Hallo Sven11,
Du beziehst Dich wahrscheinlich auf diese Entdeckung aus dem Jahr 2005 :
Image Credit : NASA / JPL / MSSS / E. Lakdawalla
Diese Animation besteht aus 2 vom MGS aufgenommenen Bildern eines 5 Kilometer durchmessenden, unbenannten Kraters im Terra Sirenum. Sie wurden im Dezember 2001 und im April 2005 aufgenommen. Die Einzelbilder findet man
hier.
Auf dem Terra Sirenum-Bild von 2005 ist eine eindeutige Veränderung zu erkennen. In einer sogenannten "Abflussrinne" hatte sich plötzlich ein heller getöntes Material abgelagert. Die erste Theorie dazu war, dass dieses Material durch einen Wasserausbruch aus dem Untergrund dort hin gespült worden sein könnte. Als Indizien dafür wurde hauptsächlich die vermutete Entstehungsgeschichte dieser Gullys aufgeführt. Diese bildeten sich in der Vorgeschichte des Mars aller Wahrscheinlichkeit nach wirklich als die Abflussrinnen flüssigen Wassers. Es wurde vermutet, dass unterirdische Eisvorkommen durch eine geologische Aktivität geschmolzen sein könnten, als Wasser an die Oberfläche traten und anschließend in dieser Rinne den Hang hinunterflossen, bevor das Wasser sublimierte.
Dies würde allerdings voraussetzten, dass der Mars entgegen der gängigen Meinung immer noch eine vulkanische Aktivität aufweisen müsste. Das ist zwar relativ unwahrscheinlich, da dafür bisher keine Anzeichen gefunden wurden, aber keinesfalls unmöglich. Die Viking Sonden waren mit Seismometern ausgerüstet, Viking 2 konnte damit zwar keine tektonischen Aktivitäten nachweisen ( das Instrument bei Viking 1 konnte leider nicht in Betrieb genommen werden ), jedoch waren die damals verwendeten Instrumente auch
nicht sonderlich empfindlich. Die letzten gesicherten vulkanischen Eruptionen auf dem Mars endeten vor
ca. 100 Millionen Jahren und bis vor
ca. 20 Millionen Jahren gab es anscheinend sowohl im Mangala Fossae als auch im Cerberus Fossae noch Geysir-Ausbrüche. Es wird aber nicht ausgeschlossen, dass entsprechende Ereignisse auch heute noch stattfinden könnten.
Mittlerweile ist man bezüglich der eingangs erwähnten Entdeckung mehrheitlich von der "Wasser-Theorie" abgekommen und vermutet statt dessen "normale" Staublawinenabgänge als Ursache dieser Oberflächenformationen. Siehe dazu auch
diesen Artikel, der allerdings nur auf die Entdeckung dieser Lawinen im Februar 2008 durch Aufnahmen der HiRISE-Kamera des Mars Reconnaissance Orbiters eingeht.
Ähnliche Strukturen wie im Terra Sirenum wurden inzwischen übrigens auch am Centauri Montes-Krater am Ostrand des Hellas Beckens entdeckt.
Davon aber jetzt einmal unabhängig. Der besagte Krater im Krater im Terra Sirenum befindet sich bei den geografischen Koordinaten 36,6 Grad Süd und 161,8 Grad West. Das für das MSL vorgesehene Landegebiet darf sich zwar im Extremfall auf bis zu 45 Grad Nord oder Süd befinden, und der Krater wäre somit innerhalb dieses Bereiches. Aber die Hauptargumente für eine jede Landezone der MSL-Mission sind neben der Sicherheit bei der Landung auch eine vielschichtige geologische Vergangenheit und das eindeutige ehemalige Vorhandensein von flüssigem Wasser. Hier im Forum wurde über potentielle Landeplätze ab Antwort # 54 auf Seite 004 diskutiert.
Falls es Dich interessierten sollte, hier die Anforderungen der Techniker und Ingenieure des Rovers an den Landeplatz :
http://planetary.org/blog/article/00000970/http://themis.asu.edu/landingsites/MSL_Eng_User_Guide_v4.5.1.pdfUnd die der Wissenschaftler :
http://marsoweb.nas.nasa.gov/landingsites/msl/workshops/2nd_workshop/talks/Vasavada_Science_Objectives.pdfhttp://marsoweb.nas.nasa.gov/landingsites/msl/workshops/1st_workshop/abstracts/Rice_1st_MSL_workshop.pdf Da der Krater auch bei den früheren durchgeführten Treffen mit einer weit größeren Anzahl von potentiellen Landeplätzen nicht vertreten war, kann man davon ausgehen, dass er die gestellten Anforderungen nicht erfüllt. Es gibt halt interessantere und sicherere Forschungsziele auf dem Mars.
Die Entscheidung darüber, welcher der letzten 4 potentiellen Landeplätze jetzt das Rennen macht, wurde übrigens aufgrund der Startverschiebung des MSL ebenfalls um 2 Jahre nach hinten geschoben. Sie soll jetzt im Rahmen einer weiteren Konferenz in der ersten Jahreshälfte 2011 fallen.
Trotzdem wird das sehr wahrscheinliche Vorhandensein von Wassereis unmittelbar unter der Oberfläche und auch in den gemäßigten Breiten des Mars in der Zukunft ein Wegweiser für die Wissenschaft sein. Im Herbst 2008 wurden auf dem Europlanet-Meeting in Münster von US-Forschern weitere Bilder der Sonde MRO präsentiert. Darauf waren eine Vielzahl sehr kleiner und extrem junger ( nur wenige Jahre alt ) Impaktkrater zu erkennen. Ein nur ca. 2 Jahre alter Krater, in den mittleren geografischen Breiten gelegen, zeigte dabei in seinem Inneren ein gleißend weißes Material, welches allgemein als Wassereis interpretiert wurde. Sollte dies zutreffen, so würde dies bedeuten, dass es auch außerhalb der Polarregionen unmittelbar unter der Marsoberfläche Wassereis-Vorkommen gegen würde.
Und so ein Ergebnis könnte dann wiederum EXO-Mars bestätigen. Dessen Bohrer soll einmal in der Lage sein, bis zu 2 Meter tief in den Marsboden vorzudringen, eine Materialprobe zu entnehmen und in bordeigenen Laboratorium zu untersuchen.
Schöne Grüße aus Hamburg - Mirko