Hallo,
von technischer Seite her dürfte es wohl kein allzu großes Problem sein, die ISS auch über das Jahr 2020 hinaus zu betreiben. Zwar haben dann die ältesten Module ihre berechnete Grenznutzungsdauer erreicht oder bereits überschritten, aber mit der Option Modulaustausch sollte man den Zeitrahmen strecken können. Ausgenommen vom Austausch dürfte nur die gesamte Truss-Struktur mit den Solarmodulen und Radiatoren sein; außerdem das Knotenmodul Unity, weil auf ihm ja die Truss-Struktur ruht.
Demzufolge dürfte also das theoretisch mögliche Ende der ISS-Nutzung vom Verschleiß der Sonnensegel bestimmt sein; wenn da nichts mehr geht, müsste die Station in ihrer heutigen Form wohl endgültig aufgegeben werden. Um zu sagen, wann das sein wird, fehlen aber heute noch die entsprechenden Erfahrungswerte.
Um z.B. das älteste Modul überhaupt, Sarja, auszutauschen, müsste der gesamte russische Teil vom Rest der Station getrennt werden, ein neues Modul eingefügt, und das Ganze dann wieder mit der Kernstation verbunden werden. Der amerikanisch-europäisch-japanische Teil der Station müsste währenddessen von einer angedockten Antriebeinheit auf Kurs gehalten werden, denn keines der nichtrussischen Module verfügt über eine eigene Triebwerksanlage. Infrage käme dafür z.B. ein Orion- oder Dragon-Raumschiff angedockt am PMA-2. Analog könnte man auch mit anderen zentralen Modulen verfahren.
Also doch ganz schön kompliziert, aber technisch sicher machbar, und weniger aufwendig als der Neubau einer derart großen Raumstation.
Also wie gesagt, vom technischen Standpunkt aus sollte ein Betrieb der ISS auch nach 2020 möglich sein, ob dass aber auch politisch von allen Partnern gewollt ist und entsprechend finanziell abgesichert wird, steht auf einem anderen Blatt!
Wilga35