@Klaus
Stimmt, die Russen haben das mit der Energija tatsächlich zum allerersten Mal gemacht. Aber diese optisch so ähnlichen Systeme folgen einem grundsätzlich anderen Betrieb. Das muss ich DIR doch nicht sagen. Die Buran hatte keinen External Tank, sie hatte nicht mal ein SSME. Der Konstruktionsansatz ist vollkommen verschieden und nicht mal uninteressant, weil die Russen, meiner Meinung nach, letztlich sogar das leistungsfähigere und flexiblere System am Start hatten.
Damit alle nachlesen können, was ich meine:
http://www.bernd-leitenberger.de/buran.shtmlDer Vergleich ist etwas komplizierter, als Du ihn formulierst. Außerdem ist mir unklar, für was Du dieses Argument nutzen willst. Willst Du sagen, dass die Russen das gleiche Problem hätten? Das ist durchaus nicht gesagt... siehe die Vorteile ihrer Konstruktion.
@distance.x
Du darfst als sicher annehmen, dass das, was Dich an meiner Bemerkung verärgert, Ausdruck meiner Verärgerung über das Zurückbleiben der NASA hinter ihren eigenen Ansprüchen darstellt. Es ist meiner Meinung nach so, dass 2003 die Chance bestand für weitaus mehr Sicherheit zu sorgen als schließlich erreicht wurde. Ich bedaure dies sehr! Wenn aber diese Chance vertan wird, wenn man, statt ein System zu modifizieren Sicherheitsparameter modifiziert, dann empfinde ich das als wesentlich zynischer als meine "Glücksprinzip"-Bemerkung, die dieses Verhalten kritisiert.
Nun wirst Du sagen: was hätte die NASA denn tun sollen? Wieso bleibt sie hinter ihren Ansprüchen zurück? Ich möchte Dir erklären, wie ich das sehe.
Selbst wenn ich jetzt mal voraussetze (was ich nicht glaube), dass die Entwicklung von Werkstoffen von 1981 bis 2003 in 12 Jahren alternativlos verlaufen ist und es keine anderen Möglichkeiten gibt eine sicherere Schaumstoffisolierung zu entwickeln, so gibt es trotzdem Möglichkeiten.
Bei den Saturnraketen beispielsweise war diese Isolierung im Inneren angebracht. Abplatzen ausgeschlossen. Eine Übertragung auf die Konstruktion des ET wurde, meines Wissens (bitte korrigieren, falls falsch) nie versucht.
Weiter zitiere ich aus
http://www.bernd-leitenberger.de/weblog14.shtml Bei anderen Hochstufen die wesentlich kleiner als der Tank sind handelt es sich um feste Schalten die aufgenietet oder gespannt werden. Beim Shuttle Tank hat man sich wegen der schieren Größe für ein Aufsprühen entschieden.
Eine Alternative zum Aufsprühen wäre also möglich, wurde aber niemals auf den ET angewendet, dies zumindest mein Schluß aus dieser Bemerkung. Auch da bitte gerne korrigieren.
Die Schaumstoffisolierung besteht aus Polyurethanschaum. Polyurethan ist wirklich ein erstaunliches Zeug, dessen Einsatzgebiete und Eigenschaften sich erstaunlich verändern können, sie reichen von Autositzen, über, pardon, Präservative, bis hin zu Fußbodenbelag. Die Konsistenz als Schaum ist Feinabstimmung und ebenso facettenreich. Ich konnte keine stundenlange Suche betreiben, aber mir fehlen Dokumentationen über nach dem Columbiaunglück umfassend betriebene Materialstudien und Testreihen dazu. Auch in diesem Punkt: falls Ihr die findet, bitte zu mir.
Eine der einfachsten Sicherungsmaßnahmen den Schaum betreffend, wurde hingegen definitiv unterlassen.
Versteht mich nicht falsch. Umweltschutz ist mir immer ein Anliegen gewesen. Aber Raumfahrt ist keine Massenfabrikation und Sicherheit ist mir wichtig. 1997 änderte die NASA die Zusammensetzung des Schaums. Freon, eine schädliche Chemikalie, wurde nicht weiter verwendet. Die NASA tat dies, obwohl sie von einem Gesetz dies betreffend ausgenommen war. Die daraus resultierende Schaumstoffzusammensetzung fällt jedoch sehr viel leichter ab und erhöht das Risiko eines Einschlages. 2003 hätte man, angesichts des Sicherheitsrisikos und im Hinblick auf den nicht mehr endlos dauernden Flugbetrieb, einen verbesserten, Freon wieder beinhaltenden Schaumstoff entwickeln können. Das aber hat man unterlassen.
Der Schaumstoff wird mit wasserabweisendem orangen Lack besprüht. Es wurden, zumindest meines Wissens nach, niemals bindende Zusätze zu diesem Lack getestet um die Struktur des Schaumstoffs zusätzlich zu stabilisieren.
Ebenso im Ansatz verworfen wurden Gedanken den Schaumstoff mit einem haltgebendem Netz zu überziehen um Abbplatzungen zu verhindern oder deren Größe zu limitieren.
Stattdessen flog man 2005 mit einem Tank, der im wesentlichen dem Tank der letzten Columbiamission entsprach. Grundlegende Veränderung, wie beschrieben, wurden nicht vorgenommen.
Meiner persönlichen Meinung nach sind das vergebene Möglichkeiten. Meiner persönlichen Meinung nach wird demzufolge ein vermeidbares Sicherheitsrisiko geflogen. Wenn man das tut, dann vertraut man in der Tat darauf, dass es schon gut geht. Ich hoffe, ich konnte Dir meine Perspektive deutlicher machen und erklären, dass meine Bemerkung aufgrund dessen keineswegs respektlos gegenüber dem Verlust von 14 Menschen und zwei Orbitern gemeint ist. Eher im Gegenteil.
@KSC
Was die Reparaturmöglichkeiten angeht... ich lasse mich wirklich gerne belehren und gebe Dir da also recht. Das Thema ist so verdammt groß, man kann nicht immer alle Fakten präsent haben und wenn ich falsch liege, dann liege ich falsch und lerne.
Das macht ja den Austausch von Betrachtungen und Argumenten so sinnvoll.
Ich stimme ebenfalls zu, dass das Eisargument diffus formuliert war. Gemeint war, dass es Sicherheitsbedenken bezüglich der Auswirkungen der niedrigen Temperaturen gab. Die Untersuchungen genutzter Dichtungen ergaben, dass man schon zuvor einer beträchtlichen Gefährdung ausgesetzt gewesen war. Trotzdem wurde der Start als sicher eingestuft. Heute wissen wir, dass die Schaumstoffisolierung potentiell eine Gefahr darstellen kann. Und es ist sehr unwahrscheinlich, dass eine Hitzschutzbeschädigung heute bis zum Wiedereintritt unbemerkt bleibt, wodurch das Leben der Crew gesichert ist, nicht aber die Unversehrtheit des Orbiters. Und da hast Du recht, das unterscheidet die momentane Situation höchst erfreulich!
Meine Kritik, siehe oben, richtet sich darauf, dass wir dieses Problem lediglich sorgsam observieren und die Chance verpaßt haben es signifikant zu verkleinern.
@Berliner
Ich sehe das genau wie Du. Ich bin glühender Shuttlefan und ich bin jedesmal hingerissen davon, was es leistet. Es hält auch ein paar Sicherheitsrekorde, die Sicherheit seiner Computer ist legendär.
Das Problem mit dem Schaumstoff ist, dass es sich nicht immer als Riss auf der Startplattform bemerkbar macht. Es tritt gewissermaßen auf, wenn alles zu spät ist und die SRB's gezündet, es entsteht im kritischen Moment und entzieht sich somit einer Behebung, die den Dichtigkeitsproblemen vergleichbar wäre.