Die Delta 4 hätte durchaus das Potential, nur darf man nicht vergessen, dass sie nie für einen bemannten Einsatz vorgesehen war. Eine Umrüstung erscheint hier auch nicht unbedingt attraktiv, die ganze Technik der Delta 4 ist (wie auch die Technik der Atlas 5) bei der Entwicklung viel zu wenig getestet worden, um für einen bemannten Einsatz ohne große Umrüstungen und massives Testprogramm tauglich zu sein. Klar, selbst für die Nutzlast von Ares 5 wäre die Delta 4 erweiterbar, die nötigen Änderungen an der Infrastruktur und die Entwicklung selber wären aber sehr aufwändig. Dazu kommen noch die Kosten, um die Delta 4 überhaupt für einen bemannten Einsatz tauglich zu machen. Daneben würde man sich beim Träger von einem einzigen Anbieter abhängig machen.
Vielleicht hat die NASA ja mittlerweile auch das Hauptproblem erkannt. Es begann mit dem Space Shuttle, als man die Industrie nicht nur mit dem Bau, sondern auch mit der kompletten Entwicklung betraute. Seid dem ist kein einziges Programm mehr im zeitlichen oder finanziellen Rahmen geblieben. Hier sollte man zu allererst ansetzen. Apollo hat gezeigt, wie man es richtig macht. Die NASA sollte ihre Raumschiffe und Träger wieder selber entwickeln und dann lediglich die Bauaufträge per Ausschreibung an die Industrie vergeben, mit strengen Ausstiegs- und Schadensersatzklauseln. Dann hätte die NASA auch wieder die direkte Kontrolle, und müsste nicht nehmen, was ihr die Industrie vorzusetzen gedenkt.
Mit den aktuellen Entwürfen jedenfalls bin ich in letzter Konsequenz nicht voll zufrieden. Klar macht es Sinn, möglichst viel bewährte Technik zu verwenden, aber die Technik des Space Shuttles ist einfach zu teuer. So hat man jetzt schon die SSME durch die RS-68 und die J-2X ersetzt. Hätte man gleich von Anfang an richtig geplant, so hätte man auch die teuren Feststoffbooster adäquat ersetzen können. Ich bin mittlerweile nicht mehr davon überzeugt, dass die Shuttle Booster wirklich die optimale Lösung sind. Vielleicht hätte es doch mehr Sinn gemacht, die F-1 Triebwerke der Saturn 5 in aktueller Technologie nachzubauen (so wie das J-2X). Man hätte für Ares 1 eine Grundstufe entwickeln können, die von einem F-1 angetrieben wird und diese dann auch als Booster für Ares 5 verwenden können. Oder hätte für Ares 5 eine eigene Grundstufe auf F-1 Basis entwickeln können. Man hätte dann zwar eine Stufe mehr neu entwickeln müssen als jetzt, aber dann nur 2 anstatt 3 Triebwerkssysteme verwenden müssen (RS-68 und Feststoffbooster werden durch F-1 ersetzt). Oder gleich Nägel mit Köpfen machen und ein neues Triebwerk in der Leistungsklasse des F-1 mit Wasserstoff / Sauerstoff entwickeln und die Ares Träger auch in den unteren Stufen mit Wasserstoff / Sauerstoff antreiben. Das wäre am Ende vermutlich nicht einmal teurer als die aktuellen Entwicklungen, wo aller 3 Monate das Design geändert wird. Vor allem hätte man dann auch einen Träger, der für die Zukunft gerüstet ist. Man sieht es ja an der Saturn 5. In den 60ern entwickelt, setzt sie noch heute die Maßstäbe, an denen sich alle anderen Träger messen lassen müssen. Will man wirklich einmal zum Mars, dann braucht man eh eine Fülle neuer Technologien. Mit alter Shuttle Technik kommt man dann nicht weiter.
Ich habe aber aktuell die Befürchtung, dass man bei der NASA alles zu Tode plant. Warum braucht man 10 Jahre um das CEV zu entwickeln? Nicht einmal der Shuttle hat solange gedauert, von Gemini oder Apollo ganz zu schweigen. Es wäre sinnvoll, sich mit der Entwicklung etwas zu beeilen, wenn man wirklich zum Mond zurück will. Ab Anfang 2009 übernimmt ein neuer Präsident das Ruder, ist das Projekt bis dahin nicht wirklich weiter gekommen, stehen die Chancen gut, das man es einfach zu den Akten legt (wie schon so viele Projekte). Das könnte dann durchaus auch das langsame und komplette Ende der bemannten Raumfahrt sein, die dann komplett perspektivlos vor sich hindümpeln würde.