Für mich persönlich ist die bemannte Mondlandung eine größere Leistung als der Flug von Gagarin.
Denn sehen wir uns mal die Fakten an:
Russland hatte einen Entwicklungsvorsprung, da man früher mit der Entwicklung von ICBMs begann. Die Gründe waren hier die Unterlegenheit bei den Langstreckenbombern. Während sich die USA die kostspielige Entwicklung von ICBMs ursprünglich sparen wollten, hatte Russland hier keine Optionen. Daneben waren auch die russischen Gefechtsköpfe schwerer, so dass man natürlich einen Träger mit höherer Nutzlast brachte. Technologisch war der Vostok Träger allerdings um einiges zurück. Noch sehr viel von der Technik erinnerte an die deutsche A4. Die Triebwerke waren Bündeltriebwerke, die pro Brennkammer ungefähr den Schub eines A4 Triebwerkes erzeugten. Lediglich Turbopumpen und Gasgenerator waren in der Leistung gesteigert wurden, da sie die vierfache Treibstoffmenge fördern mussten. Betrieben wurden sie aber noch mit Wasserstoffperoxid und Kaliumpermanganat wie bei der A4 (Wobei bei der A4 schon Entwicklungen liefen, den Gasgenerator mit den Haupttreibstoffen zu betreiben wie heute üblich. In den letzten Kriegsmonaten kam es allerdings nicht mehr zum praktischen Einsatz). Die Vostok war damit zwar ein nutzlaststarker Träger, technologisch aber in vielen Bereichen auf dem Stand von Mitte der 40er. Hier hatte man im Gegensatz zur US Atlas Rakete erhebliche Entwicklungsarbeiten eingespart, um schnell eine ICBM verfügbar zu haben. Mittels einer zusätzlichen 3. Stufe ließ sich die ICBM R 7 (Sputnik) recht schnell zur Vostok aufwerten.
Die russische Raumfahrt profitierte hier massiv durch die frühe militärische Entwicklung einer ICBM. Das größte Problem der frühen Raumfahrt, eine starke Trägerrakete zu haben, war damit bereits gelöst. Die Entwicklung der Vostok war damit kein so großes Problem, im Gegensatz zu Mercury musste man nicht mit jedem Kilo geizen. Gagarin war darüber hinaus ein rein passiver Passagier ohne Aufgabe, die Mission wurde komplett vom Boden aus geflogen (wie auch bei den US Mercury Missionen). Anstelle Gagarin hätte hier auch ein Affe oder ein Sack Zement in der Kapsel sein können, es hätte keinen wesentlichen Unterschied gemacht. Die Bahn der Kapsel war zusätzlich so angelegt, das sie beim Ausfall der Bremstriebwerke automatisch wieder in die Atmosphäre eingetreten wäre, bevor der Sauerstoff ausgegangen wäre.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sich der Aufwand für Gagarins Raumflug in recht überschaubaren Rahmen gehalten hat.
Kein Vergleich zum Aufwand, der dem Apolloprogramm zugrunde lag. Als praktisch passiver Passagier trug Gagarin auch längst nicht die Verantwortung der Apollo 11 Besatzung.
Das soll seine Leistung und seinen Mut nicht schmälern, aber objektiv muss man zugeben, das eine Mondlandung wie Apollo ein völlig anders Kalieber ist, als ein 90 min Kurztrip um die Erde.