Ich glaube nicht, dass es nur an der US Politik liegt.
Ist es nicht vielmehr so, dass generell für die bemannte Raumfahrt keine Ziele mehr gibt?
Eine provokante These ich weiß das.
Der evolutionäre Weg wäre der richtige gewesen. Erste Orbitalflüge, zunehmende Präsenz im Orbit, kleinere- dann größere Stationen im Erdorbit. Von dort dann der Sprung zum Mond (viel) später mit einer Basis dort, dann eventuell zum Mars.
In dieser Evolution sollten wir jetzt vor dem Sprung zum Mond stehen. Dann würde die Evolution möglicherweise auch zum Tempo des technischen Fortschritts passen.
Wir wissen, dass es nicht evolutionäre sondern revolutionär gelaufen ist. Die Mondlandung war „weit vor ihrer Zeit“ und ganz ehrlich: Die bemannte Raumfahrt befindet sich seit dem 21.07.1969 auf dem absteigenden Ast.
Dass die Sowjetunion ihr Programm nachhaltiger angelegt hat ist ein Märchen, nachdem sie im Rennen zum Mond geschlagen wurden konnten sie sich ja nur noch auf die ständige Präsenz im Orbit konzentrieren, andere Ziel gab es ja nicht und die Buran Entwicklung war ja auch nicht grade ein Musterbeispiel von Nachhaltigkeit.
Der Mond ist kein Ziel mehr, man war schon dort. Eine Mondstation? Auch das ist nicht realistisch. Menschen sind in die Tiefen des Marianengrabens getaucht und auf den Mt. Everest gestiegen und haben die Wüste Gobi durchquert. Nirgends hat man eine Station gebaut. Warum soll man das auf dem Mond tun?
Bleibt die ausgelassenen Evolutionsstufen nachzuholen, ständige Präsenz im Erdorbit, aber wer ist bereit für (scheinbare) Rückschritte noch in Jahrzehenten weiteres Geld auszugeben.
Forschung? Man hat seit Jahrzehnten versucht die Forschung im Orbit anzukurbeln, es ist auf geringes Interesse gestoßen. Vor allem stehen die Kosten für die Infrastruktur eines bemannten Labors im Orbit, in keinem Verhältnis zu den zu erwartenden Ergebnissen.
Vielleicht kommen wir da an eine „natürliche vorgegebne Grenze“. Vielleicht schafft man es nach dem Mond noch zum Mars, das ist aber aus heutiger Sicht ehr unwahrscheinlich. Selbst wenn, was käme danach? Wir müssten schon am Rande der Naturgesetze operieren, wenn irgendwann Reisen wesentlich über den Mars hinaus unternehmen wollten. Und selbst wenn wir das schaffen wären wir jahrelang unterwegs.
Plattes Beispiel, ich weiß, aber dennoch: Hunde oder Katzen können schwimmen lernen, einigen macht es Spaß und manche legen auch eine gewisse Ausdauer an den Tag.
Mit den ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln werden sie es aber niemals schaffen, den Ozean zu überqueren und einen anderen Kontinent zu erreichen.
Ist das mit der bemannten Raumfahrt nicht auch so?
Damit da keine Missverständnisse entstehen. Ich bin absolut für die bemannte Raumfahrt, wir müssen das tun. Aus geistigen, philosophischen Gründen, vielleicht auch aus technologischen Gründen, vor allem aber müssen wir das tun, weil wir Menschen sind.
Es wird aber niemals mehr so sein, dass es ein konkretes, klares Ziel gibt, ein Ziel das jeder versteht und das jeder nachvollziehen und mittragen kann.
Deswegen und wegen der enormen Finanzmittel, die man für bemannte Raumfahrt braucht, sehe ich für die bemannte Raumfahrt keine große Zukunft.
Vor dieser Situation stehen heute die USA und wenn es die ISS nicht mehr gibt dann wird auch Russland vor dieser Situation stehen. Klar gibt es dort Pläne und Ideen, aber auch diese können nicht an der Tatsache vorbei, dass es keine plakativen Ziele gibt für die bemannte Raumfahrt die man erreichen kann.
Ich bin ein glühender Verfechter der bemannten Raumfahrt, aber aus rationalen Gründen gebe ich ihr mittel- bis langfristig keine (große) Zukunft.
Gruß,
KSC