Genesis sehe ich als Fehlschlag, auch wenn man die Scherben noch ins Labor gebracht hat. Man denke an den Aufwand, den man ursprünglich betreiben wollte. Die Landekapsel sollte per Hubschrauber in der Luft geborgen werden (zur Sicherheit 2 Hubschrauber hintereinander) und dann erst in einem Reinstraum geöffnet werden. Stattdessen ist die Landekapsel ungebremst in den Boden gekracht und aufgeplatzt, Luft und Staub konnte in die Kapsel eindringen. Die Kollektoren sind damit kontaminiert und die Mission im wesentlichen gescheitert, immerhin hatte die ganze Kapsel lediglich 10 - 20 Mikrogramm Sonnenmaterie an Bord. Man hat zwar einiges retten können, aber in wie weit diese Proben noch verwertbar sind, muss sich erst zeigen.
Galileo scheiterte praktisch an denselben Problemen wie die Discoverymissionen. Sparsamkeit an der falschen Stelle. Die Hauptantenne konnte nicht ausgeklappt werden, weil das Schmiermittel für die Streben verloren gegangen war. Ursache dafür war der dreimalige Transport der Sonde über 4000 km quer durch die USA von Kalifornien nach Florida per Track. Hätte man die Sonde mit dem Flugzeug transportiert, oder wenigstens vor dem Start noch einmal die Entfaltung der Antenne geprüft, hätte sich die Antenne entfalten lassen. So allerdings konnte die Sonde nur einen Bruchteil der erhofften Daten liefern. Wenn man sieht, wie viele Bilder Cassini aus dem Saturnsystem liefert und das mit den wenigen Galileo Bildern vergleicht, kann man ungefähr einschätzen, wie hoch der Verlust bei Galileo tatsächlich war. Ursprünglich sollte Galileo sogar eine recht preiswerte Mission werden, durch ständige Umplanungen bezüglich des Starts (Shuttle mit 3stufiger Feststoffoberstufe, getrennter Start von Orbiter und Eintauchsonde, Start mit Shuttle Centauer, am Ende Start mit IUS und Venus Swing by) wurde Galileo aber immer teurer. Auch bei Mars Observer hatte der Start großen Anteil an den Kosten, von den knapp 1 Milliarde Gesamtkosten entfielen fast 300 Millionen auf die Trägerrakete Titan 3 und eine speziell für diese Mission entwickelte Oberstufe (einstufige IUS Ableitung). Der Start von Cassini kostete sogar über 420 Millionen mit einer Titan 4B.
Große Missionen sind dennoch besser als kleine. Zwar ist bei kleineren das Ausfallrisiko geringer, aber bei den Discovery Sonden sind die Beschränkungen zu groß. Das Budget erlaubt nur den Start mit einer Delta 2, was dazu führt, das die meisten Discovery Sonden nur 3 bis 4 Instrumente tragen konnten. Kein Vergleich mit dem über 300 kg Nutzlast, die zum Beispiel Cassini trägt. Weniger Instrumente bedeuten aber vor allem auch einen Verzicht auf Wissenschaftliche Ergebnisse. Viele unterschiedliche Instrumente können sich gegenseitig ergänzen, ermöglichen vergleichbare Messungen und erlauben es, Ereignisse aus unterschiedlichen Sichtwinkeln zu erforschen. Deswegen ist der Nutzen einer großen Mission zumindest bei der Planetenerkundung wesentlich höher als der mehrer kleiner Missionen.
Natürlich gibt es auch Beispiele für Sinnvolle Discovery Missionen. Hier zu nennen sind vor allem NEAR, Deep Impact und Stardust. Diese Missionen hatten ein klar umrissenes Ziel, für das eine große Mission eindeutig überdimensioniert gewesen wäre. Für Kometen und Asteroiden benötigt man auch nicht die Anzahl an Instrumenten wie bei einer komplexen Planetenmission.
Das Problem der Discovery Missionen ist aber ein anderes: Von 1993 bis 2000 plante man nur noch Discovery Missionen, die zudem immer billiger werden mussten. Die letzten Marsmissionen konnten sich noch nicht einmal eine volle Delta 2 leisten, sondern mussten eine abgespeckte Version mit weniger Feststoffboostern verwenden (10 % billiger, halbierte Nutzlast). Auf sinnvolle Kosten senkende Maßnahmen hat man allerdings verzichtet, noch immer gibt es keinen gemeinsamen Bus und noch immer setzt man die überteuerten US Träger ein, anstatt billiger auf einem russischem oder europäischem Träger zu fliegen.
Erst nach dem Desaster 1999 hat man die Mittel angehoben und startet jetzt auch wieder Marssonden, die Sinn machen (wie MRO).
Das Discovery Programm hat die NASA zumindest langfristig in eine Sackgasse geführt. Anstatt einer Ausgewogenen Erkundung des Sonnensystems startete man nur noch Sonden zum Mars oder zu kleinen Körpern. Andere Planeten blieben außen vor, nicht einmal zu einer Venussonde hat es gereicht. Natürlich sind Tiefraummissionen teuer, aber wenn man sieht, welche Ergebnisse Cassini bringt, so sieht man doch, das diese Missionen es wert sind. Nach Cassini wird es eine lange Durststrecke geben. Bis es wieder zu einer Mission zu einem der äußeren Gasriesen und einer Landung auf einem der Monde kommt, können leicht 30 Jahre vergehen.
Und wenn man dann sieht, wie viel Geld Jahr für Jahr für die bemannte Raumfahrt zum Fenster rausgeworfen wird (6 Milliarden jedes Jahr für ISS und Shuttle), dann sind die 3,2 Milliarden, die Cassini in über 20 Jahren gekostet hat, kaum der Rede wert. Genau so sinnlos ist das neue Mond- und Marsflugprogramm. Es gibt keine Pläne, was man dauerhaft auf dem Mond machen möchte. Und welchen Sinn hat ein bemannter Flug zum Mars, wenn man sich heute nicht mal genügend Raumsonden leisten kann, um einen bemannten Flug zum Mars vorzubereiten?