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MSL Rover Curiosity

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Offline redmoon

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Re: MSL Rover Curiosity
« Antwort #150 am: 20. Dezember 2008, 17:45:28 »
Hallo Thomas,

die Startverschiebung ist nicht auf ein Problem mit den 6 Rädern selbst zurückzuführen, sondern genauer gesagt auf ernsthafte Schwierigkeiten beim Bau und der Auslieferung der diversen Motoren und Getriebe für sämtliche beweglichen Teile des Rovers. Neben den Rädern wären also z.B. auch der Roboterarm oder der Bohrer betroffen.

Insgesamt werden für das MSL 31 dieser Motoren in diversen Größen zur endgültigen Montage benötigt. Vor dieser Montage müssen jedoch von jedem einzelnen Motor 2 baugleiche Komponenten vorliegen, die dann von einem Ingenieur-Team des JPL auf Herz und Nieren durchgecheckt werden, bevor man sich endgültig entscheidet, welches der beiden Teile im MSL verwendet und auf die Reise zum Mars geschickt werden. Zeitgleich benötigt ein anderes Team einen dritten Motor, um damit Langzeitsimulationen der Funktionsfähigkeit durchführen zu können ( warum auch immer das erst zu einem so späten Zeitpunkt der Missionsvorbereitung geschehen mag...) . Bis zum Tag der Pressekonferenz am 4. Dezember ( Bekanntgabe der Startverschiebung auf 2011 ) konnte jedoch noch kein einziger dieser Motoren an das JPL ausgeliefert werden.

Im Verlauf dieser Pressekonferenz wurde dann u.a. auch erwähnt, dass es ganz speziell zu Problemen bei der richtigen Umsetzung des Drehmomentes komme, die man noch nicht im Griff habe. Trotz großer Anstrengungen und Schichtarbeit rund um die Uhr wurden im Laufe der letzten Wochen keine erkennbaren bzw. ausreichenden Fortschritte bei der Lösung einiger der auftretender technischen Komplikationen und der Fertigstellung der einzelnen Hardwarekomponenten erzielt.

Seht dazu auch diesen Bericht von Emily Lakdawalla von der Planetary Society :  
http://planetary.org/blog/article/00001761/

Im Juni 2007 hat sie übrigens schon einmal einen Bericht über einen Test der Räder beim JPL geschrieben :  
http://planetary.org/blog/article/00001010

Das Videomaterial hat zwar nur eine mäßige Qualität, aber die Fotos sind gut!

Schöne Grüße aus Hamburg - Mirko
Nicht ewig bleibt die Menschheit auf der Erde - Konstantin Eduardowitsch Ziolkowski

GG

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Re: MSL Rover Curiosity
« Antwort #151 am: 21. Dezember 2008, 17:10:41 »
Edit: Wegen erwiesener Unsinnigkeit gestrichen.  ;)
hast Du eine Ahnung, ob man aufgrund der Erfahrungen mit Spirit und Opportunity jetzt irgendeine Vorrichtung einplant, um bei Bedarf die Solarzellenpaneele des Rovers von Staub zu befreien?

Gruß, GG.

Übrigens Mirko: Die von Dir eben gemachten Ausführungen wären schon ein Newsbit wert.  :)
« Letzte Änderung: 21. Dezember 2008, 17:26:23 von GG »

Re: MSL Rover Curiosity
« Antwort #152 am: 21. Dezember 2008, 17:19:12 »
Ähm...wenn ich mich da einmischen darf...
Der MSL Rover bekommt seinen Strom aus RTGs und hat keine Solarzellen, also hat er auch (fast) keine Probleme mit Staub.
« Letzte Änderung: 21. Dezember 2008, 17:27:14 von DeepSpace »

GG

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Re: MSL Rover Curiosity
« Antwort #153 am: 21. Dezember 2008, 17:24:29 »
Du hast vollkommen recht. Ich habe zwar den Artikel von Thomas im Portal gelesen, das Bild aber nur so mit 'nem halben Auge beachtet. Da sind gar keine Solarzellen.  ;D

Da könnte man also höchstens eine Vorrichtung vorsehen, mit der man verschmutzte Linsen putzt.

GG

pulsar

  • Gast
Re: MSL Rover Curiosity
« Antwort #154 am: 22. Dezember 2008, 14:37:36 »
Zitat
Zeitgleich benötigt ein anderes Team einen dritten Motor, um damit Langzeitsimulationen der Funktionsfähigkeit durchführen zu können ( warum auch immer das erst zu einem so späten Zeitpunkt der Missionsvorbereitung geschehen mag...) .

Weil sie nicht einen Komponent testen können, wenn es noch nicht hergestellt ist?  ;)

Hofi

  • Gast
Re: MSL Rover Curiosity
« Antwort #155 am: 22. Dezember 2008, 18:01:58 »
Zitat
Da könnte man also höchstens eine Vorrichtung vorsehen, mit der man verschmutzte Linsen putzt.
Hi!

Gibt es da wirklich so große Probleme?
Mit moderner Software könnte man da aus 2 Bildern eines machen, wenn wirklich einige Pixel aufgrund das Staubes, ... fehlen. Es werden ja so und so mehrere Aufnahmen gemacht. ;)

Re: MSL Rover Curiosity
« Antwort #156 am: 22. Dezember 2008, 20:01:32 »
Also, ich glaube nicht, dass Staub für die Linsen ein großes Problem darstellt. Aber die beiden Viking´s hatten eine Vorrichtung um die Linsen mit einem CO2-Strahl vom Staub zu befreien bzw. wenn das nicht möglich ist die Linsen auszutauschen. Ob man davon Gebrauch gemacht hat, weiß ich nicht.

Quelle:http://www.bernd-leitenberger.de/viking.shtml (unter dem Punkt "Lander Imaging")

Hofi

  • Gast
Re: MSL Rover Curiosity
« Antwort #157 am: 22. Dezember 2008, 20:26:59 »
Hi!

Denke ich mir. Spirit und Opportunity sind jetzt schon so lange unterwegs und die Bilder sehen noch immer super aus. Auch wenn die Rohdaten vielleicht nicht gerade die schönsten sind. Mit mehreren Bildern und einem PC "biegt" man das schon zurecht. ;)

Re: MSL Rover Curiosity
« Antwort #158 am: 22. Dezember 2008, 20:57:05 »
Zitat
... Mit mehreren Bildern und einem PC "biegt" man das schon zurecht. ;)
Da habe ich persönlich aber etwas dagegen. Hier geht es um Wissenschaft und nicht um schöne Bilder. Also benötigt man gute detailreiche Bilder und keine schöngerechneten Fakes. Ist jedenfalls meine Meinung.

Gruß
Peter

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Offline redmoon

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Re: MSL Rover Curiosity
« Antwort #159 am: 30. Dezember 2008, 19:54:20 »
Hallo,

zu der Möglichkeit einer "verstaubten" Kameralinse :  

Das ist eine Gefahr, die ich keinesfalls unterschätzen würde. Ich weiß jetzt nicht genau, ob ich mir das nur einbilde, aber ich glaube bereits einmal gelesen zu haben, dass bei einem der beiden gerade aktiven Marsrover genau so ein Problem in verstärktem Maße auftritt. Leider finde ich jedoch keinen entsprechenden Artikel, um genau sagen zu können, um was es sich da handelt....

Unabhängig davon war ich vor ein paar Jahren mal am Rand der Sahara. Der Sand dort war unglaublich. Er fand jede noch so kleine Ritze - inklusive den Weg direkt auf den CCD-Chip eines jeden Fotoapparates!!! Und von dort musste er erst einmal wieder beseitigt werden....

Kennst sich jemand von Euch etwas näher mit diesem Thema aus? Gibt es so etwas wie "Ultraschall-Vibratoren", die einen Chip reinigen könnten?
Zitat aus einem Beitrag im Internet :  "My camera has an ultrasonic vibrator to shake dust off the imaging chip. It uses very little power...."
Ich habe noch nie von so etwas gehört, aber einleuchtend klingt es schon.



Was die Übermittlung und Bearbeitung der Rohdaten von einer Raumsonde anbelangt :  

Peter, genau so läuft es doch aber eigentlich ab!?! Wissenschaftliche Daten wie wir sie zu sehen bekommen sind doch nahezu ausschließlich korrigierte Daten, die mit den Originalen nur noch sehr wenig gemein haben. Zwecks Datenkomprimierung, Optimierung der Übertragungsraten und Fehlervermeidung werden Rohdaten nur teilweise übermittelt und dann auf der Erde mittels Computer entsprechend der größten Wahrscheinlichkeit ergänzt und zu vollständigen Bildern zusammengesetzt.

Lest Euch dazu doch bitte einmal diesen Artikel durch :  http://planeten.blogg.de/eintrag.php?id=83

Die Autorin, Ludmilla Carone, ist Planetologin an der Uni Köln und u.a. mit der Auswertung der Daten der ESA-Sonde Mars Express beschäftigt.

Mit dem gleichen Thema hat sich auch Emily Lakdawalla von der Planetary Society beschäftigt. Seht dazu hier :  

http://planetary.org/blog/article/00001116/  

Zur Übertragungsrate von Daten habe ich da gerade ein Beispiel zur Hand: Die Sonde New Horizons wird 2014 Pluto passieren und während der ca. 8 Wochen andauernden Hauptphase der wissenschaftlichen Erkundungen geschätzte 10 Gigabyte an Daten ansammeln. Um diese Datenmenge an die Erde zu übermitteln, würde die Sonde das Deep Space Network der NASA ca. 40 Tage lang rund um die Uhr beschäftigen. Stattdessen soll die Übertragung auf einen Zeitraum von bis zu 10 Monaten gestaffelt werden. Zuerst sollen die verfügbaren Daten auf den Faktor 20 komprimiert werden. Eine so hohe Komprimierung ist, vergleichbar mit JPEG, naturgemäß sehr verlustbehaftet. Nach dem Download und einer ersten groben Auswertung werden daher die interessantesten Daten herausgesucht und nochmals mit einer bedeutend niedrigeren Komprimierung an das DSN übermittelt. Aber auch dabei wird es zu Übertragungsfehlern kommen, die dann an den PC's der an der Mission beteiligten Institute "ausgebügelt" werden müssen.

Seht dazu auch diesen sehr interessanten Artikel von Bernd Leitenberger :
 
http://www.bernd-leitenberger.de/new-horizons2.shtml

Der Teil über die Datenübertragung an die Erde befindet sich sehr weit unten zwischen "Encounter Timeline" und "Zusammenfassung".

Schöne Grüße aus Hamburg - Mirko
Nicht ewig bleibt die Menschheit auf der Erde - Konstantin Eduardowitsch Ziolkowski

Re: MSL Rover Curiosity
« Antwort #160 am: 30. Dezember 2008, 22:09:48 »
Mahlzeit!


Zum Thema selbstreinigender Sensor hier ein Beispiel:
http://www.canon.de/For_Home/Product_Finder/Cameras/Digital_SLR/Technologies_Features/Self-Cleaning.asp

Zu den Bildern:
Bei den Rohdatenbildern der beiden MERs sieht man ja sehr schön, daß die Bilder zwar komprimiert wurden und zum Teil auch nur (von der Erde angeforderte) Ausschnitte von Bildern zur Erde übertragen wurden, aber ansonsten keine Korrekturen erfolgten. Manchmal sind auch unbehebbare Fehler, die bei der Datenübertragung zur Erde entstanden, zu sehen oder ein Bild wurde unvollständig übertragen und sie wurden und werden nicht beseitigt. Oder das Bild bzw. ein Bildteil wird nochmals von der Sonde angefordert. Es sind eben Rohdaten. Diese Rohdaten sind das Wichtigste für die wissenschaftliche Auswertung und sie müssen so unverändert immer zur Verfügung stehen. Daß man diese Rohdaten später auf der Erde zu besseren/schöneren/übersichtlicheren Bildern zusammensetzt und sie dabei hier und da ergänzt/verzerrt/entzerrt/entstaubt/usw. ist doch ganz normal und entspricht eben dieser wissenschaftlichen Auswertung. Dazu gehört natürlich auch das Hinzufügen der Farben. Also ich meine damit die Graustufenbilder der einzelnen Farbkanäle zu einem Farbbild zusammenzusetzen. Aber das darf eben nicht die Elektronik der Sonde machen! Sie darf ausschließlich in gewissen vorgegebenen Grenzen die Datenmenge verringern. Allein der Mensch hat dann das Recht diese Daten einer Wertung zu unterziehen. Ist jedenfalls meine Meinung. In den Beiträgen weiter oben kam das bei mir so an als ob man die Rohdaten vor der Auswertung "verbessern" wollte.


Gruß
Peter


Ergänzung/[edit]Hier mal ein uraltes (von sol 2) bis heute unvollständiges Bild:
http://marsrovers.jpl.nasa.gov/gallery/all/1/p/002/1P128370308EFF0200P2218L2M1.HTML[/edit]
« Letzte Änderung: 30. Dezember 2008, 22:37:55 von alswieich »

tonthomas

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Re: MSL Rover Curiosity
« Antwort #161 am: 31. Dezember 2008, 10:13:11 »
Zitat
Kennst sich jemand von Euch etwas näher mit diesem Thema aus? Gibt es so etwas wie "Ultraschall-Vibratoren", die einen Chip reinigen könnten?
Zitat aus einem Beitrag im Internet :  "My camera has an ultrasonic vibrator to shake dust off the imaging chip. It uses very little power...."
Ich habe noch nie von so etwas gehört, aber einleuchtend klingt es schon.
Servus Mirko,

so ziemlich alle aktuellen Digitalen Spiegelreflexkameras (DSLR) sind mit irgend einer Technik zu Sensorreinigung ausgestattet. Die Minoltas und deren Sony Alpha Nachkömmlige versuchen teilweise eine Reinigung mit Schütteln des Sensors selbst. Da der Sensor bei den Minoltas und Sonys wegen der Verwendung zur Verwacklungsverhinderung eh beweglich gelagert ist, lag wohl nahe, die Hardware bei einem Teil der Kameramodelle auch zu einem Reinigungsschütteln zu verwenden.

Tests diverser Fachzeitschriften weisen aber darauf hin, dass das mit dem Staubabschütteln nicht besonders gut funktionert. Gegen Kondensatrückstände auf dem Sensor hilft es definitiv nicht...  :(.

Olympus benutzt tatsächlich eine Ultraschalltechnologie zum Sensorreinigen, die in Tests bzgl. der Reinigungsfähigkeit besser alls die Schütteltechnik abgeschnitten hat.

Zu reinigen wäre beim Marsmobil aber ja nicht nur der Sensor, sonder auch Optik - die vor allem auch Außen.

Gruß   Thomas

P.S.
Gerade gefunden, mit ein wenig Beschreibung der Technik: http://www.digitalkamera.de/Meldung/Wie_effektiv_ist_die_automatische_Sensorreinigung_/4114.aspx

Zitat Ergebnis:
"Olympus: gut
Canon: unzureichend (hat uns enttäuscht)
Pentax und Sony: unbrauchbar (hat uns enttäuscht)"

Bemerkung: Andere Tester fanden vielleicht andere Ergebnisse ...
« Letzte Änderung: 31. Dezember 2008, 10:23:39 von tonthomas »

Sven11

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Re: MSL Rover Curiosity
« Antwort #162 am: 04. Januar 2009, 10:49:14 »
Wäre es nicht auch interressant, wenn MSL (oder eine spätere Sonde) im einem gewissem Krater im Tierra Sirenum landet? Denn in diesem unbenannten Krater hatte der Gobal Surveyor flüssiges Wasser nachwiesen können.

Hofi

  • Gast
Re: MSL Rover Curiosity
« Antwort #163 am: 04. Januar 2009, 11:11:17 »
Hi!

@ Sven11
Ich glaube nicht, dass man einen Fund von MGS als *nachgewiesen* bezeichnen kann. (Aber das ist ein anderes Thema)

In früheren Posts haben wir schon über die möglichen Landeorte diskutiert. *Hier* findest du noch einmal die Karte.

Ich glaube nicht, dass sich an den Landeorten noch viel ändern wird. Schließlich muss die Landung genau geplant und programmiert werden. ;) Außerdem ist es (meiner Meinung nach) nicht wirklich sinnvoll, in einem Krater zu landen. Da kann zu viel bei der Landung und nachher beim Herausfahren (falls MSL auch so lange durchhält) passieren.

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Offline redmoon

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Re: MSL Rover Curiosity
« Antwort #164 am: 04. Januar 2009, 14:42:42 »
Hallo Sven11,

Du beziehst Dich wahrscheinlich auf diese Entdeckung aus dem Jahr 2005 :  


Image Credit :  NASA / JPL / MSSS / E. Lakdawalla

Diese Animation besteht aus 2 vom MGS aufgenommenen Bildern eines 5 Kilometer durchmessenden, unbenannten Kraters im Terra Sirenum. Sie wurden im Dezember 2001 und im April 2005 aufgenommen. Die Einzelbilder findet man hier.

Auf dem Terra Sirenum-Bild von 2005 ist eine eindeutige Veränderung zu erkennen. In einer sogenannten "Abflussrinne" hatte sich plötzlich ein heller getöntes Material abgelagert. Die erste Theorie dazu war, dass dieses Material durch einen Wasserausbruch aus dem Untergrund dort hin gespült worden sein könnte. Als Indizien dafür wurde hauptsächlich die vermutete Entstehungsgeschichte dieser Gullys aufgeführt. Diese bildeten sich in der Vorgeschichte des Mars aller Wahrscheinlichkeit nach wirklich als die Abflussrinnen flüssigen Wassers. Es wurde vermutet, dass unterirdische Eisvorkommen durch eine geologische Aktivität geschmolzen sein könnten, als Wasser an die Oberfläche traten und anschließend in dieser Rinne den Hang hinunterflossen, bevor das Wasser sublimierte.

Dies würde allerdings voraussetzten, dass der Mars entgegen der gängigen Meinung immer noch eine vulkanische Aktivität aufweisen müsste. Das ist zwar relativ unwahrscheinlich, da dafür bisher keine Anzeichen gefunden wurden, aber keinesfalls unmöglich. Die Viking Sonden waren mit Seismometern ausgerüstet, Viking 2 konnte damit zwar keine tektonischen Aktivitäten nachweisen ( das Instrument bei Viking 1 konnte leider nicht in Betrieb genommen werden ), jedoch waren die damals verwendeten Instrumente auch nicht sonderlich empfindlich. Die letzten gesicherten vulkanischen Eruptionen auf dem Mars endeten vor ca. 100 Millionen Jahren und bis vor ca. 20 Millionen Jahren gab es anscheinend sowohl im Mangala Fossae als auch im Cerberus Fossae noch Geysir-Ausbrüche. Es wird aber nicht ausgeschlossen, dass entsprechende Ereignisse auch heute noch stattfinden könnten.

Mittlerweile ist man bezüglich der eingangs erwähnten Entdeckung mehrheitlich von der "Wasser-Theorie" abgekommen und vermutet statt dessen "normale" Staublawinenabgänge als Ursache dieser Oberflächenformationen. Siehe dazu auch diesen Artikel, der allerdings nur auf die Entdeckung dieser Lawinen im Februar 2008 durch Aufnahmen der HiRISE-Kamera des Mars Reconnaissance Orbiters eingeht.

Ähnliche Strukturen wie im Terra Sirenum wurden inzwischen übrigens auch am Centauri Montes-Krater am Ostrand des Hellas Beckens entdeckt.

Davon aber jetzt einmal unabhängig. Der besagte Krater im Krater im Terra Sirenum befindet sich bei den geografischen Koordinaten 36,6 Grad Süd und 161,8 Grad West. Das für das MSL vorgesehene Landegebiet darf sich zwar im Extremfall auf bis zu 45 Grad Nord oder Süd befinden, und der Krater wäre somit innerhalb dieses Bereiches. Aber die Hauptargumente für eine jede Landezone der MSL-Mission sind neben der Sicherheit bei der Landung auch eine vielschichtige geologische Vergangenheit und das eindeutige ehemalige Vorhandensein von flüssigem Wasser. Hier im Forum wurde über potentielle Landeplätze ab Antwort # 54 auf Seite 004 diskutiert.

Falls es Dich interessierten sollte, hier die Anforderungen der Techniker und Ingenieure des Rovers an den Landeplatz :  
http://planetary.org/blog/article/00000970/
http://themis.asu.edu/landingsites/MSL_Eng_User_Guide_v4.5.1.pdf

Und die der Wissenschaftler :  
http://marsoweb.nas.nasa.gov/landingsites/msl/workshops/2nd_workshop/talks/Vasavada_Science_Objectives.pdf
http://marsoweb.nas.nasa.gov/landingsites/msl/workshops/1st_workshop/abstracts/Rice_1st_MSL_workshop.pdf

Da der Krater auch bei den früheren durchgeführten Treffen mit einer weit größeren Anzahl von potentiellen Landeplätzen nicht vertreten war, kann man davon ausgehen, dass er die gestellten Anforderungen nicht erfüllt. Es gibt halt interessantere und sicherere Forschungsziele auf dem Mars.

Die Entscheidung darüber, welcher der letzten 4 potentiellen Landeplätze jetzt das Rennen macht, wurde übrigens aufgrund der Startverschiebung des MSL ebenfalls um 2 Jahre nach hinten geschoben. Sie soll jetzt im Rahmen einer weiteren Konferenz in der ersten Jahreshälfte 2011 fallen.

Trotzdem wird das sehr wahrscheinliche Vorhandensein von Wassereis unmittelbar unter der Oberfläche und auch in den gemäßigten Breiten des Mars in der Zukunft ein Wegweiser für die Wissenschaft sein. Im Herbst 2008 wurden auf dem Europlanet-Meeting in Münster von US-Forschern weitere Bilder der Sonde MRO präsentiert. Darauf waren eine Vielzahl sehr kleiner und extrem junger ( nur wenige Jahre alt ) Impaktkrater zu erkennen. Ein nur ca. 2 Jahre alter Krater, in den mittleren geografischen Breiten gelegen, zeigte  dabei in seinem Inneren ein gleißend weißes Material, welches allgemein als Wassereis interpretiert wurde. Sollte dies zutreffen, so würde dies bedeuten, dass es auch außerhalb der Polarregionen unmittelbar unter der Marsoberfläche Wassereis-Vorkommen gegen würde.

Und so ein Ergebnis könnte dann wiederum EXO-Mars bestätigen. Dessen Bohrer soll einmal in der Lage sein, bis zu 2 Meter tief in den Marsboden vorzudringen, eine Materialprobe zu entnehmen und in bordeigenen Laboratorium zu untersuchen.

Schöne Grüße aus Hamburg - Mirko
Nicht ewig bleibt die Menschheit auf der Erde - Konstantin Eduardowitsch Ziolkowski

gorgoyle

  • Gast
Re: MSL Rover Curiosity
« Antwort #165 am: 04. Januar 2009, 16:10:55 »
Wäre es nicht sinnvoll, die gemachten Bohrlöcher mit Sonden zu versehen, die Daten über seismische Aktivität und Temperat sammelt um genaueren Aufschluß über bestehende geologische Aktivitäten zu erhalten? Das Landegerät für den Rover könnte dafür vll zu einer Relay-Station für die seismischen Sonden erweitert werden, welche die empfangenen Meßwerte an einen Satelliten weiterleitet, damit der Rover nicht durch diese Aufgabe an die Nähe der Sonden gebunden ist.
« Letzte Änderung: 04. Januar 2009, 16:12:19 von gorgoyle »

Sven11

  • Gast
Re: MSL Rover Curiosity
« Antwort #166 am: 04. Januar 2009, 18:42:26 »
Übrigens: Ich sehe ein kleines Problem mit der Startverschiebung bis 2011, welcher der Rover dann erst 2012 erreichen wird.

Bis Ende 2012 sind die Orbiter Mars Odyssey, MRO und Mars Express relativ alt geworden. (Odyssey 12 Jahre, MRO 6 Jahre und Mars Express 8 Jahre) Meiner Hinsicht wird Odyssey dort bereits funktionsuntüchtig sein, und Mars Express sich an deren Grenze befinden. Dann bleibt nur noch MRO übrig, welcher bis dahin auch recht alt sein wird.

Wenn man berücksichtigt, dass die Mission MSLs 2 Jahre oder sogar mehr dauern würde, könnte nach einigen Jahren schliesslich auch MRO ausfallen, sodass keine Relay-Station mehr verfügbar wäre, sodass dies vermultlich nicht nur das Missionsende von MRO sein wird, sondern gleichzeitig das von MSL.

Re: MSL Rover Curiosity
« Antwort #167 am: 04. Januar 2009, 18:54:31 »
\\   //    Grüße
 \\ ///    Daniel

"We are following you ... but not on twitter." (Futurama)

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Offline Nitro

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Re: MSL Rover Curiosity
« Antwort #168 am: 04. Januar 2009, 22:55:41 »
Hinzu kommt, dass die Rover nicht auf Orbiter angewiesen sind. Es macht die Datenübertragung zwar effizienter, vor allem in Bezug auf Energieverbrauch, aber es geht auch ohne Relay. Zumindes ist das bei den MROs der Fall, daher gehe ich mal davon aus, dass MSL diese Option auch hat.
Bevor man einen Beitrag letztendlich abschickt sollte man ihn sich noch ein letztes Mal durchlesen und sich dabei überlegen ob man ihn genau in diesem Wortlaut auch Abends seinem Partner und/oder Kindern ohne Bedenken vorlesen würde.

Sven11

  • Gast
Re: MSL Rover Curiosity
« Antwort #169 am: 05. Januar 2009, 20:35:15 »
Blöd, wenn Maven versagen würde und man in MSL keine solche Sendeantenne einbauen würde.

Re: MSL Rover Curiosity
« Antwort #170 am: 07. Januar 2009, 16:37:22 »
Ich glaube aber schon, dass er eine Antenne mitführt. Das steht immerhin so bei Wikipedia.
Zitat
...wird MSL nach neueren Planungen eine eigene Antenne tragen, deren zusätzliches Gewicht vermutlich die Größe der wissenschaftlichen Nutzlast reduzieren wird.
Also Positives (Direktes Senden zur Erde, Unabhänigkeit von Orbitern) und Negatives (hoher Stromverbrauch, weniger Experimente, höhere Kosten).

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Offline redmoon

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Re: MSL Rover Curiosity
« Antwort #171 am: 07. Januar 2009, 20:53:22 »
Hallo,

bei der NASA-Pressekonferenz, auf welcher die Verschiebung der Mission auf 2011 bekanntgegeben wurde, ging man auch auf das Kommunikationsproblem ein. Die NASA verlässt sich sozusagen auf die weitere Funktionsfähigkeit des MRO als Relaisstation. Dieser sollte nach seiner gerade abgelaufenen Primärmission sowieso als Kommunikationsplattform in der Marsumlaufbahn erhalten bleiben. Sollte dieser jedoch zwischenzeitlich versagen, so wäre das MSL auch in der Lage, die gesammelten Daten direkt zur Erde zu übermitteln. Entsprechende Kommunikationsanlagen waren von Anfang an eingeplant. Allerdings gehe ich persönlich davon aus, dass die Datenübertragungsrate dadurch reduziert werden würde.

MAVEN kommt als Relaisstation zumindestens in der regulären Missionszeit des MSL nicht in Frage. Die Ankunft des MSL auf dem Mars erfolgt 2012 und die Mission ist erst einmal auf 2 Jahre ausgelegt. MAVEN jedoch soll erst Ende 2013 starten und wird den Mars erst im Sommer 2014 erreichen. Das reicht dann bestenfalls noch für eine "Extended Mission".  

Auch die jetzt geplante ( oder schon beschlossene ? ) Marsmission der indischen Weltraumbehörde ISRO mit einem angekündigten Starttermin ebenfalls Ende 2013 käme also zu spät.

Eine weitere Option wäre evtl. eine Kooperation mit Russland und / oder China. Phobos-Grunt und die chinesische "Huckepack-Sonde" Yinghuo-1 sollen nach jetzigem Planungsstand noch dieses Jahr zum Mars starten.

Aber vielleicht gibt es ja noch "Schützenhilfe" von ganz anderer Seite. Denn auch die AMSAT, eine internationale Vereinigung von Amateurfunkern, plant, einen Kommunikationssatelliten zum Mars zu entsenden.
http://www.astronomie-heute.de/artikel/961178&_z=798889

Obwohl, ich glaube nicht so recht daran, dass die NASA sich in der Frage der Datenübertragung auf "Außenstehende" ( also Nicht-NASA ) oder gar "Privatleute" verlassen würde, es sei denn, es brennt richtig...

Schöne Grüße aus Hamburg - Mirko
Nicht ewig bleibt die Menschheit auf der Erde - Konstantin Eduardowitsch Ziolkowski

func_doc

  • Gast
Re: MSL Rover Curiosity
« Antwort #172 am: 13. Januar 2009, 20:45:21 »
Hallo leute!
ich bin der Zeit damit beschäftigt eine Ausarbeitung über den MSL zu schreiben und eins ist mir noch nicht ganz klar. Deshalb habe ich mich jetzt hier registriert und möchte euch fragen:
was kann APXS, was Chemcam nicht kann. APXS bruacht doch wesentlich länger als Chemcam um die chem. Zusammensetzung zu untersuchen. Es heißt ja :

From a distance of 1 to 9 meters (3.3 to 30 feet), ChemCam will be able to:

rapidly identify the kind of rock being studied (for example, whether it is volcanic or sedimentary);

determine the composition of soils and pebbles;

measure the abundance of all chemical elements, including trace elements and those that might be hazardous to humans;


und für APXS gilt:
The Alpha Particle X-Ray Spectrometer will measure the abundance of chemical elements in rocks and soils.


Quelle: http://marsprogram.jpl.nasa.gov

mir ist es klar dass diese Instrumente in ihrer Funktionsweise völlig unterschiedlich sind, allerdings wäre doch das Ergebnis der chem. Zusammensetzung identisch oder nicht?  :-?

bin dankbar für eure Bemerkungen :-)

« Letzte Änderung: 13. Januar 2009, 20:47:27 von func_doc »

Crest

  • Gast
Re: MSL Rover Curiosity
« Antwort #173 am: 14. Januar 2009, 08:43:50 »
Hallo Func Doc,

zunächst einmal willkommen im Forum.

Mit den verwendeten Geräten des MSL kenne ich mich nicht aus, da müssen dir unsere Spezialisten weiter helfen. Aber ganz allgemein kann man sagen:
  • Nicht alle Stoffe lassen sich mit allen Untersuchungsmethoden gleich gut nachweisen.
  • Zwei verschiedene Untersuchungsmethoden können der Validierung von Ergebnissen dienen. Man hat dann eine Vergleichsmöglichkeit für die Ergebnisse beider Geräte.

René

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Offline redmoon

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  • 4293
Re: MSL Rover Curiosity
« Antwort #174 am: 14. Januar 2009, 20:06:53 »
Hallo func doc,

so richtig weiterhelfen kann ich Dir leider auch nicht.

Das APXS des MSL ist eine verbesserte Version der Spektrometer, welche momentan auf den Marsrovern Spirit und Opportunity im Einsatz sind. Es wird Röntgenanalysen durchführen. Dazu bestrahlt das APXS die zu analysierende Probe mit Alpha- und Röntgenstrahlung. Ein hochauflösender Detektor misst dann die reflektierte Strahlung und analysiert anhand der so gewonnenen Spektren die chemische Zusammensetzung des Zielobjektes. Dazu muss es bis auf 2 Zentimeter oder näher an das Ziel herangeführt werden. Eine Analyse dauert zwischen 15 Minuten und 3 Stunden. Je länger, desto genauer.

Die ChemCam führt eine Emissions -Spektralanalyse durch. Dazu wird das Ziel mit einem Verdampfungslaser beschossen ( Darth Vaders Todesstern lässt grüßen... ;) ) und anschließend das verdampfte Material analysiert. Dazu muss man dem Ziel eigentlich nicht näher als 9 Meter kommen.

Ich bin kein Chemiker und kann deshalb nicht sagen, welche Methode besser oder genauer ist, aber es liest sich so, als ob mit dem APXS detailliertere Analysen möglich wären. Auf jeden Fall aber kann die ChemCam Ziele  untersuchen, welche man aufgrund von Unwegsamkeiten des Geländes nicht direkt ansteuern kann. Außerdem ist die Untersuchung weniger zeitintensiv. Theoretisch sollte sie sogar "im Vorbeifahren" möglich sein...
 
Hier 2 Websites mit mehr Angaben dazu :  

http://msl-scicorner.jpl.nasa.gov/Instruments/APXS/
http://msl-scicorner.jpl.nasa.gov/Instruments/ChemCam/  

Vielleicht kannst Du damit ja mehr anfangen als ich….

Schöne Grüße aus Hamburg - Mirko
Nicht ewig bleibt die Menschheit auf der Erde - Konstantin Eduardowitsch Ziolkowski