Nukleartechnik für die Raumfahrt

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liam.int

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Re: Nukleartechnik für die Raumfahrt
« Antwort #175 am: 19. April 2011, 18:20:28 »
Die Kühlung mittels Radiatoren dürfte ein zu lösendes Problem sein. Das dringendste Problem ist wohl der Start von der Erde aus.

Meiner Meinung nach stellen die Radiatoren einer der größten Probleme dar. Mit steigender Reaktorleistung steigt dann auch die Radiatorfläche dementsprechend je nach Temperatur stark an. Bei meisten Missionsanalysen geht man meistens ja von < 1MW Reaktorleistung (mesitens 200 - 500 kW). Darüberhinaus wird dann die Abstrahlfläche doch recht groß. Man kann dann die T erhöhen, mit flüssigmetall usw. und plötzlich wird das Ganze dann sehr teuer und recht schwer ... ausserdem brayton cycle ...

Naja und der Start ist eh ein politisches bzw. evtl. ein ökologisches Problem.

websquid

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Re: Nukleartechnik für die Raumfahrt
« Antwort #176 am: 19. April 2011, 18:24:36 »
Die Kühlung mittels Radiatoren dürfte ein zu lösendes Problem sein. Das dringendste Problem ist wohl der Start von der Erde aus.

Meiner Meinung nach stellen die Radiatoren einer der größten Probleme dar.
Ich glaub die Wahrheit liegt da in der Mitte ;)
Es ist wirklich kein großes technisches Problem, die Kühlung mittels Radiatoren zu realisieren.
Aber Radiatoren stellen womöglich die größte Hürde beim Versuch dar, das Leistungsgewicht zu verbessern. Ich denke auch, dass es Ziel sein sollte, entweder die Radiatoren leichter zu machen, oder den Wirkungsgrad zu erhöhen (so dass weniger Energie abgegeben werden muss), oder am besten beides. Das scheint aber doch noch sehr schwer realisierbar zu sein.

runner02

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Re: Nukleartechnik für die Raumfahrt
« Antwort #177 am: 20. April 2011, 13:39:56 »
http://nextbigfuture.com/2008/03/direct-conversion-of-radiation-into.html

Hier, damit wäre der Kühlbedarf annähernd 0, weil statt Zerfallswärme Strom entsteht.

GG

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Re: Nukleartechnik für die Raumfahrt
« Antwort #178 am: 21. April 2011, 15:25:53 »
Das hatten wir damals schon mal andiskutiert. Die Zerfallswärme entsteht natürlich trotzdem. Man kann die thermischen Teilchen aber benutzen, um einen Teil ihrer Energie in elektrische umzuwandeln. Von 100% (oder Abwärme annähernd 0) wäre man aber auch dann noch weit entfernt.

Damit soll sich der Wirkungsgrad von RTGs von unter einem auf knapp 10 Prozent steigern lassen. Blieben immer noch 90% Abwärme. Bei Kernreaktoren erreicht man dagegen von der "bis zu 20-fachen Effektivität" nicht einmal die doppelte. Ein Schritt in die richtige Richtung ist es allemal.

http://www.raumfahrer.net/news/raumfahrt/05042008120717.shtml

nukolar

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Re: Nukleartechnik für die Raumfahrt
« Antwort #179 am: 24. April 2011, 15:53:08 »
Und bis ein brauchbarer Reaktor zur Stromerzeugung zur Verfügung steht, könnte man auf eine Technologie zurückgreifen, die seit ca. 50 jahren in irgendwelchen Schubladen verkommt: Ich spreche von NERVA!!

Es wurden ca. 15 Stk gebaut, die auch einige Betriebsstunden getestet wurden......

Bei doppelter Geschwindigkeit zu chemischen Triebwerken hat dieses Konzept einen weiteren Vorteil: Bei diesen Triebwerken ist echt "Dampf" dahinter!  ;D

Da braucht dann auch nicht bei der Hardware auf jedes Gramm geachtet werden.......

Und natürlich dürften die erst in gehörigem Abstand von der Erde gezündet werden  ;)

Offline Matjes

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Re: Nukleartechnik für die Raumfahrt
« Antwort #180 am: 24. April 2011, 20:27:36 »
An nukolar

Zitat:"Bei doppelter Geschwindigkeit zu chemischen Triebwerken hat dieses Konzept einen weiteren Vorteil: Bei diesen Triebwerken ist echt "Dampf" dahinter!"

Tschuldigung - aber das glaube ich Dir nicht. Es wäre aber schon toll, wenn es wahr wäre.

Die Lebensdauer von heutigen chemischen Triebwerken liegt bei ca. 20 Minuten. Weil dann der Bladder trotz Kühlung durchbrennt. Wieso soll bitte durch Austausch der Wärmequelle die Geschwindigkeit auf das Doppelte steigen. Also nicht 3000 m/sec (immerhin 10fache Schallgeschw.) sondern 6000 m/sec.

Nehmen wir mal an, deine Angaben stimmen. Dann hast du Brennkammertemperaturen von ca. 3000 °C und einen Brennkammerdruck von 400 bar. Dein Reaktor löst sich bei solchen Temperatur- und Druckverhältnissen auf. Er wird flüssig und es gibt eine Kernschmelze. In der einschlägigen Literatur war der flüssige Reaktorkern sogar einkalkuliert (Um den hohen spez. Impuls zu erreichen). Allerdings hat man keine Materialien gefunden, die so etwas aushalten. Und dann den Reaktor noch regeln - wie geht denn das? Daran ist Nerva gescheitert.  Der Brennkammer gebe ich eine Lebensdauer von wenigen Minuten.

Mit einer der Gründe - so habe ich es verstanden - warum Nerva aufgegeben wurde, war, daß er nur sicher betrieben werden konnte, wenn ein niedriger spezifische Impuls in Kauf genommen wurde - also eine niedrige Reaktortemperatur und damit eine niedrige Ausströmgeschwindigkeit. Und zusätzlich kommt das hohe Gewicht der Strahlungsabschirmung. Die Wärme von Spaltungsreaktoren als Raumschiffantrieb zu nutzen - entschuldige bitte - macht technisch / physikalisch wenig Sinn.

Wenn Du da andere Info hast - ich lerne gerne dazu.

Gruß Matjes

P.S.: Das größte Hindernis der Raumfahrt heute ist unsere miserable Antriebstechnik. Dies zu ändern - fände ich sehr toll. Also Interesse - das ist schon da.

Poseidon

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Re: Nukleartechnik für die Raumfahrt
« Antwort #181 am: 25. April 2011, 01:27:39 »
Zu Nerva mal ne Frage. Wäre mit heutiger Technik(Eventuell Wasserstoffkühlung ähnlich wie bei den Shuttle Triebwerken) Nerva zu bauen?

Oder sind wir technisch noch immer nicht soweit. Scheitert es wirklich nur am politischen Willen einen Reaktor hinzuschiessen oder gehts technisch einfach noch nicht?

Basileios

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Re: Nukleartechnik für die Raumfahrt
« Antwort #182 am: 25. April 2011, 06:48:16 »
Nerva-Triebwerke wurden bereits gebaut und getestet. Der spezifische Impuls lag bei etwa 850s bei einer erreichten Brenndauer von 90 Minuten (kumuliert?). NERVA ist also keinesfalls gescheitert sondern das Programm wurde aus politischen Gründen (Geld) gestoppt. Der Reaktor ist nicht gescholzen, da die erzeugte Wärme durch den H2-Strom abgeführt wird. Der spezifische Impuls ist unter anderem so hoch, weil nur Wasserstoff im Abgasstrom vorhanden ist und nicht wie bei chemischen Raketen schwerere Verbindungen wie O2 oder CO2 (dafür hat man logischerweise weniger Schub).

Mit heutigen Materialien und Konstruktionstechniken liegen etwa 925s im Bereich des technisch machbaren, bei Alternativen Konzepten (nicht auf Nerva basierend sondern auf Dumbo oder Kugelhaufenreaktoren (Timberwind) sogar 1000s. Bei Nerva hat man Temperaturen von bis zu 2700K erreicht, mit neueren Materialen wären 3000K realistisch.


ROVER NERVA Nuclear Rocket Engine test stand #2

Waren das noch Zeiten, wo man Nukleartriebwerke einfach an der Oberfläche getestet hat ...  ;)


Offline Matjes

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Re: Nukleartechnik für die Raumfahrt
« Antwort #183 am: 25. April 2011, 08:41:00 »
An Basileios

Wenn es Dir nichts ausmacht. Für die 2700°K hätte ich gern mehr Info: speziell Aufbau der Brennkammer, Treibmittelpumpe, Kammerdruck, Material der Brennstabumhüllung, Art der Reaktorkontrolle und so ein Kram.

Gruß Matjes

nukolar

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Re: Nukleartechnik für die Raumfahrt
« Antwort #184 am: 25. April 2011, 11:51:49 »
@Matjes: Wie Basileios bereits erwähnt hat, ist das Projekt aus Geldmangel gestopt  worden, obwohl man schon relativ gut entwickelte Hardware hatte.......einige hundert Betriebsstunden sollen es gewesen sein. Also gehe ich mal davon aus, dass es wohl auch eine politische Sache war.
Außerdem war nach Apollo der Mars mal ad Akta gelegt.

Außerdem bin ich im aktuellen PM auf einen Artikel gestoßen, nach dem die Russen, allen voran der Chef von Energia, die atomaren Antriebe zum Einsatz bringen will......genaueres hat er leider nicht gesagt. Und Orion wird er wohl hoffentlich nicht gemeint haben..... :o

Es war auch die Rede von einer Art Gaskernreaktor: In der Reaktionskammer wird eine art Wirbel aus H2 erzeugt und darin geringe Mengen Uran (Partikel) eingebracht. Dadurch soll ein Plasma von 30000 C enstehen. Aber das ist noch recht unausgegoren.....und die Strahlenbelastung wäre um einiges höher als NERVA. Ist natürlich für dem Weltraumeinsatz gedacht :D

Die Rede ist von Flugzeiten von 1 Jahr.......bis zum Pluto wohlgemerkt! 8) Das wär doch mal was, oder?

Basileios

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Re: Nukleartechnik für die Raumfahrt
« Antwort #185 am: 25. April 2011, 13:33:10 »
An Basileios

Wenn es Dir nichts ausmacht. Für die 2700°K hätte ich gern mehr Info: speziell Aufbau der Brennkammer, Treibmittelpumpe, Kammerdruck, Material der Brennstabumhüllung, Art der Reaktorkontrolle und so ein Kram.

Gruß Matjes

2700K entspricht etwa 900s. Das war mit speziellen Brennelementen, die man nicht im Triebwerk getestet hat. Die echten NERVA-Triebwerke haben nicht so heiss gearbeitet, ich meine die waren da so bei 2500K was etwa 850s entspricht. Näheres hier:

http://trajectory.grc.nasa.gov/aboutus/papers/AIAA-93-4170.pdf

Die 850s Triebwerke sind gebaut und getestet worden. Das ganze funktioniert also sehr gut.

Offline Matjes

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Re: Nukleartechnik für die Raumfahrt
« Antwort #186 am: 25. April 2011, 14:29:50 »
An Basileios

Vielen Dank für den NASA Artikel. Denn muß ich jetzt erstmal lesen.

An nukolar

Bei dem geplanen russischen Reaktor ist es noch viel schwieriger als Du geschrieben hast. Schau doch mal unter:
http://de.wikipedia.org/wiki/Gaskernreaktor
Die offenen Probleme in den Griff zu kriegen, oh oh. Hochangereichertes Uranplasma in ein Kraftfeld einzusperren. Da haben sich die Russen aber etwas vorgenommen. Wie wir ja kürzlich lernen mußten, muß man die Nachwärme eines Reaktors monatelang abführen, selbst nachdem die Spaltungsreaktion längst erloschen ist. Sicherheit sieht anders aus.

Gruß Matjes

Offline Ruhri

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Re: Nukleartechnik für die Raumfahrt
« Antwort #187 am: 25. April 2011, 14:39:52 »
Natürlich liegt die Leistung eines Reaktors, wie man für die Raumfahrt benötigen würde, erheblich unter denen eines Leistungsreaktors zur Stromerzeugung. Je kleiner aber die Leistung, desto geringer das Risiko. So können Nullleistungsreaktoren sogar komplett auf Kühlung verzichten und brennen trotzdem nicht durch. Die Frage ist nur, wo die Grenze zu ziehen ist, sowohl bei Sicherheit als auch bei der zu erzeugenden Energiemenge. Neulich stand etwa in der Zeitung, dass der ziemlich leistungsschwache THTR-300 (300MW) durchaus hätte durchbrennen können. Die Sicherheitsgrenze lag da bei gerade einmal 100 MW, interessant werden Kernreaktoren aber bei 1.000-1.400 MW. Aber wie gesagt, braucht man in der Raumfahrt bei weitem nicht so hohe Leistungen.

websquid

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Re: Nukleartechnik für die Raumfahrt
« Antwort #188 am: 25. April 2011, 15:16:51 »
@Matjes: Von einem "geplanten russischen Gaskernreaktor" zu sprechen ist noch etwas früh ;)

Man plant konkret einen relativ konventionellen Nuklearreaktor für den Weltraumeinsatz zur Stromerzeugung (also nuklearelektrischer Antrieb). Alles was darüber hinausgeht sind nur Gedankenspiele, aber nicht Gegenstand aktueller Entwicklung.

Basileios

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Re: Nukleartechnik für die Raumfahrt
« Antwort #189 am: 25. April 2011, 15:44:46 »
Wie wir ja kürzlich lernen mußten, muß man die Nachwärme eines Reaktors monatelang abführen, selbst nachdem die Spaltungsreaktion längst erloschen ist. Sicherheit sieht anders aus.

Das trifft bei einem nuklearen Triebwerk nicht zu, da der Reaktor dort nur für kurze Zeit aktiv ist und dementsprechend geringere Mengen an Spaltprodukten entstehen (in Atomkraftwerken läuft der Reaktor Monate). Selbst bei einem vergleichsweise langen Einsatz muss man NERVA nicht länger als einen Tag kühlen. Die Kühlung erfolgt radiativ und in dem man Treibstoffreste durch den Reaktor führt. In einer NERVA-Stufe sind so 3%-5% des Treibstoffs für Cool-Down reserviert (kommt natürlich auf die Größe der Stufe und die Leistung des Reaktors an) ...

... es gibt aber noch eine andere Möglichkeit: Man nutzt NERVA nach dem Einsatz über einen separaten Kreislauf zur Stromerzeugung und spart sich so den Treibstoff zur Kühlung. Das Triebwerk würde dann während der Reisephase als Kernreaktor arbeiten. Man braucht so keinen Treibstoff einsetzen und erzeugt auch noch viel Strom, dafür macht es das Triebwerk aber schwerer, da man Turbinen und Radiatoren auch noch mit herumschleppt. Das reduziert das eh schon mäßige T/W Ratio noch weiter ...

nukolar

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Re: Nukleartechnik für die Raumfahrt
« Antwort #190 am: 26. April 2011, 00:08:50 »
@matjes: Soweit ich das mitbekommen habe, war NERVA als 3 Stufenkonzept gedacht: Die erste stufe (3 Triebwerke) bringt das raumschiff auf kurs richtung mars, die 2 stufe bremst das ganze in eine Marsumlaufbahn und sorgt danach auch wieder für den Rückflug (2 triebwerke). die dritte stufe bremst die Rückkehrkapsel wieder in eine erdumlaufbahn (1 triebwerk).

Alle Stufen werden also abgetrennt......also ein "nachglühen" ist kein Problem.

Die einzelnen Stufen sollten halt nur die erdbahn nicht kreuzen....... ;)

Basileios

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Re: Nukleartechnik für die Raumfahrt
« Antwort #191 am: 26. April 2011, 05:35:18 »
Auch bei einer Wiederverwendung ist das Abführen Restzerfallswärme ein "Problem", das bereits gelöst worden ist.

*

Offline Schillrich

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Re: Nukleartechnik für die Raumfahrt
« Antwort #192 am: 26. April 2011, 11:57:07 »
Hallo,

ich habe den bisherigen Thread "Nuklear Energieversorgung" umbenannt in "Nukleartechnik für die Raumfahrt", da wir ebenso thermische nukleare Antriebskonzepte diskutieren. Generell geht es um Einsatzmöglichkeiten von Nukleartechnik in der Raumfahrt.
\\   //    Grüße
 \\ ///    Daniel

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tonthomas

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Re: Nukleartechnik für die Raumfahrt
« Antwort #193 am: 26. April 2011, 13:52:13 »
... Und dann den Reaktor noch regeln - wie geht denn das? Daran ist Nerva gescheitert.  Der Brennkammer gebe ich eine Lebensdauer von wenigen Minuten. ... Wenn Du da andere Info hast - ich lerne gerne dazu. ...

Schau mal da ...


... oder da: https://forum.raumfahrer.net/index.php?action=media;sa=item;in=2492

Imho war die größte Herausforderung die, dass der Brennstoff sich sicher so einschließen ließ, dass nicht Bestandteile von ihm und des Kerns im Wasserstoffstrom durch die Düse des Systems ausgestoßen werden.

Gruß   Pirx

*

Offline Klakow

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Re: Nukleartechnik für die Raumfahrt
« Antwort #194 am: 06. Mai 2011, 23:35:02 »
Die Kühlung mittels Radiatoren dürfte ein zu lösendes Problem sein. Das dringendste Problem ist wohl der Start von der Erde aus.

Meiner Meinung nach stellen die Radiatoren einer der größten Probleme dar. Mit steigender Reaktorleistung steigt dann auch die Radiatorfläche dementsprechend je nach Temperatur stark an. Bei meisten Missionsanalysen geht man meistens ja von < 1MW Reaktorleistung (mesitens 200 - 500 kW). Darüberhinaus wird dann die Abstrahlfläche doch recht groß. Man kann dann die T erhöhen, mit flüssigmetall usw. und plötzlich wird das Ganze dann sehr teuer und recht schwer ... ausserdem brayton cycle ...

Naja und der Start ist eh ein politisches bzw. evtl. ein ökologisches Problem.

Meiner Meinung nach stellen die Radiatoren einer der größten Probleme dar. Mit steigender Reaktorleistung steigt dann auch die Radiatorfläche dementsprechend je nach Temperatur stark an. Bei meisten Missionsanalysen geht man meistens ja von < 1MW Reaktorleistung (mesitens 200 - 500 kW). Darüberhinaus wird dann die Abstrahlfläche doch recht groß. Man kann dann die T erhöhen, mit flüssigmetall usw. und plötzlich wird das Ganze dann sehr teuer und recht schwer ... ausserdem brayton cycle ...

Naja und der Start ist eh ein politisches bzw. evtl. ein ökologisches Problem.
[/quote]

Im Prinzip ja, allerdings stimmt das mit der Größe so nicht.
Will man z.B. den Wärme mittels Flüssigkeiten abtransportieren, so bekommt man bei doppelt so großen Leitungsquerschnitten viermal so große Flüssigkeits, oder Gasmängen durch. Wie man sieht steigt zumindest in Niederdrucksystemen die Leitungsmasse langsammer an als der Massendurchsatz.
Gennerell haben kleine Systeme vor allem in kerntechnischen Anlagen auch kleinere Wirkungsgrade und das Verhältnis Anlagenmasse/Energieertrage ist kleiner.
Das kann man auch gut an Gasturbinen zeigen, sehr kleine Turbinen sind deshalb unwirtschaftlich.

Da es eher schierig ist den Währmetransport vollständig mittels Flüssigkeiten/Gasen durchzuführen, kann man vielleicht ein System entwickeln das erstmal über Leitungen mit großem Querschnitt in meheren Stuffen sich zu dünneren Leitungen verzweigt und dann in den dünnsten Schichten Matten zu verwenden die über Kohlenstoffnanofasern die Wärme auf möglichst dünne Filme transportiert.  Wollte man das mit Kupfer oder Aluminium machen, hätte man sehr schwere Kollectoren, macht man das aber wie beschrieben mit C-Tubes, hat man bezogen auf die Masse einen ca. 110x keinere Masse wie bei der Verwendung von Kupfer.

Eigendlich ist das den meisten Menschen wohl noch nicht bewusst, was dies gerade für Wärmemachinen bedeutet. Einen Faktor 100 ist riessig und lässt Lösungen zu die vorher undenkbar waren.

Ich hatte dies hier schonmal erwähnt, ich würde am ehsten einen Hochtemperaturreaktor verwenden und die Energie direkt mittels Helium zu einer oder mehreren (=redundanz) Gasturbinen leiten. Diese mit möglichst hoher Temperatur betreiben um den Wirkungsgrad so hoch zu betreiben wie es nur geht.

Für die Kühlung muss man dann schauen bei welcher Turbineneintritstemperatur ein Optimum von Turbinenwirkungsgrad zur Gesamtmasse vom Reaktor+Turbinen+Kühlleitungsnetz+Kühlgas+passive_Kühlflächen erreichbar ist. Vielleicht ist es sogar sinnvoll einen zweistufigen Kühlkreislauf zuhaben und eine Dampfturbine(n) im zweiten Kreis unterzubringen, falls dadurch das Leistungsgewicht verbessert wird.

Weiterhin könnte man bei relativ kalter Kühlflüssigkeit, diese in einem Mantel an der Aussenseite der Passagierkabine entlangführen um zusätzlichen Strahlenschutz für die Besatzung zu erreichen (in bemanten Einsätzen).   

Hier kommt leider noch eine Krux: Da man mit cTubes noch wenig Erfahrung hat und die natürlich immer noch teuer sind, begibt man sich hier komplett auf Neuland. Allerdings wird das in den nächsten 10 Jahren viel besser werden, weil zum einen die Herstellung besseres und/oder billigeres cTube-Material erlaubt, was solche Einsatzzwecke zumindest für kleinräumliche Anwendungen immer interressanter macht (z.B. CPU-Kühler)

*

Offline Schillrich

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Re: Nukleartechnik für die Raumfahrt
« Antwort #195 am: 07. Mai 2011, 07:15:52 »
Hallo Klakow,

bei deinen Gedanken zur Effizienz der Kühlung fehlt der letzte Schritt. Das gesamte (Kühl-)System ist mehr als nur der Durchsatz an Fluiden. Auch wenn der Fluidddurchsatz stärker skaliert als die Systemgröße bzw. -masse, fehlt bei der Betrachtung der letzte Schritt, nachdem ein hoher Wärmestrom im Fluid ist: die Wärme muss noch raus ... durch Abstrahlung über die Oberfläche der Radiatoren.

Und wenn es rein um Proportionen geht: Volumina (und damit Massen und Wärmekapazität) skalieren mit der 3. Potenz, Oberflächen (und damit Wärmeübertragung) mit der 2. Potenz. Daher kühlen ja auch kleine Sachen/Tiere schneller aus als große.
« Letzte Änderung: 07. Mai 2011, 10:04:45 von Schillrich »
\\   //    Grüße
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runner02

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Re: Nukleartechnik für die Raumfahrt
« Antwort #196 am: 07. Mai 2011, 17:25:34 »
Aber auch beim Gaskernreaktor bleibt doch das Problem: Das Gas muss beschleunigt werden, und das geht mit Düsen. Eine Düse, die aber bis zu 50.000°C aushält, muss mir erst jemand noch zeigen...

Naja, bei einer Neuauflage des NERVA-Triebwerks gäbe es auch schon hitzefestere Materialien als vor Jahrzehnten, da könnte man noch was an ISP rausboxen (damals >850s). Und NERVA war kurz vor einem Triebwerk, das alle Anforderungen bestanden hätte!

nukolar

  • Gast
Re: Nukleartechnik für die Raumfahrt
« Antwort #197 am: 07. Mai 2011, 18:39:12 »
Bezüglich NERVA hätte ich da mal so ein Gedankenspiel: Warum sollte man es nicht als Lastenesel in den Erdorbit verwenden? Was spricht dagegen?

Wäre damit das Einstufenkonzept nicht möglich? Wieviel H2 wäre nötig? Bezüglich der Dimensionen.
Soweit ich das mitbekommen habe, tritt keine Radioaktivität aus.

Vorausgesetzt,das Teil bleibt heil!  ;D

Offline Matjes

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Re: Nukleartechnik für die Raumfahrt
« Antwort #198 am: 08. Mai 2011, 10:20:06 »
Hallo Leute

Wie Schillrich völlig richtig betont, ist die Abstrahlung der Wärme in der Weltraum gegenwärtig das große Problem von Wärmekreisprozessen und nicht der Transport von Wärme zu den Radiatoren. Die Nutzung von großen elektrischen Triebwerken in Deep Space wird dadurch schwierig.

An Nukolar: Einen Kernreaktor als Wärmequelle für ein Triebwerk Typ Nerva findest Du einfach toll. Einwände nimmst Du nicht ernst. Und jetzt auch noch als erste Stufe. Nach Tschernobyl und Fukushima. Bist Du vom Wahnsinn umzingelt.

Gruß Matjes

nukolar

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Re: Nukleartechnik für die Raumfahrt
« Antwort #199 am: 08. Mai 2011, 10:37:08 »
@Matjes: Ich hab so meine Momente. 8)

Ich wollte lediglich eine Alternative zu den hochgezüchteten "Spirituskochern" aufzeigen, die wir bis jetzt sauteuer hochgeschossen haben.

Außerdem war meine Frage, ob es überhaupt realisierbar wäre. Wenn ja, könnten die Triebwerke ja im Orbit verbleiben und dort eventuell in neue Raumschiffe integriert werden. Das Spart Nutzlast.

Also ich stehe neuer Technik immer aufgeschlossen gegenüber. Und ein NERVA triebwerk, dass sich vielleicht ein paar Minuten in der Atmosphäre aufhält und dann im All verschwindet macht mir weniger sorgen, als die Urlatanlagen wie Isar 1, die 200km entfernt von mir dahinköcheln.