CHALLENGER-Katastrophe

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Martin

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Re: Challenger-Katastrophe
« Antwort #25 am: 30. Januar 2006, 14:45:08 »
Hier gibt es eine ausführliche Timeline des Challenger Starts:

http://www.spaceflightnow.com/challenger/timeline/

Thomas Gentsch(Guest)

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Re: Challenger-Katastrophe
« Antwort #26 am: 30. Januar 2006, 17:49:46 »

Viele Pioniere sind bei der Eroberung des Luftraums gestorben. Wir dürfen nicht vergessen das Fortschritt mitunter auch Fehlschlag bedeutet. Und deswegen der Nasa jetzt große Schlamperei vor zu werfen finde ich nicht gerecht. Bei einem Blick auf die eigene Wirtschaft sieht man das nicht immer alles so läuft wie es soll.

Ich kann nur meine Meinung hier kund tun und finde es toll wie die Nasa sich trotz Rückschläge immer wieder aufrafft. Respekt.

Ich habe einen Start schon Live in Cap Canaveral gesehen und muß sagen. Wahnsinn.... falls ihr die Möglichkeit habt, fahrt hin und schaut euch das an.


Martin

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Re: Challenger-Katastrophe
« Antwort #27 am: 30. Januar 2006, 17:58:49 »
Hallo Thomas G.,

sicherlich bestreitet hier im Forum niemand, das bemannte Weltraumfahrt ein gewissen Risiko beinhaltet und der Verlust von Menschenleben, wenn man diese auf einige hundert Tonnen Treibstoff schnallt und diesen anzündet, mit einkalkuliert werden muß.

Aber wenn die Manager einer Weltraumbehörde gesagt bekommen, das ein bestimmtes Teil unter den gegebenen Bedingungen nicht funktioniert, und man die dafür verantwortlichen Ingenieure einfach ignoriert, ist das mehr als fahrlässig. Sowas muß und darf man nicht in Kauf nehmen.


Glück Auf

Martin

Marauder(Guest)

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Re: Challenger-Katastrophe
« Antwort #28 am: 30. Januar 2006, 20:48:51 »
Im Prinzip genau meine Meinung. Die Sache hat letzten Endes 2 Seiten:

1. Jeder Astronaut, der sich in ein Gefährt setzt, das in aller erster Linie hunderte Tonnen hochexplosiven Treibstoffes beinhaltet, weiß, daß er ein Risiko eingeht. Inwieweit man hier die Lehrerin auf "Challenger" ausklammern muß, kann ich nicht beurteilen. Raumfahrt, bemannt oder unbemannt, bewegt sich technisch im maximalen Grenzbereich und ist von daher schon per se "gefährlich".

2. Allen Risiken zum Trotz, vielmehr gerade ob dieser Risiken, ist bei bei der Durchführung von, zumal bemannten, Raumflügen, äußerste Sorgfalt geboten. Wenn Störungen und Gefahrenquellen ausgemacht werden, dann ergibt sich daraus die Notwendigkeit, diese umgehend zu beseitigen. Beide Shuttle-Unfälle konnten passieren, weil dieser Grundsatz der maximalen Sorgfalt verletzt wurde. In beiden Fällen waren die Probleme, also verkohlende Booster-Dichtungen unnd abbrechende Teile der Tankisolierung, lange vor dem jeweiligen Unglück bekannt, zumindest innerhalb der Nasa. Hier ist auch das fehlende Notausstiegssystem einzuordnen - Die Stange für den Absprung im stabilen Gleitflug ist wohl, ernsthaft betrachtet, wenig mehr als ein Alibi. Zum Vergleich: schon zwei Sojus-Besatzungen haben sich in der Vergangenheit aus havarierten Raketen retten können. Bei Challenger z.B. hätte ein simples trennbares Cockpit die Besatzung recht sicher gerettet. Daraus ergibt sich die besondere Tragik der beiden Shuttle-Unfälle: beide waren in jeder Hinsicht überflüssig.

jok

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Re: Challenger-Katastrophe
« Antwort #29 am: 25. März 2006, 14:50:37 »
Hallo,

In letzter Zeit wurde viel über Sicherheit bei Space Shuttle und Energija/Buran geschrieben.
Mich würde mal Eure Meinung Interessieren:Wenn man etwas Glück gehabt hätte und bei STS-25 wäre die Dichtung am SRB an einer anderen Stelle durchgebrannt.Also abgewande Seite vom Tank..und der austretende Gasstrahl hätte nicht den Tank,Verbindungen oder Orbiter getroffen.......Hätte man eine Chance gehabt die Mission zu retten?????????
Das Leck im SRB hätte sich sicher immer weiter vergrößert und der Booster wäre zerbrochen....aber angenommen er hätte gehalten????
Und hätte man den Shuttle überhaupt auf Kurs halten können bis zum ausbrennen und absprengen der SRB-s????
Wie hätten die Chancen gestanden das bis T+125s hinzubekommen????

Gruß jok

Offline chris

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Re: Challenger-Katastrophe
« Antwort #30 am: 25. März 2006, 16:39:06 »
Hallo jok!
Also ich halte deine Frage für sehr spekulativ.
Mit einem defekten Feststoffbooster hätte sich früher oder später während des Aufstiegs ein unsymmetrischer Schubverlauf ergeben. Das Shuttle wäre vermutlich vom Kurs abgekommen und hätte die geplante Umlaufbahn nicht erreicht.
Vielleicht wäre eine Notlandung geglückt.  All das natürlich nur unter der Voraussetzung, daß es nicht zu einer Explosion des Tanks kommt.

jok

  • Gast
Re: Challenger-Katastrophe
« Antwort #31 am: 25. März 2006, 17:30:10 »
Hallo,

Sicher ist das rein spekulativ,aber es wäre schon mal interessant.
Bis in welchen Bereich wäre es überhaupt möglich gewesen mit der Steuerung der Triebwerksdüsen den Shuttle stabil zu halten...da die austretenden Gase einen Seitwärtsschub erzeugen.Eine Kursabweichung wäre klar.Aber es geht ja nur darum den Shuttle flugfähig zu halten bis die Booster ausgebrannt und abgetrennt werden.Danach ist ja ein Abbruch der Mission möglich....Tankabtrennung und Rückkehr zum Cape.

jok

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Offline MR

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Re: Challenger-Katastrophe
« Antwort #32 am: 25. März 2006, 18:11:16 »
Zitat
Hallo,

Sicher ist das rein spekulativ,aber es wäre schon mal interessant.
Bis in welchen Bereich wäre es überhaupt möglich gewesen mit der Steuerung der Triebwerksdüsen den Shuttle stabil zu halten...da die austretenden Gase einen Seitwärtsschub erzeugen.Eine Kursabweichung wäre klar.Aber es geht ja nur darum den Shuttle flugfähig zu halten bis die Booster ausgebrannt und abgetrennt werden.Danach ist ja ein Abbruch der Mission möglich....Tankabtrennung und Rückkehr zum Cape.

jok

Sehen wir uns mal die Fakten an:

Das Leck in der Feldverbindung des Boosters hatte eine Größe von 35 x 70 cm. Man muss allerdings beachten, das diese Schäden in insgesamt 110 sec Flugzeit entstanden (der Booster flog nach der Explosion noch ganze 37 sec weiter, bis er vom RSO gesprengt wurde). Wäre das Leck an der Tankabgewandten Seite entstanden, so hätte es durchaus gut ausgehen können. Die Schubkräfte durch den Gasstrahl hätten vermutlich durch die SSME und den 2. Booster soweit ausgeglichen werden können, das man zumindest noch einen Notorbit hätte erreichen können.

Andererseits ist das alles reine Spekulation. Keiner weiß, wie der Booster reagiert hätte, wenn er mit derartigen Schäden die volle Flugzeit von 124 sec am Shuttlesystem hätte absolvieren müssen.

Daneben war auch die Stelle des Lecks kein Zufall. Die dem Tank zugewandte Seite lag im Shatten und war damit die költeste Stelle der Verbindung.

jok

  • Gast
Re: Challenger-Katastrophe
« Antwort #33 am: 25. März 2006, 19:59:15 »
...du schreibst bei dem Leck im Booster von einer Größe von 35 x 70 cm.Bei solchen Dimensionen müßte der Druckabfall im Booster erheblich sein und daraus ein unsymetrischer Schub zum anderen Booster.
Hätte man das noch ausgleichen können?

*

Offline MR

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Re: Challenger-Katastrophe
« Antwort #34 am: 25. März 2006, 20:22:30 »
Die letzten Daten. die vor der Explosion am Boden empfangen wurden, besagen, das der Brennkammerdruck im defekten Booster nur um 0,0016 niedriger war als der im unbeschädigten Booster. Das Leck lag genau auf einer der Segmentverbindungen, es dürfte also eher ein Flammenstrahl gewesen sein, der keine unkorrigierbar hohen Schubmomente erzeugt.

ILBUS

  • Gast
Re: Challenger-Katastrophe
« Antwort #35 am: 26. März 2006, 04:15:35 »
Natürlich ist die Frage sehr spekulativ. Ich neige jedoch dazu zu bechaupten, dass ab dem Zeitpunkt des Lecks man irgendwie sich von den Bosstern trennen sollte. Sonst no Chance.

Wir hatten mal mit Pulverracketen experementiert gehabt. Die besten waren dreistufig. Hat 200m Bodenabstand gewonnen gehabt. Wir hatten aber nur etwa 1/3 gegluckter Starts gehabt. Das grösste Problem war meistens: Austtrettendes Feuer aus der Hülle. Das führte immer zu einer Raschen vergrösserung des Lochs, Druckverlust, Schubvektoränderung...In Paar Fällen war die Belastungen so krass, dass es sogar in der Luft zerbrach.

Ihr werdet Lachen, aber wir haben am Anfang auch einige Packetversion gebaut gehabt. Keine ist von denen abgehohben. Alle haben entweder, aufgrund des unsymmetrischen Schubs, oder Brandes Fehlstarts (Mindestens in einem Fall haben wir beweisen können, dass ein Leck in einem Booster ein Loch in Nachbarbosster geschweisst hat, was in einer krassen Explosion geendet hat) . Deswegen waren wir schon damals sehr rschnell zu einer Inlineschema als Favorisiert gekommen.

Grüsse. Ilbus

jok

  • Gast
Re: Challenger-Katastrophe
« Antwort #36 am: 26. März 2006, 12:10:05 »
Hallo,

..sicher das beste wäre gewesen das Problem los zu werden,sprich die Booster abzutrennen.Wenn ich richtig liege ist das aber erst nach dem Ausbrennen möglich wenn sie keinen Schub mehr liefern???
Und hatte damals in der Flugkontrolle überhaupt jemannd mitbekommen was da am Shuttle ablief.Um diese Entscheidung treffen zu können.
Die Videoaufnahmen vom Start sowie dir Telemetrie wurde doch erst später genau Untersucht um Fehler zu finden.

Aber noch ein grundlegende Frage zu den Boostern:
An den Verbindungsstellen der Segmente...Außen ist klar mit den 3 O-Ringen.Aber der Festtreibsatz innen.Sitzen die Treibsätze so dicht (Plan) aufeinander ?Beziehungsweise wird bei der Montage mit noch plastischen Treibstoff die Fuge verschlossen??
Denn der Abbrand erfolgt doch in der Röhre ( Aussparung)in der Mitte des Treibsatzes und vergrößert sich während des Abbrandes bis an die Außenwand.
An den stößen der Segmente könnte doch aber der Abrand vorzeitig durch die Fuge im Treibsatz nach außen.Sonst könnten ja nicht die Gase die Außenwand schon bei der Zündung erreichen???Wie funktioniert das?

gruß jok

*

Offline MR

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Re: Challenger-Katastrophe
« Antwort #37 am: 26. März 2006, 15:04:26 »
Zitat
..sicher das beste wäre gewesen das Problem los zu werden,sprich die Booster abzutrennen.Wenn ich richtig liege ist das aber erst nach dem Ausbrennen möglich wenn sie keinen Schub mehr liefern???
Und hatte damals in der Flugkontrolle überhaupt jemannd mitbekommen was da am Shuttle ablief.Um diese Entscheidung treffen zu können.
Die Videoaufnahmen vom Start sowie dir Telemetrie wurde doch erst später genau Untersucht um Fehler zu finden.

Aber noch ein grundlegende Frage zu den Boostern:
An den Verbindungsstellen der Segmente...Außen ist klar mit den 3 O-Ringen.Aber der Festtreibsatz innen.Sitzen die Treibsätze so dicht (Plan) aufeinander ?Beziehungsweise wird bei der Montage mit noch plastischen Treibstoff die Fuge verschlossen??
Denn der Abbrand erfolgt doch in der Röhre ( Aussparung)in der Mitte des Treibsatzes und vergrößert sich während des Abbrandes bis an die Außenwand.
An den stößen der Segmente könnte doch aber der Abrand vorzeitig durch die Fuge im Treibsatz nach außen.Sonst könnten ja nicht die Gase die Außenwand schon bei der Zündung erreichen???Wie funktioniert das?
gruß jok

Die Booster wärend der Brenndauer abzutrennen dürfte den Totalverlust des Systems bewirken. Die Trennraketen, welche die Booster vom Shuttle wegschieben, dürften nicht genug Schub entwickeln, um eine Kollision der wegfliegenden Booster mit dem Tank oder dem Orbiter zu verhindern. Und selbst wenn nicht, würden Orbiter und Tank kurz nach der Abtrennung voll in den Flammenstrahl der Booster kommen, was wohl beide nicht gut überstehen würden.

Das der Booster ein Leck hat, war bis zur Explosion nicht erkennbar. Die Hauptmonitore in den Kontrollzentralen zeigten den Shuttle in den Sekunden vor der Explosion von der falschen Seite. Das es auf der der Kamera abgewandten Seite Probleme gab, zeigte sich erst Augenblicke vor der Explosion, als eine Flamme zwischen Tank und Orbiter sichtbar wurde. Zu diesem Zeitpunkt (eigentlich seid Zündung der Booster) konnte aber eh keiner mehr helfen. Auch eine frühere Erkennung (Rauchaustritt gab es bereits bei der Zündung) hätte nichts geholfen.

Zum Aufbau der Booster:

Bis Challanger bestand die Feldverbindunung aus 2 O Ringen. Der Spalt zwischen den Treibsätzen war mit einem Zink Cromat Kitt ausgekleidet, der als zusätzliche Bariere den direkten Kontakt der Verbrennungsgase mit den O Ringen verhindern sollten.

Diese Verbindungen hatten schwere Mängel. Die Dichtungen mussten erst "aktiviert" werden, durch den Betriebsdruck des Boosters bei der Zündung wurde der primäre Ring erst in seinen richtigen Sitz gedrückt. Gleichzeitig öffnete sich bei der Zündung durch die Ausbauchung der Segmente ein Spalt in der Verbindung (Verbindungsrotation), welchen die O Ringe abdichten sollten. Bei Challanger kam hier zu den technischen Unzulänglichkeiten noch massive Schlamperei. Der Hersteller des Boosters setzte sich ursprünglich für eine Verschiebung des Startes ein, knickte dann allerdings aufgrund des massiven Drucks der NASA ein. Probleme waren die niedrigen Temperaturen. Es war bekannt, das es bei Starts des Shuttles bei unter 16 °C zu Problemen mit den O Ringen gekommen war. Waren die O Ringe zu kalt, konnten sie den sich öffnenden Spalt nicht schnell genug abdichten und es konnte passieren (wenn durch einen Leckpfad im Kitt das Gas bis zu den Ringen vordringen konnte), das das Gas am primären O Ring vorbeiströmen konnte und den Ring dabei so beschädigen würde, das er nicht mehr dichten würde. Dies wurde bereits vor Challanger beobachtet (STS-51B im Juli 85). Hinzu kam, das nicht garantiert werden konnte, das der sekundäre O Ring erfogreich dichten würde, wenn der primäre Ring bei mehr als 40 % des max Betriebsdruckes versagte und der sekundäre Ring noch nicht richtig saß (der sekundäre Ring sollte bereits vorab durch eine Druckluftprüfung in seinen Sitz gepresst werden). Das diese Probleme dann bei Challanger so massiv auftragen, hängt damit zusammen, das der kälteste Start vor Challanger bei 12 ° C durchgeführt wurde (STS 51-C im Januar 85). Bei Callanger war es ganze 10 ° C kälter.

Das wirklich tragische ist, das sowohl die Probleme lange bekannt als auch schon Abhilfe geplant war. Durch eine neue Dichtungskonstruktion sollten die Probleme beseitigt werden. Ursächlich für die Katastrophe war auch ein schweres Komunikationsdefizit zwischen den Ebenen. Den Leuten, die letztlich die Startentscheidung trafen, waren weder die Warnungen des Herstellers noch die Probleme der Dichtungen überhaupt bekannt. Die Manager der einzelnen Untersysteme berichteten nur kritische Probleme nach oben, wobei es ihnen selbst überlassen blieb, was sie als kritisch ansahen. Da die Probleme bekannt und Abhilfe unterwegs war, ordnete man die Dichtungsprobleme offenbar nicht als kritisch ein. In Unkentniss dessen, das der Hersteller der Booster Sicherheitsbedenken hatte, gingen die Startleiter ausschließlich nach den Startzulassungskriterien vor, die einen Start bis hinunter zu - 2 ° C Aussentemperatur als zulässig erachteten. Damit war die katastrophe nicht mehr aufzuhalten.

Nach Challanger wurden die Feldverbindungen umkonstruiert und durch die Verbindungen ersetzt, die bereits vor Challanger geplant waren. Hierbei wird jetzt ein 3. O Ring eingesetzt, der genau dann unter positiven Druck gesetzt wird, wenn sich der Spalt durch die Verbindungsrotation bei der Zündung öffnet. Die beiden ersten O Ringe werden jetzt bereits bei der Montage richtig eingesetzt und müssen nicht mehr aktiviert werden. Zusätzlich werden die Segemt-Isolierschichten so miteinander Verklebt, das keine Verbrennungsgase mehr zu den Ringen vordringen können. Außen sorgt ein Wetterschutz mit Heizung dafür, das kein Wasser in die Verbindungen eindringen kann und die Dichtungen immer auf über 24 ° C gehalten werden.

Zum Aufbau der Booster noch: Die Booster bestehen aus 4 Doppelsegmeten. Die einzelnen Doppelsegmente werden bereits in der Fabrik montiert (Fabrikverbindungen) und dann mit Treibstoff ausgegossen. Anschließend wurden die Doppelsegmente per bahn nach Florida transportiert. Da hier die Isolierung und der Treibstoff die Verbindung schützten, betrafen die Probleme nur die Dichtungen zwischen den Doppelsegmenten, welche direkt am Startort beim Zusammenbau der Boster montiert wurden (Feldverbindungen).

ILBUS

  • Gast
Re: Challenger-Katastrophe
« Antwort #38 am: 26. März 2006, 15:14:15 »
Zitat

Die Booster wärend der Brenndauer abzutrennen dürfte den Totalverlust des Systems bewirken. Die Trennraketen, welche die Booster vom Shuttle wegschieben, dürften nicht genug Schub entwickeln, um eine Kollision der wegfliegenden Booster mit dem Tank oder dem Orbiter zu verhindern. Und selbst wenn nicht, würden Orbiter und Tank kurz nach der Abtrennung voll in den Flammenstrahl der Booster kommen, was wohl beide nicht gut überstehen würden.

Das der Booster ein Leck hat, war bis zur Explosion nicht erkennbar. Die Hauptmonitore in den Kontrollzentralen zeigten den Shuttle in den Sekunden vor der Explosion von der falschen Seite. Das es auf der der Kamera abgewandten Seite Probleme gab, zeigte sich erst Augenblicke vor der Explosion, als eine Flamme zwischen Tank und Orbiter sichtbar wurde. Zu diesem Zeitpunkt (eigentlich seid Zündung der Booster) konnte aber eh keiner mehr helfen. Auch eine frühere Erkennung (Rauchaustritt gab es bereits bei der Zündung) hätte nichts geholfen.


Deswegen sehe ich ungerene Festoffbosster in bemannten Raumfahrt. So wie es hier erzählt wurde ist weder der Schub- noch Brenndauerregelung möglich. Sie sind wenn kein Sicherheitsrisikofaktoren, dann aber auf alle Fälle Problemverstärker.  

Die Flüssigtreibstoffstuffen, hätten abgeschalltet werden können. Und dann wiederum abgetrennt. Ein Notlandemanöver wäre sehr wahrscheinlich gewesen.
« Letzte Änderung: 26. März 2006, 15:18:21 von ILBUS »

jok

  • Gast
Re: Challenger-Katastrophe
« Antwort #39 am: 26. März 2006, 15:30:55 »
..Danke MR sehr ausführlich.
Das mit dem Kitt zwischen den Treibstoffsegmenten habe ich noch nicht gehört.
Also muß auch dieser Schutz versagt haben,den es gibt ja Bilder vom Start die direkt nach dem Zündkommando Schwarzen Rauch an der Verbindungsstelle zeigen.Die Verbrennungsgase sind also direkt bis zu den Dichtungen vorgedrungen.

Das mit dem vorzeitigen Abtrennen der Booster sehe ich genau so,die Booster liefern ja in den ersten zwei Minuten "fast" den gesamten Schub.Bei einer Abtrennung wären sie sicher am Tank und Orbiter vorbei geschossen und hätten beides beschädigt....zerstört!!!

Da Ilbus gerade seine berechtigte vorliebe für Flüssigkeitsantriebe anspricht.
Wie wurde die Boosterabtrennung bei Energija/Buran vollzogen?
Energija mit 4 Boostern und die Flügel von Buran direkt daneben!Wurden sie gleichzeitig abgetrennt ?oder Paarweise ?

gruß jok

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Offline MR

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Re: Challenger-Katastrophe
« Antwort #40 am: 26. März 2006, 16:29:55 »
Zitat

Deswegen sehe ich ungerene Festoffbosster in bemannten Raumfahrt. So wie es hier erzählt wurde ist weder der Schub- noch Brenndauerregelung möglich. Sie sind wenn kein Sicherheitsrisikofaktoren, dann aber auf alle Fälle Problemverstärker.  

Die Flüssigtreibstoffstuffen, hätten abgeschalltet werden können. Und dann wiederum abgetrennt. Ein Notlandemanöver wäre sehr wahrscheinlich gewesen.

Eine Schubregelung ist natürlich möglich, wenn auch nicht in Echtzeit. Der Schubverlauf wird bereits beim Befüllen der Booster festgelegt und beim Abbrand zumindest Sekundengenau eingehalten.

Man muss hier bedenken, das auch bei Flüssigkeitsrakteten in den Startstufen zumeist ein statisches Programm für den Schubverlauf gefahren wird. Auch dort wird der Schub nach einem vorab erstellen Programm geregelt, es gibt keinen aktiven Einfluss auf die Schubhöhe.

Abschalten der Feststoffbooster ist allerdings nicht möglich.

Ob eine Rettung bei Flüssigboostern möglich gewesen wäre, halte ich für zweifelhaft. Die Trennungssysteme sind nicht dafür ausgelegt, noch halb volle Booster abzutrennen. Hier hätte Kollisionsgefahr bestanden.

jok

  • Gast
Re: Challenger-Katastrophe
« Antwort #41 am: 26. März 2006, 17:39:30 »
...also zur Abtrennung der Flüssigbooster der Energija..wenn ich das richtig gelesen habe werden sie wohl paarweise abgetrennt.
Sicher erst die beiden dem Buran am entferntesten und dann die beim Orbiter links/rechts.

Richtig???

gruß jok

Re: Challenger-Katastrophe
« Antwort #42 am: 26. März 2006, 21:13:19 »
Meines Wissens nach hat zumindest Pilot(?) Michael Smith offenbar den losgerissenen, in den Tank einschlagenden Booster gesehen. Ich habe vor Jahren mal einen längeren Bericht gelesen, ich weiß nicht mehr ob in PM oder Spektrum, in dem aufgeführt war, daß er unmittelbar vor der Explosion wohl zumindest noch erkannt hat, daß etwas fatales passiert.

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Offline MR

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Re: Challenger-Katastrophe
« Antwort #43 am: 27. März 2006, 15:03:45 »
Zitat
Meines Wissens nach hat zumindest Pilot(?) Michael Smith offenbar den losgerissenen, in den Tank einschlagenden Booster gesehen. Ich habe vor Jahren mal einen längeren Bericht gelesen, ich weiß nicht mehr ob in PM oder Spektrum, in dem aufgeführt war, daß er unmittelbar vor der Explosion wohl zumindest noch erkannt hat, daß etwas fatales passiert.

Das dürfte stimmen. Die Audioübertragung hat in den letzen Sekunden vor der Explosion einen Überraschungsausruf des Piloten registriert. Worauf der allerdings zurückzuführen ist, konnte nie geklärt werden. Allerdings glaube ich nicht, das der Ruf dem Losreißen des Boosters galt (der riss sich erst bei 72,2 s los, unmittelbar vor der Explosion), eventuell hat der Pilot aber mitbekommen, das ab der 66 s die Druckbeaufschlagung des  Wasserstofftanks abnahm.

Genau werden wir das allerdings nie erfahren.

Re: Challenger-Katastrophe
« Antwort #44 am: 13. Januar 2008, 16:46:24 »
Heute kam ein Bericht zur Challengerkatastrophe auf N-24. Da wurden mir bisher unbekannte Analysen angeführt, welche den Gesamtablauf des Unglücks zwar nicht ändern, aber ein paar Details:
  • Das Leck wurde evtl. durch Aluminiumschlacke gleich nach der Zündung, bzw. dem Abheben, wieder verschlossen.
  • In großer Höhe gab es sehr starken Seitenwind. Bei der Passage dieser Schicht hat das Shuttle stark reagiert, um auf Kurs zu bleiben. Dabei könnte die Schlacke im Riss gelöst worden sein, woraufhin erst die Flammen dort ausgetreten sind.
  • Ohne diese Zusatzbelastung hätte der Booster evtl. bis zum Ende gehalten.
  • Durch die Flamme ging der gesamte untere Teil des Tanks verloren, ist praktisch abgebrochen. (kurz darauf kam der bekannte Einschlag der Boosterspitze in den Intertank oben)
Sind diese Details/Analysen anderen hier bekannt? Mir waren sie wirklich neu.
« Letzte Änderung: 13. Januar 2008, 16:47:50 von Schillrich »
\\   //    Grüße
 \\ ///    Daniel

"We are following you ... but not on twitter." (Futurama)

Cape_Franken

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Re: Challenger-Katastrophe
« Antwort #45 am: 13. Januar 2008, 17:44:00 »
Hallo Schillrich.

Zitat
Das Leck wurde evtl. durch Aluminiumschlacke gleich nach der Zündung, bzw. dem Abheben, wieder verschlossen.

Davon habe ich auch schon was gehört und das stimmt.

Zitat
In großer Höhe gab es sehr starken Seitenwind. Bei der Passage dieser Schicht hat das Shuttle stark reagiert, um auf Kurs zu bleiben. Dabei könnte die Schlacke im Riss gelöst worden sein, woraufhin erst die Flammen dort ausgetreten sind.

Ist auch alles richtig.

Zitat
Ohne diese Zusatzbelastung hätte der Booster evtl. bis zum Ende gehalten.

Fakt ist, dass wenn der Stopfen das Loch weiter verschlossen hätte, wäre die Katastrophe vielleicht verhindert worden.

Zitat
Durch die Flamme ging der gesamte untere Teil des Tanks verloren, ist praktisch abgebrochen. (kurz darauf kam der bekannte Einschlag der Boosterspitze in den Intertank oben)

Stimmt, denn das hat die Telemetrie belegt.

Also, hat n24 zur Abwechslug mal eine gute Doku gemacht. ;)
« Letzte Änderung: 13. Januar 2008, 17:46:03 von Cape_Franken »

Re: Challenger-Katastrophe
« Antwort #46 am: 13. Januar 2008, 17:48:32 »
Zitat
Also, hat n24 zur Abwechslug mal eine gute Doku gemacht. ;)

Ist ja nicht direkt von denen gemacht ;) ... aber diese Dokus mit Analysen der Unfälle und entsprechenden Animationen bei N24 sind wirklich gut und anschaulich, wenn auch manchmal des Effekts Willen in die Länge gezogen oder über betont.

... und danke für die Bestätigung.
« Letzte Änderung: 13. Januar 2008, 17:48:49 von Schillrich »
\\   //    Grüße
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moritz

  • Gast
Re: Challenger-Katastrophe
« Antwort #47 am: 14. Januar 2008, 18:27:14 »
Die Doku habe ich auch angeschaut. war gut. Kann man nicht meckern

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Offline STS-49

  • Medienverwalter
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Re: Challenger-Katastrophe
« Antwort #48 am: 26. Januar 2008, 14:00:18 »
Hallo,

Da es hier noch net gepostet wurde.

http://de.youtube.com/watch?v=u0V-ZRNzMWc&feature=related

Ein interesantes Video wo es um die genaue Position der Challenger ( der Wrackteile ,insbesondere der CrewCabin)  während der Explosion und dem Absturz der Bruchstücke geht.

nico
"If we were not meant to explore the universe, we would not have been given the ability to wonder about it."

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Offline STS-49

  • Medienverwalter
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  • 2153
Re: Challenger-Katastrophe
« Antwort #49 am: 29. Januar 2008, 14:38:07 »
Hallo,

Gestern vor 22 Jahren verlor die Besatzung des Space Shuttle Challender beim Start der Mission STS-51L ihr leben.

nico
"If we were not meant to explore the universe, we would not have been given the ability to wonder about it."