Hallo,
mit meiner Vermutung bezüglich einer Fahrt am Sol 2408 ( Beitrag # 2251 weiter oben auf dieser Seite ) habe ich dann doch vollkommen daneben gelegen...
Diese Fahrt war zwar in allen Einzelheiten durchgeplant, aber Probleme mit der an diesem Tag für die Kommunikation zuständigen DSN-Station verhinderten, dass die entsprechenden Kommandos rechtzeitig an Opportunity übermittelt werden konnten. Die Sequenzen wurden dann einen Tag später übermittelt und Opportunity hat an dem folgenden Sol 2409 ( 3. November 2010 ) etwa 38 Meter in die ost-südöstliche Richtung zurückgelegt. Am Ende der Fahrt nahm der Rover eine "Parkposition" in unmittelbarer Nähe des kleinen Doppelkraters ein. Am folgenden Tag, dem gerade beendeten Sol 2010, legte Opportunity dann weitere knapp 100 Meter in die südöstliche Richtung zurück.
Hier die entsprechende, allerdings aufgrund fehlender Bilddaten wohl nur vorläufige Karte von Eduardo Tesheiner vom UMSF-Forum :
http://www.unmannedspaceflight.com/index.php?showtopic=681&st=2893&start=2893 @Gertrud ( Beitrag # 2252 ) : Der Untergrund ist jetzt extrem eben und ( achte auf die "Tiefe" der Fahrspuren in dem Bild ) anscheinend auch sehr fest. Das stellt also schon einmal kein Problem bei den gegenwärtigen Fahrten dar. Die Formation am rechten Rand von dem zweiten Bild (
https://images.raumfahrer.net/up026025.JPG?sol2409 ) dürfte der Rand von einem der beiden "Doppelkrater" sein. Die Gefahrenerkennungssoftware des Rovers ist aber "intelligent" genug, um solchen Vertiefungen auszuweichen und nicht etwa versehentlich dort hinein zu fahren.
Beim UMSF-Forum wurde aber auch auf einen eventuellen Nachteil dieses eigentlich optimalen Geländes hingewiesen : Es wird interessant sein zu sehen, wie sich die Autonavigationsfahrten bei einem Fehlen von markanten Geländeformationen in Zukunft gestalten werden. Die AutoNav-Software benötigt diese markanten Punkte eigentlich, um den Kurs auch ohne das direkte Eingreifen der Roverdriver festlegen zu können. ( @MoreInput : Ein interessanter Gedanke... )
@Terminus : Wozu noch Autonavigationssoftware? Na ja, halt um genau solchen kleinen Kratern im Bedarfsfall ausweichen zu können. Und erinnere Dich an "Purgatory" : Das Gelände war eben, der Untergrund war fest und man "gab Gas" - und hat auf einmal bis über die Radachsen in einer Sanddüne festgesessen, welche auf einmal aus nicht so recht ersichtlichen Gründen über eine deutlich "lockere" Zusammensetzung verfügt hat...
@Berliner : Endeavour ist immer noch rund acht Kilometer entfernt. Aber trotzdem solltest Du eigentlich Recht haben. Wo ist das Auswurfmaterial dieses bestimmt gewaltigen Impaktereignisses geblieben?
@Terminus : Windstille kann das Fehlen von Sanddünen in diesem Bereich der Oberfläche eigentlich nicht erklären. Nur wenige hundert Meter bis einige Kilometer entfernt befinden sich Dünen mit mehr als 30 Zentimetern Kammhöhe. Das ist der Bereich der Oberfläche, welcher von den Roverdrivern während der letzten Monate bewusst umfahren wurde, obwohl man dabei einen Umweg von mehreren Kilometern zurück legen musste. Wahrscheinlicher erscheint mir da eine unterschiedliche Zusammensetzung des Sandes, welche eine "Auftürmung" zu Dünen ver- bzw. behindert. Dessen mineralogische Zusammensetzung könnte z.B. von Ort zu Ort durch den Einfluss von Wasser verändert worden sein...
@marslady : Das diese Minikrater so sehr zugeweht sind zeigt, das tatsächlich eine, wenn auch extrem langsame, Verfrachtung von Sand und Staub stattfindet. Im Verlauf der Jahre und Jahrmillionen werden diese kleinen Krater immer weiter zugeweht und sind dann irgendwann eigentlich nur noch aus dem Orbit heraus als richtige Krater erkennbar. Aus der Perspektive von Opportunity erscheinen sie dagegen eher als flache Dellen in der Planetenoberfläche.
Wie alt ist Endeavour? Keine Ahnung. Am Westrand wurden jedenfalls Ablagerungen von geschichteten Gesteinsablagerungen entdeckt, welche laut der durch Spektrometermessungen aus der Umlaufbahn erzielten Messergebnisse unter dem Einfluss von Wasser entstanden sind. Speziell handelt es sich dabei um Schichtsilikate und Tonminerale, welche nur unter dem Einfluss von Wasser entstehen können. Und dieses sollte sich eigentlich nur in dem Zeitraum von vor mehr als 3,5 Milliarden Jahren auf der Oberfläche des Mars befunden haben. Das sagt aber eigentlich nur etwas über das allgemeine Alter der Oberfläche aus, jedoch nicht über das Alter des Kraters...
Aber zurück in die Gegenwart. Hier der Marswetterbericht für die Woche vom 25. bis 31. Oktober 2010, erstellt von Malin Space Science Systems :
Auch in der vergangenen Woche hielten die vermehrten Staubsturm- und Wassereiswolken-Aktivitäten im Bereich der nördlichen Polarkappe sowie in den mittleren Breiten an. Zusätzlich wurden weitere Staubstürme im Bereich der südlichen mittleren Breiten registriert, welche besonders am Rand der zurückweichenden südlichen Polarkappe auftraten. Zudem wurden dichte Wolken aus Wassereiskristallen im Bereich der Tharsis- und der Elysiumregion beobachtet.
Die zuletzt beobachteten Staubsturmaktivitäten im Bereich südlich des Gusev-Kraters hielten auch in der letzten Woche weiter an. Dabei wurde Staub auch über den Standort von Spirit verfrachtet, wo er dann mehrere Tage lang den Himmel verschleierte. Der Himmel über dem Meridiani Planum, dem Operationsgebiet von Opportunity, war dagegen, abgesehen von vereinzelten Wassereiswolken, im Verlauf der Woche relativ klar.
Hier der Original-Bericht :
http://www.msss.com/msss_images/2010/11/03/ Und die Energiewerte von Opportunity :
Am Sol 2409 ( 3. November 2010 ) konnte der Rover 610 Wattstunden Energie generieren. Der Tau-Wert lag an diesem Tag bei 0,646 und der Bedeckungsgrad ( die Lichtdurchlässigkeit der Solarpaneele ) betrug 0,678. In der Vorwoche konnte Opportunity am Sol 2402 ( 26. Oktober ) lediglich 585 Wattsunden Energie generieren, wobei der Tauwert 0,670 und der Bedeckungsgrad 0,682 betrug. Eine leichte Verbesserung des Tau-Wertes führte also trotz einer Verschlechterung des Bedeckungsgrades zu einem erneuten leichten Anstieg der Energiegewinnung, was wohl auch durch den zunehmenden Stand der Sonne über dem Horizont bedingt sein dürfte.
Noch einmal zur kurzen Erklärung : Der Tau-Wert steht für die Durchsetzung der Marsatmosphäre mit Staub und Eiskristallen. Je mehr Staub sich in der Atmosphäre des Planeten befindet, desto höher fällt dieser Wert aus. Der Wert für die Lichtdurchlässigkeit der Solarzellen gibt dagegen an, wie viel Sonnenlicht die Solarpaneele trotz einer bedeckenden Staubschicht erreicht und letztendlich zur Energiegewinnung genutzt werden kann. Je niedriger der Tau-Wert und je höher der Faktor für die Lichtdurchlässigkeit ausfällt, desto besser ist dies für den Energiehaushalt des Rovers.
Schöne Grüße aus Hamburg - Mirko