RS Ophiuchi wieder aktiv

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H.J.Kemm

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RS Ophiuchi wieder aktiv
« am: 14. Februar 2006, 00:46:54 »
Moin,

ein *Veränderlicher* meldet sich wieder.

Bereits mit einem normalen Fernglas kann man sehen, dass die sogenannte *wiederkehrende* Nova bei RS Ophiuchi im Moment wieder ausgebrochen ist.


Die M beträgt jetzt im Augenblick 4,3mag, gegenüber sonst ~ 11mag.

Man kann ihn sehen nach dieser Auffindkarte vom BAV.





Sein Helligkeitsmaximum dauert aber nur ca. 3 Monate, dann hat er wieder sein Ruhelicht. Dieser Rythmus in Perioden von 35 bzw. 9 Jahren ist seit langem bekannt.
Eine Supernova in absehbarer Zeit schliessen Wissenschaftler nicht aus.


Jerry


« Letzte Änderung: 14. Februar 2006, 03:08:21 von H.J.Kemm »

H.J.Kemm

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Re: RS Ophiuchi wieder aktiv
« Antwort #1 am: 24. Februar 2006, 09:51:30 »
Moin,

von RS Ophiuchi gibt es jetzt auch ein aktuelles Foto:



 Explanation: This pretty star field in the constellation Ophiucus is centered on a star not often seen - RS Ophiuci. In fact, early last week RS Oph suddenly became visible to the naked eye for the first time since 1985. A type of cataclysmic variable star classified as a recurrent nova, RS Oph dramatically increased in brightness from 11th magnitude, too faint to appear on some star charts. Historically, RS Oph was seen to go through only four similar outbursts since 1898. Such stars are now modeled as interacting binary star systems, composed of a compact white dwarf star co-orbiting with a swollen red giant. As material falls away from the red giant it collects in a rotating accretion disk before ultimately falling on to the white dwarf. Disk instabilities, or a build up of material on the compact star result in the occasional but rapid release of energy through nuclear burning. At an estimated distance of 3,000 light-years, RS Ophiuci is now reported to be fading rapidly. This telescopic view spans about 2 degrees (4 full moons) and was captured on the morning of February 16 from the RAS Observatory under New Mexico skies.


Jerry

« Letzte Änderung: 24. Februar 2006, 09:53:09 von H.J.Kemm »

H.J.Kemm

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Re: RS Ophiuchi wieder aktiv
« Antwort #2 am: 11. April 2006, 16:50:27 »
Moin,

über RS Ophiuchi neue Informationen:




10. April 2006. Eine Nova, die etwa alle 20 Jahre am Himmel aufleuchtet, ist das Ergebnis eines kleinen Sterns, der wiederholt in der äußeren Atmosphäre eines anderen Sterns explodiert. Diese Ausbrüche gehören zu den ungewöhnlichsten Explosionen sterbender Sterne, die jemals beobachtet worden sind.

Nachzulesen in >Raumfahrt24.de< unter: //www.raumfahrt24.de/Artikel2/200604100832.html


Jerry

H.J.Kemm

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Re: RS Ophiuchi wieder aktiv
« Antwort #3 am: 25. April 2006, 01:20:42 »
Moin,

Die wiederkehrenden Nova-Ausbrüche werden von den Astronomen seit geraumer Zeit als Vorläufer der Explosionen von Supernovae des Typs I angesehen. Sie treten in verhältnismäßig engen, vor allem aber ungleichen Doppelsternpaaren aus einem Roten Riesen und einem Weißen Zwerg auf, in denen ständig Materie von dem aufgeblähten Riesenstern zu dem kompakten Begleiter hinüberströmt. Dort wird die Materie gesammelt und im starken Schwerefeld des Weißen Zwerges so stark verdichtet, daß der an sich längst ausgebrannte Stern schließlich an seiner Oberfläche wieder „zündet“ und den aufgesammelten Wasserstoff in Helium umwandelt, was zu einem starken Helligkeitsanstieg und damit dem Nova-Ausbruch führt.

Der veränderliche Stern RS Ophiuchi im Sternbild Schlangenträger gehört zu dieser Klasse. Er konnte seit 1898 bei insgesamt sechs Ausbrüchen beobachtet werden, zuletzt Mitte Februar. Die „rasche“ Folge von Ausbrüchen läßt vermuten, daß der Massentransfer hier besonders groß ist - Schätzungen japanischer Astronomen zufolge eine Sonnenmasse in zehn Millionen Jahren. Das ist dem vermutlich geringen Abstand zwischen Rotem Riesen und Weißem Zwerg zu verdanken, durch den besonders viel Material in den Einflußbereich des Zwergsterns gerät. Spektroskopische Beobachtungen, die eine gegenseitige Umlaufperiode von etwa 15 Monaten nahelegen, lassen vermuten, daß der Weiße Zwerg fast noch durch die äußersten Schichten des Roten Riesen treibt. Darüber hinaus kann die Masse des Weißen Zwerges nur noch knapp unterhalb der Stabilitätsgrenze liegen, was bedeuten würde, daß das jähe Ende als Typ-Ia-Supernova nicht mehr lange auf sich warten läßt - zumindest nach astronomischen Maßstäben. Entsprechend groß ist das Interesse an einer intensiven Beobachtung der mit dem letzten Ausbruch einsetzenden Veränderungen des Systems.

Die Daten des Röntgensatelliten Swift haben jetzt gezeigt, daß sich die den Weißen Zwerg umgebende Photosphäre infolge der oberflächennahen Kernfusion erheblich aufgebläht hat. An der neuen Grenze zwischen dem vorübergehend „riesigen“ Zwerg und dem Roten Riesen wurde das Gas stark verdichtet und dabei auf rund hundert Millionen Grad aufgeheizt. Etwa einen Monat nach dem Ausbruch nahm die Röntgenstrahlung des Systems überraschend stark zu. Als Folge des Fusionsprozesses hatte der Weiße Zwerg einen heftigen Sternwind entwickelt, der den Roten Riesen am Rand teilweise „aushöhlte“, so daß der Weiße Zwerg selbst sichtbar wurde. Die Forscher registrierten eine starke Schwankung der Röntgenstrahlung mit einer Periode von etwa 35 Sekunden, was vielleicht auf eine entsprechende Rotationsperiode des Weißen Zwergs zurückzuführen ist.

Derzeit warten die Astronomen gespannt auf die „superweiche“ Röntgenstrahlung, die das Schrumpfen (und damit Aufheizen) der während des oberflächennahen Wasserstoffbrennens aufgeblähten Photosphäre des Weißen Zwerges begleitet. Japanische Wissenschaftler haben anhand von Modellrechnungen gezeigt, daß der Zeitpunkt des Einsetzens dieser Strahlung ebenso wie deren Dauer, die mit dem Verlöschen des Wasserstoffbrennens verknüpft ist, ein sensibles Maß für die Masse des Zwergsterns darstellt. Aus diesen Daten erhoffen sich die Forscher dann Rückschlüsse auch auf den Massenzuwachs des Weißen Zwerges, um Klarheit darüber zu gewinnen, ob sich RS Ophiuchi wirklich zu einer Supernova des Typs Ia entwickelt.


Text: F.A.Z., 24.04.2006, Nr. 95 / Seite 36


Jerry

H.J.Kemm

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Re: RS Ophiuchi wieder aktiv
« Antwort #4 am: 24. Juli 2006, 18:02:03 »
Moin,

Der Ausbruch von RS Ophiuchi 2006
21 Jahre nach der letzten Eruption brach die berühmte rekurrierende Nova RS Ophiuchi am 12.02.2006 endlich wieder aus. Zwei japanische Beobachter, Hiroaki Narumi und Kiyotaka Kanai, meldeten den Ausbruch zuerst. Wolfgang Renz konnte als erster europäischer Beobachter den Ausbruch bestätigen und den europäischen und amerikanischen Beobachtern bekannt machen, denn die japanische Meldung war nicht auf den verbreiteten Amateur-mailing-Listen erschienen und ging somit etwas unter.

Die Helligkeit von RS Oph außerhalb der Ausbrüche schwankt um die elfte Größenklasse herum, zuletzt wurde der Stern bei dieser Helligkeit am Morgen des 10. Februar beobachtet[3]. Die japanischen Beobachter scheinen den Ausbruch des 12.02.06 kurz vor dem Maximum erwischt zu haben, denn im Verlauf der 67 Minuten, in denen sich ihre sechs Beobachtungen verteilten, nahm die Helligkeit noch geringfügig zu. Als knapp sieben Stunden später Wolfgang Renz in den frühen Morgenstunden des 13. Februar kurz vor 4 Uhr mit seinen Beobachtungen begann, war RS Oph dagegen schon deutlich schwächer und die Helligkeit nahm vergleichsweise schnell weiter ab. Das Maximum der visuellen Helligkeit mit ca 4,4 mag kann man somit auf den 12.02.2006, ca 21h UT (JD=2453779,375), setzen.


Lichtkurve von RS Oph aus zumeist Tagesmitteln der visuellen Helligkeit (Quelle der Beobachtungen: AAVSO Quick look file und diverse mails)


Jerry

H.J.Kemm

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Re: RS Ophiuchi wieder aktiv
« Antwort #5 am: 24. Juli 2006, 20:46:46 »
Moin,

aus Max-Planck-Gesellschaft
zur Förderung
der Wissenschaften e.V.
Referat für Presse- und
Öffentlichkeitsarbeit


SP 24 / 2006 (118)       20. Juli 2006

            
      

Explosion auf einem toten Stern

Astronomen erforschen die Nachwirkungen eines gigantischen Ausbruchs auf dem Objekt RS Ophiuchi
      
Die Kernexplosion auf der Oberfläche des 5000 Lichtjahre von der Erde entfernten Sterns RS Ophiuchi erzeugt eine Stoßwelle, die sich mit einer Geschwindigkeit von mehr als 1700 Kilometern pro Sekunde ausbreitet. Richard Porcas, Mitglied des deutsch-englischen Entdeckerteams und Wissenschaftler am Bonner Max-Planck-Institut für Radioastronomie, hat dazu Messungen mit dem Europäischen VLBI-Netzwerk koordiniert - denn die Beobachtung wurde erst durch das Zusammenschalten der großen Radioteleskope der Erde möglich. Auf diese Weise gelang es den Forschern, die Nachwirkungen der Explosion in sehr hoher Auflösung zu untersuchen (Nature, 20. Juli 2006).

Abb.1: Künstlerische Darstellung des Doppelsternsystems RS Ophiuchi. Wasserstoffreiches Gas fließt von einem Roten Riesen auf die Oberfläche des begleitenden Weißen Zwergs, wo es zur Explosion kommt.



Bild: David A. Hardy & PPARC (www.astroart.org)
In der Nacht zum 12. Februar 2006 registrierten japanische Astronomen einen drastischen Helligkeitsanstieg des Objekts RS Ophiuchi: Der Stern in der Konstellation Schlangenträger (lat. Ophiuchus) konnte jetzt deutlich mit bloßem Auge gesehen werden. In der Tat war das die letzte einer ganzen Serie solcher Explosionen, aber die erste seit dem Jahr 1985. Das Ereignis bietet die Gelegenheit, neue und wesentlich leistungsstärkere Teleskope zum Einsatz zu bringen, um Ursachen und Auswirkungen dieser stellaren Ausbrüche zu studieren.

So beantragte Tim O`Brien vom Jodrell-Bank-Observatorium der Universität Manchester kurzfristig Beobachtungszeit am amerikanischen VLBA-Netzwerk: "Unsere ersten Messungen, die nur zwei Wochen nach dem Ausbruch erfolgten, zeigten eine expandierende Stoßwelle, deren Ausdehnung bereits der Bahn des Planeten Saturn um die Sonne entsprach. In einer Distanz von 5000 Lichtjahren ist das nur noch der fünf Millionste Teil eines Grads - so viel wie ein Fußball aus 2700 Kilometer Entfernung betrachtet!"

Die Stoßwelle zeugt von einer gewaltigen Kernexplosion auf der Oberfläche eines Weißen Zwergs, den in engem Abstand ein Roter Riese umkreist. Weiße Zwerge sind die Kerne ausgebrannter, sonnenähnlicher Sterne, deren äußere Schichten ins Weltall abgeblasen wurden. Die etwa erdgroßen Himmelskörper besitzen eine sehr hohe Dichte: Ein Würfelzucker großes Stück Sternmaterie würde auf der Erde etwa eine Tonne wiegen.

In dem beschriebenen Doppelsternsystem strömt Gas des Riesen auf die Oberfläche des Zwergs. Hat sich dort genügend Material angesammelt, zünden thermonukleare Reaktionen - ähnlich denen im Innern der Sonne. Die Fusion läuft im Fall des Weißen Zwergs aber nicht kontrolliert ab, sondern in einer gewaltigen Explosion, die innerhalb weniger Tage die 100000fache Energie der Sonne freisetzt und Gas mit einer Geschwindigkeit von mehreren Tausend Kilometern pro Sekunde in die Umgebung schleudert.

Dieses Material (rund eine Erdmasse) trifft auf die ausgedehnte Atmosphäre des Roten Riesen und produziert dort Stoßwellen, die Elektronen bis auf fast Lichtgeschwindigkeit beschleunigen. Bei der Bewegung durch die Magnetfelder in der Umgebung des Riesensterns erzeugen die Elektronen jene Synchrotronstrahlung, die schließlich von den Radioteleskopen auf der Erde aufgefangen wird.

In den folgenden Monaten verfolgte das Team den Ausbruch von RS Ophiuchi in einer globalen Forschungsinitiative weiter, mit dem Europäischen VLBI Netzwerk (EVN), dem auch Teleskope in Südafrika und China angehören, mit dem britischen MERLIN-Netzwerk sowie mit VLBA und VLA in den USA.

Richard Porcas vom Max-Planck-Institut für Radioastronomie in Bonn, der bereits an der Kampagne beim letzten Ausbruch von RS Ophiuchi im Jahr 1985 beteiligt war, hat die Messungen im Europäischen EVN-Netzwerk koordiniert. "Schon eine Woche nach unseren ersten Beobachtungen war es uns möglich, elf Radioteleskope in Europa, Südafrika und China zu einer sehr empfindlichen Messung zusammenzuschalten. Wir waren überrascht, dass die Stoßwelle mehr und mehr deformiert erschien."

Abb.2: Erstes Radiobild der Stoßwelle, aufgenommen mit dem amerikanischen VLBA-Teleskopnetzwerk nur 14 Tage nach der Explosion. Die Farben geben die Radiohelligkeit wieder (Blau: schwach; Rot: hell). Der Doppelstern steht im Zentrum des Bilds, ist aber selbst nicht sichtbar.



Bild: NRAO/AUI/NSF
Die Beobachtungen zeigten in den folgenden Monaten eine Formänderung von einem Ring in eine zigarrenförmige Struktur. Über die Ursache rätseln die Astronomen noch: "Entweder schießt die Explosion Materiejets in entgegengesetzte Richtungen heraus, oder die Atmosphäre des roten Riesensterns beeinflusst die Ausbreitung des herausgeschleuderten Materials", sagt Porcas.

Sobald der aktuelle Ausbruch beendet ist, wird sich wiederum Gas auf der Oberfläche des Zwergsterns ansammeln, bis es vielleicht in 20 Jahren zu einer erneuten Explosion kommt. Dabei wollen die Forscher eine wichtige Frage klären: Schießt der Weiße Zwerg bei jeder Explosion das gesamte Material, das er vom Roten Riesen aufgesammelt hat, heraus? Oder spart er einiges davon auf und legt so allmählich an Masse zu? Dazu Tim O`Brien, der den vorherigen Ausbruch von RS Ophiuchi bereits in seiner Doktorarbeit untersucht hat: "Wenn der Weiße Zwerg derart an Masse gewinnt, dann wird er nach einiger Zeit in einer gewaltigen Supernova-Explosion in Stücke gerissen."


Jerry