Seit dem Start der sowjetischen Sputnik-Rakete am 4. Oktober 1957 haben die Menschen immer neue Flugkörper in den Weltraum geschossen. Längst sind Astronauten auf dem Mond gelandet und haben bis heute etwa 6.000 Satelliten in die Erdumlaufbahn gebracht. Wir alle profitieren davon, denn durch die Satelliten verfügen wir über schnelle Telefonverbindungen, genaue Wettervorhersagen und Live-Fernsehübertragungen aus allen Teilen der Welt.
Das Problem: Jedes Mal, wenn eine Rakete in den Weltraum abhebt, hinterlässt sie dort Müll. Die Nasa und andere Weltraum-Organisationen haben die großen Treibstofftanks viele Jahre lang einfach abgeworfen, so dass nun etwa 1.500 von ihnen um die Erde kreisen. Hinzu kommen etwa 2.000 alte Satelliten, die nicht mehr gebraucht werden und nutzlos im All treiben.
Manche Satelliten stießen bereits mit Trümmerteilen zusammen oder wurden gesprengt. Die Folgen der mehr als 180 Explosionen sind verheerend. Denn statt eines einzelnen großen Stücks, dem neuere Satelliten zur Not ausweichen könnten, fliegen nun tausende kleine Trümmerteilchen mit hoher Geschwindigkeit um die Erde. Und dann gibt es da noch Werkzeuge, Schrauben oder Deckel von Satellitenschüsseln. Viele dieser Teile haben Astronauten achtlos in den Weltraum geworfen.
Von den 9.000 Objekten, die heute um die Erde kreisen, sind nur etwa 600 bis 700 funktionierende Satelliten. Der ganze Rest ist Weltraummüll. Und jedes Jahr kommen ungefähr 200 Objekte dazu, die von der Erde in den Weltraum geschossen werden.
US-amerikanische, russische, europäische und chinesische Weltraumorganisationen bringen Satelliten mit Trägerraketen ins All. Die Treibstofftanks werden heute - anders als früher - rechtzeitig abgeworfen, sodass sie in der Atmosphäre restlos verglühen. Wenn ein Satellit dann auf der gewünschten Höhe angelangt ist, dann setzt ihn die Rakete ab, die danach weiterfliegt oder zur Erde zurückkehrt.
Der Satellit verrichtet dann ein paar Jahre seine Arbeit, bis seine Energie aufgebraucht ist, seine Technik veraltet ist oder er kaputt geht. Danach bleibt er nutzlos im Weltraum zurück.
Je näher man der Erde kommt, desto enger wird es. Auf einer Höhe von 2.000 Kilometern über dem Erdboden kreisen acht von zehn Objekten im Weltall. Hier finden sich die meisten Wetter-, Fernseh- und Forschungssatelliten. Denn diese Höhe kann von den Raketen recht problemlos und "kostengünstig" erreicht werden. Auch können dort schnell Astronauten hingeschickt werden, um etwas zu reparieren.
In 20.000 Kilometern Höhe wird es vor allem über den Polen der Erde eng. Denn hier kreisen ganze Geschwader von Navigationssatelliten. Da gibt es die us-amerikanischen GPS- und die russischen Glonass-Satelliten. Zu ihnen werden sich schon bald die Galileo-Satelliten der Europäischen Weltraum-Behörde (Esa) gesellen.
Schließlich ziehen auf einer Höhe von etwa 36.000 Kilometern zahlreiche Telekommunikations-Satelliten ihre Bahn auf dem „geostationären Ring“. Ein geostationärer Satellit umkreist die Erde in 23 Stunden, 56 Minuten und 4 Sekunden. Das ist genau die Zeit, die die Erde braucht, um sich einmal um ihre Achse zu drehen. Da sich Erde und Satellit mit derselben Geschwindigkeit bewegen, scheint der Satellit von der Erde aus betrachtet still zu stehen.
Moderne Satelliten sind daher mit einer Schutzschicht ausgestattet. Die hilft aber nur bei kleinen Teilchen. Größeren Objekten müssen die Satelliten dagegen ausweichen. Es wird jedes Jahr schwieriger, Raketen und Satelliten um all die Objekte herumzusteuern. Außerdem verbrauchen diese Ausweichmanöver viel Energie und verkürzen damit die Lebenszeit eines Satelliten beträchtlich.
Bisher waren die Weltraumorganisationen bei den meisten Raumfahrtmissionen sehr wachsam. So soll es nur zu einer einzigen offiziellen Kollision zwischen einem Satelliten und herumfliegendem Weltraumschrott gekommen sein. Der Esa-Experte für Weltraumschrott, Rüdiger Jehn, vermutet jedoch mindestens zwölf weitere Zusammenstöße, die allerdings geheim gehalten wurden.
Wenn hoch empfindliche Satelliten von einem Trümmerteil getroffen werden, dann bedeutet das für sie meist das Ende. Denn obwohl sie sehr teuer sind, haben sie nur eine Laufzeit von wenigen Jahren. Eine Reparatur im Weltall wäre fast immer teurer als einen moderneren Nachfolger ins All zu schicken.
Im All herrschen also die gleichen Gesetze wie auf der Erde: Auch bei uns geht kaum mehr jemand zum Schuster, um seine Schuhe reparieren zu lassen. Lieber kaufen wir uns ein neues Paar Schuhe und werfen die alten auf den Müll.
Im Weltall hat dieses Wegwerf-Verhalten jedoch einen entscheidenden Nachteil: Je mehr Teile um die Erde kreisen, desto größer wird die Gefahr für Mensch und Technik. So schließt die Nasa nicht aus, dass Weltraummüll den Absturz der Raumfähre Columbia im Jahr 2003 ausgelöst hat. Damals starben alle Besatzungsmitglieder.
Die Europäische Weltraumorganisation Esa nimmt die Gefahr durch Weltraumschrott sehr ernst. Sie hat deshalb ein spezielles Teleskop auf Teneriffa installiert, das ausschließlich Weltraummüll sucht. Das Teleskop kann Objekte finden, die in 36.000 Kilometern Entfernung um die Erde kreisen und gerade einmal zehn bis 15 Zentimeter groß sind.
Die Wissenschaftler beobachten jedoch nicht nur den Weltraum-Schrott, sondern suchen auch nach Lösungen. Wie könnten die aussehen? Nicht mehr benötigte Satelliten dürfen auf keinen Fall gesprengt werden. Denn dadurch würden nur noch mehr Trümmerteile entstehen. Eine "Weltraum-Müllabfuhr", die nicht mehr gebrauchte Teile einsammelt, ist nicht bezahlbar. Außerdem sind die rasend schnell fliegenden Trümmer kaum einzufangen.
Gruß Mario
Quelle:
http://www.helles-koepfchen.de/artikel/1202.html