Entwicklungsschub nur über Privatwirtschaft

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Michael_aus_Österreich

  • Gast
Entwicklungsschub nur über Privatwirtschaft
« am: 20. Oktober 2004, 21:24:40 »
Ich sehe keine rosige Zukunft für staatliche Raumfahrtsprojekte. Erst die private Nutzung, wie zum Beispiel Weltraumtourismus, werden den Aufschwung bringen.

Dies aus folgenden Gründen:

1.) Der Staat muss Geld aufbringen. Dies ist schon deshalb schwierig, da zuerst einmal die Bäuche diverser Verwaltungsbeamter gestopft werden müssen, und von dem was übrig bleibt, bekommt die Raumfahrt nur einen Bruchteil ab.

2.) Staatliche Projekte sind alleine deshalb kostspielig, da viele Ausgaben in dunkle Kanäle verschwinden und niemand nachrechnet, warum dies oder jenes so teuer ist, und ob das nicht günstiger ginge. Beispiel: In Österreich verdienen sich Unternehmen im Strassenbau eine goldene Nase, da das Geld vom Staat fliesst wie der Honig im Schlaraffenland. Und ob der Preis pro Quadratmeter Autobahn im Verhältnis zur technischen Entwicklung sinkt oder nicht, kontrolliert niemand.

Fazit: Der X-Prize war der erste Schritt in Richtung Kommerzialisierung der Raumfahrt. Ich hoffe nur, dass nun etwas weitergeht und tatsächlich in den nächsten Jahren erste Personenbeförderungen ins All stattfinden (schade, dass man beim X-Prize keine echten Passagiere mitgenommen hat). Danach hoffe ich auf eine baldige erste Raumurlaubsstation, welche ich mir von den Japanern erwarte (dort kann man schon seit Jahren für solche Urlaube vorausbuchen, habe ich gehört).

Und dies wird schliesslich die Entwicklung weiterer Attraktionen sowie technischer Neuheiten zur Ermöglichung dieser fördern.

So oder ähnlich wird es ablaufen, und der Staat könnte höchstens infolge dessen seine Prioritäten ein wenig mehr auf den Weltraum verschieben.

Eindrucksvoll ist für mich alleine die Tatsache, als die Gesamtinvestitionskosten für das SpaceShip One inklusive Trägerflugzeug White Knight 30 Millionen Dollar oder ähnlich verschlungen haben. Bei staatlichen Projekten wäre man nach 300 Millionen und zig Fehlstarts noch nicht so weit gewesen.

Beverly

  • Gast
Wirtschafts-Oligarchie
« Antwort #1 am: 20. Oktober 2004, 22:38:10 »
Alles was man über das Versagen des Staates in der Wirtschaft sagen kann, kann man ebensogut privaten Unternehmen vorwerfen: Korruption, Unfähigkeit, lästige Konkurrenz vom Markt kicken, Desinteresse an der Zukunft. Und während sich die viel gescholtenen Politiker und Gewerkschaftsfunktionäre nicht trauen, offziell mehr als maximal 100 000 bis 200 000 Euro im Jahr zu verdienen, fängt es bei den Managern der Wirtschaft da erst an und geht dann in die Millionen.

Von den Milliarden, welche die Reichen und Superreichen in den letzten Jahren aus der deutschen Wirtschaft gezogen haben, hätten sie locker die Erschließung des Sonnensystems von Merkur bis Mars finanzieren können - tun sie aber nicht.

Ohne den ach so bösen Staat gäbe es vermutlich nicht einmal eine "Grapefruit im Weltall" (Chruschtschow über den ersten US-amerikanischen Satelliten) und die russische Oligarchie, die jetzt Wiederauferstehung feiert, hätte auch keinen Juri Gagarin ins Weltall geschossen.

Das Problem an Raumfahrt unter staatlichen Fittichen ist, dass sie so nicht den Punkt erreicht hat, wo sie sich selbst trägt und nicht von "Anschub" von Außen abhängig ist.
Diese Eigendynamik könnten u. a. auch profitorientierte Unternehmen liefern, doch davon sehe ich in Deutschland und Europa sehr wenig. Unsere Wirtschaft kriselt lieber von sich hin und ihre Bosse erpressen die Arbeiter und beschimpfen das einfache Volk, anstatt durch Investitionen in Raumfahrt und andere Zukunftsbranchen mal wieder für gute Nachrichten zu sorgen. Ändern wird sich das erst, wenn sich die Gier der Manager nicht mehr auf die Lohntüten ihre Arbeiter und das Portemonnaie einfacher Menschen, sondern auf Asteroiden voll mit Edelmetallen, leere Grundstücke auf Mond und Mars und dergleichen richtet.
Weil ich aber nicht viel Vertrauen in unsere kapitalistische Wirtschaft habe, sollten als dritter Akteur auch Vereinigungen von Raumfahrt-Begeisterten in Erscheinung treten. Wenn von 30 Millionen in Deutschland an Raumfahrt Interessierten nur 3 Millionen jeweils 1000 Euro aufbingen könnten, hätte man schon ein Startkapital von 3 Milliarden Euro. Tut man dazu noch Spenden aus den anderen Industrieländern, käme man auf zweistellige Milliardenbeträge - genug um in der Raumfahrt mitspielen zu können und z. B. eines in der Schublade liegenden Projekte der russischen Raumfahrt ins Leben zu rufen.
« Letzte Änderung: 20. Oktober 2004, 22:41:56 von Beverly »

Hermes

  • Gast
Re: Entwicklungsschub nur über Privatwirtschaft
« Antwort #2 am: 27. Oktober 2004, 17:04:46 »
Hier wird über die beiden Arten Raumfahrt zu betreiben geredet die es gibt : staatliche und kommerzielle.

Beides sind sehr Finanz- und Machtstarke 'Verbände'.

Beide haben interessen am Weltraum die Meilenweit an dem Interesse vieler Menschen vorbeigehen. z.B. Atomwaffensateliten und Abhörsateliten auf der einen und genetische Experimente auf der anderen Seite.

Die Raumfahrt die ich mir für die Zukunft wünschen würde wäre keine von beiden.

Staatliche Projekte haben immer einen gewissen 'Finanzschleim' auf dem sie irgendwie zum Erfolg gerutscht werden. Dafür gehen Firmen nur so weit wie für IHRE Interessen absolut notwendig ist und keinen Millimeter mehr. Beides ist meiner Meinung nach in der Raumfahrt nicht förderlich.

Aber realistisch betrachtet gibt es keine andere Macht auf unserem Planeten die die Resourcen aufbringen könnte um mit Raumfahrt loszulegen.

Achja ich glaube nicht das die Japaner so schnell im Weltraumrennen aufholen werden. Man sehe sich nur mal die Marssonde von denen an.
Ich glaube grösste Potenzial für die Raumfahrt hat im Momment wirklich und tatsächlich China. Blühende Wirtschaft und ofizielle Ankündigung der Wiederholung der Mondlandung.

Mfg Hermes

Myrdin

  • Gast
Re: Entwicklungsschub nur über Privatwirtschaft
« Antwort #3 am: 29. Oktober 2004, 20:17:35 »
Alle großen Errungenschaften in Wissenschaft und technik sind zumeist von Individualisten erbracht worden.

Ich denke, dass der nächste große Schritt in der Raumfahrt von einem Idealisten im stillen Käämerlein erzielt wird, der nicht so swhr auf Profit aus ist....der stellt sich noch früh genug ein.

Beverly

  • Gast
Re: Entwicklungsschub nur über Privatwirtschaft
« Antwort #4 am: 29. Oktober 2004, 23:13:04 »
Zitat
Alle großen Errungenschaften in Wissenschaft und technik sind zumeist von Individualisten erbracht worden.

Ich denke, dass der nächste große Schritt in der Raumfahrt von einem Idealisten im stillen Käämerlein erzielt wird, der nicht so swhr auf Profit aus ist....der stellt sich noch früh genug ein.


Nur verschlingen Raumfahrt-Projekte derzeit noch so viel Kapital, dass der kreative Einzelgänger reiche Geldgeber (Staat, Privatpersonen) braucht.
Der Durchbruch käme dann, wenn der Individualist schon entwickelte Techniken zu neuen Anwendungen verbindet, welche Raumfahrt sehr viel billiger machen, so dass er für seine Vorhaben keine Milliardensummen braucht.

christian.rosick

  • Gast
Es gibt sie noch...
« Antwort #5 am: 15. November 2004, 13:37:51 »
...die Raumfahrtenthusiasten.

Wir zum Beispiel. Auf unserer Seite http://www.raumforschung.org gibt es aktuelle Informationen zu unseren Projekten. Zur Zeit läuft bei uns eine Umfragekampagne, auf die eine Aufklärungs- und Informationskampagne folgen soll. Ziel ist es, die Leute auf uns aufmerksam zu machen, die nicht nur reden, sondern auch etwas tun wollen. Sich also aktiv daran beteiligen, diese Misere in der wir uns befinden zu vernichten. Wir sind quasi das deutsche Pendant zu Scaled Composites.
Wir machen uns allerdings zur Aufgabe, zu zeigen, dass es auch ohne ein Milliardenbudget geht. Dabei sind wir aber angewiesen auf Menschen, die interessiert sind und auch die nötige Motivation zeigen.
Was bringt es uns, ständig darüber zu reden, wenn keiner was macht?

Unsere Seite es wenig bekannt und unser Verein ebenso, obwohl wir schon seit fast 8 Jahren existieren.
Vieleicht gibt es sie ja doch noch da draußen, die Motivierten und Interessierten, die man nicht mit Geld zur Arbeit zwingen muss.

In diesem Sinne...

Grüße,
Christian Rosick
« Letzte Änderung: 15. November 2004, 13:39:02 von christian.rosick »

Beverly

  • Gast
Re: Es gibt sie noch...
« Antwort #6 am: 16. November 2004, 08:47:01 »
Zitat
...die Raumfahrtenthusiasten.

Wir zum Beispiel. Auf unserer Seite http://www.raumforschung.org gibt es aktuelle Informationen zu unseren Projekten. Zur Zeit läuft bei uns eine Umfragekampagne, auf die eine Aufklärungs- und Informationskampagne folgen soll. Ziel ist es, die Leute auf uns aufmerksam zu machen, die nicht nur reden, sondern auch etwas tun wollen. Sich also aktiv daran beteiligen, diese Misere in der wir uns befinden zu vernichten. Wir sind quasi das deutsche Pendant zu Scaled Composites.
Wir machen uns allerdings zur Aufgabe, zu zeigen, dass es auch ohne ein Milliardenbudget geht. Dabei sind wir aber angewiesen auf Menschen, die interessiert sind und auch die nötige Motivation zeigen.
Was bringt es uns, ständig darüber zu reden, wenn keiner was macht?

Unsere Seite es wenig bekannt und unser Verein ebenso, obwohl wir schon seit fast 8 Jahren existieren.
Vieleicht gibt es sie ja doch noch da draußen, die Motivierten und Interessierten, die man nicht mit Geld zur Arbeit zwingen muss.

In diesem Sinne...

Grüße,
Christian Rosick


Hallo Christian,

ich bin hin und wieder auf die Website der FAR gegangen und weiß daher, dass ihr den Ansatz verfolgt, Raumfahrt mit konventionellen, chemischen Antrieben sehr viel einfacher und billiger zu machen als es NASA und co. tun.
Kannst du hier mal kurz sagen, wie weit ihr dabei seid?

Und falls jemand von euch Zeit und Lust hätte sich an den Diskussionen in diesem Forum zu beteiligen, wäre das sehr gut. Wir brauchen immer Mitdiskutanten, die sich auch in den technischen Details auskennen.

Grüße

Beverly

christian.rosick

  • Gast
Re: Entwicklungsschub nur über Privatwirtschaft
« Antwort #7 am: 16. November 2004, 19:15:46 »
Hi Beverly,

Zurzeit dümpelt das Projekt etwas vor sich hin. In den vergangenen Jahren haben wir an erheblich kleineren Triebwerken gearbeitet als es die neuen Planungen vorsehen. Deshalb ist es erforderlich einen ganz neuen Prüfstand zu bauen. Dafür benötigen wir natürlich auch neue Baukomponenten wie Tank, Sensoren usw.. Da der finanzielle und zeitliche Aufwand für Planung, Beschaffung und Bau nicht unerheblich ist, werden wir mit Sicherheit noch eine ganze Weile brauchen, bevor wir neue Prüfstandläufe unternehmen können. Zu diesen Versuchen werden wir dann natürlich Informationen veröffentlichen.

Da wir aber sowohl in der Wahl des Einspritzsystems als auch in der Triebstoffwahl einen recht unorthodoxen Weg eingeschlagen haben, bitte ich um Verständnis, dass wir vorerst keine detaillierten Informationen veröffentlichen werden. Das soll nicht bedeuten, dass wir mit unseren technischen Lösungen den großen Durchbruch erzielt haben. Realistisch betrachtet, gibt es noch viele unbeantwortete Fragen, deren Beantwortung mit Sicherheit einen erheblichen Arbeitsaufwand erfordern wird. Das ist allerdings auch zu erwarten, wenn man neue, technische Wege beschreitet.

Grüße,
Christian Rosick

Gero_Schmidt

  • Gast
Re: Entwicklungsschub nur über Privatwirtschaft
« Antwort #8 am: 07. Februar 2005, 01:07:32 »
Letztlich kann Raumfahrt nur dann 'selbsttragend'  werden, wenn sie von privaten Unternehmen betrieben wird, die damit Geld verdienen, der staatliche Ansatz ist weitgehend gescheitert.

Firmen, die heute daran arbeiten, diese Vision zu verwirklichen (z.B: Bigelow Aerospace, SpaceX, Scaled Composites) werden ausnahmslos von Leuten geleitet bzw. finanziert, die selbst große Raumfahrt-Fans sind und nicht in erster Linie aus 'Profitgier' handeln.

Sie geben den Anstoß zur Schaffung einer privaten Raumfahrtindustrie, die, da gebe ich den Kritikern des kapitlistischen Ansatzes recht, nicht erfolgen würde, wenn man sich allein darauf konzentrieren würde möglichst viel Geld zu machen.

Re: Entwicklungsschub nur über Privatwirtschaft
« Antwort #9 am: 07. Februar 2005, 02:41:32 »
ScaledComposites entwickelt SpaceShipOne bzw. jetzt dann SpaceShipTwo und Virgin Galactic ordert mehrere Exemplare und setzt sie ein. Somit arbeiten die Entwickler (Enthusiasten) mit den "Wirtschaftlern" (auch wenn man Richard Branson wohl ebenfalls als Enthusiasten bezeichnen kann) zusammen und nur dadurch wird es letztendlich möglich das ganze weiter zu bringen. Wenn das Geschäft mal läuft kommt sicher ein weiteres Unternehmen auf den Markt, welches auch ein Stück vom Kuchen haben möchte. So kommt der Wettbewerb, und damit auch die kommerzielle Raumfahrt, in Gang.

IronDraX

  • Gast
Re: Entwicklungsschub nur über Privatwirtschaft
« Antwort #10 am: 08. Juli 2005, 16:15:46 »
Staatliche Raumfahrt :'(
Private Raumfahrt  ;D