Die NASA hat eine aktualisierte Zusammenfassung zum Versagen der Taurus XL bei der OCO-Mission und Glory-Mission drei Jahre später veröffentlicht:
https://www.nasa.gov/sites/default/files/atoms/files/oco_glory_public_summary_update_-_for_the_web_-_04302019.pdfDemnach versagte bei beiden Missionen der Mechanismus zum Abwerfen des Fairings.
Durch die zusätzliche Masse waren die Raketen zu schwer, um orbitale Geschwindigkeit zu erreichen und stürzten bei Antarktika ins Meer.
Beide Misserfolge verursachten zusammen Kosten von über 700 Mio. Dollar, die verlorene Arbeitszeit der beteiligten Wissenschaftler noch nicht eingerechnet.
Die Fairinghälften untereinander und zur Rakete waren mit "frangible joints", also ungefähr "zerbrechlichen Verbindungen" (aus Aluminium-Extrusionsmaterial) verbunden (vielleicht sind "Sollbruchstellen" gemeint, was sagen die amerikanisch-englisch Experten?)
Hier noch einmal der entscheidende Satz zum selber übersetzen: "A frangible joint is a structural separation system that is initiated using ordnance. Initiation of the ordnance causes the ligament of the frangible joint extrusion to fracture, allowing the two payload fairing halves to be separated and subsequently jettisoned from the Taurus rocket."
In Zusammenhang mit der auslösenden "ordnace" könnte auch eine Übersetzung als "Sprengbolzen" korrekt sein?
Als Hauptgrund für das Versagen der beiden Raketen wurden "improper “Extrusion Material Properties”" festgestellt, d.h. die Materialeigenschaften der extrudierten Bauteile waren nicht ausreichend.
Die Bauteile für beide Raketen wurden von der Fa. Sapa Profiles, Inc. (SPI) in ihrer Technical Dynamics Aluminum (TDA) Fabrik, in Portland Oregon hergestellt.
Da zunächst der Grund für das Versagen nicht gefunden werden konnte, wurden schließlich Materialproben aus den ursprünglichen Extrusionsprozessen untersucht.
Dabei wurde festgestellt, dass die Materialeigenschaften nicht den geforderten und eigentlich von der Firma zertifizierten Spezifikationen entsprachen.
Man fand weiterhin Hinweise, dass die Ergebnisse ursprünglicher Materialtests der Firma verändert wurden.
Die Firma hat die Materialien unberechtigterweise zertifiziert, obwohl die geforderten Materialeigenschaften nicht erreicht wurden.
Wie in einem Gerichtsverfahren festgestellt wurde, hat SPI zwischen 1996 und 2006 rund 2000 Testergebnisse manipuliert, wovon mehr als 200 Kunden betroffen waren.
Weitere Testergebnisse (ca. 4100) wurden in einem anderen Firmen-Labor in Portland zwischen 2006 und 2015 manipuliert, wovon mehr als 250 Kunden betroffen waren.
In einem weiteren Newsletter teilt die NASA mit, dass die Fa. SPI (jetzt als Hydro Extrusion Portland, Inc. firmierend) neben der strafrechtlichen Verfolgung in einem Zivilverfahren 46 Mio. Dollar an die Regierung und private Kunden zahlen musste.
Die Firma wurde bereits 2015 von allen öffentlichen Aufträgen ausgeschlossen.
Weiterhin schreibt die NASA, dass sie zwar soviel teste wie möglich, aber einfach nicht alles testen kann.
Sie zahle bewusst mehr, damit die Auftragnehmer Tests und Zertifizierungen übernehmen.
Wir haben ja schon öfters über den Mehrpreis von Regierungs- bzw. NASA-Starts gegenüber rein kommerziellen diskutiert.
Offensichtlich ist dieser Mehrpreis für manche durchaus ein Anreiz ihre kriminelle Energie walten zu lassen, um noch einen größeren Reibach zu machen.
Viele Grüße
Rücksturz