Militärische Raketen- und Raumfahrtneuigkeiten

  • 1893 Antworten
  • 472635 Aufrufe

Offline proton01

  • *****
  • 1950
Re: Militärische Raketen- und Raumfahrtneuigkeiten
« Antwort #1425 am: 08. Januar 2018, 09:54:20 »
Auch wenn die derzeitigen Raketen nicht für eine Weltbedrohung reichen sollten, für einen Treffer in Japan würde es wohl reichen, und die sind ja nach wie vor von Hiroshima und Nagasaki traumatisiert. Die Frage ist ja, wie wernher66 schon andeutet, sind die vielen unterschiedlichen Missionen der bisherigen Testfölüpge alle so vorgesehen gewesen um die Lenktechnologie auszuprobieren, oder haben die Nordkoreaner die Lenkung überhaupt nicht im Griff und jede Rakete fliegt irgendwie hoch und kommt wieder runter wo sie will. Ersteres würde für eine Bedrohung der Nachbarländer reichen. Zweiteres würde zwar nicht für eine gezielte Bedrohung reichen, könnte aber zu viel Tumult sorgen bei einem Zufallstreffer.

Ganz so beliebig werden Sie dann auch nicht feiern. Dafür lagen die Tests nicht weit genug entfernt, da hätte man ja aus Zufall treffen können.

Im Grunde ist die Ziel und Lenktechnologie aber auch eher zweitrangig. Erst einmal geht es um den Aufbau einer Bedrohungslage. Und im Ernstfall würde man wohl eh auf einen sehr großen Ballungsraum zielen, dafür reicht eine ziemlich grobe Berechnung und Technologie wenn man nicht gerade die maximale Reichweite nimmt (und selbst da kommt es noch darauf an wie groß der Ballungsraum ist)

Alles in allem nicht ungefährlich was da gerade passiert, auch wenn es sicherlich primär davon anhängt wie sicher sich Nordkorea dem Schutz Chinas ist.

Nun ja, man würde mit einem Angriffsschlag nicht nur jede Menge Zerstörung anrichten wollen (das geht mit geringer Zielgenauigkeit in einen Ballungsraum wie z.B. Tokio), sondern auch dem Gegner eine Rückschlag unmöglich machen wollen, und dafür muss man schon genau die Waffenpositionen des Gegners treffen können. Solange man das nicht kann ist die Bedrohung nicht glaubwürdig, da man sich selbst ja auch gefährdet.

Ob der Schutzschirm Chinas auch ganz Nordkorea abdeckt ist zumindest mir nicht klar, mal abgesehen davon ob sich China in einen solchen Konflikt hineinziehen lassen würde.

Offline Xerron

  • ****
  • 285
Re: Militärische Raketen- und Raumfahrtneuigkeiten
« Antwort #1426 am: 08. Januar 2018, 10:54:37 »
Ich denke die Strategie von NK ist nicht die USA oder andere Länder mit einem Erstschlag anzugreifen. Das ist aus meiner Sicht nur tamtam. Ich denke NK geht es um die Möglichkeit zurück zu schlagen und viel Schaden anzurichten. Sie haben schlicht Angst vor den USA und möchten keinen regime change. Deswegen bewaffnen sie sich bis an die Zähne und entwickeln Möglichkeiten die USA direkt zu treffen. So ist der Preis im Falle eines Angriffs durch die USA auf NK sehr hoch. Dafür brauche ich auch keine große Treffgenauigkeit. Es reicht wenn ich z.B. in Großer Höhe einen EMP auslöse oder ein Ballungszentrum wie LA treffe. Allein die Möglichkeit sollte potentielle Angreifer abhalten.
Spekulation: Es gibt auch andere Möglichkeiten Städte am Pazifik auszulöschen. Mann kann einen Atomsprengkopf auch an Bord eines U-Bootes platzieren und diesem in einer Kamikaze Mission vor Ort hoch gehen lassen.

Offline proton01

  • *****
  • 1950
Re: Militärische Raketen- und Raumfahrtneuigkeiten
« Antwort #1427 am: 08. Januar 2018, 11:49:29 »
Ich denke die Strategie von NK ist nicht die USA oder andere Länder mit einem Erstschlag anzugreifen. Das ist aus meiner Sicht nur tamtam. Ich denke NK geht es um die Möglichkeit zurück zu schlagen und viel Schaden anzurichten. Sie haben schlicht Angst vor den USA und möchten keinen regime change. Deswegen bewaffnen sie sich bis an die Zähne und entwickeln Möglichkeiten die USA direkt zu treffen. So ist der Preis im Falle eines Angriffs durch die USA auf NK sehr hoch. Dafür brauche ich auch keine große Treffgenauigkeit. Es reicht wenn ich z.B. in Großer Höhe einen EMP auslöse oder ein Ballungszentrum wie LA treffe. Allein die Möglichkeit sollte potentielle Angreifer abhalten.
Spekulation: Es gibt auch andere Möglichkeiten Städte am Pazifik auszulöschen. Mann kann einen Atomsprengkopf auch an Bord eines U-Bootes platzieren und diesem in einer Kamikaze Mission vor Ort hoch gehen lassen.

Mag schon stimmen. Aber dann glaubt NK wohl, daß sie einen Erstschlag der USA so gut überleben daß sie noch zurückschlagen können. Das muss ja nicht der Fall sein.

Re: Militärische Raketen- und Raumfahrtneuigkeiten
« Antwort #1428 am: 08. Januar 2018, 12:53:34 »
Um mal ein bisschen näher an der Problematik Militärraketen und Nordkorea zu bleiben: es bleibt bei der Grundüberlegung, wie realistisch Nordkoreas Drohungen mit ballistischen Langstreckenraketen sind.
Diese Drohung kann nur in einem Erstschlag bestehen. Warum ?
Nordkorea hat einfach nicht genügend ballistische Langstreckenraketen, um nach einem amerikanischen Angriff zurückzuschlagen (es bleibt einfach nichts mehr übrig.).
Die demonstrierten Raketen sind technologisch primitiv, sie benötigen lange Zeit zur Startvorbereitung, in der sie ungedeckt sind.
Es ist davon auszugehen, daß Südkorea und die USA über sehr gute Mittel der Frühwarnung verfügen, jedenfalls konnten die letzten Starts immer in der Vorbereitung oder unmittelbar nach dem Start aufgeklärt werden.
Allein die begrenzte Zahl von vorhandenen Raketen und ihre technologischen Nachteile (Flüssigraketen) reduzieren die Realbedrohung, die diese Rakete darstellen.
Als politische Waffe sind die ballistischen Langstreckenraketen aber hervorragend geeignet. Sie bauen ein scheinbares Drohpotential auf, daß die Gegner Nordkoreas von einem militärischen Vorgehen gegen das Kim Regime abschreckt. Eine andere Frage ist natürlich, ob die USA und ihre Verbündeten wirklich Nordkorea angreifen wollen. Das ist aber eine Frage, die nicht Gegenstand dieses Forums sein sollte.
Hier sollte es um eine technische Beurteilung der Fähigkeiten Nordkoreas gehen, Raketen zu bauen und zu starten.

Offline Ldf

  • ****
  • 267
Re: Militärische Raketen- und Raumfahrtneuigkeiten
« Antwort #1429 am: 08. Januar 2018, 12:58:41 »
Mag schon stimmen. Aber dann glaubt NK wohl, daß sie einen Erstschlag der USA so gut überleben daß sie noch zurückschlagen können. Das muss ja nicht der Fall sein.

Die Abschreckungsstrategie des  Kalten Krieges beruhten darauf, daß jede der Seiten genügend nukleares Erstschlagspotential Potential hatte, um dem Anderen Millionen-Verluste an Bevölkerung zuzufügen. Die Kernwaffen, die beim Erstschlag nicht vernichtet werden, werden dann ggf. automatisiert zurückschlagen, ohne daß noch jemand Nutzen darausoder gar sogar Notiz davon nehmen kann.
Das Gleichgewicht beruhte auf dem Wissen darum, nicht jedoch auf dem Abwägen des tätsächlichen Potentials. Das war die Lebensversicherung aller.

Nun ist Nordkorea weit weg von dem Potential, die USA (der Hauptfeind) auch nur annähernd vernichten zu können. Aber Nordkorea hofft, daß die USA meinen, Nordkorea könne zumindest einige Ballungsgebiete der USA, oder auch nur Seoul (die Geisel in diesem Spiel) massiv beschädigen.

Ob Nordkorea das wirklich kann ist unerheblich; das gefühlte Risiko und sein Vernichtungspotential sind einscheidend.  Damit entsteht ein mentales Patt, das im kalten Krieg zu Verhandlungen führte.

Kim und seine Generäle sind nun wohl der Meinung, daß sie sich genügend auf der Brust herumgetrommelt haben, um eine aussichtsreiche Verhandlungsposition zu haben. Einen nuklearen Erstschlag der USA muß Nordkorea nicht befürchten. Seoul liegt sehr nahe an der nordkoreanischen Hauptschadt, die USA haben in der südkoreanischen Bevölkerung keinen hundertprozentigen Rückhalt und es gibt auch ethische Schranken.

Das macht Nordkorea zu einem Verhandlungspartner. Ziel erreicht. Die ständigen Verschärfungen des Embargos taten das ihrige, um Nordkorea an den Verhandlungstisch zu zwingen.

Solange Nordkorea Mittel zur Entwicklung von Abschreckungswaffen oder zu deren Vorgaukeln hat, wird sich das Spiel wiederholen.

Re: Militärische Raketen- und Raumfahrtneuigkeiten
« Antwort #1430 am: 08. Januar 2018, 13:08:56 »
@Ldf: Danke für diese knappe und aus meiner Sicht korrekte Analyse zum Thema.
Im übrigen haben die Nordkoreaner 2017 vor allem Fortschritte in der Zuverlässigkeit und Reichweite ihrer ballistischen Langstreckenraketen gemacht.
Das allein ist bemerkenswert.
Es wurden Typen geflogen, die niemand erwartet hatte (Hwasong-12,14 und 15).
Auch das ist bemerkenswert.
Das Programm mit der Hwasong 10, die eigentlich als der nächste Schritt der Nordkoreaner erwartet worden war, wurde nach einem kurzen und enttäuschendem Testprogramm 2016  möglicherweise eingestellt. Zumindestens kann die Hwasong 12 das leisten, was die Hwasong-10 eigentlich leisten sollte.
Ob wir als nächstes einen Langstreckenflug der Hwasong-15 sehen werden, bleibt aus meiner Sicht zweifelhaft. Es sind erhebliche diplomatische Verwicklungen zu erwarten, wenn die Rakete nach 10.000 km Flug nicht ins Wasser, sondern auf fremdes Territorium fällt.
Kim reagiert durchaus rational. Nachdem er im August 2017 gedroht hatte, die Hwasong 12 in Richtung Guam (US-Militärbasis) abzufeuern, lies er diese Rakete lediglich zweimal über Japan schiessen und in den Nordpazifik fallen, weit von Guam entfernt.

*

Offline Therodon

  • *****
  • 1334
Re: Militärische Raketen- und Raumfahrtneuigkeiten
« Antwort #1431 am: 08. Januar 2018, 13:49:58 »
Nun ja, man würde mit einem Angriffsschlag nicht nur jede Menge Zerstörung anrichten wollen (das geht mit geringer Zielgenauigkeit in einen Ballungsraum wie z.B. Tokio), sondern auch dem Gegner eine Rückschlag unmöglich machen wollen, und dafür muss man schon genau die Waffenpositionen des Gegners treffen können. Solange man das nicht kann ist die Bedrohung nicht glaubwürdig, da man sich selbst ja auch gefährdet.

Ob der Schutzschirm Chinas auch ganz Nordkorea abdeckt ist zumindest mir nicht klar, mal abgesehen davon ob sich China in einen solchen Konflikt hineinziehen lassen würde.

Man schießt keine Atomwaffe auf Waffenpositionen. Dafür sind die Raketen schlichtweg ungeeignet (und die Zerstörungen nicht groß genug). Es sind Waffen um große Zerstörungen außerhalb von Militäreinrichtungen auszulösen. Atomwaffen versprechen große Mengen zivile Opfer, zerstörte Infrastruktur ,Jahre verstrahlte Gebiete etc.

Wenn Nordkorea ein Land überfallen wollen werden Sie das nicht mit Atomsprengköpfen machen, sie würden maximal diese auf ein Land richten und dem Rest der Welt sagen "Mischt euch nicht ein, sonst geht der Teil der Welt in Flammen auf".
Für dieses muss man nur extrem grob zielen können.

Um zu den Raketen zurückzukommen, die Reichweite ist im Grunde das entscheidende und wie sicher es ist das Sie bis zum Ziel kommen. Werden wohl 2018 noch viele Tests hinzukommen schätze ich.

*

Offline Schillrich

  • Raumcon Berater
  • *****
  • 19592
Re: Militärische Raketen- und Raumfahrtneuigkeiten
« Antwort #1432 am: 08. Januar 2018, 14:13:01 »
ICBMs zielen durchaus auf militärische Anlagen, also gegnerische Bunker und Startanlagen. Hoch gehärtete Bunker sind ja das sog. Zweitschlagpotential, die Treffer aus dem Erstschlag überleben sollen, oder eben die abgetauchten Uboote. Es gibt auch den Begriff des Enthauptungsschlags in der Nuklearstrategie, der dem Gegner die Möglichkeit zum Zweitschlag nehmen soll ... oder die Angst, dasselbe zu verlieren. Also doch, es dreht sich um militärische, strategische Ziele für Atomwaffen.
Und weil die stationären Bunker gefährdet sind, gibt es ja in Russland mobile Raketen und die USA wollten ihre Peacemaker zwischen festen Stellungen hin und her transportieren, um keine sitzenden Ziele zu sein. Ein paar Bomber waren früher immer scharf beladen in der Luft, um gerade nicht getroffen zu werden, und Uboote sind immer wartend auf Abschreckungspatrouille.
\\   //    Grüße
 \\ ///    Daniel

"We are following you ... but not on twitter." (Futurama)

Stefan307

  • Gast
Re: Militärische Raketen- und Raumfahrtneuigkeiten
« Antwort #1433 am: 08. Januar 2018, 14:38:58 »
ICBMs zielen durchaus auf militärische Anlagen, also gegnerische Bunker und Startanlagen. Hoch gehärtete Bunker sind ja das sog. Zweitschlagpotential, die Treffer aus dem Erstschlag überleben sollen.  Es gibt auch den Begriff des Enthauptungsschlags, das dem Gegner die Möglichkeit zum Zweitschlag nehmen soll. Also doch, es dreht sich um militärische, strategische Ziele für Atomwaffen.
Und weil die stationären Bunker gefährdet sind, gibt es ja un Russland mobile Raketen und die USA wollten ihre Peacemaker zwischen festen Stellungen hin und her transportieren, um keine sitzenden Ziele zu sein.
Letzten Endes hat man dieses Problem vor allem durch die Stationierung auf U-Booten gelöst!

Nordkorea hat einfach nicht genügend ballistische Langstreckenraketen, um nach einem amerikanischen Angriff zurückzuschlagen (es bleibt einfach nichts mehr übrig.).

Jetzt überschätzt du meiner Meinung die USA! Wenn es in der Vergangenheit zu Luftschlägen gegen Nordkorea gekommen wäre dann ähnlich wie im Irak oder jetzt in Syrien. Die USA könne sich aus politischen Gründen keine "totalen Krieg" erlauben. Bei solchen Luftschlägen kann man aber keinen falls ausschließen das Raketen "übrig" bleiben. Im Irak wurde keine einzige Scud Rampe durch Luftangriffe zerstört, im geografisch besser vergleichbaren Kosovo hat die NATO nach eigenen Angaben keine 5 Kampfpanzer zerstören könne.
Das Regime in Nordkorea hat viel für sein eigenes Überleben erreicht, eine Entwicklung wie in Syrien mit einem als Bürgerkrieg getarnten Stellvertreter Krieg ist unwahrscheinlich geworden, letzten Endes droht im nur noch der Widerstand des eigen Volkes...
Im Prinzip hat Nordkorea erreicht woran diverse Staaten, mit der Entwicklung von Massenvernichtungswaffen und deren Trägersystemen, seit den 80iger Jahren gearbeitet haben der Politische Preis für die USA ist im Falle eines Angriffs so hoch das man es besser bleiben lässt.
Wirklich Interessant ist wie "die Welt" mit dieser Erfahrung umgeht z.b. im Falle des Iran!

MFG S

Re: Militärische Raketen- und Raumfahrtneuigkeiten
« Antwort #1434 am: 08. Januar 2018, 17:38:23 »
@Stefan307:
Ich denke nicht, daß dieses Forum und dieser Thread zur Diskussion über die militärischen Fähigkeiten der USA und Nordkoreas gedacht ist.
Ich habe lediglich meine Gedanken im Zusammenhang mit dem postulierten Drohpotential Nordkoreas mit nuklear bestückten ballistischen Langstreckenraketen geäußert
und versucht zu begründen, warum ich die "Bedrohung" derzeit als mehr eingebildet als real sehe.
Im übrigen, hat LdF die Dinge zusammengefasst: Nordkorea will direkt mit den USA verhandeln. Darum geht es Kim, deshalb der Druck mit den Raketen.
Aber das ist internationale Politik, und auch dafür ist dieser Thread/Forum nicht wirklich vorgesehen.

Re: Militärische Raketen- und Raumfahrtneuigkeiten
« Antwort #1435 am: 09. Januar 2018, 08:20:00 »
Ich behaupte: mindestens bis zum Ende der Olympischen Spiele am 25.2.2018 wird es keinen weiteren nordkoreanischen Test einer ballistischen Langstreckenrakete geben.
Ich kann mir sogar vorstellen, daß 2018 keine weitere nordkoreanische Rakete dieser Art fliegt, sondern nur die Hwasong-8 (=Scud) oder die Pukguksong-2 mit maximal 1000 km Reichweite.
Auch ein Start vom U-Boot wäre mal wieder an der Reihe.
Vorstellen kann ich mir dagegen einen nordkoreanischen Satellitenstart in Sohae. Und da wird es spannend, ob wieder eine Unha-3 (oder wie das Ding wirklich heisst) oder etwas größeres fliegt. Der Startturm in Sohae ist ja für größere Raketen ausgelegt. Aber das können wir auch in einem anderen  Thread besser besprechen.

Re: Militärische Raketen- und Raumfahrtneuigkeiten
« Antwort #1436 am: 29. Januar 2018, 20:39:53 »
Hier
https://de.sputniknews.com/technik/20180125319235556-u-boot-hai-akula-atom-waffen-kalter-krieg-geschichte-udssr-usa/?utm_source=https://www.facebook.com/&utm_medium=short_url&utm_content=g8Ac&utm_campaign=URL_shortening   
mal eine interessante Analyse, warum die sowjetische Marine nicht wirklich glücklich mit Feststoff-Atomraketen geworden ist.
Das Problem war die Rakete R-39 von Makejew.
Die war einfach viel zu schwer geraten, wodurch auch das Träger-U-Boot sehr groß werden musste.
Die "Akula" U-Boote waren im Unterhalt einfach viel zu teuer.
Heute ist nur noch eines übrig, der Versuchsträger "Dmitri Donskoi", auf dem die Bulawa erprobt wurde.
Das ist zwar auch eine Feststoffrakete, aber inzwischen haben die Russen gelernt, relativ leichte Feststoffraketen zu bauen.

tonthomas

  • Gast
Re: Militärische Raketen- und Raumfahrtneuigkeiten
« Antwort #1437 am: 03. Februar 2018, 20:29:47 »
Guten Abend!

Ein US-ABM-Test mit einer von der PMRF auf Hawaii gestarteten SM3 ist am vergangenen Mittwoch fehlgeschlagen. Das Ziel wurde nicht getroffen.

Quelle: http://www.washingtonexaminer.com/test-of-new-land-version-of-us-ship-based-missile-defense-fails-to-intercept-target-report/article/2647718

Gruß   Pirx

Re: Militärische Raketen- und Raumfahrtneuigkeiten
« Antwort #1438 am: 11. Februar 2018, 23:51:44 »
Am 8.2.2018 gab es in Pjöngjang war wieder eine Militäparade. Anlass war der 70. Geburtstag der Koreanischen Volksarmee (KVA).
Natürlich durften die Raketen nicht fehlen.




Das waren die einzigen neuen Raketen auf der Parade.
Man nimmt an, daß es sich um Kurzstreckenraketen mit Feststoffantrieb handelt. Ähnlich der sowjetischen Totschka oder der südkoreanischen Hyunmoo-2.





Erstmals nahm die brandneue Hwasong 15 an einer Parade teil.







Die Hwasong 14 wurde auf einen LKW-Anhänger geladen.
In dieser Version kann sie aber nicht mobil verschossen werden.



Zur Parade formieren sich auch Hwasong-12-Raketen.

Dafür fehlte diesmal die Hwasong-10. Wurde sie ausgemustert ?

Re: Militärische Raketen- und Raumfahrtneuigkeiten
« Antwort #1439 am: 16. Februar 2018, 19:14:34 »
Russland hat am 12.2.2018 eine neue Antirakete vom Typ PRS-1M  getestet.
Der Start fand auf dem Versuchsgelände Sary Schagan in Kasachstan statt.
Die PRS-1M soll die Rakete 53T6 ablösen, deren Garantie demnächst ausläuft.
Die PRS-1M hat bei grundsätzlich gleichen Abmessungen wie die 53T6 ein neues Triebwerk und ein neues Lenksystem.
Sie soll auch ballistische Raketen der neuesten Generation abfangen können.

[ Invalid YouTube link ]

Re: Militärische Raketen- und Raumfahrtneuigkeiten
« Antwort #1440 am: 02. März 2018, 20:24:03 »
Der russische Präsident Putin hat am 1.3.2018 seine jährliche Rede zur Lage der Nation gehalten.
Dabei ging es auch um die neue russische Interkontinentalrakete Sarmat.
Erstmals gab es Videoaufnahmen aus Plessezk und eine Animation, die den Einsatz der neuen Rakete zeigt.
Die Sarmat ist der Nachfolger der R-36M2, der schwersten Interkontinentalrakete der Welt.
Die Sarmat spielt in der gleichen Liga, nutzt also die gleichen Silos.
Sie wird mit Flüssigtreibstoff betrieben, was für eine neue Interkontinentalrakete eigentlich überrascht, da international feststoffgetriebene Interkontinentalraketen
üblich sind. Dafür hat sie eine sehr hohe Nutzlast (sprich viele und starke Gefechtsköpfe) und eine praktisch unbegrenzte Reichweite.
Beteiligt an der Sarmat sind die üblichen Verdächtigen - Energomasch, KB Chimawtomatika und andere bekannte russische Raketenbauer.
Den Part der Ukrainer übernehmen Makejew als Leitbetrieb und Kraschmaschsawod als Produktionsbetrieb der Sarmat.

Bislang steht die Erprobung am Anfang.
Früher wurden die großen Flüssig-Interkontinentalraketen in Baikonur erprobt.
Das wird jetzt in Plessezk gemacht.
Einen echten Testflug hat es wohl noch nicht gegeben, dafür einen Auswurftest unter Einsatz eines Gaserzeugers, wie wir ihn von der Dnepr-Trägerrakete kennen.

Stefan307

  • Gast
Re: Militärische Raketen- und Raumfahrtneuigkeiten
« Antwort #1441 am: 04. März 2018, 08:49:54 »
... und eine praktisch unbegrenzte Reichweite.

Heist das es wird erneut auf das System zurückgegriffen das die Sprengköpfe einen Orbit ereichen, es sich im grunde also nicht mehr um Ballistische sondern um Trägerraketen handelt?

MFG S

*

Offline Schillrich

  • Raumcon Berater
  • *****
  • 19592
Re: Militärische Raketen- und Raumfahrtneuigkeiten
« Antwort #1442 am: 04. März 2018, 12:56:19 »
Sprengköpfe im Orbit (oder fast-Orbit) machen militärisch, strategisch und taktisch keinen Sinn. Es mag zwar energetisch günstiger sein, die Sprengköpfe erst in einen (Quasi-)Orbit zu bringen, um sie dann "über dem Ziel" abzubremsen. Aber sie verlieren dabei einen enormen Vorteil: den schnellen, steilen Wiedereintritt. Sie würden ja wie eine klassische Raumkapsel eher flach und langgestreckt eintauchen. Ein Aspekt der ballistischen Raketen ist aber, dass der Endanflug sehr steil ist. Er ist sehr kurz. Die Gefechtsköpfe sind sehr schnell. Man kann sich kaum gegen sie verteidigen. Daher ist es, aus Sicht der Wirkung, durchaus sinnvoll eine energetische "zu aufwändige" Bahn zum Ziel zu fliegen, aber sie muss hoch und steil sein.
\\   //    Grüße
 \\ ///    Daniel

"We are following you ... but not on twitter." (Futurama)

Stefan307

  • Gast
Re: Militärische Raketen- und Raumfahrtneuigkeiten
« Antwort #1443 am: 04. März 2018, 13:19:24 »
Mir sind die Militärischen Hintergründe dazu bekannt. Ich würde eher Politische Aspekte darin sehen das man sagen kann:" wir können von jedem Punkt auf der Erde jeden anderen erreichen". Das man sich hier Technisch und militärisch "Oberhalb der Sinnhaftigkeit" bewegt ist dabei erst einmal egal.
Aber vieleicht intepretiere ich jetzt auch zuviel in diesen einen Satz hinein?

MFG S

PS mein interesse an Suborbitalen Bahnen hat eigentlich einen anderen Hintergrund aber die Physik ist ja für Militär und Raumfahrt identisch... ;)

Offline proton01

  • *****
  • 1950
Re: Militärische Raketen- und Raumfahrtneuigkeiten
« Antwort #1444 am: 04. März 2018, 13:31:35 »
Sprengköpfe im Orbit (oder fast-Orbit) machen militärisch, strategisch und taktisch keinen Sinn. Es mag zwar energetisch günstiger sein, die Sprengköpfe erst in einen (Quasi-)Orbit zu bringen, um sie dann "über dem Ziel" abzubremsen. Aber sie verlieren dabei einen enormen Vorteil: den schnellen, steilen Wiedereintritt. Sie würden ja wie eine klassische Raumkapsel eher flach und langgestreckt eintauchen. Ein Aspekt der ballistischen Raketen ist aber, dass der Endanflug sehr steil ist. Er ist sehr kurz. Die Gefechtsköpfe sind sehr schnell. Man kann sich kaum gegen sie verteidigen. Daher ist es, aus Sicht der Wirkung, durchaus sinnvoll eine energetische "zu aufwändige" Bahn zum Ziel zu fliegen, aber sie muss hoch und steil sein.

Außerdem ist bei einem steilen Endanflug die Zielgenuigkeit viel höher. Das Ziel ist länger in der Sicht der Sensoren, und von obern herab sind weniger Kurskorrekturen nötig als bei einem flachen Anflug.

Es gab ja mal ein Konzeopt FOBS = Fractional Orbit Bombardment System, also ein Sprengkopf System, welches einen Teil eines Orbits durchfliegt (also Eintritt ebvor ein voller Orbit durchgeführt wurde). Sowas hat dan die schnellste Reaktionsfähiglkeit wenn man eine Orbit dazu benut5zen will quasi jeden Puntk erreichen zu können (wenn dazu der Orbit an den Zielort angepasst wird)

Stefan307

  • Gast
Re: Militärische Raketen- und Raumfahrtneuigkeiten
« Antwort #1445 am: 04. März 2018, 13:36:32 »
Es gab ja mal ein Konzeopt FOBS = Fractional Orbit Bombardment System, also ein Sprengkopf System, welches einen Teil eines Orbits durchfliegt (also Eintritt ebvor ein voller Orbit durchgeführt wurde). Sowas hat dan die schnellste Reaktionsfähiglkeit wenn man eine Orbit dazu benut5zen will quasi jeden Puntk erreichen zu können (wenn dazu der Orbit an den Zielort angepasst wird)

Genau an diese Versuche habe ich mich erinnert, das ganze wurde auf Basis eines "Abrüstungsabkommens" eingestellt. Hat man das ganze evtl. als Reaktion auf den US Raketenabwehrschild wieder ausgenommen?

MFG S

PS: Das ganze würde "zusammenpassen" FOPS wurde aufgrund des SALT-1 Abkommens abgerüstet:https://de.wikipedia.org/wiki/Fractional_Orbital_Bombardment_System. Bestandteil von SALT-1 ist auch der von den USA gekündigte ABM Vertrag! https://de.wikipedia.org/wiki/ABM-Vertrag

tonthomas

  • Gast
Re: Militärische Raketen- und Raumfahrtneuigkeiten
« Antwort #1446 am: 04. März 2018, 18:50:44 »
...

Genau an diese Versuche habe ich mich erinnert, das ganze wurde auf Basis eines "Abrüstungsabkommens" eingestellt. Hat man das ganze evtl. als Reaktion auf den US Raketenabwehrschild wieder ausgenommen?....
Das FOBS basierte auf der R-36. Was wir jetzt sehen, ist imho schlicht eine Modernisierung der R-36 / R-36M mit gleichzeitiger Schaffung einer russischen Entwicklungs- und Produktionsbasis ohne Abhängigkeit von der Ukraine. Dass das ganze wieder eine Flüssigkeitsrakete werden soll: Auch nicht verwunderlich -  eben eine Weiter- bzw. Nachentwicklung, mit der man schnell zum Ziel kommen will.

M.E. passiert da gerade überhaupt nichts besonderes, wie wohl das ganze natürlich besorgniserregend ist. Blöd find´ ich, dass die Mainstreammedien praktisch unkritisch quasi Propagandaarbeit für die Russen übernehmen,

Schönen Sonntag    Pirx

Re: Militärische Raketen- und Raumfahrtneuigkeiten
« Antwort #1447 am: 04. März 2018, 22:23:15 »
Soweit ich das verstehe, werde keine ballistischen Gefechtsköpfe, sondern manövrierfähige Hyperschallflugkörper verwendet.
Das ändert die Fähigkeiten erheblich.
Die "faktisch unbegrenzte Reichweite" wurde als Begriff von Putin in seiner Rede zur Lage der Nation verwendet.
In der Praxis bedeutet das lediglich, daß die Sarmat nicht auf dem kürzesten Weg ,über den Nordpol, die USA anfliegt, sondern auch aus südlicher Richtung.
Das können aber R-36M und R-36M2 auch schon, ist also auch nichts Neues.
Klingt aber propagandistisch gut.

jakda

  • Gast
Re: Militärische Raketen- und Raumfahrtneuigkeiten
« Antwort #1448 am: 05. März 2018, 07:48:40 »
Wie wernher66 schon schrieb:
- es besteht die Möglichkeit, das Ziel auf vielen unterschiedlichen Wegen anzufliegen, also auch über eine sehr weitere Strecke um den 3/4 Erdball.
- die Eintrittskörper sind lenkbar und können autonom auch Abwehreinrichtungen umfliegen.
Diese Entwicklungen nutzt man, um den Russen den Beginn die Wiederaufnahme des Wettrüstens zu unterstellen.
Das war aber m.M.n. schon 2006 der Fall, als die USA einseitig den ABM-Vertrag kündigten.

Stefan307

  • Gast
Re: Militärische Raketen- und Raumfahrtneuigkeiten
« Antwort #1449 am: 05. März 2018, 09:25:36 »
Soweit ich das verstehe, werde keine ballistischen Gefechtsköpfe, sondern manövrierfähige Hyperschallflugkörper verwendet.
Das ändert die Fähigkeiten erheblich.
Die "faktisch unbegrenzte Reichweite" wurde als Begriff von Putin in seiner Rede zur Lage der Nation verwendet.
In der Praxis bedeutet das lediglich, daß die Sarmat nicht auf dem kürzesten Weg ,über den Nordpol, die USA anfliegt, sondern auch aus südlicher Richtung.
Das können aber R-36M und R-36M2 auch schon, ist also auch nichts Neues.
Klingt aber propagandistisch gut.

Konte die R36 das "über den Südpol" fliegen auch ohne FOBS? nach meinem Verständniss war genau diese Fähigkeit durch FOBS gegeben? Hyperschallflugkörper würde bedeuten das man Aerodynamisch Auftrieb erzeugt und dadurch die Reichweite erhöht?
So oder so also keine "klassischen" Interkontinental Raketen mehr. Eine Entwicklung die so in der Tat nicht neu ist, aber jetzt als Neuheit "verkauft" wird....

MFG S

MFG S