Spacepark in Bremen soll geschlossen werden

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Bernhard#1

  • Gast
Spacepark in Bremen soll geschlossen werden
« am: 17. März 2004, 10:27:24 »
Laut Focus soll der gerade erst eröffnete Spacepark in Bremen schon nach Ostern geschlossen werden, wenn sich die Besucherzahlen nicht noch dramatisch erhöhen. 4000 waren geplant, einige hundert sind es pro Tag. Das reicht bei weitem nicht zur Kostendeckung. Der Spacepark hat insgesamt 600 M€ gekosten, davon hat Bremen 240 M€ beigetragen. Der Spacepark könnte sich als Sargnagel für die Eigenständigkeit Bremens erweisen. Unabhängig davon ist das Konzept des Parks sowie sein Standort falsch. Die Einrichtungen des Parks faszinieren weder richtig noch einen signifikanten Lerneffekt. Und nach Bremen alleine wegen des Parks kommen die Touristen auch nicht in Scharen.  Was soll mit dem Park geschehen? Ist er noch zu retten? Ist so ein Park überhaupt der sache der raumfahrt dienlich?

Leo

  • Gast
Re: Spacepark in Bremen soll geschlossen werden
« Antwort #1 am: 17. März 2004, 21:57:51 »
Zitat

Preise

Der Eintrittspreis für Jugendliche und Erwachsene beträgt 22 Euro, Kinder von 6 bis 11 Jahren und Senioren ab 60 Jahren zahlen 18 Euro. Kinder unter 6 Jahren haben freien Eintritt. Familien (2 Erwachsene, 2 Kinder) zahlen 72 Euro. Eine Jahreskarte kostet 49 Euro.

Zitiert von http://www.space-park-bremen.de


...zu wenig Besucher? Kein Wunder bei den Preisen  :o
« Letzte Änderung: 17. März 2004, 21:58:57 von Leo »

kmb

  • Gast
Re: Spacepark in Bremen soll geschlossen werden
« Antwort #2 am: 05. April 2004, 01:20:04 »
Die Preise sind auf den ersten Blick schon heftig. Gerade für die vermutliche Zielgruppe, Familien mit Kindern. Zwei Erwachsene, zwei Kinder, macht 74¤ Eintritt plus Anreise plus Essen plus Devotionalien aus dem Shop. Insgesamt bestimmt nicht viel unter 170¤. Die Frage ist, was man dafür erwartet.

Meine Liebste und ich waren heute mit einem anderen Paar da. Die 4000 Gäste werden sie heute (Sonntag) vermutlich erreicht haben.Ob die Besucherzahlen reichen werden oder nicht ist meines Wissens eher eine politische, denn eine rein wirtschaftliche Frage.

Die geringen Besucherzahlen haben meiner Ansicht nach neben den Preisen auch verschiedene andere Ursachen. Zum einen ist die wirtschaftliche Situation hier im Nordwesten nicht nach Freizeitvergnügen. Zweitens wird der Space-Park aus meiner Sicht zu wenig und falsch beworben, und drittens ist es in Deutschland einfach Tradition, an allem und jedem herumzumäkeln und schlechtzureden.

Fakt ist: Das Hotel funktioniert wohl ganz gut, das Kino könnte mittelfristig kostendeckend werden. Der Space-Center Erlebnispark als eigentlicher Kern hingegen hat definitiv Schwierigkeiten, wobei sich die Frage nach der Dienlichkeit für die Förderung des Raumfahrt-Interesses meiner Ansicht nach (noch) gar nicht stellt.

Es ist eben ein Erlebnispark mit Schwerpunkt Fun und Fiktion, nicht auf Science. Letztere kann man, nebenbei bemerkt, besser im Universum Science Center (http://www.universum-bremen.de/index.php) erleben.

Die Attraktionen im Space-Center hingegen sind reichlich "amerikanisch". Achterbahn mit bewegungssynchronem Film, fahrbare Gondeln mit 3D-Projektionen, etc. Ganz nett gemacht, aber vielleicht nur für Menschen zwischen 6 und 12 Jahren interessant - oder SciFi-Enthusiasten. Man sollte nicht mehr erwarten, als einen netten Zeitvertreib, auch wenn der Park mit Superlativen wie "größter Indoor-Erlebnispark Europas" auftrumpft.

Etwas interessanter fand ich die beiden Kinos. Der Film über den Mond ist zwar eindrucksvoll, aber ohne Text. Beeindruckend aber ist "Space Station 3D" im IMAX. Dieser Film ist mir zusammen mit den anderen Möglichkeiten schon den Eintrittspreis wert. Vor allem weil die "Anreise" nur ein paar Kilometer beträgt.

Als Freizeit/Fun-Erlebnis nehme ich den Space-Park mal so hin und finde ihn auch gelungen. Mehr Leute und andere Zielgruppen könnte man aber wohl tatsächlich mit weiteren Events anlocken. Ich hätte mir zu den Mars-Landungen beispielsweise eine Landingparty gewünscht, mit ein bisschen Happening und Life-Schaltungen zu den jeweiligen Kontrollzentren. Oder ab und zu Themenveranstaltungen, die Science, Fiktion, Unterhaltung und Gemütlichkeit verbinden. Hm. Wie wär's, ein Raumcon-Treffen im Space-Park? ;-)

Das alles ist natürlich meine persönliche Sicht. Wer es sich leisten kann sollte einfach mal hinfahren und sich selbst ein Bild machen. Möglichst bald am besten :-)

  Kai

P.S. Tipp dazu: http://www.entdeckercard.de/ Einmal 39¤ pro Nase für 120 Angebote in Bremen und Umgebung innerhalb von drei Tagen, inkl. Universum, Space-Park, Schiff-Shuttle, Oceanis in WHV, usw.
« Letzte Änderung: 05. April 2004, 01:31:47 von kmb »

funkychicken

  • Gast
Re: Spacepark in Bremen soll geschlossen werden
« Antwort #3 am: 15. April 2004, 17:12:48 »
Hallo,

ja, man sollte erstens nicht alles glauben, was in der Zeitung steht, und zweitens das gehörte nicht als unumstössliche Wahrheit wiedergeben. In den Bremer Zeitungen wurde die Focus-Meldung jedenfalls relativ schnell als Ente beschrieben. Ausserdem mal im Ernst: ist ja auch irgendwie unlogisch so ein teures Ding wieder dichtzumachen, weil nach gerade mal vier Wochen die Besucherzahlen nicht so rosig sein sollen. Ich jedenfalls war kurz vor Ostern da und die Schlange war ungefähr dreihundert Meter lang. In der Welt Bremen war zu lesen, dass das Space Center Schulprogramm ziemlich erfolgreich sein soll, das kann bei einem nicht signifikanten Lerneffekt eigentlich nicht sein. Versteh mich bitte nicht falsch, auch ich finde, dass es beim Space Center einiges zu verbessern gibt (z.B. Ausschilderung dahin), aber ich lese zur Zeit einfach zu viel von Personen, die irgendetwas irgendwo gelesen haben und der festen Überzeugung sind, dass eben dieses so stimmt. Das empfinde ich als nicht gerade gerecht. Ich kann nur sagen, als ich da war, habe ich die Attraktionen schon faszinierend empfunden, die meisten Besucher die ich so erlebt habe übrigens auch. Absolut empfehlenswert: Imax und Borg-Kino!

Ullerich

  • Gast
Re: Spacepark in Bremen soll geschlossen werden
« Antwort #4 am: 02. Juni 2004, 18:31:30 »
Hi kmb,

Zitat
Die geringen Besucherzahlen haben meiner Ansicht nach neben den Preisen auch verschiedene andere Ursachen. Zum einen ist die wirtschaftliche Situation hier im Nordwesten nicht nach Freizeitvergnügen.

Daß der Spacepark sich nur dann rechnet, wenn auch alle Flächen für die Läden vermietet sind (oder ein Großteil davon), darfst du bitte nicht vergessen. Ich zweifele einfach daran, daß nur der Park alleine für sich kaufmännisch tragfähig ist.


Zitat
Man sollte nicht mehr erwarten, als einen netten Zeitvertreib, auch wenn der Park mit Superlativen wie "größter Indoor-Erlebnispark Europas" auftrumpft.

Und er muß mit einigen Freizeitangeboten konkurrieren wie Hansa-Land, Serengeti-Park oder Heide-Park. Wir (mittig zwischen Hamburg und Lübeck) müssen recht lange fahren, um solche Parks ausreichend genießen zu können. Der Spacepark war nach ca. 3,5 Stunden und 2 maligem Durchlauf "ausgelutscht", nebst dem IMAXX.
Nicht, daß wir uns mißverstehen. Ich fand ihn super, aber er ist zusehr auf SciFi Effekte ausgelegt, was ja so im Konzept auch beabsichtig war. Und ob sich das als langfristig tragendes Konzept erweisen wird, ist mehr als fraglich.
Kundschaft kann man außerdem nicht erzwingen. Wenns Geld knapp wird (oder zu werden scheint), dann werden solche Dinge als erstes eingespart.


Zitat
Zweitens wird der Space-Park aus meiner Sicht zu wenig und falsch beworben,

Dann mach mal einen Gegenvorschlag.

Zitat
und drittens ist es in Deutschland einfach Tradition, an allem und jedem herumzumäkeln und schlechtzureden.

Würdest du auch noch so denken, wenn ein Teil deines Geldes in der Anlage steckt? Es scheint ja auch Tradition zu sein, daß einige Projekte ganz automatisch den Bach runtergehen und dabei eine Menge Geld verbrannt wird.

Es mag zwar schade sein, aber ein Park lebt nicht nur von einer Idee, sondern von der zahlenden Kundschaft in Form von Besuchern und Händlern.

Und mal den Taschenrechner angeworfen:

Baukosten ca. 630 - 650 Millionen EURO
http://www.welt.de/data/2004/05/21/280512.html

Rechnest du 3,5 % Zinsen pro jahr, dann macht das schlapp 22 Mio pro jahr reine Zinsbelastung oder so 1,85 Mio pro Monat (grob gerechnet). Bringt jeder Besucher im Schnitt 15 EURO an die Kasse, bräuchtest du täglich ca. 4000 besucher, um nur die Zinsen bedienen zu können.
Daneben fallen noch die Rückzahlung des Geldes an und ständige Kosten wie Personal, Energie und sonstiger Unterhalt.

Wo sollen die benötigten Menschen herkommen? Hinterher ist man bekanntermaßen immer schlauer, dennoch habe ich das Gefühl, da wurde was super-rosarot schöngerechnet. Mag sein, daß politische Gründe eine Rolle spielten. Ich bin Gesellschafter und Geschäftsführer einer kleinen GmbH. Was glaubst du, wie schwer es ist, an Geld zu kommen?

Und dann war da noch der Cargo Lifter und der Rhein-Main-Donau Kanal...

Selbst das Miniautur Wunderland in Hamburg hat da so seine Probleme gehabt:
http://www.miniatur-wunderland.de/html/investition.htm


mfg Ulrich