@Ruhri
Ich fand die Antwort selbst ein wenig erschreckend, aber Freon ist im Großhandel noch heute zu beziehen. Ich habe 8 Länder gefunden, in denen man es erwerben kann.
http://german.alibaba.com/wholesalers/freon%2Bgas-wholesalers.htmlDa es sich bei der Wiederzugabe um Freon um den Ersatz des Ersatzstoffes handelt und die Verarbeitung des Schaums dadurch in seinen Produktionseigenschaften nicht grundlegend verändert wird, ist wohl nicht damit zu rechnen, dass eine Kostenexplosion vor der Tür steht, wenn diese Veränderung durchgeführt wird.
@GlassMoon
Der Schaumstoff von STS-1 war nicht abplatzsicher. Das steht völlig außer Frage. Jedoch:
Bis 1997 wurde die Schaumstoffisolation mit Freon hergestellt, einer Chemikalie, die für ihren schädlichen Effekt auf die Ozonschicht bekannt ist. Obwohl die NASA von einem Gesetz, das die Reduzierung der Verwendung von Freon forderte, ausgenommen war, und die im Tank verwendete Menge Freon nur gering war, wurde daraufhin die Zusammensetzung des Schaumstoffs geändert. Der neue Schaumstoff fällt jedoch sehr viel leichter ab und erhöhte die Anzahl der Einschläge auf die Hitzekacheln des Shuttles um das Zehnfache.
Eine Erhöhung der Einschläge um das zehnfache angesichts der Erkenntnisse von 2003 rückgängig zu machen bedeutet in meinen Augen eine Erhöhung der Sicherheit in diesem Punkt um das zehnfache.
Und was das angeht sind STS und Energija/Buran /so gut wie) identisch.
Das stimmt leider überhaupt nicht, obwohl sie optisch sehr nah beieinanderliegen unterscheiden sie sich massiv in ihrer Konstruktionsweise. Ich hatte auf der ersten Seite einen sehr guten Link gepostet zu einem Aufsatz, der die verschiedenen Konstruktionsansätze gegeneinanderstellt. Manche der russischen Lösungen sind hochinteressant.
Zur Isolierung der Energija und dem möglicherweise ähnlichen Problem konnte ich speziell nichts finden. Die Frage interessiert mich auch. Nichts finden heißt ja nicht, dass kein Problem bestand. Richtig ist, dass man nur die Erprobungsphase und den Erststart zum Vergleich heranziehen könnte. Da aber bei STS-1 dieses Problem bereits vorkam müsste es, falls es bei den Russen ebenso bestand, auch bei den wenigen Starts der Buran Erwähnung finden.
Sollte jemand da genaueres finden oder wissen... bitte gerne hier posten.
@distance.x
Ich bin grundpazifistisch und schlage nie!
Ich wollte Dich bestimmt auch nicht erschlagen. Ich gebe zu eine gewisse Verärgerung zu empfinden, darüber, dass die NASA in dieser Frage meiner Begründung und Meinung nach keine maximal möglichen Entscheidungen getroffen hat. Fehlende Diskussionslust aber darfst Du mir nicht unterstellen, sei versichert, dass mir dieser Austausch gerade viel Spaß macht.
Die Orbiter wurden zweifellos gebraucht. Meiner Meinung nach werden sie das sogar länger als sie im Einsatz bleiben werden. Eine Meinung, die aus guten Gründen auch von nicht wenigen NASA Mitarbeitern geteilt wird. Ich will sie sicher nicht am Boden halten.
Die Entscheidungen, die ich anspreche, betreffen die Zeiten nach 2003, wo sie ohnehin am Boden waren und Veränderungen unterworfen wurden. In diesen Zeiten hätte ich mir gewünscht, dass deutlichere Lösungen für das Schaumstoffproblem angegangen und umgesetzt worden wären.
Natürlich hast Du recht, was die Startkriterien betrifft sind massive Änderungen vorgenommen worden. Auch in der Hardware gab es welche. Jedoch, meines Wissens, keine substantiell den Schaumstoff betreffend. Bitte korrigiert mich in diesem Punkt, wenn da was geschehen ist, was hier noch keinerlei Erwähnung gefunden hat und von mir übersehen wurde.
Ich unterstelle der NASA nicht Menschenleben zu mißachten. Wie bereits erwähnt: sollte es heute nocheinmal zu einer Wiedereintrittsgefährdenden Beschädigung des Hitzeschutzschildes kommen, dann wird das nicht unentdeckt bleiben und nicht das Leben der Crew kosten. Die Konsequenzen wären wahrscheinlich höchstens, dass ein Ausstellungsstück weniger zur Erde zurückkehrt und man den Crewrücktransport auf andere Weise organisieren muss. Was ich sage ist einzig, dass man seit 2005 mit einem höheren Risiko in diesem Punkt fliegt, als man es müsste, wenn andere Entscheidungen getroffen worden wären.
@Klaus
Wahrscheinlich können wir uns dahingehend einigen, dass ein Nachfolgesystem für den Shuttle-Flugbetrieb idealerweise 9-10 Jahre vor dessen Einstellung in Planung gehen muss. Lass uns also nicht anfangen zu diskuttieren, ob der Venture Star/X-33 (immerhin mit richtungsweisendem Antrieb und Hitzeschild und als Prototyp zu 85% fertiggestellt) nicht heute die beschähmende Lücke in der bemannten amerikanischen Raumfahrt hätte schließen könne, wenn die später für AresI/Orion aufgewendeten Gelder anteilig seine Fertigstellung erlaubt hätten.
Die niedrigsten Schätzungen für Entwicklung und Bau der Ares I lagen immerhin bei etwa 20 Milliarden Dollar. Nun sagst Du vielleicht, dass hätte weniger gekostet, wenn man nicht aufgrund des Columbia-Unglücks viel Wert auf Sicherheit gelegt hätte. Erlaube mir einen kurzen und angekündigten Ausflug in Zynismus: es ist in der Tat bedauerlich, wenn einen Raumfahrtkatastrophen Sicherheitsparameter lehren.
Es mag Dir gefallen oder nicht, die Shuttles mussten wieder in den Flugbetrieb. Wer hätte die ISS fertig bauen sollen? Wer die fehlenden Module nach oben bringen? Wer Hubble warten? Das Geld das Du ansprichst war eine Investition in den weiterführenden Shuttle-Flugbetrieb, die Vollendung der ISS und das großartigste astronomische Instrument, das wir je besessen haben. Ich beurteile dieses Geld als gut angelegt.
Und bitte, wir wollen doch nicht unter den Tisch fallen lassen, dass neben dem Kostenvollumen auch das ungelöste Vibrationsproblem des Constellationprojektes bohrte. Das "aufschaukeln" der Rakete war derart ungelöst, dass gesundheitliche Probleme der Astronauten in der Orionkapsel nicht ausgeschlossen werden konnten, geschweige denn, dass sie ihre Instrumente hätten bedienen können. Ein hochkarätiges Expertengremium bescheinigte der NASA auch aus diesem Grunde vermutlich erst 2019 startbereit zu sein.
Und das alles willst Du dem Columbia-Unglück in die Schuhe schieben? Das wirkt auf mich höchst befremdlich und ich lasse Dir Deine Meinung, kann sie aber deutlich und aus genannten Gründen nicht teilen.
Was soll ich nur sagen?
Das weiß ich nicht! Aber so viel Du willst. Nur bitte zum eigentlichen Thema dieses Threads. Ich erwidere Dir gerne zum Thema Constellation und wenn Du das Programm gern hattest und es vermißt, dann werde ich das respektieren, obwohl es mir anders geht. Davon unabhängig lohnt es sicher einen Austausch... dieser aber ist hier thematisch deplatziert. Danke Dir!
@KSC
Danke! Sehr interessantes Material den ET betreffend. Da ich dunkel ahnte, dass es gewisse Modifizierungen gegeben hat, über die meine Materialdicke nichts sagt hatte ich bereits in weiser Voraussicht die Formulierung "im wesentlichen" gewählt.
Sehr interessant zu lesen.
Da wir gerade thematisch am Schaum kleben der nicht kleben bleibt... kannst Du in Deinem Archiv mal nach Unterlagen zu...
Die These aber , dass fehlendes Freon ein Faktor beim leichteren Abplatzen des Schaums eine Rolle spielt ist widerlegt. Man hat dazu viele Experimente und Studien gemacht
...suchen??? Bitte?
Meine Informationen sind da anderslautend. Aber wie bereits beteuert... ich bin nicht unbelehrbar.
Das ist ja das Problem mit den Experten (zu denen ich nicht zähle). Dein Argument:
Die Innen Isolierung hat das Problem, dass auch winzigste Teilchen dich sich ablösen in die Turbopumpe des Treibwerks geraten, mit dem fatalem Ergebnis, dass die Turbopumpe schlichtweg explosionsartig auseinander fliegt.
... erscheint mir schlüssig. Absolut. Bernd Leitenberger (der darf sich auch Experte nennen und wird von mir gerne gelesen:
http://www.bod.de/index.php?id=1132&objk_id=126323) formuliert zum Punkt der Innenisolierung hingegen so:
Hätte man sich zu dieser Maßnahme entschlossen so würde heute noch die Columbia fliegen können. Da der Tank jedoch ein Verlustgerät ist und ursprünglich nur wenige Hunderttausend DM kosten sollte, entschloss man sich für eine außen angebrachte Isolierung.
Versteh mich nicht falsch, das ist überhaupt keine Kritik an Deiner Feststellung, sie ist stichhaltig. Es verdeutlicht aber sehr schön, dass die Vielfalt der Einschätzungen auch in Kombination mit großem Fachwissen nicht abnimmt.
Nicht zuletzt deswegen finde ich diesen Austausch und das Zusammentragen von Fakten und Blickwinkeln hier gerade so interessant.