Die Missionen von Salut 6 - Teil 4
Sojus 35
09.04.80 - 11.10.80: Leonid Popow, Waleri Rjumin; 184:20:12 d
Nur knapp 8 Monate nach Beendigung seiner letzten Weltraummission flog Waleri Rjumin erneut für ein halbes Jahr ins All. Auch aus diesem Grund standen medizinische Untersuchungen im Vordergrund der experimentellen Tätigkeit der vierten Stammbesatzung der Raumstation Salut 6. Weitere Experimente betrafen die Erderkundung (u. a. für das Fischereiwesen), Atmosphärenphysik (Ozeanographie, Meteorologie), Biologie (Blumen, Gurken, Weizen), Materialforschung (Legierungen von Metallen mit sehr unterschiedlichem spezifischem Gewicht, Halbleiter insbesondere erstmalig Kadmiumtellurid und Quecksilbertellurid bei insgesamt über 200 Schmelzversuchen mit dem Elektro-Vakuumofen KRISTALL), Astronomie (Teilchenströme), Navigation und Technik (Wartungsarbeiten).
Material- und Nachschublieferungen geschahen mit den Transportraumschiffen Progress 8 bis 11. Gemeinsame Experimente wurden außerdem mit den Gastbesatzungen der Raumschiffe Sojus 36 bis 38 und T 2 durchgeführt. Die Kosmonauten wechselten zweimal das Raumschiff (inklusive Umkopplung vom Heck- zum Bugstutzen) und kehrten schließlich mit Sojus 37 nach Rekordflugzeit zur Erde zurück.
Sojus 36
26.05.80 - 03.06.80: Waleri Kubassow, Bertalan Farkas; 07:20:46 d
An Bord der Raumstation Salut 6 wurden Experimente auf den Gebieten Erderkundung (Lagerstätten- und Umweltforschung in Ungarn, Land- und Forstwirtschaft), Medizin (Erprobung von Medikamenten gegen die Raumfahrerkrankheit), Biologie (Pflanzenwachstum in der Schwerelosigkeit) und Materialforschung (Halbleiter aus Galliumarsenid, Indiumantimonid und Galliumantimonid) vorgenommen. Die Besatzung kehrte nach dem Auswechseln der speziell angepassten Konturensitze mit dem Raumschiff Sojus 35 zur Erde zurück.
Sojus-T 2
05.06.80 - 09.06.80: Juri Malyschew, Wladimir Axjonow; 03:22:19 d
Der Flug, der nur wenige Tage nach Abschluss der Vorgängermission gestartet wurde, diente der Erprobung der neuen Bordsysteme des verbesserten Raumschifftyps Sojus-T. Neu waren insbesondere Orientierungs- und Navigationsgeräte (inklusive Bordcomputer) und ein mit einheitlichem Treibstoff arbeitendes Antriebssystem. Durch die Verwendung von Solarzellen sollte außerdem die maximale garantierte Funktionsdauer des Raumschiffes auf ein halbes Jahr verdoppelt werden. Nach der Kopplung an die Raumstation Salut 6 wurden Wartungsarbeiten in der Station ausgeführt. Die Mission diente auch dem Transport neuer Geräte zur Station und dem Rücktransport von Forschungsmaterial zur Erde.
Sojus 37
23.07.80 - 31.07.80: Wiktor Gorbatko, Pham Tuan; 07:20:42 d
Das Unternehmen sah eine Kopplung an die Raumstation Salut 6 vor. An Bord der Station wurden wissenschaftliche Arbeiten zu verschiedenen Forschungsbereichen vorgenommen. Im Mittelpunkt standen die Erkundung des vietnamesischen Territoriums in Bezug auf Lagerstätten natürlicher Bodenschätze und Wasservorkommen. Desweiteren wurden Verseuchungen landwirtschaftlich genutzter Gebiete untersucht und nach günstigen zukünftigen Industriestandorten gesucht. Weitere Forschungen betrafen die Medizin und Materialforschung (Halbleiter aus Galliumphosphid bzw. Kombinatinshalbleiter aus Wismut, Antimon und Tellur).
Sojus 38
18.09.80 - 26.09.80: Juri Romanenko, Arnaldo Tamayo Mendez; 07:20:43 d
Die achte Gastbesatzung an Bord der Raumstation Salut 6 absolvierte ein umfangreiches Experimentierprogramm gemeinsam mit den Kosmonauten der Stammcrew. Neben Erderkundung wurden medizinische Kontrolluntersuchungen durchgeführt, astronomische Beobachtungen (Sonnenforschung, Wechselwirkung der Sonnenstrahlung mit der Erdatmosphäre) vorgenommen, Werkstoffexperimente (Zuckerkristalle) absolviert und raumfahrttechnische Untersuchungen angestellt. Dazu gehörte die Analyse von Luft- und Faunaproben der Stationsatmosphäre. Auch wurde das Wachstum von Pflanzen in der Schwerelosigkeit erforscht.
Sojus-T 3
27.11.80 - 10.12.80: Leonid Kisim, Oleg Makarow, Gennadi Strekalow; 12:19:08 d
Die fünfte Stammbesatzung von Salut 6 war gleichzeitig die erste Reparaturcrew. Alle wichtigen Bordsysteme wurden einer Grundüberprüfung unterzogen. Teile des Lebenserhaltunssystems wurden repariert bzw. erneuert. Wissenschaftliche Untersuchungen betrafen die Fachbereiche Erderkundung, Medizin, Biologie und Materialforschung (Züchtung von Zucker- und Halbteiterkristallen unter Verwendung von Kadmium, Quecksilber und Tellur). Erstmals seit dem tödlichen Dekompressionsunfall 1971 (Sojus 11) flog ein Sojus-Raumschiff wieder mit einer dreiköpfigen Besatzung.
GG