...
Gut, allzu viel werde ich hier nicht verraten, ein paar Müsterchen:
Offensichtlich ist die Existenz der unsichtbaren, dunklen Materie ein Fakt, sie existiert im Kosmos im Verhältnis zur bekannten Materie mindestens10 zu 1(also 10 mal mehr dunkle Materie) Woraus sie besteht weiss man auch 10 Jahre nach Erscheinen des Buches nicht genau. Aber sie äussert sich durch unglaublich starke Gravitations-Anomalien, die in der Lage ist, tausende von Galaxien an sich zu ziehen, und das nicht zu knapp.
Unsere Milchstrasse mit hunderten anderen (darunter Andromeda) Galaxien wird mit ca. 600 Km/sek auf eine dieser Anomalie gezogen.
Eben: Den grossen Attraktor. (Der Name stammt von einer Frage eines Journalisten an Drexler: Wie wollen sie das Ding denn nennen und Alan äusserte spontan: "Attraktor".)
Interessant ist, dass auch von der gegenüberliegenden Seite (120°) des Attraktors die Galaxien auf ihn zufliegen. (Blauverschiebung)
Hier noch ein Schmankerl:
Die Galaxien sind von einer riesigen Kugel aus dunkler Materie eingehüllt, die für die Stabilität der Galaxie sorgen. Das heisst: Wir müssen uns vorläufig damit abfinden, dass der grössere Teil des Universums für uns unsichtbar ist, höchstens durch Graviationsmessungen zu erfühlen.
(Klar, nur eine Theorie...!)
Das Buch ist wirklich auch für interessierte Laien höchst verständlich und spannend geschrieben, mit dem nötigen ironischen Augenzwinkern, der viele persönliche Animositäten unter den Forschern erblicken lässt.
Im zweitletzten Kapitel erdreist sich Alan noch, die 7-tägige Schöpfungsgeschichte ein bisschen umzubiegen; ist ihm meiner bescheidener Ansicht nach gut gelungen.
Und endlich, im letzten Kapitel wird auch Alan ernst und schreibt über Gott, uns und die Welt, (wie es sich gehört, bei einem guten Buch
Wichtig das Glossar am Buchende, da habe ich doch einigermassen kräftig drin gewühlt
Zusatz:
Das Buch ist 1996 herausgekommen. Seither sind wieder viele, neue Entdeckungen bekannt geworden die die Existenz des Attraktors bestätigen. Man munkelt schon von einem Giga-Attraktor von zehnfacher Grösse, der seinerseits unseren Attraktor mit der ganzen "Galaxie-Bagage" mit der Geschwindigkeit von 300 km/sek an sich zieht...
Das kann ja heiter werden